Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?
Hallo Blackbeard
Ich schreibe noch nicht lange (regelmäßig) und schon gar nicht professionell, weshalb dir meine Worte vielleicht nicht so viel bringen werden wie bspw. der Ratschlag von Andreas. Zudem komme ich wohl ein wenig zu spät, trotzdem wollte ich dir gerne ein paar Zeilen hinterlassen, weil ich die Situation, in der du dich befindest, dennoch gut kenne.
Manchmal kommt man einfach an den Punkt, an dem man das Gefühl hat, man befindet sich entweder in einer Sackgasse oder an einem Scheideweg. Aufhören? Weitermachen? Pausieren?
Gerade bei einem großen Projekt, in dem viel Herzblut steckt, fragt man sich bisweilen, ob man sich nicht übernommen hat. Aber ich denke, es ist genau diese Sorge, die hemmend wirkt und einem die Lust am Schreiben verdirbt; deswegen muss man sich von ihr frei machen, falls es irgendwie geht und dann kommt die Freude von selbst wieder zurück. (Und das gilt für viele Dinge, glaube ich, nicht nur für Fantasy-Werke.) Das ist ab und an wirklich schwer, aber es kann gelingen, z.B. wenn man sich bewusst macht, dass Angst und Sorge einen in dieser Situation nicht weiterbringen.
Falls du keinen Zeitdruck hast, hast du im Prinzip alle Zeit der Welt, um dein Projekt zu einem Abschluss zu bringen, richtig? Gerade wenn die Handlung kompliziert zu werden beginnt, verschiedene Handlungsstränge sich kreuzen und ineinander verwoben werden wollen, sollte man sich die Zeit zum Schreiben nehmen, die man benötigt. Allerdings ohne sich zu fragen, ob man sich nicht in etwas verrennt, ob man sich verzettelt oder »für die Tonne« schreibt. Du kannst einen »Fehler« wieder korrigieren, dir genau ansehen, was funktioniert und was nicht und die Dinge gründlich durchdenken.
Möglicherweise erscheint das, was vor dir liegt, wie ein Berg, von dem du nicht weißt, wie du ihn bezwingen sollst. Aber wenn du die ersten Schritte gemacht und dich wieder in dein Projekt hineingedacht hast, wenn du etwas von dem Reiz spürst, der dich überhaupt dazu veranlasst hat, diese Geschichte zu erzählen, wirst du bestimmt an einen Punkt kommen, an dem es weitergeht. Aber wenn du nun bereits vor dem Wiedereinstieg mit Zweifeln haderst und dich fragst, wohin das alles führen wird, hinderst du dich nur selbst daran deine Geschichte zu erzählen.
Deswegen würde ich es auf jeden Fall so halten, wie Andreas es dir empfohlen hat: Gib nicht auf. Schreibe weiter, obwohl es dir vielleicht gerade schwerfällt. Sobald dich dein Enthusiasmus, der dich überhaupt dazu bewogen hat, ein »Mammutprojekt« ins Auge zu fassen, wieder packt, wird auch die Angst weniger werden.
Gerade den Tipp von Waba finde ich diesbezüglich sehr, sehr hilfreich: Teilziele sind sicher ein guter Weg für längerfristige Motivation. Wenn du nicht mehr ständig das große Ganze vor Augen hast, das dir in gewissem Sinne unüberwindbar erscheint, sondern kleinere Ziele, die du erreichen kannst und die dich deinem magnum opus stets einen Schritt näher bringen, ist das bestimmt sehr hilfreich. Und vielleicht brauchst du tatsächlich einfach noch etwas mehr Planung, wenn du schreibst, dass du 500-600 Seiten vor dir hast, von denen du nicht genau weißt, wie du sie füllen sollst?
Ich würde wohl den Mittelweg gehen. Einerseits, wie von Waba vorgeschlagen, würde ich noch einmal die Planung überprüfen und ggf. Probleme diesbezüglich angehen. Andererseits würde ich, wie dir u.a. von Andreas nahegelegt wurde, schreiben, denn kaputtmachen kannst du nichts und im besten Fall löst sich das Problem, wenn die Freude an deinem Projekt dich wieder packt.
Das mag dir jetzt vielleicht nicht mehr helfen (denn zum Glück haust du bereits in die Tasten), aber möglicherweise beim nächsten Mal. Du bist nicht allein!
Beste Grüße
Hermine
Und… ja!