Pfannkuchen, Speck & Co. (Auszug)

Bei Ihop bekam Tom endlich seinen heiß ersehnten Kaffee. Als die Bedienung die typische Karaffe brachte, goss er sich und Linda eine dampfende Tasse voll ein.
„Wisst Ihr schon, was ihr zum Essen möchtet?“ Die Kellnerin schenkte ihm ihr schönstes Lächeln. Linda nickte und sah zu Tom. Auch er hatte seine Menükarte bereits zur Seite gelegt.
„Meine Herzensdame zuerst.“
Linda sah den etwas verdatterten Ausdruck auf dem Gesicht der Kellnerin und musste schmunzeln.
„Pfannkuchen, keine Butter, eine Portion Speck und einen Orangensaft.“
„Zweimal bitte.“ Tom nahm einen Schluck aus seiner Tasse.
„Gerne, kommt sofort.“ Damit war die Kellnerin auch schon wieder verschwunden. Tom sah Linda grinsend an.
„Wir mögen beide Dinge wie Tiramisu und Käsekuchen und nun sogar das gleiche Frühstück. Es wird problematisch, sollten wir in unserem Haus am Meer nur noch ein einziges Stück Nachtisch im Kühlschrank stehen haben.“
Linda legte den Kopf leicht schief.
„In unserem Haus am Meer?“
„Genau. Du willst doch ein Haus am Strand oder nicht?“
„Und ob.“ Linda strahlte übers ganze Gesicht. Tom plante bereits ihre gemeinsame Zukunft. „Und ich verspreche dir, dass immer ausreichend Käsekuchen im Kühlschrank ist.“
„Selbstgebacken?“
„Übertreib’s nicht. Ich bin nicht Joy.“ Linda riss die Augen auf. „Oh scheiße!“ Sie holte eilig ihr Handy aus der Tasche und wählte die Nummer ihrer Tante. Joy ging nach zweimal Läuten dran.
„Linda, na endlich, ich hatte mir schon Sorgen gemacht!“
„Es tut mir leid, wir haben verschlafen. Es war eine sehr anstrengende Nacht …“ Sie sah hilfesuchend hoch, erntete aber nur ein freches Grinsen. „Wir haben lang geredet.“
„Mach dir keine Gedanken, mein Schatz, so etwas Ähnliches haben wir uns bereits gedacht. Wo seid ihr?“
„Wir frühstücken gerade, machen uns dann aber gleich auf den Weg.“
„Macht nur langsam. Ein wenig Abstand wird Thomas guttun.“ Joy seufzte leise. „Darf ich kurz mit ihm sprechen?“
„Ja na klar. Moment.“ Linda reichte ihm ihr Handy über den Tisch. „Joy möchte mit dir reden.“
Tom hob überrascht die Augenbrauen, nahm es aber.
„Hi Joy.“ Er atmete tief durch und schaute beim Sprechen auf seine Tasse.
„Thomas, mein herzlichstes Beileid.“
„Danke.“
„Wie geht es dir?“
„Geht so. Es hat unheimlich geholfen, dass ihr Linda habt kommen lassen.“
„Viel hatten wir nicht damit zu tun, um ganz ehrlich zu sein. Ich denke, sie wäre auch ohne unser Einverständnis gefahren. In solchen Situationen ist es wichtig, Unterstützung zu haben.“ Joy machte eine kurze Pause. „Vivian war eine meiner besten Freundinnen. Wir sind immer für dich da, das weißt du, oder?“
Tom nickte automatisch.
„Das weiß ich. Ich danke dir.“
„Ihr müsst auch nicht gleich wieder zurückfahren. Macht ruhig einen kleinen Ausflug, wenn ihr dazu Lust habt. Die Gegend hat viele schöne Ecken. Und fahrt vorsichtig.“
„Machen wir.“
„Bis später.“
„Bis später.“ Er legte auf und reichte Linda ihr Telefon zurück. „Entschuldige mich bitte kurz.“ Er erhob sich und wollte schon in Richtung Toiletten gehen, aber er lehnte sich noch mal zu ihr herunter. „Sieh mal im Netz nach, ob dich im Umkreis von hundert Meilen irgendetwas interessiert. Vielleicht machen wir einen kleinen Abstecher.“ Er versuchte ein Lächeln, aber seine Augen spiegelten es nicht.
„In Ordnung.“
Linda loggte sich in das kostenlose Wi-Fi ein und googelte ein paar Minuten lang interessante Orte, aber der Auftrag gestaltete sich schwieriger als gedacht. Wenig später unterbrach die Bedienung sie mit dem Essen.
„Zweimal Pfannkuchen mit Speck und Orangensaft. Ohne Butter. Darf es noch etwas sein?“
„Vielen Dank, vorerst nicht.“ Linda sah sich um. Tom war nirgends zu sehen, aber sie mochte keine kalten Pfannkuchen und fing ohne ihn an. Ein paar Minuten später kam er aber schon um die Ecke. Sie sah kauend hoch. „Tut mir leid, ich hab schon ohne dich angefangen.“
„Gar kein Problem. Es gibt nichts Schlimmeres als kalte Pfannkuchen.“
Ihre Bewunderung für dieses Fabelwesen, das ihr gegenübersaß, hatte fast keine Grenzen mehr. Sie schluckte glücklich.
„Du bist ein echtes Einhorn.“
„Ein was?“ Er tastete seine Stirn ab.
„Dich magisches Wesen gibt es nur einmal auf dieser Welt.“
„Ach so. Ja, das hoffe ich doch.“ Er nahm einen Pfannkuchen in die Hand, rollte darin ein Stück Speck ein und aß es der Länge nach. Linda beobachtete die Aktion kurz mit Interesse, tat es ihm dann gleich nach. Tom nickte ihr zu. „Auf die Weise hast du immer ein Stück knusprigen Speck im Mund.“
„Ich bin überrascht, dass mir das nicht eingefallen ist.“
„Tja, dein Einhorn ist nicht nur einzigartig, sondern auch kreativ.“ Er zwinkerte ihr zu. „Übrigens, hast du etwa gefunden? Wegen Ausflug und so. Joy meinte, wie sollten uns einen schönen Tag machen.“
„Nein, nicht wirklich. Es gibt zwar interessante Orte, aber zum Wandern oder für Dinge wie Naturreservate habe ich die falschen Schuhe an. Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich würde am liebsten irgendwo ans Wasser fahren. Außerdem tragen wir beide noch die Sachen von gestern. Wenn du nicht gleich nach Hause willst, ist mir das recht, aber dann kaufe ich mir irgendwo frische Unterwäsche und ein neues T-Shirt.“ Bevor sie noch etwas hinzufügen konnte, kam die Bedienung und fragte, ob alles in Ordnung war. Dabei sah sie wieder ziemlich eindeutig nur Tom an und flirtete, was das Zeug hielt.
Linda warf ihr ungesehen einen genervten Blick zu. Tom nickte der Kellnerin kurz zu, widmete sich aber sofort wieder dem derzeitigen Thema.
„Das ist eigentlich keine schlechte Idee. Meine Füße schaffen auch keine übermäßigen Strapazen in diesen Sportschuhen. Der Strand ist eine fantastische Idee.“ Die Bedienung ging wortlos an einen anderen Tisch und Tom grinste.
„Was ist?“ Linda fand es schön, was er gesagt hatte, sah aber trotzdem keinen besonderen Humor darin.
„Ich finde es süß, wenn du eifersüchtig bist.“
Fast wollte sie etwas Gegenteiliges erwidern, ließ es aber. Er hatte sie bereits durchschaut. Dabei hatte sie gedacht, dass er die ganze Sache gar nicht mitbekommen hatte.
„Fehlte nur noch, dass sie mit Sirup ein Herz auf deine Pfannkuchen malt.“
Tom lachte.
„Du weißt aber schon, dass du dir keine Gedanken wegen so etwas machen musst.“
„Ja, ich merk’s grad.“ Linda sah ihn versöhnlich an. „Sie hat trotzdem genervt.“
„Also, dann ist es beschlossene Sache. Wir fahren schnell einkaufen und holen besagte Dinge. Eventuell auch etwas zum Mittagessen und dann suchen wir uns einen schönen Strand, an dem wir einige Stunden relaxen können, bevor wir nach Hause fahren.“
„Das hört sich himmlisch an.“ Salzige Luft, die Geräusche von Brandung, schreienden Möwen und Tom. Was brauchte sie mehr?

2 „Gefällt mir“