Titel: Halt mir nur still – Ein Totentanz
Autor: Peter Zimmermann
Verlag: edition bücherlese 1. Edition (09/2021)
Gebundene Ausgabe: 176 Seiten
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 390690749X
Als ich vor einigen Jahren zufällig auf eine Kurzgeschichte von Peter Zimmermann stieß, erkannte ich sofort das literarische Talent dieses Autors. Ich habe mich nicht getäuscht. Mittlerweile liegen, neben anderen Veröffentlichungen, ein Roman und eine grandiose Kurzgeschichtenanthologie vor, die ich im Folgenden besprechen will.
Es gibt nur wenige Autoren, denen es gelingt, mittels knapper, präziser Sprache sowie an Hand winziger Details, ganze Charaktere lebendig und plastisch entstehen zu lassen. Wie ein guter Karikaturist nur ein paar Striche und Punkte braucht, um ein Gesicht unverwechselbar darzustellen, so gelingt es Zimmermann, mit wenigen Worten, seine Prämissen auf den ultimativen Punkt zu bringen. Die dreizehn Geschichten dieser Anthologie laufen überwiegend im Präsens ab, sind sprachlich ausgereift, beeindrucken sowohl thematisch als auch durch ihre feine Gestaltung. Jede einzelne ist sorgfältig konzipiert, unverwechselbar und individuell wie der Stil des Autors ganz generell.
Literatur beginnt dort, wo bloßes Erzählen endet. Zeitlich und örtlich versetzte Handlungsebenen sowie wechselnde Perspektiven bilden neben ausgefeilten Themen und Figurenprofilen die literarische Würze der Geschichten, sämtliche Dialoge kommen ohne Anführungszeichen aus. Sie sind auf das Nötigste reduziert - es gibt kein unnützes Geschwätz – und wirken vielleicht gerade deshalb so authentisch. Die Figuren dieser Geschichten kommen aus allen sozialen Schichten, vom verkrüppelten Bettler bis hin zum erfolgreichen Internetkaufmann erscheinen sie glaubwürdig und lebensecht.
Natürlich geht es in jeder dieser Totentanzgeschichten um den Tod, aber so wie der Autor ihn und das Sterben ganz allgemein darstellt, wirkt er versöhnlich, gnadenvoll, in manchen Passagen geradezu freundlich einladend. Nahezu unmerklich verschmelzen in diesen literarisch anspruchsvollen Geschichten Wirklichkeit und Fantasie, der lächelnde Tod, oft nur für den Sterbenden sichtbar, tanzt leichtfüßig mit dem Opfer in eine andere Dimension.
Die vorliegenden Totentanzgeschichten waren mir ein ausgesprochener Lesegenuss. Ich ziehe den viel zitierten Hut vor dieser gelungenen Themensammlung, noch mehr vor dem schreiberischen Talent des Autors, den ich die Ehre hatte, persönlich kennenzulernen. Ich wünsche ihm weiterhin viel Muße, Erfolg und Kreativität. - Dringende Leseempfehlung!
Peter Zimmermann wurde 1972 in Nidwalden (Schweiz) geboren. Promotion in Philosophie an der Universität Bern, arbeitet ebendort als Autor und Dozent für Fachdidaktik Philosophie.