Ich gebe es zu, auch ich bin ein Fan von Karteikaten. Das Haptische hilft, die Gedanken zu strukturieren. Ich breite die vor mir auf dem Boden aus und wenn die Reihenfolge stimmt, kommen sie in den Karteikasten, sodass ich mich beim Schreiben daran entlang hangeln kann, von hinten nach vorne. Außerdem benutze ich in Papyrus dann noch exzessiv den Navigator und nicht nur zum Navigieren, die dort vergebenen Sznenenüberschriften helfen, Gedanken zu ordnen.
Was Karteikarten anbelangt, so kann man die auch irgendwie leichter verschieben, als Szenen im Text - finde ich zumindest.
Karteikarten sind der Beziehungskiller Nummer eins.
Kommt drauf an. Wenn man welche zwischendrin einfügen muss, ist es schon ein ziemliches Geschiebe, verglichen mit einem simplen Manöver im Navigator. Ganz zu schweigen davon, wenn man Zettel an eine Korkwand gepinnt hat …
Das kann man so sehen, aber ich bin ziemlich sicher, dass das nicht an der Methode gelegen hat.
Um nochmal an den Ursprung des Threads anzuknüpfen:
Meinen Lektorats-Kunden rate ich, wenn das Buch noch lückenhaft ist oder aber Kapitel nur sehr “gezwungen” aneinander hängen, mit ihren Figuren zu reden und ihnen Gedanken einzuflösen, die sie von Situation A nach dem gewünschten B bringen.
Und ich sage ihnen parallel, dass wenn das nicht funktioniert, dass sie sich ggf. unbedingt von vorgeschriebenen späteren Szenen verabschieden müssen, wenn sie eben so gar nicht zur bisherigen Geschichte passen. Egal, wie gut und gelungen diese späteren Szenen sind - zerreißen sie das Buch, zerreißt’s auch den Leser und der “fällt aus der Geschichte”. Und das Buch bekommt das Etikett “schlecht”.
Lieber das schon vorhandene Ende umschreiben, wenn der rote Faden kein dickes rotes Tau wird und unstimmig umherflattert.
Also ich mache das auch so. Habe ich an der Drehbuchschule gelernt, wo einem ja bereits am ersten Tag die Akte-Struktur eingeimpft wird. Letztendlich ergab sich das auch bei der Arbeit mit der Drehbuch-Software. Die stellt auch in Karteikarten die Geschichte dar, wenn nötig.
Also bei den “analogen” Karteikarten den Szenentitel oben als Überschrift. Darunter ist Platz für eine Beschreibung - oder auch für Anfang, Ende, Konflikt, Motivation, etc. Die Rückseite gäbe es auch noch, wenn es unbedingt sein müsste.
Ich arbeite mit unterschiedlichen Farben für die unterschiedlichen Akte und zusätzlich für “entscheidende” Szenen, Aufhängerszenen, usw.
Hier in Papyrus klappt das digital ja auch bombig, wenn man eindeutige Szenennamen vergibt und sich dann den Organizer so einrichtet, dass man alles erkennen kann.
Grüße
So ähnlich stelle ich mir bildlich die Arbeit mit dem Organizer vor. Das Denkbrett ist dann quasi die 2-dimensionale Version des Organisers.
Ganz übersehen, aber genau diesen Satz finde ich unheimlich wichtig - und hilfreich.
Da ich gerade nicht schlafen kann, kann ich einmal einen Zwischenstandsbericht geben.
Ich komme inzwischen langsam, aber stetig weiter.
Von den insgesamt 8 Kapiteln habe ich 6 sortiert.
Folgende Tipps haben mir sehr weitergeholfen:
- Der Tipp, Karteikärtchen an die Schrankwand zu kleben.
- Die Idee, zuerst den wichtigsten Handlungsstrang in sich zu sortieren, dann den nächstwichtigen dazwischen einzufügen.
Mit Karteikärtchen von Handlungsstrang 1 an meinem Kleiderschrank habe ich angefangen. Als ich damit festhing und nicht mehr weiterkam, habe ich den kompletten Text dieses Strangs in 10-Punkt-Schrift ausgedruckt, an der Schrankwand hin- und hergeklebt und dabei überarbeitet. Am Ende habe ich die ausgedruckten Textauszüge wieder durch kleine Kärtchen mit den Szenenüberschriften ersetzt.
Für den zweiten Handlungsstrang habe ich dann Karteikärtchen in einer anderen Farbe erstellt und angefangen, sie zwischen die anderen Szenen zu sortieren. Als ich mich damit nur noch im Kreis drehte, kam der entscheidende Ratschlag von meiner Schwester: Nicht alles frei verschiebbar lassen, sondern nach und nach endgültige Entscheidungen treffen: - Zwei Karteikärtchen, die aufeinander folgen sollen, mit Tesafilm aneinander festkleben.
Das hatte ich nur einmal “analog” gemacht, damit war die Blockade schon überwunden; und statt Tesafilm auf Karteikärtchen habe ich die Texte durch Überleitungen miteinander verbunden oder zwei Szenen zu einer neuen Szene zusammengeschrieben.
Je mehr endgültige Entscheidungen ich getroffen habe, desto öfter gab es kleine Schübe von neuen Ideen, die sich darin einfügten. Daraus ergab sich manchmal ganz natürlich, ohne große Entscheidungsschwierigkeiten, welche Szenen vom dritten Handlungsstrang angefügt wurden.
Bei mir kleben jede Menge PostIts an allen freien Flächen oder auf Flipcharts, die am Regal befestigt sind.
Die sind sehr einfach zu versetzen und es gibt sie in verschiedenen Farben und Grössen.
Wer eine Wand hat, auf der sie nicht gut kleben: es gibt extrastarke Postits.
Ich hätte einen Software-Tipp, dem ich mehrere Einschränkungen vorausschicken muss:
- Es ist nur für einen bestimmten Persönlichkeitstypus ein passender Zugang (gleichermaßen visuell denkend wie an Ideenüberfluss leidend).
- Es ist nur für bestimmte, überaus komplizierte und verwickelte Plots sinnvoll.
- Es ist nicht zum Schreiben selbst geeignet, da ist Papyrus um Häuser überlegen.
- Es hat eine kurze, aber bemerkenswert steile Lernkurve.
- Teuer, wenn man mit der kostenlosen Testversion nicht auskommt.
Unter diesen Einschränkungen würde ich einen Blick auf Causality Story Sequencer werfen. Ich verwende es manchmal als Notfallwerkzeug zum Plotten, wenn ich in den kausalen Abhängigkeiten meiner Szenenschwärme völlig die Übersicht verloren habe.
Kann man dafür nicht auch das Denkbrett nutzen?
Es wäre schön, wenn man mit 2-3 Klicks alle Szenenüberschriften mit der Szenenfarbe aus dem Navigator als digitale Karteikärtchen in ein Denkbrett übernehmen könnte.
Diese Funktion gibt es aber nicht, ich hätte 180 Überschriften in 180 Kästchen eintragen müssen.
Arbeitsersparnis wäre das Denkbrett also nicht.
Auf der Fläche meines 2,5m breiten Schrankes habe ich einen ganz anderen Überblick, kann die Überschriften alle gut lesen und ganz einfach ein einzelnes Kärtchen abziehen und 60cm weiter mit einem anderen Kärtchen vertauschen. (Ohne dass es beim Vertauschen unabsichtlich an andere Kästchen andockt und Pfeile zieht…)
Natürlich, dafür ist das Denkbrett ja gedacht.
Der Vorteil von Karteikarten oder Postit Zetteln ist das Haptische und die Übersicht. Es hilft mir beim Denken, den Zettel in der Hand zu halten, vor der Wand zu stehen und zu überlegen, wo es Sinn macht.
Am Computer fehlt mir dieser Aspekt des “Anfassens”.
Das ist natürlich subjektiv.
Sehe ich ein. Aber das klappt bei mir trotzdem nicht. Ich kriege nie genügend Infos auf eine Karteikarte. Und mein Projekt ist schon ziemlich komplex. Da hängt es von Details ab, wo die Karte hin muss. Da arbeite ich dann auch gerne mit Links.
Und im Computer kann ich auch schneller mal weitere Infos zum Weltenbau oder den Figuren nachschlagen. Das hat auch Auswirkungen auf die Reihenfolge …
Und irgendwie ist mir der Platz auf einem Tisch oder an einer Wand immer zu klein …
… hat aber den Vorteil, dass Du Dich hin und wieder bewegen musst und Du schneller von einem zum anderen Punkt springen kannst. Für viele Sachen ist so ein Bildschirm einfach zu klein und unübersichtlich.
Da hinter meinem Bildschirm eine große weiße Wand ist, habe ich ihn deshalb damit erweitert.
Dann ist die Schrankwand eine bessere Lösung als das Denkbrett.
Wenn man im Denkbrett in ein Kästchen 200 Wörter schreibt, kann man nicht gleichzeitig den Überblick über 100 Kästchen behalten.
Auf meinem Schrank hatte ich einmal fast 30 DIN-A4-Seiten ausgedruckten Text kleingeschnipselt und die Schnipsel neu sortiert.
Für mich nicht. Da passt eher so was wie der Organizer, bei dem ich die Details im Überblick nachlesen kann, und im Hauptfenster die ersten Zeilen angezeigt werden. Oder digitale Karteikarten, die quasi unendlich viel Text fassen.
Wahrscheinlich ginge es auch an einer Schrankwand, aber nicht mehr bei meinem aktuellen Projekt, wo ich in 5 Bänden zwischen den Szenen hin und her springe …