Phantastische Antagonisten und wo sie zu finden sind

Man kommt ja beim Schreiben nicht umhin, sich irgendwann mal ein bisschen mit dem Regelwerk auseinander zu setzen.
Neulich ist mir aufgefallen, dass es in meinem derzeitigen Projekt keinen richtigen Antagonisten epischen Ausmaßes gibt. Nicht, weil ich das nicht hinkriegen würde, sondern weil die Story einfach nie so war. Es gibt natürlich Figuren, die den Hauptfiguren Steine in den Weg legen, aber die größten Gegenspieler sind eigentlich die Zeit, die Umstände und die Vergangenheit. Man darf gespannt sein, ob das storytechnisch so funktioniert, wie ich es gern hätte. :coffee:

Wie ist das bei euch? Habt ihr “echte” Antagonisten? Wie charakterisiert ihr die, wodurch zeichnen die sich aus? Fallen sie euch beim Schreiben schwer oder machen die im Gegenteil sogar richtig Spaß? Bin gespannt auf eure Erfahrungen!

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Im ersten Teil meiner geplanten Trilogie gibt es keinen „richtigen“ Antagonisten, sondern jemanden, der im Hintergrund agiert. Da sind es auch mehr die Umstände und kleinere Hindernisse, die den Figuren in den Weg geschmissen werden. Ich habe mehr grau-schattierte Charaktere, die ein wenig antagonistisch wirken, als es wirklich zu sein.

Im Grunde ist ein guter Antagonist der Held seiner eigenen Geschichte, also jemand mit Überzeugungen und Zielen. Wir alle kennen die Schnurbartzwirbler und auch wenn die gerne als Comic Relief herhalten können, sind sie doch meist öde oder ausgelutscht. Mir gefallen Bösewichte, die entweder eine nachvollziehbare Agenda verfolgen (Yoshikage Kira aus JoJo’s Bizarre Adventure Part 4: Diamond Is Unbreakable, der schlichtweg seine Ruhe haben will, aber leider einen Hang zum Töten und einen Fetisch für Frauenhände hat) oder so dermaßen übermächtig sind, dass man die Arschbacken zusammenkneift, wenn sie nur auftauchen. Oder aber ein Anti-Antagonist, der leider nicht allzu häufig vorkommt. Der ist quasi das Gegenstück zum Anti-Helden. Er verfolgt ein hehres Ziel, aber ist auf dem Weg dorthin immer wieder gezwungen, böse Dinge zu tun, um es schließlich erreichen zu können.

Ich könnte da sicher ein Pamphlet schreiben, aber ich mach’s mir einfach. Zu Zeiten, als ich noch als leitender Redakteur bei der SFT tätig war, habe ich im Rahmen der Artikelreihe „Geek-Ecke“ genau zu diesem Thema einen Doppelseiter geschrieben. Und wie es der Zufall so will, habe ich genau diesen Artikel als Arbeitsprobe für Bewerbungen hergenommen und als PDF vorliegen. Ich bin mal so frei und hänge ihn an. :slight_smile:
Man könnte sicherlich noch viel, viel mehr über Antagonisten schreiben, aber der Artikel umreißt es ganz gut, denke ich.

Arbeitsprobe Feature Geek-Ecke.pdf (2 MB)

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Ich bin noch nicht soweit, die Antagonisten in meinem aktuellen Projekt tatsächlich zu schreiben, sie sind momentan allen noch in meinem Kopf.
Ich habe mehrere Antagonisten, menschliche und körperlose. Ich bin schon gespannt, wie es sein wird, sie zu schreiben. Aus der Vergangenheit kann ich sagen, dass mir die Widersacher immer viel Freude gemacht haben und irgendwie ein Eigenleben entwickelt haben.

Ich denke es ist für jede Geschichte wichtig, einen soliden Protagonisten und Antagonisten zu haben. Selbst wenn es „Man Against Nature“ ist. Das gibt mir jemanden, für den ich mich begeistern kann, obwohl ein gut geschriebener Bösewicht starke, verständliche Motivationen hat, was mich ihm dann eben auch wieder nahe bringt. Wobei, wenn ich an Blade Runner 2049 denke (einer meiner Lieblingsfilme :)) dann hat der wohl scheinbar ein Antagonisten-Problem, denn so wirklich gibt es keinen, der auf Anhieb „hier“ schreit. Selbst die „Guten“, Officer K, Sapper Morton und sogar Rick Deckard zeigen moralische Graustufen und Niander Wallace’s Motivation ist auch nicht nur Big Bad. Denis Villeneuve und die Drehbuchautoren Hampton Fancher und Michael Green haben da eine großartige Arbeit geleistet. Niander Wallace hätte sicherlich noch mehr Potenzial als klassischer Antagonist gehabt, aber ich mag das in diesem Fall sehr gerne, dass alles Grau in Grau gehalten ist.

Die beeindruckendsten Antagonisten hat für mich auf jeden Fall „The Revenent“. Die sind grausam und bedrückend, auf die abscheulichste Weiße. Unmenschliches Verhalten verschiedener Charaktere, das sich in Konflikten und Vorurteilen äußert und sich weigert, irgendetwas herunterzuspielen. Dieser Film hat absolut keine Skrupel, die grausamsten Schmerzen zu zeigen, die Menschen einander zufügen können. Als wäre das nicht genug, ist die Natur der wohl grausamste Gegenspieler für Glass. Das hat mich wirklich beeindruckt, da konnte ich bestimmt eine Woche nicht mehr ruhig schlafen, weil dieser Film mich so mitgenommen hat :scream:

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Sehr schwieriges aber spannendes Thema. Ich ziehe hierfür mal drei bekannte und äußerst gut geschriebene Fantasywerke als Beispiel für unterschiedliche Bösewichte heran: Der Herr der Ringe, Harry Potter, Die Königsmörder-Chronik.

Obwohl ich nicht nur den Herrn der Ringe und den Hobbit, sondern auch das Silmarillion und die Kinder Húrins gelesen hab, fand ich dass Sauron und sein Meister Melkor bzw. Morgoth stets blass bleiben. Sie sind der klassische übergeordnete Bösewicht vor dem sich alle fürchten, der aber kaum in Erscheinung tritt, geschweige denn, dass irgendeine nennenswerte Charakterentwicklung stattfinden würde. So richtig Farbe gewinnt Sauron erst in Mordors Schatten (2014) und Schatten des Krieges (2017), zwei Videospielen, deren Handlung ausschließlich in Mordor stattfinden. Ich finde hier haben die Entwickler ganz schön kreative Arbeit geleistet und viele der weißen Seiten, die Tolkien hinterließ, gefüllt. Nebenbei bemerkt hatte ich schon immer den Eindruck, dass Tolkiens Weltenbau unvollendet blieb. Sauron ist jedenfalls zur Vorlage für einen langweilen Bösewicht im Fantsysetting geworden. Wer heute Fantasy schreibt kann es Tolkien zwar gleichtun, sollte aber besser mehr in Punkto Antagonist anbieten.

Lord Voldemort alias Tom Riddle ist ein wirklich furchteinflössender Knabe, den selbst junge Leser lieber Du-weißt-schon-wer nennen. Tom scheint bereits im Waisenhaus böse und da er von Salazar Slythering abstammt, scheint auch hier auf den ersten Blick keine Charakterentwicklung stattzufinden und die Dunkelheit in die Wiege gelegt. Das interessante an der Geschichte ist, dass Voldemort nach seinem gescheiterten Angriff auf Harry erst einmal an einem Comeback arbeiten muss, was ihm zwar letztendlich gelingt, er jedoch bis dahin schwach und auf die Unterstützung niederer Anhänger angewiesen ist, weil seine besten Leute zaudern ihn zu suchen. Was ihn später dazu nötigt diesen zu verzeihen, um eine neue Armee aufzubauen.
Und das ist nicht die einzige Entwicklung: Voldemort war schon vor seinem Sturz ein Mörder und mächtiger Zauberer - doch ich finde, je mehr Horkruxe Harry vernichtet, desto rücksichtsloser wird Voldemort gegenüber seinen eigenen Anhängern. So betrachtet nimmt die Dunkelheit um ihn herum tatsächlich zu.
Voldemort ist kein Charakter, in den sich der Leser hineinfühlen kann. Gut, unsterblich und mächtig, das klingt verlockend, aber seine Gestalt ist beängstigend und seine Grausamkeit abstoßend. Er wird als jemand beschrieben (vor allem im Konflikt mit Dumbledore) der das Konzept von Liebe, Freundschaft und Familie nicht versteht. Voldemort ist in seinem Herzen ein Einzelgänger, trotz seiner Anhängerschaft. Gerade aber weil es ihm nicht gelingt sich diesbezüglich weiterzuentwickeln und er sich selbst treu bleibt, finde ich, wirkt er so authentisch. Im Grunde verweigert er an dieser Stelle die Charakterentwicklung, was schlussendlich zu seinem Ende führt. Er ist ignorant und blind gegenüber Harrys Warnungen, die dieser im letzten Duell der beiden ausspricht und zaubert sich hochmütig selbst ins Verderben.
Unterm Strich ist mir ein Voldemort tausend mal lieber als ein Sauron.

Die Chandrian aus der Königsmörder-Chronik sind wie ich finde, ein höchst interessanter, aber komplizierter Fall. Die Reihe sollte eine Trilogie werden, nun warten wir Leser seit rund 10 Jahren auf den letzten Band. Die Chandrian gelten in der Welt als Märchengestalten, die nur Kinder und Narren fürchten. Dennoch singen die Kinder Lieder über sie nach dem Motto: pass auf oder die Chandrian holen dich. Obwohl man dafür verlacht werden kann, gibt es dennoch Erwachsene, die die Chandrian fürchten und keine Geschichten über sie erzählen oder ihren Namen aussprechen wollen. Kvothes erster Mentor merkt dazu im Gespräch mit dessen Eltern an, dass es zwar regionale Ängste vor Boggarts oder dergleichen Feenzeug gibt, über die aber im Nachbarland die Leute spotten. Doch die Chandrian werden überall auf dem Kontinent von Leuten des einfachen Volkes gefürchtet, was dem gebildeten Mentor zu denken gibt.
Kvothe, der Protagonist, erfährt aus eigener Hand dass die Chandrian schrecklich real sind. Dennoch kann er erstmal niemandem davon erzählen, weil er zum einen traumatisiert ist und zum anderen ihm die wenigsten Leute glauben würden, schlimmer, sie würden sich über ihn lustig machen. Die Chandrian sind eine Gruppe Unsterblicher, deren Leben wohl seit Jahrtausenden währt und keine Rücksicht auf Menschenleben nehmen, wenn es darum geht ihre Spuren zu verwischen oder ihren geheimen Plänen zu folgen. Sicherlich gibt es Geheimgesellschaften auch in anderen Büchern als Widersacher, doch gerade weil die Chandrian eigentlich jedermann bekannt sind, aber unterschiedlich über sie gedacht wird - für die einen ein Märchen, für die anderen eine Art Bloody Mary deren Namen man nicht laut ausspricht - sind sie so gute Antagonisten. Vor allem ermöglichen sie es den Autor viele Nebenstränge zu erzählen, da Kvothes erste Begegnung mit den Chandrian sich bislang nicht wiederholte. Er hat sie einmal verpasst und einmal trat vielleicht ein Chandrian als Anführer einer Gruppe von Banditen in Erscheinung, was unbewiesen ist, da keine Leiche gefunden wurde, doch ansonsten beschränkt sich Kvothes Rachefeldzug auf Informationsbeschaffung und Andeutungen im zweiten Erzählstrang, der in einer Zeitlinie spielt, in der Kvothe bei seinen Bemühungen sich zu rächen, offenbar einiges verbockt hat. Man ist wirklich gespannt wie die Geschichte ausgeht, zumal im Buch zwei unterschiedliche Legenden erzählt werden, die die Herkunft der Chandrian schildern: in der einen Version sind sie gestürzte Helden, die Verrat begingen, in der anderen Version wurden sie verraten. Hier tritt der Verdacht in den Raum, dass jemand, vielleicht die Chandrian selbst, die historischen Hintergründe nachträglich umschreiben und ihre alten Identitäten in ein besseres Licht rücken wollen. Jedenfalls ist das ganze großes Rätselraten, da sie jedoch zumindest einmal leibhaftig vor Kvothe als Gruppe in Erscheinung traten, machen sie deutlich mehr her als ein Sauron, den Bilbo nur als feuriges Auge wahrnimmt und am ehesten fürchtet, wenn ein Nazgūl nach ihm greift.

Hm. Irgendwo hab ich mal gelesen, welche Kategorien von Antagonisten es geben soll. Muss bei Gelegenheit mal schauen, was ich mir dazu notiert habe. An sich finde ich es schwieriger einen guten Antagonisten zu schaffen als einen Helden. Ich neige dazu mehrere Antagonisten auftreten zu lassen, die mehr oder weniger hierarisch untereinander stehen, wobei eigentlich mächtige Mittelsmänner dagegen weniger von Bedeutung sind als ihre Schergen.
Da wäre die Inquisitiorin Melandre, die von Kindesbeinen an gezwungen wurde der Kirche zu dienen um ihre Schwester Ysa zu schützen. Melandre ist für die Helden eine äußerst lästige, weil hartnäckige Verfolgerin, nimmt jedoch bei der ersten Gelegenheit Rache an ihren früheren Peinigern.
Ysa, die im Gegensatz zu ihrer Schwester in das Geheimnis der Kirche eingeweiht und in einen Vampir verwandelt wurde. Obwohl sie unter dem Vampirgott im Rang steht, ist sie für mich doch deutlich interessanter, wegen der plötzlichen Rivalität der Schwestern.
Der Vampirgott selbst? Abgesehen von einem Duell zwischen ihm und einer Heldin, hat er deutlich weniger Gewicht, als die schreckliche Kirche, deren Vorherrschaft er etabliert hat. Alt, mächtig und rücksichtslos flieht er ins Ausland, sobald die Wahrheit ans Licht kommt und seine Herrschaft durch eine Rebellion unhaltbar wird.
Trotz seiner Stärke ist er in dieser Welt nur ein Scheusal unter vielen, der sich am Ende dem Schrecklichsten unterordnen muss: Nidhogur, dem Todendrachen, dem Seelenverschlinger (die nordische Mythologie und die Schlange aus dem Paradies lassen grüßen).

Dann wäre da noch Okko alias Odin, der dachte er könne Hel nach ihrem letzten Verrat und einer Strafe von eintausend Jahren eine zweite Chance geben - was ihn den Großteil seiner Macht raubt und ihn zwingt in der Gestalt eines Jugendlichen ein Auge auf eine seiner Töchter zu haben, die Hels erneute Schreckensherrschaft für ihn beenden soll. Um das Geheimnis seiner Identität zu wahren agiert er genauso egoistisch wie Loki und lässt einen Unschuldigen sterben. Dennoch ist er mehr Verbündeter als Gegenspieler.

Hel (ich weiß, eigentlich ist Odin nicht ihr Vater, bei mir aber doch), die nur gegen Odins Herrschaft rebellierte um seine Aufmerksamkeit zu gewinnen. Die dafür von den Asen mit eintausend Jahren Gefängnis in einem dunken Loch bestraft wurde - und nun da Odin sie freilässt alles Übel der Welt herbeiruft um sich zu rächen. Die aber vielleicht ein falsches Spiel treibt und nur Odins größten Feind den Todendrachen Nidhogur aus der Reserve locken will, in dem sie als sein Bündnispartner weite Landesteile unterjocht? Wer weiß …

In einer anderen Geschichte habe ich einen mordlüsternen Guerilla-Fürsten, der auf Rache sinnt, sich aber in die Thronerbin des Reiches verliebt, das sein Volk fast vollständig von der Erde tilgte. In dieser Geschichte fehlt mir ein Antagonist, der an seine Stelle tritt und von beiden - dem Fürsten und der Prinzessin - bekämpft und vernichtet wird, um Frieden zu stiften. Es sollte der Anführer einer Dämonenarmee oder ein anderer Fürst werden, der nur darauf wartet, dass der Anti-Held den Kaiser ermordet, aber ich habe mich da ziemlich verrannt …

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Hey, untersteh dich, hast du meine Geschichte geklaut? ;):smiley:

Hmm, also ich habe auch viele Regelwerke gelesen, aber irgendwie mag ich die nicht anwenden. Das wird mir dann zu schablonenhaft. I:kissing:

Irgendwie entwickeln sich die Antagonisten bei mir von selbst. o_O

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Haha, haben wir vielleicht beide beim Impertaor von Star Wars geklaut? :smiley:

Du sollst ja auch nicht nachmachen, was da drin steht, sondern es bestenfalls adaptieren, pervertieren und anpassen. :wink:

Sobald man Figuren hat, die konträre Ansichten haben, passiert das automatisch. Wenn es bei dir so ist, dann entwickeln sich Bösewichte und das finde ich gut. Sie sind dann nicht böse des Bösesein willens.

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Laut dem Lexikon der Filmschurken von Albrecht Behmel gibt es elf Archetypen von Antagonisten. Will hier jetzt nicht lang und breit zitieren, im Netz findet man mehr Informationen dazu. Ich bin aber auch eher der Meinung, dass Schubladen hier weniger helfen, da solche Charaktere eher einseitig modelliert sind. Ein Antagonist sollte ein Stückweit ambivalent sein, schließlich ist kein echter Mensch durch und durch Böse, sondern zum Teil Opfer seiner Erziehung, seines Umfeldes, der Umstände … Ein grausamer Eroberer sollte trotzdem eine Leidenschaft für seine Mätresse hegen oder ein kaltherziger Unternehmer auf dem Sterbebett um sein Seelenheil fürchten. Wenn der Bösewicht am Ende nicht bekehrt werden soll, muss ihn ein schlechter Charakterzug schlussendlich in den Abgrund führen, in den er sich selbst (siehe Voldemort) oder der Held ihn hinabstößt.

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Der Antagonist muss ja nicht einmal unbedingt eine Person sein. Ein Naturereignis, die politische Lage, eine Gruppe oder Organisation u.s.w. bis hin zu einem Ereignis aus der Vergangenheit des Helden können genausogut als Bremsklotz für den Protagonisten dienen und ihn daran hindern, seine Ziele zu verwirklichen.

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Bei mir gibt es keinen schwarz gezeichneten Antagonisten, der das pure Böse verkörpert. Ich versuche alle meine Charaktere (die Protagonisten ebenso, auch wenn es bei denen etwas schwerer fällt) möglichst grau zu zeichnen. Jeder hat seine eigenen Motivationen und Ziele und die eigene Art, diese zu erreichen.

Der strahlende Ritter, der beim Volk als Turnierkämpfer beliebt ist und für den die Frauen schwärmen, kann trotzdem das Arschloch sein, das die Frauen mit dem eisenbewehrten Handschuh schlägt, wenn sie ihm nicht willig sein wollen. Oder die Prinzessin, die sich am Abend vor der Hochzeit dem Stallburschen hingibt für den sie schon als Kind geschwärmt hat, obwohl ihr normalerweise die Familie und deren Ansehen über alles gehen. Oder der Herzogssohn, der als drittes Kind der Familie kaum Aussichten auf Erbe und Titel hat und sich deshalb bei König und anderen Adelshäusern einschleimt, um dennoch an Macht zu kommen und dafür keine Skrupel kennt, der aber wiederum für die eigene Familie alles tun würde, wenn diese in Gefahr gerät.

Ich will, dass der geneigte Leser jeden Charakter versteht und auch den vermeindlich Bösen etwas Gutes abgewinnen kann. Der Leser soll seine WTF-Momente haben und merken, dass niemand in schwarz und weiß einzuteilen ist. Ich schreibe dreckige Fantasy für Erwachsene. Ein Licht gegen Schatten wäre mir zu sehr Tolkien.

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Licht und Schatten kann man schon machen, aber wenn man seine Leser in eine moralische Misere bringen will, dann muss man grau schreiben. Sie sollen den Bösewicht mögen oder verstehen und leiden, wenn er etwas Schlimmes tut oder ihm was passiert. Das ist der Traum. In diesem Zusammenhang kann ich jedem nur Hunter x Hunter ans Herz legen. 95% graue Charaktere, dass nicht mal die Hauptfigur gefeit ist, absolut Schreckliches zu tun.

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Ich habe mir zueigen gemacht, dass “der” Antagonist kein Mensch sein muss, kein Tier, kein Gott oder Geist, also etwas, mit Willen, sondern die Situation, das Geschick, das Schicksal, die den Held herausfordern, stürzen lassen. Das Wetter, die Leere des Weltraums, das Meer, eine Ideologie.

Ganz allein bin ich ja damit nicht: Bei Hemingway kann der Antagonist schon mal das Meer sein. Bei Moby Dick ein Wal; wenn man Ahab als “Held” sehen mag.
In meinen letzten Romanen (Fluchtgemälde und Coda) ist es schiefgelaufene Magie. Im Roman, an dem ich gerade schreibe, ist es Liebe, die einen Mann dazu bringt, seine Mitreisenden in höchste Gefahr zu bringen; er ist der Protagonist.

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Vielen Dank für eure sehr ausführlichen Antworten! Ich sehe schon, ich steh mit meinem „impersonellen“ Antagonisten nicht allein da.

Übrigens mag ich es total, wenn aus einstigen Antagonisten Verbündete werden, so wie Sethur in der Neschan-Trilogie zum Beispiel. Klar, es ist kitschig, aber ein bisschen Kitsch darf ab und zu sein. Wenn man die Wandlung gut begründet, dann ist eine Läuterung doch eine tolle Sache. :heart_eyes:

Für mein nächstes Projekt ist auf jeden Fall ein „echter“ Antagonist schon vorhanden, und ich freu mich drauf. Schließlich schreibt man doch gern einen wahnsinnigen, manipulativen und absolut ekelhaften Mistkerl, der anderen Leuten die Finger abschneidet… :smiley:

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hm. Nein, ich nicht :roll_eyes:, gar nicht.
Bei mir sind es auch meist die Umstände, also ‚nicht-persönliche Antagonisten‘, das birgt (meistens) weniger Gewalt-Potential. Das passt mir besser in meine Geschichten.

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Kann ich gut verstehen. Bei meiner jetzigen Geschichte würde es auch überhaupt nicht passen. Aber als Gegenspieler für meinen „geheimnisvollen Schwertmeister“ ist es wiederum sehr passend.
Es ist auch nicht so, dass es mir leicht gefallen ist, den Kerl im Rollenspiel zu schreiben. Da musste ich teilweise selber ganz schön schlucken. Aber ich stellte fest, dass es mir mit ein bisschen Übung immer leichter fiel. Und inzwischen vermisse ich ihn sogar fast ein bisschen. :scream: Er war eben ein würdiger Gegner, und den brauchte es auch, damit das Ganze „Schwung hatte“.

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Klingt ein bisschen nach Game of Thrones :smiley:

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Dann will ich bitte schonmal eine Ausgabe vorbestellen :wink:

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Vielleicht ist es ein wenig bedenklich, aber ich habe großes Vergnügen daran Szenen mit Antagonisten zu schreiben, wo sich der Leser beim Lesen (hoffentlich) am liebsten beide Augen zuhalten würde. Hrhrhr

:kissing::smiling_face:

PS: Warum gibt es kein Engelchen Emoji? Das hätte ich jetzt gerne eingesetzt. :smiley:

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:roll_eyes: und:kissing: und:D kommen der Sache schon ziemlich nahe … :cool:

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