Das sagt aber das Gleiche aus wie die z.B. Pamina22 schreibt. Clavell benutzt nur japanische Namen und Begriffe, aber keine Sätze in seinem Buch. Und es ist weder “vermeintlich abschreckend, noch den Leser verwirrend”, denn sonst wäre es, wie Sie sagen, kein Weltbestseller geworden. Auf wen sollte das zutreffen?
Im Übrigen ging Clavell bei seinen anderen Ostasien-Büchern genauso vor.
Nein.
Die Kernaussage von @Pamina22 war, dass der Leser sich ausgeschlossen fühlt, wenn er mit zu vielen Elementen konfrontiert wird, die er nicht versteht und dann das Buch weglegt. Shōgun ist da m. E. der Gegenbeweis. Clavell haut seinen Lesern eine völlig fremde Kultur, Rituale, Begriffe, Titeln und auch Sprache in ziemlicher Menge um die Ohren - und trotzdem hat das die Leser nicht abgeschreckt.
Und natürlich benutzt Clavell auch komplette Sätze, z. B. hier, ziemlich am Beginn:
[INDENT]Der Bewaffnete, der einen Kopf kleiner und wesentlich jünger war als Blackthorne und der ein leicht pockennarbiges hübsches Gesicht hatte, starrte den Fremdling an. » Onushi ittai doko kara kitanoda? Doko no kuni no monoda ?«[/INDENT]
Amen
Mich schon.
Aber das lag nicht an den fremdsprachlichen Einschüben.
Wie so oft im Forum gesagt wird: Wenn es zur Geschichte gehört …
Frank Schätzings “Tod und Teufel” (2002) spielt im mittelalterlichen Köln. Kölsch wird freilich nicht gesprochen, sondern alles ist fein neuhochdeutsch, klar … Alles? Nein: Wenn gelehrtes Personal spricht, sind immer mal wieder gelehrte lateinische Ausdrücke und Sentenzen eingesprengselt. Es trägt in diesem Fall zum Flair bei, man versteht die Geschichte auch so, und wer’s genau wissen will, kann im Glossar hinten im Buch nachgucken. (Eine elende Hin- und Herblätterei, ich hasse Glossare (Endnoten), ich liebe Fußnoten, aber das ist ein anderes Thema.)
Im Film, das fällt mir ein, gibt es recht häufig die Situation, wo Nichtverstehen aus der gewählten Perspektive heraus einfach dazugehört, dieses “Ausgeschlossensein” muss der Zuschauer dann genauso “aushalten” wie die Figur. Nehmen wir im Krimi einen Ermittler, der Leute befragt, und diese antworten in einer Fremdsprache (die für sie gar keine ist), weil sie nicht anders können oder weil sie nicht verstanden werden wollen. Der Ermittler kann die Sprache nicht? Pech! Und das beeinflusst natürlich die Handlung. (Allenfalls Untertitel werden hier spendiert, aber die kann und darf der “Kommissar” natürlich nicht sehen …) – Warum nicht auch in der Literatur so? Interessanter Hinweis von @Pamina22: Weil der Erzähler das Nicht-Verstandene nicht wiedergeben kann? Aber muss der Autor zwingend alles aus der Perspektive des Fremdsprach-Rezipienten schreiben?
Ein wunderbares Buch. Zählt zu meinen absoluten lieblings Büchern.
Nein. Es bedeutet, dass mein Englisch nicht one Wall free ist.
Ich finde, es kommt darauf an. Kann man sich denken, was gesagt wurde? Dann ist es legitim. I love you! Vielleicht erklärt auch jemand, was gesagt wurde. Dann finde ich es auch okay. Was hier schon erwähnt wurde, dass wenn es der Leser sicher nicht versteht, kann das Absicht sein. Ein Spannungselement. Klar wird es welche geben, die das Buch zuklappen. Vielleicht sind sie zu ungeduldig oder zu ungebildet oder nicht in der Lage oder willens, etwas auf sich zukommen zu lassen. Der Autor (falls das Buch sonst fehlerfrei ist) wird sich schon etwas dabei gedacht haben.
Ich hatte neulich eine Verfolgungsjagd mit dem Auto in Frankreich:
Muss ich das übersetzen? Nein. Oder besser gesagt, ich habe es angedeutet. Ich finde, das muss reichen. Man kann auch schreiben, aus dem Megafon hinter mir tönte auf Französisch: Im Namen der Französischen Republik! … Doch dann würde ja der Held zugeben, dass er Französisch kann, was er nicht kann. Also können die drei Sätze dort nicht auf Deutsch stehen. Wäre der Roman nicht in der Ich-Perspektive, wäre es leichter. Aber der Leser erfährt in diesen Kapiteln nur das, was der Held weiß. Übersetzen ist da nicht drin.
Damit habe ich Schwierigkeiten. Wie muss ich mir das vorstellen? Gibt es eine Überschrift: Hier die Übersetzung eines ursprünglich in der Landessprache gehaltenen Dialoges? Oder lässt Du das einfach offen?
Ich schreibe den Dialog einfach in Deutsch ohne so eine Präambel, aber es kann z.B. mal sein, dass aus dem Dialog hervorgeht, dass es eigentlich die Muttersprache des Ich-Erzählers ist. So in der Art:
“Diesen Blick kenne ich”, triumphierte Jean-Pierre und setzte ein breites Grinsen auf. “Du bist verliebt! Welcher von den Jungs ist es denn?”
“Pssst!”, zischte ich ihn an. “Nicht so laut!”
“Was? Die verstehen doch kein Französisch …”
Streng genommen könnte jemand, der des Französischen nicht mächtig ist, nicht einmal diese Worte verstehen, denn wenn man die Sprache lernt, ist so mit das Schwierigste, zu erkennen, wo ein Wort aufhört und das nächste anfängt. Er würde nur hören, da sagt jemand was in einer Sprache, die klingt wie Französisch, und ziemlich streng oder aufgebracht, und würde es dann in etwa diesen Worten berichten.
Schwierig. Kann funktionieren, dann müsste es aber sehr sorgfältig und gut gemacht sein, kann aber auch nach hinten losgehen und für den Leser ärgerlich werden. Mir fehlt da im Moment die Vorstellungskraft. Ist es denn für die Geschichte entscheidend, dass die beiden Gruppen unterschiedliche Sprachen sprechen?
Manchmal ist es ja nicht nötig eine Übersetzung mitzuliefern - das hängt häufig von der Situation ab - aber ich habe mich schon sehr oft in Büchern gestört gefühlt, wenn die Autoren voraussetzen, das der Leser ja die Fremdsprache perfekt versteht (wie z.B. bei Gedichten in englischer Sprache). Meistens irritiert es mich sehr, wenn keine Übersetzung mitgeliefert wird. Aber, wenn das geschieht, dann sind fremdsprachliche Einfügungen durchaus in Ordnung.