Politische Korrektheit in historischen Romanen

Ja, @sbraun, aber das ist nicht so weit von “speien” entfernt, wie wir in Deutschland sagen, wie “Kotze” von “Decke”.

LG
Pamina

Das ist klar. In der wiener Gaunersprache bedeutet “speiben” gestehen. “Und, hot er bei der Vernehmung gspieben?”
:stuck_out_tongue:

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Ich denke, darauf werde ich verzichten können, da ich keinen Krimi oder so etwas schreibe. :slight_smile:

LG
Pamina

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sei mir nicht böse aber würde ich diesen sche… von dieser verdammten korrektheit einfach links liegen lassen. Sowas braucht kein mensch.
und wenn du sowieso in den 20ern bist dann schreib doch wie die dort gesprochen haben. wenn einer der diese verdammte korrektheit braucht wird er deinen (ich sags jetzt mal gaaaaanz böse ) "scheiss nazi roman " (sorry is aber so) eh nicht kaufen.

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ich bin keine wienerin und weiss das trotzdem was das heisst. wird bei uns im steirischen auch so genannt.

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Dass die sprachliche Bevormundung (Pippi Langstrumpf, Winnetou (man darf ja nicht mehr Indianer sagen) usw. ) schon soweit fortgeschritten ist, dass sich Menschen, die einen authentischen Roman über vergangene Epochen schreiben wollen sowas ernsthaft fragen müssen ist eine Schande.

Die Herabwürdigung von Menschen ist schlecht. Aber wenn du einen historisch korrekten Text verfasst würdigst du niemanden herab. Obwohl ich sicher bin, dass die selbsternannten Advokaten der vermeintlichen Minderheiten jetzt am liebsten die Steine auflesen würden. Sollen sie halt. Ich hoffe, sie heben sich einen (nicht zu schweren) Bruch daran.

Aber das ist nur meine Meinung, die nicht juristisch abgesichert ist. :frowning:

Kann er. Schade nur, dass er scheinbar muss.

Die Herabwürdigung von Menschen war schon vor 400 Jahren sch…
Die Pipi Langstrumpf, die wir kennen, ist auch nicht mehr das Original. Die Geschichten wurden nach dem 2. WK umgeschrieben.

Hast du eine Vergleichsmöglichkeit von Versionen vor und nach dem 2. WK? Oder worauf gründet sich deine Aussage?

Vor einigen Jahren ist die Ur-Pippi neu aufgelegt worden. Ich meine, es heißt auch so. Während meiner Ausbildung im letzten Jahrtausend habe ich mal ein Referat über den Oetinger Verlag und die Freundschaft und geschäftliche Verbindung zu Astrid Lindgren geschrieben. Als das Buch erstmalig veröffentlicht wurde, gab es einen riesigen Aufschrei. Zu unangepasst war Pippi, zu frei. Und es war damals schon nicht die Originalversion.Kam in der damaligen Gesellschaft nicht ganz so gut an zu Beginn, es widersprach der gängigen Erziehung. Man munkelte sogar, es würde die Kinder verderben. Nun ja. Die Ur-Pippi ist das Manuskript von 1944. Es musste überarbeitet werden, die Veröffentlichung wurde zunächst abgelehnt. Es ist also damals schon nicht die ursprüngliche Verfassung veröffentlicht worden.

Ist schon eine schwierige Sache. Ein Roman spiegelt natürlich die Zeit, in der er handelt. Außerdem auch noch die Zeit, in der er geschrieben wurde. Wird „vom Winde verweht“ für die Sprache der Protagonisten oder die Sprache/Darstellung der Protagonisten durch den Autor abgestraft? Ich bin auf jeden Fall ein Verfechter eine authentischen Darstellung der Zeit der Handlung. Aber natürlich hat auch das Grenzen., schon allein wegen der Lesbarkeit. Wir schreiben ja auch die Dialoge in Romanen in Deutsch, auch wenn die Handlung ganz woanders stattfindet. Und eine Roman ist eben ein Roman und muss auch das Publikum berücksichtigen. Das darf natürlich nicht zu Selbstzensur führen aber ein wenig sensibel darf man meiner Meinung nach schon sein. Einer von vier Protagonisten in meiner historischen Roman (er spielt 1275 v.Chr.) ist zum Beispiel Neter, ein Nubier, also dunkelhäutig. Rassismus in der modernen Form gab es damals übrigens nicht aber natürlich hat man wenn man jemanden nicht leiden könnte zu allen Zeiten auch über dessen körperliche Eigenschaften hergezogen. Und Neter hatte eine Menge Feinde … trotzdem habe ich das subtiler angebracht, als mit dem N-Wort (das es damals natürlich auch noch gar nicht gab). Hier ein Beispieldialog aus dem Buch - ich denke, der Leser versteht direkt, was gemeint ist …

Alexandros war weniger diplomatisch. »In meinem Heer pflegen selten Söldner zu kämpfen… und schon gar keine…«, er betrachtete Neter erneut, »… Nubier.«

Wieder griff Neters Hand unwillkürlich ins Leere an die Stelle, an der sonst sein Schwert am Gürtel gehangen hätte. Geistesgegenwärtig wandelte er die Geste in ein Glattstreichen seines Gewandes um.

»Ihr beurteilt eure Soldaten also eher nach ihrer Hautfarbe, als ihre Stärke und ihrem… Geschick?«, mischte sich Danuhepa ein. Ihr Ton klang dabei ehrlich neugierig, aber Neter argwöhnte, dass sie Alexandros mehr oder weniger offen verspottete

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Ich kann dieser Stelle nichts herabwürdigendes von deiner Seite entnehmen. Nubier war damals wohl die gängige Bezeichnung für Menschen, die aus Nubien stammten. Das Gebiet und das Volk mag es heute so nicht mehr geben, aber damals halt eben schon. Aber aus deinem Text geht klar hervor, dass Alexandros entweder alle, oder zumindest diesen, Nubier nicht mag. Und das ist ja auch okay.

Deine Einstellung, sensibel mit solchen Themen umzugehen finde ich lobenswert und wichtig.

Es gibt noch immer Nuba und Nubier sowie eine Region Nubien im heutigen Sudan und im südlichen Ägypten. Die wenigen Migranten aus dieser Region, die ich kenne, sind stolz auf ihre Herkunft und Identität. Sie denken dabei nicht in Staatsgrenzen, sondern in Traditionen und Zusammengehörigkeiten, die sie sich kaum absprechen lassen werden.

Aha, wieder was gelernt. :slight_smile:

Das will ich doch stark hoffen. Der kleine Ausschnitt soll eben zeigen, wie man die Hautfarbe als Element des Gedankengutes einer Person im Text (hier Alexandros) einbauen kann, eben OHNE es direkt dem Leser ins Gesicht zu hauen. Alexandros sagt zwar „Nubier“, meint aber eher nicht das Land, denn er macht ja mit seinem Blick deutlich, dass es um Äußerlichkeiten geht. Danuhepa merkt das ja auch sofort und der Leser hoffentlich auch.

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Ich klinke mich hier kurz einmal ein, ohne den gesamten Thread gelesen zu haben. Und zwar mit einem Einwurf.

Die Frage nach beleidigenden, herabwürdigenden und rassistischen Begriffen ist auch immer eine Frage danach, wem das Wort gehört. Ich meine, es gibt heute üble Charaktere und weniger üble, die noch immer in Sprachbildern denken, die überholt sind. Da gibt es Schwuchteln und Arschlöcher, Nigger und Judenschweine und weiß der Geier was noch, und die Frage ist für mich immer: Wem gehört das Wort?

Wenn ich einen miesen Charakter im Roman habe, der sein Gegenüber bewusst verletzend und herablassend tituliert, dann kann ich nicht Schwarzafrikaner oder du blöder homosexueller Mensch verwenden - außer, der Böse verwendet solche Begriffe in ironischer Verdrehung.

Schreibe ich auktorial, kann ich auch solche Begriffe verwenden, wenn ich sie dem Bösen zuordne, oder dem Niederträchtigen, wie auch immer. Das variiert dann mit der Nähe des Erzählers zur erzählten Figur: Mark seufzte und dachte, da ist der Scheißhomo ja schon wieder. Hat den noch keiner abgestochen?

Wem gehört da die Sprache? Mir als Erzähler oder bin ich der erzählten Figur so nahe, dass seine Sprache auf mich abfärbt?

Ich denke, dass politische Korrektheit in der Literatur weiter oben angesiedelt ist, in dem die Handlung das moralische Fundament bestimmt und nicht die Wortwahl der handelnden Figuren. Wichtiger als politische Korrektheit im Roman finde ich, dass man als Schriftsteller niemals, never ever, seine Figuren verrät. Die Sprache, die sie verwenden, ist Teil ihres Wesens, und nichts ist unglaubwürdiger als ein auf der Straße lebender Gangster, der statt „Setz dich auf deinen Arsch und hör mir zu“, sagt: „Setz dich auf deine vier Buchstaben und hör mir zu!“

Hautfarbe: Wenn es wichtig für die Handlung des Romans ist, kann man durchaus einmal eine Romanfigur als „Schwarzen“ bezeichnen, wenn man den Begriff einer Figur zuordnet. Ich habe in meinem aktuellen Romanprojekt eine Szene von rund 4 Seiten, bei der sich erst am Schluss herausstellt, dass vier der Charaktere Schwarze sind. das löse ich, in dem ich den einzigen Weißen in der Szene benenne:

Die Männer saßen im Kreis um das niedergebrannte Lagerfeuer und flüsterten im matten Schein der Glut. Blutjung sahen sie aus, und ihre Stimmen waren kehlig und tief. Manchmal blickten sie verstohlen zum einzigen Weißen der Expedition, der ein wenig abseits auf einem Klapphocker an einem Campingtisch saß und im fahlen Licht einer Gaslaterne ein Buch las.

Ich denke, man sollte als Schriftsteller keine Angst davor haben, politisch nicht korrekt zu schreiben, denn die Welt ist politisch nicht korrekt. War sie nie und wird sie nie, so lange es Menschen gibt. Und man kann sie nicht politisch korrekt machen, in dem man sie sich zurechtschreibt. Ich denke, der Leser würde diesen Manipulationsversuch merken und bestenfalls mit Irritation reagieren :slight_smile:

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