Ich wollte die Anwendung der Stilanalyse schon immer mal an einem Beispiel aus der Praxis zeigen, aber das ist gar nicht so einfach, wenn es wirklich ein Beispiel aus der Praxis sein soll. Denn: Wenn man einen Text mithilfe der Stilanalyse überarbeitet, ist man so »drin«, geht so darin auf, dass man unmöglich gleichzeitig neben sich treten und kommentieren kann. Das wäre ein bisschen so, als verlange man von einem Boxer, seinen eigenen Kampf zu kommentieren, während er ihn kämpft. Beim Schreiben ist es zwar nur der Kampf gegen sprachliche Schwachstellen, aber auch da muss man ganz bei der Sache sein.
Nun habe ich gerade eine Überarbeitung hinter mir (das Manuskript des Folgeromans zu »Aquamarin«), und eines Morgens, als ich mich an den Computer setzte, das nächste zu bearbeitende Kapitel aufrief und die ersten Zeilen betrachtete, sah ich darin plötzlich ein schönes Beispiel, an dem sich erklären lässt, wie man die Stilanalyse nutzt.
Deine lebendige Schilderung über die Arbeit mit der Stilanalyse, an dem Beispiel eines Absatzes, hat mir geholfen, selbst besser mit ihr umzugehen. Bisher wirkte die Vielzahl an auftauchenden Markierungen auf mich eher abschreckend. Mir vermittelte der bunt markierte Text immer das Gefühl, unzulänglich zu schreiben, und blendet es, unangenehm spürend, weg. Vor allem auch, weil ich der Meinung war, alles Angemahnte müsste letztendlich auch korrigiert werden. Anhand deiner Beschreibung wurde mir klar, dass dies manchmal gar nicht notwendig ist, sondern das sie eine Hilfestellung darstellt.
Momentan überarbeite ich meine neuen Geschichten, indem ich sie, mit der Stilanalyse in der Einstellung «flüssiges Schreiben», von ihren Füllwörtern sowie Wortdopplungen durch den Gebrauch der Synonymfunktion befreie. Mittels deiner lebenden Ausmalung ist bei mir Hobbyschreiber, nun ein anspornendes Gefühl für den Einsatz der Stilanalyse entstanden. Danke dafür.
Die nächste Stufe «selbstkritisches Schreiben» folgt, wenn ich in der Ersten kaum noch etwas zu korrigieren vorfinde.
Grad wollte ich schon fragen, ob man gleich beim Schreiben alle diese Hilfsmittel einschalten sollte, da steht die Antwort schon im Artikel. Danke, Andreas (wir duzen uns hier alle, oder?), für diesen Einblick. Und ich habe auch gleich noch gelernt, dass die Stilanalyse weitaus flexibler ist, als ich vermutet habe.