Projekttitel Green Revolution

Hallo Zusammen,

mein neues Buch-Projekt trägt den Arbeitstitel Green Revolution und ist das erste Buch, welches ich mit Hilfe von Papyrus schreibe.

Green Revolution spielt in unserer Welt, nur ein paar Jahre später. Die Bevölkerungsrate explodiert. Die Urwälder sind so gut wie vernichtet und grünes Land wird zum kostbarsten Gut. Die Jugendlichen leben ohne Zukunftsaussichten, die Kluft zwischen Reich und Arm war nie größer und das System steht vor dem Zusammenbruch.

In dieser Welt versucht ein einzelner Mann das Leben zurück in die trüben Gesichter der Menschen zu bringen … und merkt das er nicht alleine ist.

Da ich meinen Schreibstil verbessern will, bitte ich Euch um Kritik zu folgendem Text:

Das Leben ist ein Geschenk,

es zu vergeuden eine Schande,

sei es noch so kurz,

sei es noch so klein.

Notizbuch

Hi, mein Name ist Jace Tumble. 27 Jahre, ledig, Revolutionsanführer. Wir schreiben das Jahr 2029. Dies ist das Ende der Welt, wie wir sie kannten. Und dies ist der Anfang einer neuen Moderne. Viele Existenzen wurden vernichtet, Systeme gestürzt. Ich schreibe diese Worte im Angesicht meines nahenden Todes. Dessen ungeachtet hoffe ich, dass irgendjemand dort draußen diese Zeilen lesen möge und die Aufzeichnungen findet, die meiner elektronischen Brille beiliegen.

  1. Niederschrift

Tod auf dem Teller

Ich beginne ganz am Anfang der Geschichte. Meiner Geschichte. Die Zeit schrieb das Jahr 2014. Ich war zu dieser Zeit 12 Jahre alt, ging zur Schule, machte Hausaufgaben, spielte abends am Computer und dachte, leichten Herzens, noch nicht an die Zukunft. Bis ich eines Tages wie üblich nach Hause kam. Meine Mutter hatte gekocht, das Fleisch stand bereits auf dem Tisch. Auch das war üblich. Ebenso, dass mein Vater zu Hause bereits wartete. Er diente einst als Berufssoldat. Er unterstützte die Truppen in Afghanistan und verlor dort seinen Verstand. Er litt an Schizophrenie. Im Gegenteil zum allgemeinen Volksglauben bezeichnet dies nicht eine doppelte Persönlichkeitsstörung, sondern eine andauernde, ausgeprägte Psychose. Mit anderen Worten: Er hörte Stimmen. In seinen schlimmsten Phasen sah er Gestalten, die er Geister nannte. Er sprach mit ihnen und verlor den Bezug zur Realität. Zwar verschrieb man ihm starke Medikamente, doch machten sie ihn lethargisch. Er hieß Siegfried, sie Anna. Sie lernten sich in ihrer Jugend in Irland kennen, beim Matchmaking Festival in Lisdoonvarna. Er kam aus Deutschland, sie war geborene Irin. Er arbeitete zu dieser Zeit noch nicht, sie studierte Medizin in Dublin am hoch angesehenen Trinity College. Er lebte in Cuxhaven in Deutschland, jetzt jedoch unterwegs auf Urlaubsreise, bezahlt von seinen Eltern zum bestandenen Abitur, schaute er sich Irland an.

Meine Mutter wurde mit mir schwanger, als man meinen Vater zur Bundeswehr einzog. Danach entschied er sich, Berufssoldat zu werden. Sie bauten eine Fernbeziehung auf, sahen sich nur im Urlaub, bis Anna mit ihrem Studium abschloss und nach Deutschland kam. Doch mein Vater hatte sich verpflichtet, musste nach Afghanistan. Und zurück kam ein veränderter Mann, der jetzt am Tisch saß.

Ich kannte ihn nicht anders. »Jace komm! Das Essen ist fertig«, rief meine Mutter aus der Küche und kam mit der Bratensoße in einem Gefäß aus dem Zimmer Richtung Esszimmer geschlendert.

Ich machte mich auf den Weg, ging vom Eingang der Wohnung zu meinem Vater und setzte mich an den Tisch.

Widerwillig stocherte ich mit meiner Gabel in dem Essen herum. Es duftete nach Rindergulasch. Was Vaters Leibspeise schien, jedenfalls kochte Mutter es häufig. Er genoss es sichtbar, brabbelte irgend etwas vor sich her, aber ich kann mich nicht mehr daran erinnern, was er sagte. Ich bin nur noch fähig mir Folgendes in Erinnerung zu rufen:

Im Wohnzimmer sah ich den Fernseher in Betrieb, die Nachrichten liefen auf dem Flachbildschirm, der an der Wand hing. Und dies verkündete die Sprecherin:

»Nach der Verabschiedung des Gesetzes zur legalen Tötung von Straßenhunden in Rumänien 2013 nahm die Gewalt gegenüber diesen Tieren schlagartig zu. Das Ganze, gipfelt jetzt in den größten Lebensmittelskandal seit dem Pferdefleischskandal im Jahr 2013. Angehende Forscher fanden heraus, dass die Überreste rumänischer Hunde dem Fleisch von Rindern hinzugemengt wurden. Offensichtlich um die Kosten der Produktion von Rinderfleisch zu minimieren.«

Ich hörte nicht weiter zu. Wie in meinem Leben noch nie zuvor wurde mir übel und ich kotzte mir die Seele auf den Teller.

  1. Niederschrift

Leichen im Schaufenster

Sie denken sich jetzt: Das ist harmlos, was tut schon so ein bisschen Hundefleisch? Und was hat dieser Skandal mit dem Ende der Welt zu tun?

Wir schrieben das Jahr 2019, die Städte breiteten sich aus, die Globalisierung schritt voran und der Wohlstand wuchs unaufhaltsam. Jedoch über allem thronte der Mantel des Schweigens. Eine bittersüße Lüge, die niemand hören wollte, doch offensichtlich schien: Die Maschinerie unserer Gesellschaft stieß an ihre Grenzen. Ich möchte keinen Moralapostel spielen, doch es ist wichtig Folgendes zu erfahren, grade bevor wir mit der Geschichte beginnen: Wälder holzte man ab, um Gensoja-Plantagen auf das Land zu pflanzen, die wiederum als Nahrungsgrundlage für Masttiere dienten, welche die Reichen in sich stopften, während die Armen hungerten. Die Kohle für Kraftwerke wurde rar und bereits geschlossene Atomkraftwerke reaktiviert. Zu allem Überfluss stieg die Wachstumsrate der Bevölkerung in den letzten Jahren schlagartig an und die Städte der Industrieländer wuchsen sowohl in die Breite, als das sie auch in die Höhe schossen. Ummantelt von einer Decke aus Smog, war das Leben in der Stadt erdrückend. Das Leben auf dem Land der Industrieländer wurde immer seltener und teurer, wie das Land selbst.

Und in einer dieser Städte lebte ich als desillusionierter Jugendlicher. Wir trugen elektronische Brillen, die Nachfolger der Smartphones und Vorgänger der Cyberbrillen, um uns zu profilieren. Kommunizierten über Kurznachrichten und fanden uns selbst cool, doch die Gesellschaft schloss uns aus. Jedoch ohne es zu sagen.

Für uns gab es keine Zukunft. Das wussten wir nur noch nicht. Aber wir fühlten es bereits.

Bis zu dem Tag, als ich in das Schaufenster eines Ladens blickte und was ich dort sah, sollte alles … alles, woran ich glaubte, verändern. Hinter der Glasfassade, hinter aufgereihten Fleischstücken, sah ich einen Mann so um die Dreißig mit einem Fleischerbeil in der Hand. Der örtliche Metzger? Ich dachte mir nichts dabei, bis ich genauer hinsah. Ihm gegenüber stand eine junge Frau, so um die zwanzig. Sie schien auf ihn einzureden. Er hielt sie an ihrem Arm. Sie zerrte, doch konnte sie sich nicht befreien. Bis er ausrastete. Blut spritzte an die Scheibe. Ich schrie auf und rannte. Später erfuhr ich, um wen es sich bei dem Mann handelte. Über die Frau weiß ich bis heute nichts, außer das sie an diesem Abend starb.

Die Aufzeichnung meiner elektronischen Brille lief zu der Zeit. Natürlich ging ich zur Polizei und der Mann wurde hart verurteilt. Ich sah ihn nie wieder, ich erfuhr nie warum er dies Tat, oder wer die Frau war, allerdings änderte sich an diesem Tag mein Verhalten zur Menschheit gewaltig. Es war für mich nicht zu fassen, wie brutal und gefühlslos dieser Metzger handelte, wie abgestumpft er zu solcher Taten fähig schien. Ich wurde vorsichtig im Umgang mit Menschen und legte dieses Misstrauen zeit meines Lebens nicht mehr ab. Zu Recht, wie sich später herausstellen sollte …

Aw: Projekttitel Green Revolution

Warum ein englischer Name?

Wer sagt „dessen ungeachtet"? Im Angesicht des Todes? Ein „trotzdem" wäre stilistisch wohl angemessener.

Eine Anleitung liegt einer elektronischen Brille bei. Die Aufzeichnungen sind wohl eher gespeichert.

Das hoffe ich.

Die Zeit schreibt nicht.

Siegfried Tumble?

Also beginnst du doch nicht am Anfang.

Neben den aktuellen Zeiten 2029 und 2014 hast du noch das Kennenlernen, die Geburt und Afghanistan. Fünf Zeiten in wenigen Zeilen. Du hast mich jetzt verwirrt.

Nachrichtensprecher benutzen keine halben Sätze.

Warum wird dir übel? Fleisch ist Fleisch. Die wenigsten Menschen sind so sensibel, also solltest du die Überempfindlichkeit erklären.

Du verwendest immer gleiche, kurze, abgehackt wirkende Sätze. Das kann ich vielleicht drei Zeilen lang ertragen, aber hier ist definitiv Schluss. Deshalb lese ich nicht weiter.

Bis hier hast du es geschafft, mich mit einer Informationsflut zu deiner Familie zu überschwemmen, ohne dass ich irgend etwas damit anfangen kann. Braucht deine Geschichte die Infos? Umgekehrt weiß ich nicht, warum du als Deutscher Tumble heißt. Ich habe keine Ahnung, welche Zeit gerade ist, oder was sie für die Geschichte bedeutet.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Hallo Thask,

ein herzliches Willkommen im Forum und auch einen herzlichen Glückwunsch zur Veröffentlichung deines Buches :slight_smile:

Nun zu diesem Text:

Ich habe mich herangewagt und weiß nicht, wie ich es dir sagen soll, ohne dich zu verletzen. Nur hast du nach unserer ehrlichen Meinung gefragt und die lautet leider:

Dein Text ist nicht nur eine große Baustelle. Sie ist riesig. Und Stil scheint mir dabei das geringste Problem zu sein.

Du hast in meinen Augen schwere, strukturelle Probleme, die du erst einmal beheben solltest, bevor du dich an Stilfragen wagst. Dazu kommt, dass du nicht selten auch Wörter von ihrem Inhalt her nicht richtig verwendest. Schaufenster und Glasfassade z.B. sind nicht dasselbe. (das war nur ein Beispiel).

Aufgrund einiger sehr verquerer Formulierungen gewann ich auch den Eindruck, dass es sich hier um eine Rohschrift handelt. Kann das sein? Falls es eine Rohschrift war, finde ich Fragen nach dem Stil ohnehin von sekundärem Interesse.

Insgesamt muss ich sagen: Ich glaube, es KÖNNTE eine spannende Geschichte werden. Man merkt, dass du dir Gedanken gemacht hast, auch wenn ich der Meinung bin, dass du noch echte Recherche in einige Punkte des Textes stecken müsstest (z.B. deine Formulierung: doppelte Persönlichkeitsstörung. Ich habe das noch NIE gehört. Ich kenne multiple Persönlichkeitsstörung oder auch gespaltene Persönlichkeit. Auch eine simple Google-Suche hat mir keine Treffer für diese Wortzusammensetzung ausgespuckt. Ich habe nicht viel mehr Zeit in die google-Suche und Wikipedia investiert, hatte aber das Gefühl, dass die Formulierung falsch ist und eine einfache Recherche deinerseits das behoben hätte. Falls ich mich aber irre, dann nimm es als Hinweis, dass auch andere Leser darüber stolpern könnten. In dem Fall erkläre dich im Text besser).

Weiterhin glaube ich, dass du nicht weißt, wo du deine Geschichte ansetzen sollst. Es scheint dir schwer zu fallen, eine Entscheidung zu treffen, was wichtig ist. Du verzettelst dich in unendlich vielen, (für den Leser in diesem Moment nicht als wichtig erkennbaren) Details, kündigst aber ständig an: Jetzt gehts los. Aber dann kommt nichts oder nur wenig. Ich hatte den Eindruck, der Erzähler Jace ist ein Hochstapler (nicht im Sinne eines Verbrechers, sondern im Sinne eines Wichtigtuers und Übertreibers). So hat sich alles, wirklich alles, woran er glaubte, an jenem Abend verändert (bei dem Mord). Und dann kommt da ein: sein Verhalten zur Menschheit hat sich geändert und er wurde misstrauisch. Da erwartet man mehr. Viel mehr. Oder aber auch: Er suggeriert, dass das Hundefleisch mit dem Ende der Welt zu tun habe. Aber dann erzählt er lieber davon, wie er zu einem misstrauischen Menschen geworden ist.

Btw: Mich hat die Geschichte mit dem Mord wenig überzeugt, warum er zu einem misstrauischen Menschen wurde. Er war ja nur Zeuge und nicht selbst Opfer. Und er hat eine Affekt-Handlung gesehen und keinen kaltblütigen Mord. Die zwei haben immerhin gestritten. Ich will damit nicht ausschließen, dass man durch ein solches Trauma nicht misstrauisch wird. Aber du wirfst mir als Leser einfach nur die Info hin, dass es so ist. Wenn du das erzählen willst, dann lass dich da besser mal ein bisschen mehr auf Gefühle und Ängste ein. WARUM hat ihn das so verändert? Einfach nur zu schreiben, dass Jace nicht fassen konnte, wie brutal und gefühlskalt ein Mensch sein kann, das ist einfach zu wenig.

Ich hatte so viele Anmerkungen, dass ich sie nicht im Forum unterbringen wollte. Ich verlinke dir deshalb hier die Datei (Papyrus-Format) und du siehst die Kommentarboxen bzw. die grünen Einschübe von mir.

Ich hoffe sehr, dass ich dich nicht entmutigt habe. Das möchte ich nicht. Ich sehe halt nur erheblichen Verbesserungsbedarf und bin überzeugt davon, dass du das hinbekommst. Immerhin hast du ja schon einmal ein Buch veröffentlicht. Und nicht vergessen: Das ist nur meine, bescheidene Meinung. Andere sehen es vielleicht anders.

MfG

Rabenvogel

Green Revolution - Thask.pap (33.1 KB)

Aw: Projekttitel Green Revolution

Lieber Thask,

ich weiß nicht, wie viel Erfahrung Du mit Lesegruppen hast - daher hier noch eine “Moderator” Anmerkung:

Nimm’ auch herbe Kritik als Chance, verliere nicht den Fokus auf das Wichtigste: Besser werden. Selbst Hemingway wusste und wollte das.

Tut man das, nimmt man die Kritik an und “geht nochmal auf die eigene Geschichte los” - ich habe das selbst in Schreibseminaren, bspw. an der Bundesakademie Wolfenbüttel für Autoren erlebt - ist häufig schon die nächste Version dramatisch besser.

Das nur als Ansporn und Aufmunterung!

Aw: Projekttitel Green Revolution

Hallo Zusammen,

vielen Dank für Eure Kritiken! Ihr habt mich nicht entmutigt, Rabenvogel. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ich bin froh, dass Ihr meinen Text so detailiert kritisiert, denn das zeigt mir, dass Ihr mich ernst nehmt und Euch mit meinem Text beschäftigt habt. Weiterhin gebt Ihr mir genau das, was ich suche: kontinuierliche Verbesserung.

Ich bin leider momentan erkältet. Gebt mir also bitte etwas Zeit um den Text zu überarbeiten. Ich stelle ihn Euch dann gerne wieder hier zur Verfügung.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Hallo Zusammen,

nach mehreren Gläsern heißer Zitrone geht es mir schon wieder besser. Ich schrieb den Großteil des Textes um, erweiterte ihn etwas und ging auf Eure Kritiken ein.

Mir gefällt er jetzt schon viel besser, aber ich hoffe, dass Ihr auch diesen Text kritisieren werdet.

Notiz

Es ist der 25.06.2029. Ich bin Jason Tumble. Revolutionsanführer der Gruppierung Green Wake. Wir rebellieren gegen das System. Durch die enorme Überbevölkerung haben Menschenleben keinen Wert mehr; Land, Pflanzen und selbst Sauerstoff werden knapp. Wir erhielten Informationen über einen gesperrten Komplex. Heute werden wir ihn infiltrieren. Ich lasse diese SD-Karte zurück, falls etwas schief geht. Sie enthält weitere Informationen, die Aufzeichnungen meiner elektronischen Brille und relevante Seiten meines Tagebuchs. Die Reihenfolge der Daten ist nicht nach Wichtigkeit, sondern chronologisch sortiert. Sollte jemand diese Daten finden, sind wir vermutlich gescheitert. In diesem Fall liegt es in Ihrer Hand, die Menschheit zu retten.

Ich möchte Ihnen zunächst zeigen, wer ich bin, damit sie verstehen, warum ich und meine Gruppe dies tun.

Tagebuch 06.04.2019

Mit 17 sollte ich schon eine Ausbildungsstelle haben, sagt mein Vater immer. Aber wie? Wir - die Jugend - haben keine Zukunft in dieser Welt. Man sagt es uns zwar nicht, aber die Gesellschaft lässt es uns spüren. Die Jugendarbeitslosigkeit liegt bei über 70%. Und wozu? Die Welt ist kaputt. Selbst Sauerstoff muss man sich in den Millionenstädten kaufen, oder diesen Smog atmen, der uns umgibt. Und ein Leben außerhalb der Städte auf den kargen Flächen Land, die es noch gibt, kann sich keiner Leisten. Die Kinder der Reichen mögen ihre Träume haben, kriegen ihre Ausbildungen finanziert, doch wir sind alle desillusioniert. Wir polieren unsere Egos mit Technik auf, tragen elektronische Brillen und tun so als müssten wir ständig erreichbar sein. Ich weiß nicht, wie es mit mir weiter gehen soll, lebe einfach in den Tag hinein. Es muss irgendwas geschehen, denn langsam dreh ich durch.

Tagebuch 10.07.2019

Irgendwas stimmt nicht. Ich weiß genau, was passiert ist. Und ich denke jetzt anders. Ich hatte Depressionen, war seit Tagen nicht mehr draußen, wollte nichts und niemanden sehen, war der Hoffnungslosigkeit nahe, hörte düstere Musik und geriet beinahe in einen Verzweiflungsrausch, der mir zeigte, dass ich immerhin noch etwas fühlte. Und plötzlich, hatte ich das Gefühl ein Knoten wäre in meinem Kopf geplatzt. Der Filter vor meinen Sinnen war weg, es fühlte sich an, als könnte ich den Fokus meines Blicks auf meine gesamte Sicht, statt nur auf einen kleinen Teil ausweiten. Die Lampe in meinem Zimmer hörte ich surren und die Leute im Fernseher sprachen, obwohl der Ton aus war. Ich hatte das Gefühl sie sprachen mit mir … wusste nicht, was ich dabei denken sollte und geriet in Panik. Mein Vater leidet an Schizophrenie. Das ist eine Geisteskrankheit, die sich durch ausgeprägte, wiederkehrende Psychosen auszeichnet. Betroffene Personen hören Stimmen, sie sehen vielleicht sogar Gestalten und sie denken häufig sie würden verfolgt, oder alles würde sich auf sie beziehen. Laut Statistiken ist diese Krankheit zu einem geringen Teil vererbbar, das heißt, sie kann bei einem Kind auftreten, dessen Elternteil Schizophren sind, musste jedoch nicht. Natürlich kannte ich mich mit dieser Krankheit aus, es war jedoch etwas anderes sie selbst zu erleben und zu diesem Zeitpunkt dachte ich nicht daran, was es war. Ich befand mich mitten im Rausch, war verstört und empfand es als real.

Meine Mutter fand mich in diesem Zustand, sie wusste natürlich, dass ich eine Psychose hatte - kannte sie solche Ausbrüche doch von meinem Vater - und rief den Notarzt.

Da ich verängstigt war und nicht wusste, was mit mir geschah, ging ich widerstandslos mit. Im Krankenwagen saß meine Mutter neben dem Fahrer, mein Vater saß mir gegenüber im hinteren Abteil und ein Pfleger neben mir. Sie versuchten mich zu beruhigen, aber ich nahm sie garnicht wahr. Ich konzentrierte meinen Blick und meine Ohren auf meine Mutter und den Fahrer und glaubte sie zu verstehen, dass sie über mich redeten. Ich weiß nicht mehr genau was, es macht auch im Nachhinein keinen Sinn, aber ich glaubte, dass sie etwas mit mir vorhatten, was mein Leben zum Guten verändern sollte.

Bis zu dem Zeitpunkt, als sich die Türe der geschlossenen Psychatrie hinter mir schloss. Natürlich wollte ich raus, hatte das Gefühl hintergangen worden zu sein, hatte die Angst man wolle mir Böses und alles Reden half nicht mehr. Doch schließlich bezwangen mich die Pfleger und spritzten mir eine hohe Dosis an Medizin.

Die kommenden Tage und Nächte waren furchtbar für mich und meine Eltern. Ich klang davon überzeugt, dass man Forschungen mit mir betrieb und mich aushorchen wollte, denn ich hörte Stimmengemurmel, das besonders des Nachts am schlimmsten quählte. Ich erhielt die Diagnose Schizophrenie und es dauerte mehrere Wochen, bis die Medikamente anschlugen und ich wieder bei klarem Verstand war. Sie machten mich zu anfangs etwas müde, halfen mir aber meine Gedanken zu ordnen.

Ich sehe dies als zweite Chance, ich will für mein Leben kämpfen. Wenn ich keinen Ausbildungsplatz finde, bringe ich mir eben selbst etwas bei. Ich habe auch schon eine Idee was.

Notiz

Ich besaß einen alten Laptop meines Vaters, der noch mit Tastatur und Maus bedient wurde. In einer hochtechnisierten Welt, war die Nachfrage nach Kenntnissen in technischem Bereich, sehr hoch. Mir wurde das klar und ich sah ein, dass es nichts brachte, in den Tag hinein zu leben. Informatikunterricht galt in der Schule sogar als Pflichtfach. Ich war nicht der Beste darin, doch schnappte ich mir mein altes Schulbuch, richtete mir eine Entwicklungsumgebung auf meinem Laptop ein und begann das Buch zu studieren.

Es war viel Arbeit, aber ich schaffte es, die Grundkenntnisse der modernen Programmierung zu verinnerlichen. Ich konnte in Bewerbungsgesprächen einen Ausbildungsplatz finden, wurde danach fest übernommen und Ruhe, sowie Normalität hielten Einzug in mein Leben, denn ich gehörte nicht mehr zur Unterklasse.

Ich sollte nie wieder zur unteren Klasse gehören, doch Ruhe und Normalität sollten genau so plötzlich verschwinden, wie sie Einzug in mein Leben hielten.

Nachtrag: (Noch ein bisschen weiter geschrieben)

Aufzeichnung 03.02.2022 05:12

»Peter lädst du den Sourcecode hoch?« Jason blickte seinen Kollegen an. Peter war ein großgewachsener, jedoch hagerer Mannum die 30.

»Ja, ist bereits erledigt«, antwortete er und schenkte Jason ein Lächeln. Dann wandte Jason seinen Kopf wieder dem PC Monitor zu und studierte den Quellcode des Programms. Die Programmiersprache war Java², welche sich durch eine sehr kryptische Schreibweise kennzeichnete. Jason drückte einen Knopf auf der Tastatur seines Computers und der Rechner begann zu arbeiten. Auf dem Monitor poppte ein Dialogfenster auf, welches den Anwender nach seinen Zugangsdaten fragte.

Jason blickte zu der linken Seite des Raums. Dort saß eine schlanke und kleinwüchsige Frau mit kastanienbraunen Haaren. Sie wandte ihren Kopf Jason zu. Sie hatte grüne Augen. »Tests waren so weit in Ordnung?«, fragte er sie.

»Bei mir ist alles grün«, bestätigte die Frau.

»Gut Jasmin«, sagte er, »Dann logge ich mich jetzt in das Programm ein. Drückt mir die Daumen!«

Ein paar Berührungen des Monitors später tauchte auf dem Bildschirm das Firmenlogo auf: eine bildhübsche Frau auf einem stolzen Ross. Darunter stand der Schriftzug Epona Transmission geschrieben. Etwas später öffnete sich ein Fenster, das eine Liste von Einträgen enthielt. Dort stand:

System started …

Loading Data …

Starting Epona Solution …

Logging Data Transmission …

Nach dieser Zeile begann eine Flut von Informationen, die auf dem Bildschirm ausgegeben wurde, so schnell, dass das menschliche Auge sie nicht mehr verfolgen konnte.

»Programm läuft bisher Fehler frei«, rief Jason in die Runde.

Jasmin schmunzelte. »Sag ich doch! Gut getestet, hm?«

Peter stand von seinem Platz auf und schob sich in Jasons Blickfeld. Er hatte eine Stoppelfrisur und schwarze Haare. Offenbar war er deutscher Abstammung. »Jason, ich übernehme ab jetzt. Sag du dem Chef bescheid, dass alles so weit läuft. Wenn die Übertragung abgeschlossen ist, machen wir Feierabend«, er grinste.

Jason erhob sich von seinem Platz und blickte sich um. Der Raum erschien spärlich eingerichtet. Es gab mehrere Schreibtische auf denen Flachbildschirme standen, davor Tastaturen. Mäuse gab es keine. Unter den Schreibtischen stand jeweils ein Computergehäuse.

Er machte sich Richtung Türe auf den weg, ging an Jasmin vorbei, die ihn anlächelte und schritt in den Flur. Nach dem er den Gang eine Weile folgte, kam eine verschlossene Türe zum vorschein, an der ein Schild hing: Franz Bohlmann.

Jason klopfte an die Türe.

»Herrein!« kam es von drinnen.

Mit einem Quietschen öffnete sich die Türe und Jason trat in den Raum, der im Gegensatz zu seinem Mehrpersonenbüro sehr ausgiebig ausgestattet wurde. Neben dem obligatorischen Schreibtisch samt PC und Monitor befand sich ein Flachbildschirm an der Wand sowie ein Billiardtisch in der Mitte des Raums und eine Minibar in der Ecke.

Am Schreibtisch saß ein Mann mit einer Cyberbrille vor den Augen. Die Front der Brille war eine durchgehende Scheibe, zwar an den Ecken leicht abgerundet, sah sie doch aus wie ein schwarzes Brett. Das Gestell der Brille wirkte eher wie das einer Taucherbrille und schien aus Plastik. Offensichtlich konnte man durch die Brille nicht die Umgebung sehen, denn der Mann schob sie ein Stück hoch. Die Hand, mit der er Dies tat, war in einem Handschuh gefasst, der ebenfalls sehr elektronisch wirkte.

»Ah, Herr Tumble. Wie sieht es aus?«, sagte der Mann.

»Die Datenübertragung läuft«, antwortete Jason knapp.

»Gut … sehr gut … Die biometrischen Daten sollten ein äquivalentes Ergebnis mit unseren Forschungen der Genetikerabteilung erzielen«, der Mann lehnte sich in seinem Bürosessel zurück.

»Die Simulation wird ein paar Tage dauern. Es werden Millionen von Variablen berechnet und autogen erzeugt«, sagte Jason.

»Damit rechneten wir bereits. Gute Arbeit her Tumble! Es ist schon spät … machen Sie Feierabend. Wir sehen uns Morgen«, riet der Mann und setzte seine Cyberbrille erneut auf.

Jason wandte sich um und verließ den Raum. Dann ging er zu seinen Kollegen, verabschiedete sich und schritt über den Flur richtung Fahrstuhl.

03.02.2022 21:53 - Personalnummer 3216 - ausgestempelt

Eine mechanische Frauenstimme meldete sich automatisch aus Jasons elektronischem Brillengehäuse, als er das Gebäude verließ.

Er griff an den Rand der Brille, drückte einen Knopf und sie schaltete sich aus.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Nach meiner Erfahrung sind hingeworfene Textschnipsel bei Anfängern beliebt, weil sie es sich ersparen, den Text durchzustrukturieren. Das Ergebnis ist entsprechend. Du musst mich als Leser abholen, und das gelingt dir auf diese Weise nicht. Dafür brauchst du ein bis zwei Kapitel.

Falls du sie noch nicht gelesen hast, empfehle ich dir folgende Literatur:

  • Wie man einen verdammt guten Roman schreibt (1+2)

  • Vier Seiten für ein Halleluja

  • Federwelt (92 bis aktuelles Heft)

  • Andreas Eschbachs Webseiten

Lesen, sacken lassen, nochmals lesen und dann erst schreiben. Die investierte Zeit bekommst du mit Zinsen zurück.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Danke Dir Mammutherde für die Literaturvorschläge.

Ich glaube ich verwerfe lieber wieder die Idee das Buch in verschiedenen Formen (Notizen, Tagebuchseiten und Aufzeichnungen) zu schreiben.

Den Kapiteln werde ich auch mehr Tiefe geben, aber jetzt heißt es erstmal für mich lesen.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Ich kann es nicht sein lassen… ich habe das Buch erst halb gelesen, aber ich musste einfach ein wenig ausprobieren:

Abscheu, dieses Gefühl herrschte in Jasmins Seele vor. Abscheu vor dem, was sie sah.

Man hatte ihn aufgehangen, abgeschlachtet und ausbluten lassen. Ihn, Dylan, ihren Bruder. Sie verzerrte ihr Gesicht vor Übelkeit und stürzte vor ihm auf die Knie. Alles, wofür sie kämpften, erschien unwichtig. Sie wollte nicht mehr, nicht mehr kämpfen und nicht mehr leben.

Conor legte seine Hand auf ihre Schulter.

»Lass mich!« unter Tränen brüllte sie ihn an und krümmte sich unter seiner Berührung zusammen, als wäre sie Gift.

»Willst du Rache für deinen Bruder?«, er packte sie an den Schultern und zog sie zu sich hoch. Sie drehte sich um, blickte ihm mit Tränen verschmiertem Gesicht in die Augen; drückte sich an seine Brust.

»Sie werden bald hier sein«, sagte er, doch gab er ihr einen Moment Zuneigung, ehe er ihren Arm an seiner Brust umfasste und sie mit sich zog.

Er führte sie auf direktem Wege vorbei an den Schlachtbänken, Richtung Ausgang des Komplexes.

Wie in einem Traum nahm sie die Umgebung schemenhaft wahr. Sie blickte nicht zu den Maschinen an ihrer Seite, doch hörte sie die Schreie sterbender Menschen, die fachgerecht und vollkommen automatisiert verarbeitet wurden.

Conor blieb stehen, hielt sie noch immer am Arm fest und drehte sich zu ihr um. Sein Gesicht war auf einmal eine entstellte Fratze und er kreischte mit einer unmenschlichen Stimme unverständliche Worte, die in den Ohren schmerzten.

Ihre Augen schreckgeweitet, schweißgebadet ihr Körper, wachte sie auf, sich am Bett festklammernd, als würde sie die Realität selbst zu umfassen versuchen.

Ist natürlich noch nicht perfekt und noch sehr kurz. Ich habe versucht den Fokus auf Spannungsaufbau zu legen. Dieser kurze Abschnitt verrät zwar schon wo es ungefair hingehen soll, aber lässt noch vieles offen. Und ich kann direkt an der Stelle weiter machen, wo ich aufgehört habe, ohne das ich eine erklärende Einleitung brauche. Der Leser ist quasi mitten drin.

Wie seht Ihr das? Vielleicht liege ich ja auch total falsch und ich verwirre den Leser zu viel mit offenen Fragen, oder der Leser kann mit der Protagonistin nicht mitfühlen, weil er sie noch nicht kennt?

Aw: Projekttitel Green Revolution

Ich kann es natürlich nicht im Kontext sehen, aber grundsätzlich ist der Einstieg viel, viel besser. Er ist emotionaler, mitreißender und definitiv spannender. Der Leser kann mit der Protagonistin mitfühlen, weil das Gefühl, einen Bruder zu verlieren, nachvollziehbar ist (auch wenn man selbst keine Geschwister hat).

Insgesamt wirklich besser - abgesehen von der Tatsache, dass es nur ein Traum war. Du magst es wirklich, etwas anzukündigen, das dann zerplatzt, oder? ^^

Ich persönlich finde Träume am Anfang deshalb immer schlecht. Aber das ist meine persönliche Sache. Außerdem würde ich den Teil mit der fachgerechten und automatisierten Verarbeitung bzw. der Schlachtbank entweder noch etwas detaillierter ausbauen (aber nicht zuviel!!!) oder weglassen. Im Moment ist es ein so hingeworfenes Bruchstück, dass es mich nicht anlacht (was Spannung betrifft).

Nichtsdestotrotz muss ich Mammutherde Recht geben: Plane doch erst einmal deinen Roman. Mit planen ist nicht gemeint, dass du einfach losschreibst und auch nicht, dass du jedes winzige Detail schon weißt. Aber einen roten Faden solltest du haben und grob wissen, welche Schritte deine Protas auf dem Weg zum Ziel machen.

Und dann noch etwas: Überlege dir, ob du deine Protas wirklich in Deutschland handeln lassen willst. Ok, bei diesem Abschnitt hier erkenne ich es nicht, aber falls du - wie im ersten Versuch - auch wieder in Deutschland deinen Anfang machst, dann mach dir bewusst, dass diese Namen einfach alle überhaupt nicht passen. EINER kann mal einen englisch/schottischen/irischen Namen haben, weil seine Mutter Irin ist. Aber drei? (Dylan und Conor) Das erinnert ZU sehr an den Namen Kevin, der in Deutschland inzwischen verschrien ist. Bei türkischen oder slawischen Namen wäre das halb so schlimm, weil wir kulturell inzwischen einen Schmelzpunkt haben. Es gibt nun einmal viele osteuropäische und türkische Bürger. Aber wir sind noch nicht SO heftig vermischt mit der englischen/amerikanischen Kultur (kommt sicher noch). Oder du packst es auf einen amerikanischen Militärstützpunkt in Deutschland. Aber dann erklärs möglichst früh im Roman.

P.S. Auch ein Tipp von mir: Schreib Kurzgeschichten (maximal 4-5 Seiten) über deine Charaktere und ihre Hintergründe. Irgendwelche Erlebnisse in ihrer Vergangenheit, die nicht im Roman direkt vorkommen (allerhöchstens als erwähnter Background). Zum einen kannst du - da es dir um Schreibstil geht - mit Kurzgeschichten viel besser üben, da man als Kritiker keinen Kontext benötigt. Zum anderen hilft es dir bei der Ausarbeitung deiner Charaktere.

Aw: Projekttitel Green Revolution

Hmmm, stimmt. Das ist irgendwie gemein von mir dem Leser gegenüber…

Ich werde jetzt die von Mammutherde empfohlenen Lektüren weiter lesen. Da ich meinen Hauptcharakter auf einmal weiblich, statt männlich machte, alle irische Namen tragen und es deshalb wahrscheinlich jetzt auch in Irland spielt, sollte ich mir wirklich mehr Gedanken über den Hintergrund und die Welt machen. Einen (noch recht groben) Handlungsfaden habe ich natürlich schon, sonst bräuchte ich ja garnicht anfangen. Ich habe auch schon ein paar sehr coole Ideen, aber die möchte ich nicht alle am Anfang raushauen.

Ich denke, ich werde den Schreibstil der dritten Person weiterhin nutzen, und einen klassischen Roman, statt ein Tagebuch entwerfen. Im Gegensatz zu meinem alten Buch, dann aber ohne dauernden Protagonistenwechsel, Zeitsprünge und Endlos-Sätzen. Dann kann ich dem Hauptcharakter mehr Tiefe verleihen… :slight_smile:

Ein großes Danke an Euch!