Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Hallo zusammen,

mal wieder eine wahrscheinlich saudumme Frage von mir. Ich hoffe, speziell die alten Hasen haben dazu einen Tipp. :wink:

Also, ich hatte vor über 10 Jahren die Idee zu einen Fantasyroman. Die hab ich gehegt, gepflegt und schließlich zum Schreiben begonnen.

Mittlerweile ist es aber so, dass die Handlungsstränge durchaus komplex geworden sind. Es sind fünf Haupthandlungsstränge geworden, die ich noch dazu nicht linear erzählen kann, sondern einiges durch Rückblende (wie auch immer geartet) erzählen muss. Sonst passt es nicht ins Konzept.

Nachdem ich vor einiger Zeit, nach längerer Pause, wieder mehr Zeit zum Schreiben frei geschaufelt hatte, hab ich seit mehr als zwei Monaten keine Zeile mehr geschrieben. Warum?

Ich hab mittlerweile Angst vor dem Weiterschreiben. Ich hab so das Gefühl, dass ich mich mit dem Roman (v.a. so wie ich ihn konzeptioniert hab) übernommen hab. Ich muss dazu sagen, dass es das erste größere “Werk” ist, das ich angegangen bin. Und das hemmt mich aktuell immens.

Die Rahmenhandlung hab ich fertig skizziert (Notizen). Auch hab ich mittlerweile das Ende komplett im Kopf. Dahin fehlen aber noch gut 500-600 Seiten. Mindestens. Die Details fehlen halt teilweise noch.

Jetzt hab ich aber viele viele andere Ideen zu Kurzgeschichten, Novellen oder auch Romanen. Die schreib ich auch alle schön brav immer auf.

Das fiese ist, dass ich auch einige Ideen habe, wie es nach diesem Roman auf der erdachten Welt weitergehen könnte.

So, jetzt die Gretchenfrage:

Wart ihr schon mal in der Situation? Was würdet ihr jetzt machen? Einfach weiter drauflos schreiben? Das Projekt pausieren und mit etwas anderem Weitermachen und dadurch mehr Erfahrung sammeln, bevor das Opus Magnum (huh… :wink: ) weitergeschrieben wird?

Ich häng irgendwie ziemlich in der Luft…

Schon mal vielen Dank für Eure Anregungen.

Viele Grüße,

Blackbard

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Hallo Blackbard.

Ich kann dich trösten - DU bist NICHT allein !!!

Mir geht es ähnlich.

Eigentlich ist alles im Kopf - wie ein Film.

Das einfachste wird sein: Einfach anfangen zu schreiben.

Aber für Menschen, wie uns beiden, gilt das nicht.

Wie auch immer - DU bist NICHT der Einzige !!!

Schönes Wochenende und viel Spaß beim … :wink:

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Das Problem würde ich aber nicht auf das Schreiben eingrenzen.

Eine Patentlösung wird es nicht geben, obwohl viele Ratgeber darüber geschrieben wurden, wie man sich Ziele setzt und seine Zeit einteilt. Aber eigentlich kann man nur selbst für sich herausfinden, wie man Dinge so organisiert, dass sie am Ende möglichst frustfrei abgearbeitet werden.

Und hier stolpern wir über das Wort “Arbeit”. Ist es das? Soll das Schreiben für dich Arbeit sein? Ich habe schon genug Arbeit im Leben, ich möchte beim Schreiben entspannen. Und ich schreibe immer genau das, wozu ich Lust habe. Und wenn ich keine Lust habe, dann schreibe ich nicht. Dadurch bin ich zwar nicht sehr produktiv, aber erhalte mir den Spaß.

“Arbeit” wird es für mich erst dann, wenn es an die Überarbeitung geht. Egal ob Kurzgeschichte oder Roman. Das nervt. Und dann muss ich mich auch zwingen.

Ich würde deine Frage also mit einem “Mach das, worauf du Lust hast” beantworten.

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Schon mal danke für die Antworten.

Aber ich glaube, ihr habt mich falsch verstanden. Zeitmanagement ist da. Das würde auch problemlos funktionieren (hat es ja auch schon).

Mein Problem liegt an den Projekt, an dem ich grad dran bin. Es wird mir, glaub ich zu groß. s.o.

Und daher ist die Frage: sollte ich daran weiterschreiben oder es zur Seite legen und pausieren und weniger komplexe Geschichten anfangen, bis die Erfahrung etwas größer ist oder ähnliches. Ich will mich halt nicht darin verlaufen.

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Die Frage kann dir keiner beantworten. Das kannst du doch nur selbst entscheiden. Sry, wenn ich das so sage. Im Grunde musst du abwägen: Brauchst du die Abwechslung, sodass mehrere kleinere Projekte eher was für dich sind? Wie überzeugt bist du von deinem Riesenprojekt? (glaubst du, dass du das jemals fertig und veröffentlicht bekommst?) Kannst du auch an mehreren Projekten gleichzeitig arbeiten? (manche können das).

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Hallo Blackbard,

Aber sicher war ich auch schon in so einer Phase. Ich denke, das kommt bei fast allen Schreibenden früher oder später mal vor. So gesehen nichts ungewöhnliches.

Wie man sich aber daraus wieder befreien kann, ist nicht einfach und hängt natürlich vor allem von der persönlichen Denk- und Arbeitsweise ab. Da ich ja Dich nicht kenne, ist es schwierig, Dir einen für Dich brauchbaren Rat zu geben.

Aber mal so viel aus der Sicht meiner persönlichen Erlebnisse beim Schreiben.

So weit ich das aus Deinem Post zusammenfassend entnehmen kann, hattest Du vor 10 Jahren die Idee zu Deinem Roman. Irgendwann hast Du begonnen die Rahmenhandlung zu verfassen und das Manuskript zu schreiben. Beim Schreiben ist Dir Geschichte immer mehr in die Breite (fünf Handlungsstränge!) und Länge gewachsen. Du hast nach Deiner Einschätzung noch weitere 500-600 Seiten vor Dir. Wow!! Mittlerweile hängst Du aber nun in den Seilen.

Dein Werk dürfte also, zumindest in der Rohfassung, einen Umfang von locker 2-3 Büchern ergeben. Ein solches Riesenwerk braucht unbedingt Planung, wenn Du es zu einem Ende bringen willst.

Pausieren oder einfach Weiterschreiben bringt meiner Meinung nach nichts. Nach einem Pausieren bist Du ja noch keinen Schritt weiter und steckst nach wie vor im riesigen Wörterberg. Einfach Weiterschreiben zieht Dich nur noch tiefer in die Unlust und Ratlosigkeit.

Mir hat bei einem massiven Hänger das Folgende immer wieder auf die Beine geholfen:

Ich versuche in einem ersten Schritt, meine Sicht zum Manuskript möglichst sachlich aus einer Metaebene zu betrachten.

Ich stelle dabei alle Fakten zur Geschichte zusammen. Überlege mir, ob der bisher verwendete Ab-/Verlauf noch Sinn macht, oder ob ich umstellen muss um zu einer konsistenten (auch für den späteren Leser übersichtlichen) Geschichts-Struktur zu kommen.

Dann versuche ich das Ganze in Teile aufzugliedern (Kapitel, Teil X, Buch X).

Ausgehend vom Grundplan (Plot, Exposé) meiner Geschichte erstelle ich mir dann neben dem Endziel der kompletten Fertigstellung ein oder mehrere Teilziele. Mit diesen Teilzielen arbeite ich dann.

Dieses Aufteilen in Zwischenziele funktioniert bei mir recht gut. So komme ich immer wieder mal zu einem erfreulichen Erlebnis, das mich weiter motiviert. Jeder Mensch braucht doch hin und wieder ein anerkennendes ‘Schulterklopfen’. Im weiteren bleibt auch der Umfang der ‘Teilaufgabe’ für mich dann gut überblickbar und bremst mich damit nicht aus. Ausserdem glaube ich bei mir festzustellen, das dabei auch die Logik der Geschichte besser wird und Verlaufs-/ und Beziehungsstrukturen weniger fehlerhaft werden.

Nun, @Blackbard, ich weiss es nicht, ob Dir vielleicht ein solches Vorgehen hilfreich sein könnte. Ich habe den Eindruck, dass Du vor ‘lauter Bäumen den Wald nicht mehr erkennst’ und deshalb etwas ratlos geworden bist.

Überleg es Dir gut, vielleicht kommst Du mit etwas Strukturierung, auch wenn damit vielleicht einiges an Überarbeitungsarbeit am schon bestehenden Text auf Dich zukommt, wieder auf die Bahn und zum Ziel.

Ich wünsch es Dir auf jeden Fall.

Mit Gruss

Waba

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Ich hab ja nun schon den einen oder anderen Roman geschrieben, aber ich muss sagen, irgendwie kommt bei jedem Projekt mal der Punkt, wo man das Gefühl hat, sich überhoben zu haben und, verdammt noch mal, hätte man nicht was anderes anfangen können als ausgerechnet das??

Mittlerweile bin ich überzeugt, dass diese Art Gefühl ein gutes Zeichen ist: nämlich, dass man über seine bisherigen Grenzen hinausgeht, Neuland zu erobern im Begriff ist, die Hand nach einem neuen Level des Spiels ausstreckt! Man wächst - und natürlich wächst man nur mit entsprechenden Herausforderungen!

Deswegen plädiere ich dafür: Weitermachen. Rudern. Sich von der Unsicherheit nicht kirre machen lassen. Sich irgendwie behelfen. Scheiße schreiben und halt wieder löschen, sobald man merkt, man ist auf dem Holzweg. Verzweifeln, einen trinken gehen und am nächsten Tag wieder zurück an die Tastatur gehen. Leute um Rat fragen. Was soll’s? In einem Roman kann nichts kaputtgehen; bis zur Drucklegung kann man immer noch alles ändern, was einem missraten ist (von solchen Möglichkeiten können Maler, Bildhauer, Tänzer usw. nur träumen!).

Und übrigens sind ein paar tausend Seiten in Zeiten von “Game of Thrones” und unendlich großen eBooks überhaupt kein Thema mehr. Ein guter Roman ist nie zu lang.

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Lieber Waba und lieber Andreas,

ihr habt ja gar keine Ahnung, was eure Antworten bei mir angerichtet haben!

Vielen vielen Dank!

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass ich meine Zweifel viel eher hier her hätte schreiben sollen (mein Gott…was für ein Satz).

Ich denke, das hat mir einen Schubs in die (erhoffte) Richtung gegeben.

Ich werd morgen mal die Notizen ordnen und mich wieder in die aktuelle Szene einsteigen. Und dann wird die Tastatur gewetzt!

Vielen Dank nochmal!

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Aber lange Romane sind oft ermüdend. :confused:

Und wenn ich mir 100 Perry Rhodan-Hefte in einem Wälzer vorstelle: Ich hätte es niemals gekauft, auch nicht als eBook. :scream:

Freut mich Blackbard, wenn wir dir weiterhelfen konnten.

Ich wünsche Dir beschwingtes Tastatur-Stakkato.

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Die 7 Harry Potter-Bände umfassen rund 3.000 Seiten. Und sind kein bisschen ermüdend. :wink:

Aw: Projekt zu groß?? - Pausieren oder weiterschreiben?

Hallo Blackbeard :slight_smile:

Ich schreibe noch nicht lange (regelmäßig) und schon gar nicht professionell, weshalb dir meine Worte vielleicht nicht so viel bringen werden wie bspw. der Ratschlag von Andreas. Zudem komme ich wohl ein wenig zu spät, trotzdem wollte ich dir gerne ein paar Zeilen hinterlassen, weil ich die Situation, in der du dich befindest, dennoch gut kenne.

Manchmal kommt man einfach an den Punkt, an dem man das Gefühl hat, man befindet sich entweder in einer Sackgasse oder an einem Scheideweg. Aufhören? Weitermachen? Pausieren?

Gerade bei einem großen Projekt, in dem viel Herzblut steckt, fragt man sich bisweilen, ob man sich nicht übernommen hat. Aber ich denke, es ist genau diese Sorge, die hemmend wirkt und einem die Lust am Schreiben verdirbt; deswegen muss man sich von ihr frei machen, falls es irgendwie geht und dann kommt die Freude von selbst wieder zurück. (Und das gilt für viele Dinge, glaube ich, nicht nur für Fantasy-Werke.) Das ist ab und an wirklich schwer, aber es kann gelingen, z.B. wenn man sich bewusst macht, dass Angst und Sorge einen in dieser Situation nicht weiterbringen.

Falls du keinen Zeitdruck hast, hast du im Prinzip alle Zeit der Welt, um dein Projekt zu einem Abschluss zu bringen, richtig? Gerade wenn die Handlung kompliziert zu werden beginnt, verschiedene Handlungsstränge sich kreuzen und ineinander verwoben werden wollen, sollte man sich die Zeit zum Schreiben nehmen, die man benötigt. Allerdings ohne sich zu fragen, ob man sich nicht in etwas verrennt, ob man sich verzettelt oder »für die Tonne« schreibt. Du kannst einen »Fehler« wieder korrigieren, dir genau ansehen, was funktioniert und was nicht und die Dinge gründlich durchdenken.

Möglicherweise erscheint das, was vor dir liegt, wie ein Berg, von dem du nicht weißt, wie du ihn bezwingen sollst. Aber wenn du die ersten Schritte gemacht und dich wieder in dein Projekt hineingedacht hast, wenn du etwas von dem Reiz spürst, der dich überhaupt dazu veranlasst hat, diese Geschichte zu erzählen, wirst du bestimmt an einen Punkt kommen, an dem es weitergeht. Aber wenn du nun bereits vor dem Wiedereinstieg mit Zweifeln haderst und dich fragst, wohin das alles führen wird, hinderst du dich nur selbst daran deine Geschichte zu erzählen.

Deswegen würde ich es auf jeden Fall so halten, wie Andreas es dir empfohlen hat: Gib nicht auf. Schreibe weiter, obwohl es dir vielleicht gerade schwerfällt. Sobald dich dein Enthusiasmus, der dich überhaupt dazu bewogen hat, ein »Mammutprojekt« ins Auge zu fassen, wieder packt, wird auch die Angst weniger werden.

Gerade den Tipp von Waba finde ich diesbezüglich sehr, sehr hilfreich: Teilziele sind sicher ein guter Weg für längerfristige Motivation. Wenn du nicht mehr ständig das große Ganze vor Augen hast, das dir in gewissem Sinne unüberwindbar erscheint, sondern kleinere Ziele, die du erreichen kannst und die dich deinem magnum opus stets einen Schritt näher bringen, ist das bestimmt sehr hilfreich. Und vielleicht brauchst du tatsächlich einfach noch etwas mehr Planung, wenn du schreibst, dass du 500-600 Seiten vor dir hast, von denen du nicht genau weißt, wie du sie füllen sollst?

Ich würde wohl den Mittelweg gehen. Einerseits, wie von Waba vorgeschlagen, würde ich noch einmal die Planung überprüfen und ggf. Probleme diesbezüglich angehen. Andererseits würde ich, wie dir u.a. von Andreas nahegelegt wurde, schreiben, denn kaputtmachen kannst du nichts und im besten Fall löst sich das Problem, wenn die Freude an deinem Projekt dich wieder packt.

Das mag dir jetzt vielleicht nicht mehr helfen (denn zum Glück haust du bereits in die Tasten), aber möglicherweise beim nächsten Mal. Du bist nicht allein! :slight_smile:

Beste Grüße

Hermine

Und… ja! :smiley: