Disclaimer: Dies ist keine Rechtsberatung, sondern Laienmeinung!
Beispiel: Constantin Schreiber, Die Kandidatin, Hoffmann und Campe 2021
Das Buch spielt in einer nahen Zukunft. Schreiber veränderte Parteikürzel. Aus CDU wurde CPD (Christliche Partei Deutschland), aus AfD wurde ZfD (Zukunft für Deutschland). Jedem ist klar, um welche Parteien es sich in dem Roman handelt, die Änderungen der Parteinamen unterstreichen die Fiktionalisierung.
Hin und wieder taucht kurz der Name einer real existierenden Person aus Schreibers beruflichem Umfeld auf. Hier vermute ich, dass Schreiber die jeweilige Person um Erlaubnis gefragt hat.
Übriges Personal wird mit erfundenem Namen genannt. So gibt es einen Umfrageexperten Jost-Uwe Schmidt, den es in der Realität natürlich nicht gibt. Andere Personen werden nur mit ihrer Funktion genannt: der Moderator, der Kameramann, der Journalist usw.
Bei Neuschöpfungen von Ortsnamen sticht vor allem Neu-Gotenhafen hervor. „Nach der Annexion Gdingens durch Deutschland im Jahre 1939 wurde die Stadt in Gotenhafen umbenannt. Die Namensgebung war eine Neuschöpfung und sollte an das ehemalige Siedlungsgebiet der Goten im Bereich der Weichsel erinnern.“ (Quelle: Wiktionary.org). Gotenhafen = Real; Neu-Gotenhafen = Irreal, mit geschichtlichem Bezug zum Schicksal eines realen Ortes.
Überhaupt waren einige Kritiker mit der Einordnung des Textes überfordert, da offensichtlich die Recherchetiefe der Rezensenten gering, dass Allgemeinwissen überschaubar war. So wurde aus Die Kandidatin ein umstrittener Roman.
Schreiber hat das Problem der Fiktionalisierung sehr gut gelöst. Die großen Organisationen lassen sich als Ableitungen aus der Realität gut erkennen. Einzelne Protagonisten könnte man in Realitas lediglich vermuten und die Hauptakteure sind reine Erfindung.
Wie gefährlich das Spiel mit der Realität ist, musste Constantin Schreiber am eigenen Leib erfahren. Im September 2023 gab er bekannt, dass er sich nicht mehr zum Islam äußern werde.
Die Zeiten sind schlecht für Autoren, die mit realem Sujet spielen. Jedoch verdienen sie meinen größten Respekt.