Philosophie/Existenzialismus/Resilienz

In meinem atuellen Romanprojekt schreibe ich darüber, wie ein bislang unbescholtener Mann zum Verbrecher wird. Und zwar zu einem volkommen zerstörerischen und rücksichtslosen Supergangster. Stellt Euch Fantomas vor. Nur grimmiger, rücksichtsloser und … er strebt weder nach Reichtum noch nach Macht sondern nur danach, (wie der Joker) die Welt brennen zu sehen. Ich dichte ihm eine philosophische Geschichte nach: Er findet in der Bibliothek seiner Eltern das Buch eines portugiesischen Mönch, der eine Zeit lange in Afrika war und dort ein Monument fand, die Basis einer Philosophie, die ich in der Nähe zum Existenzialismus verorte - ohne mit Gewissheit sagen zu können, ob das passt. Kern der Philosophie des Mönchs ist, dass man den Weiterbestand der menschlichen Zivilisation nur sicherstellen kann, in dem man sie dazu herausfordert, sich zu wehren, um Resilienz gegen zerstörerisches Wirken zu entwickeln.

Das heißt, ein Auserwählter wird von den Hütern des Monuments beauftragt, auf der Welt immer wieder „Brände“ zu legen: Konflikte, Verwerfungen, Verzweiflung, Wirren, Hungersnöte … Dabei soll der Endeffekt sein, dass die menschliche Gesellschaft durch die Katastrophen nicht untergeht, sondern gestärkt hervorgeht.

Meine Frage ist nun, ob es tatsächlich eine solche Form der gesellschaftsformenden Philosophie gibt? Der Grundgedanke, dass eine Gesellschaft Fieber nur überstehen kann, wenn es Fieber … übersteht. Hunger und Elend nur, in dem sie gezielt Hunger und Elend ausgesetzt wird.

Wisst Ihr da was, womit ich die Philosophie untermauern könnte?

lg/Peter

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Spannend. Kurze Assoziationen von mir dazu. Keine davon kann ich mit Anspruch auf Korrektheit anbieten. Philosophie kann ich nicht gut.

Goethe: „Stirb und werde“ Prinzip. „Das Lebendge will ich preisen, dass nach Flammentod sich sehnet.“

Darwinismus: passe Dich an oder geh unter. Das ist etwas, dass ich besser beurteilen kann. Anpassung ist das biologische Grundprinzip. Du musst verletzt werden (Muskelkater), um stärker zu werden. Hacke 14 Tage am Stück Holz - die ersten 4-5 Tage hast Du blutige Hände. Nach 3-4 Wochen hast Du 5mm dicke Hornhaut - Du hast Dich angepasst. Anwendbar auf vieles. Nennt sich Superkompensation (über die Homöostase (Normzustand) hinaus kompensiert) also auf ein neues Leistungsniveau gehoben.

In der Philosophie würde ich unter „Feuer“ als Symbol suchen. Es reinigt, zerstört und erleuchtet. Daher wird es auch als schöpferisches/erschaffendes Element gesehen.

Nur kurze ungeordnete Gedanken am Ende eines langen Tages…

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Darwinismus. Das ich da nicht draufgekommen bin :slight_smile: Und natürlich mag ich das Goethe-Zitat.

Vielen Dank für Deine Hilfe!

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Also das Thema wird auf jeden Fall im Fantasy Genre bedient. In der Welt des Pen und Paper Rollenspiels „AD&D“ gibt es eine eigene Götterwelt, die sich in ein gutes / neutrales und böses Pantheon aufteilen. Eine Priester einer rechtschaffen bösen Gottheit würde genau so wie du es sagst argumentieren:
„Stärke ist bedeutungslos - wenn man sie nicht anwendet“
„Katatrophen erinnern daran, wie kostbar das Leben ist.“
„Ohne Feind, suchen wir die Feinde unter Freunden“
Da AD&D sich eigentlich frei aus den Gottheiten der echten Welt wild bedient, würde ich da mal suchen. Nordische Gottheiten, griechische oder agyptische. Sicherlich gab es da auch ein paar extrema wie beispielsweise „Seth“ (Stürme/Unwetter)

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Viele (alle?) Impfungen funktionieren im Grunde nach diesem Prinzip

Ähm, nein. Maximal die Lebendstoffimpfung kann (eingeschränkt) so betrachtet werden. Quasi die aktive Immunisierung.
Alle anderen Wirkungsweisen (passiv, simultan, mRNA) würden dieses Bild (Ausgangsfrage) verzerren. Aber ich mag nicht vom Thema zu weit weg…

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Das mag jetzt merkwürdig klingen, aber mir fällt als erstes gerade die Serie Babylon 5 ein. Der Krieg gegen die Schatten. Im Gegensatz zu den Vorlonen, die den Völkern als Engel erscheinen und ihre Entwicklung konstruktiv, auf Ordnung gerichtet, begleiten (zumindest ist das der Ansatz, das wird kurz nach dem Ausbruch des offenen Krieges auch in Frage gestellt), treibt die Schatten die Vorstellung an, dass nur die Stärksten überleben, genau deshalb, weil sie sich durch den Zwang zum Kampf weiterentwickeln. Aufgelöst wird das in Staffel 4, Episode 6 ab Minute 27.

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Das was du beschreibst, klingt für mich auch nach Sozialdarwinismus, unter diesem Schlagwort findest du eine Menge. Sozialdarwinismus war ein Teil der Ideologie der Nationalsozialisten, die den Sozialdarwinismus rassistisch ausgelegt haben. Wie ich dich verstehe, will deine Figur alle Menschen unabhängig von ihrer Herkunft „entwickeln“, das wäre dann Sozialdarwinismus ohne Rassismus so wie ich das verstehe.
Im Sinne deines Mönches könntest du dir auch die Evolutionstheorie von Lamarck anschauen. Er geht davon aus, dass aktiv erworbene Veränderungen vererbt werden können. Das würde somit vielleicht sogar noch besser in deine Vorstellung passen als der Darwinismus und hängt jetzt davon ab, salopp gesagt, was er will: sollen nur die Starken überleben und die Menschheit dadurch resilienter werden: dann Darwinismus; sollen die Menschen sich entwickeln und durch diese Entwicklung sollen sie resilienter werden: dann Lamarckismus.

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Ich bin bedauerlicherweise in der Philosophie ein Totalversager, würde jedoch auch eher in der Psychologie eine Erklärung finden wollen. Das Stichwort ‚Resilienz‘ ist schon mehrfach gefallen und es gibt diesbezüglich beispielsweise beim Militär ein entsprechendes Training, in dem Menschen fit gemacht werden sollen für Stress-Situationen, gegenüber Traumata und zahlreichen anderen destruktiven Einflüssen. Das Ziel ist weniger Angst zu empfinden, bzw. an Belastungen nicht zu zerbrechen.

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SEHR Spannende Idee, äußerst vielschichtig!
Was mir noch einfällt: Neuroplastizität (wie wir uns selbst erschaffen); da wird gerade recht viel geforscht.
auch im Dt. Raum, bzw. weltweit:
Prof. Dr. Michaela Brohm-Badry
Neurowissenschaftlerin für Lehr- Lernforschung

Noch was aus der Genetik: das sogenannte „Verbrecher-Gen“ wie es der Laie ausdrücken könnte; wieviel Genetik/wieviel Sozialisation…ist verantwortlich.
ari Tiihonen (Karolinska Institute, Stockholm) et al., Molecular Psychiatry, doi: 10.1038/MP.2014.130

Da würde ich gerne erfahren, wie du weiter vorgehst!
eine erfolgreiche Zeit!

NIKA

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Ah, okay, stimmt, das war nicht ganz zu Ende gedacht. Hatte nur noch ein vages Bild aus dem Biounterricht im Kopf, dass halt diese Lebendimpfungen behandelt hatte. Dann aber halt eben nicht „viele“ (und schon gar nicht „alle“), sondern „einige“. Aber egal was, es wäre ein verwendbarer Vergleich für die gesuchte Philosophie :woman_shrugging:

Neuere Forschung spielt da weniger eine Rolle. Das"Monument", bestehend aus Steinen, die an der Küste der namibischen Wüste entdeckt und vom Nomadenstamm der Himba in eine Höhle gebracht wurden, ist tausend Jahre alt, wenn nicht älter und die Grundlage eines namibischen Geheimkults, die jede Generation nach einem Ausführenden suchen, der die Aufgabe übernimmt, manipulativ und rücksichtslos in die Geschicke der Menschheit einzugreifen.
In meinem Roman ist das ein junger Mann, der gerade eine beträchtliche Erbschaft angetreten hat, nachdem seine Eltern bei einem Unglück auf einer Werft in Amsterdam ums Leben kamen.

Er scheint nicht nur der Richtige zu sein, er blüht geradezu auf und verbindet seine Aufgabe mit seinem Hang zum Sadismus. Obwohl er für viele Verwerfungen, Revolutionen, Spannungen, etc … verantwortlich ist, beschreibe ich in meiner Trilogie „nur“ von drei Aktionen (jedes Buch der Trilogie befasst sich mit einem seiner „Eingriffe“)

Die auf den sieben Steinen gravierte Aufforderung, auf bestimmte Art und Weise durch Terror die Wiederstandskarft der Zivilisation zu stärken, könnte tatsächlich ein Vorbote des Darwinismus sein :slight_smile:

Zufall, aber…
Gerade die Conan Intro online präsentiert bekommen.
Anfang: (Trommeln. Dumpf.)
Dann ein Schriftzug.

„That which does not kill us, makes us stronger.“
F. Nietzsche

Du willst Nietzsche. Und Conan. (:joy:)

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Es gibt keine Zufälle. Die Zeit ist einfach reif für dieses Buch!

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Ob der Darwinismus hier als Basis für die Philosophie dieses Kults herhalten kann weiss ich nicht. Soweit ich weiss schliesst der Darwinismus jede Form von Zielgerichtetheit aus. Kein Plan, nichts. Wäre das kein Widerspruch zu deiner Idee?

Ist das so? :thinking: Im Sinne der Evolution ist unsere Hirn und Denkleistung nur bis zu einem gewissen Grad zufällig, dann jedoch sich selbst vorantreibend (also zielgerichtet) gewesen. Ganz wertfrei betrachtet.

Jo, würde ich schon sagen. Das Fehlen jeglichen Plans ist Systemimmanent für die Evolution. Alles weitere dazu gerne per PN, hier würde das den Rahmen sprengen.

Wenn also diese Philosophie eine Art Prophezeiung „Es kommt einer, der …“ beinhaltet schliesst sich das gegenseitig aus. Weil bei einer Prophezeiung ja jemand da sein muss, der weiss, was kommen wird und dieses Wissen jemandem vermittelt. Oder habe ich a) Prophezeiung und / oder b) die Idee von @nathschlaeger falsch verstanden?

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Ich denke ja. Ich habe es so verstanden, dass eine Gesellschaft im Nietzsch’en Sinne die Menschheit entwickeln will. Also wie im o. g. Zitat.
Und… es ist und bleibt ja auch eine Geschichte!

Zu Darwin & Entkopplung durch den Intellekt schreibe ich PN später. Muss zum Strand… :smiley:

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Danke nochmal für Deine Überlegungen. Ich stelle mir das gerade so (bin kurz davor, die entsprechenden Szenen zu schreiben) vor, dass das Monument (stell Dir sieben Stück der Steine aus „Das fünfte Element“ vor, voll mit Schriftzeichen, eher eine Handlungsanweisung geben, ein best practice, wie man die Zivilisation auf Spur halten kann. Die daraus folgende Erkenntnis, dass es Einen geben muss, der das vorantreibt, was auf den Steinsäulen geschrieben steht, und zwar mit Manipulation und roher Gewalt, ist eine aus dieser Handlunsganweisung abgeleitete Folklore, die still und heimlich wucherte. Ein „Es hat so zu sein“.

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O. K.
Ob es nun die Hüter des Monuments oder der/die Erschaffer des Monuments sind, es steckt ein Plan dahinter. Richtig? Ergo nichts, was … oder geht es erst bei dem, was aus dieser Folklore um die Steine hervorgeht, also dass die Menschen sich gegenseitig bekriegen sollen um zu „wachsen“, um diese Entwicklung?
Philosophie ist echt nicht mein Ding, auch wenn ich gerne philosophiere :wink:

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