Perfektionismus, Selbstzweifel und der Mut zum ersten Buch

Willkommen hier! Ich habe den vagen Eindruck, dass du zuviel von deinem ersten Buch erwartest. Bücher schreiben ist Training. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das erste Buch nicht dein volles Potenzial ausdrückt. Da ist Perfektionismus oder das Planen einer Übersetzung zu viel zum jetzigen Zeitpunkt und wahrscheinlich hinderlich.

Du schriebst du hättest deinen Plot und deine Protagonisten auf den amerikanischen Markt zugeschnitten. Wie hat dir das gefallen, hat das Spaß gemacht?

Ich finde gut, dass du dich um die Vermarktung Gedanken machst (das tue ich beispielsweise zu wenig) aber Ziel 1 sollte sein, dein Buch zu schreiben. Ohne Erwartungen anderer, sondern nur nach deinen Maßstäben genügen. Also es sollte dir gefallen und eine Idee ausdrücken hinter der du stehst.

Auch wenn du später Leseproben verteilst, denke daran, dass jeder seine eigene Art hat etwas zu schreiben. Du wirst Kritik bekommen, die berechtigt ist, aber auch welche, die du in den Wind schlagen kannst.

Zum Umfang: 130k Wörter ist sehr viel. Ein 320 Seiten Buch hat etwas 70k Wörter. D.h bei 130k ist dein Buch schon sehr dick :smiley:

Damit hast du doch schon mal bewiesen, dass du Unmengen an Text produzieren kannst :grin:

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Guten Abend und herzlich Willkommen hier :blush:

Ja, das mit dem Verlegen ist wohl so eine Sache. Ein gutes Werk reicht leider nicht, es braucht zudem eine gehörige Menge Glück, um unter all den vielen Werken, die an Verlage geschickt werden und von denen viele gut sind, ausgewählt zu werden. Talent allein reicht nicht, denn Talent haben viele. Natürlich heißt das nicht, dass Du oder ich oder sonst ein unbekanntes Schreiberlein niemals eine Chance haben werden, nur, dass es nicht so einfach ist, ein Buch finanziell erfolgreich zu verlegen (oder verlegen zu lassen).

Allerdings stellt sich mir deshalb die Frage, wie viel Sinn es tatsächlich macht, für einen Markt zu schreiben, in dem der eigene Name noch gar nicht etabliert ist und für den Dir Dein eigener Schreibstil auch gar nicht so richtig passend erscheint. Klar, wenn Du bereits ein Verlagsautor bist und Du Deine Fans mit neuem Lesestoff füttern möchtest, macht das durchaus Sinn, aber so? Ich weiß nicht, das kannst Du natürlich selbst am besten entscheiden, ob es Dir wert ist, die von Dir genannten 10 Kapitel (und eventuell den Rest auch noch) anzupassen. Ich für meinen Teil muss sagen, ich würde Texte, die literarisch hochwertig sind, nicht für den Mainstream umschreiben oder gar vereinfachen, nur, um in ein Genre zu passen. Ich habe aber auch noch nie etwas geschrieben, das es wert wäre, verlegt zu werde und schreibe, weil ich Spaß daran habe (meistens, manchmal verzweifele ich auch daran). Daher fällt mir das Dranbleiben auch leicht, habe ich Stress, fehlt mir die Kreativität, Zeit, oder einfach die Lust dazu, dann schreibe ich nix.
Dementsprechend habe ich großen Respekt vor Deinem Ehrgeiz und wünsche Dir von Herzen viel Erfolg mit Deinem Roman. Dass Deine Testleser Dir bisher positives Feedback geben konnten ist ja schonmal ein guter Anfang. Auch Familienmitglieder und Freunde können kritische und ehrliche Testleser sein - wie Dein Umfeld da tickt oder ob sie Deine Kapitel vielleicht doch übermäßig wohlwollend gelesen haben könnten, kannst Du ja vielleicht ein bisschen selbst einschätzen. Freunde und Verwandte sind nicht automatisch und per se als Testleser ungeeignet, das ist auch eine Charakterfrage der einzelnen Person.

Liebe Grüße und herzlich Willkommen, Sissi

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Du hast nichts vom Großen und Ganzen, wenn man aufgrund jetzt nicht näher spezifizierter Fehler nur eine Seite liest. Man muss ein Buch an absolut JEDER Stelle aufschlagen können und nach einer Seite begeistert sein. Allein vom Stil, dann ist der Inhalt, der kommt, etwas, auf das man sich freut.

ooops, da hängst du die Latte aber schon in schier unerreichbare Höhen.
Wirklich an jeder Stelle? Ist mir ganz ehrlich noch bei keinem Autor so gegangen. Irgendwelche Längen oder Stellen, die aus den unterschiedlichsten Gründen nicht ganz so gut gefallen, findet man doch selbst bei seinen Lieblingsbüchern.

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Ich kenne kein einziges Buch, bei dem das so ist. Nicht einmal bei Bestseller-Autoren.

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Da habe ich vor ein paar Monaten sogar über mehrere Seiten die Lust am Lesen verloren, habe die Seiten, die mir unendlich lang und vor allem überflüssig und langweilig vorkamen, kurz überflogen und dann wurde es wieder gut.

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„Perfektionismus“ im Titel, da müssen natürlich Tipps kommen, wie man seinen Perfektionismus noch steigern kann. :upside_down_face:

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Ich hab jetzt nochmal drüber nachgedacht und bin außerdem an der Frage hängen geblieben, wie zum Geier das eigentlich gehen soll?
Jeder Leser ist doch anders, selbst Liebhaber desselben Genres haben oft himmelweite Unterschiede in ihren Geschmäckern.

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Genau. Ich lese manche Seiten nur quer, weil sie mir zu langweilig sind z. B. ewig lange Liebeszenen…andere sind gerade davon völlig angetan

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Günther Grass, Harper Lee, John Irving, Juli Zeh, Gabriel Garcia Marquez, Toni Morrison, Stefan Heym, Joyce Carol Oates, Ernest Hemingway, Margaret Atwood (um nur zehn zu nennen) - hätte ich bei denen immer nur eine Seite aufgeschlagen und von dieser auf das gesamte Buch / Werk geschlossen, um wieviel ärmer wäre ich.

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@Tapio

Das stimmt, ich merke selber wie ich mich jeden Tag etwas bessere und mit der zeit wird bestimmt Jeder immer besser, aber das heißt ja nicht, dass man sich nicht trotzdem große Ziele setzten kann. :wink:

Ich habe größtenteils die Intensität der Charaktere für den amerikanischen Markt etwas angepasst. Es hat die Geschichte zwar leicht verändert, aber ich habe das Gefühl, dass es ihr etwas mehr Schwung gegeben hat. Ich muss auch sagen, dass ich seit meiner Kindheit viele übersetzte Bücher von australischen Autoren gelesen habe und es interessant ist diese mit amerikanischen Autoren zu vergleichen. Ich habe das Gefühl, dass das Weltbild oft sehr unterschiedlich dargestellt wird.
Ich habe auch einen asiatischen Charakter in der Geschichte, bei dem ich viele kleine kulturelle Zusammenhänge eingearbeitet habe, die viele Leser auf den ersten Blick vielleicht nicht gleich sehen. Aber es hat dem Charakter etwas mehr Tiefe gegeben und dadurch, dass ich selber in Asien gelebt und gearbeitet habe war das recht leicht.

Ja, ich muss das Manuskript noch kürzen, ich bin inzwischen sogar fast schon bei 140k :sob: , aber ich wiederhole auch sehr gerne die gleichen Gedanken, da können bestimmt noch wenigstens 10% gekürzt werden, wenn nicht sogar mehr.

@Arletta
Du hast recht, es ist schon eine merkwürdige Herangehensweise für einen Markt zu schreiben, in dem man noch gar nicht etabliert ist.
Wenn ich z.B. in der Modebranche ein Editorial-Fotoshooting plane, schaue ich mir vorher an in welchem Magazin ich es gerne veröffentlichen würde und was genau dieses Magazin bevorzugt. Auf diese Art und Weise arbeite ich schon seit Jahren, wodurch ich es wahrscheinlich auch einfach in das Schreiben mit einfließen lasse. Ich bin im Moment aber auch wieder an dem Punkt, die ersten 10 Kapitel eher zu kürzen als komplett umzuschreiben, aber mal schauen, meine Meinung ändert sich da auch schnell :smiley:
Vielleicht sollte ich erst mal das Ende umschreiben, bevor ich mich noch mal mit dem Anfang beschäftige.

Vielen Dank für deine Gedanken und deine Ermutigung! :blush:

@Nopuli
Naja, ich muss sagen, dass mein Schreibstil nicht auf jeder Seite gleich ist, ich passe ihn an den Plot und an die Geschwindigkeit einer Szene an. So schreibe ich bei langsamen Szenen mehr äußerliche Wahrnehmungen (z. B. wie die warme Sommerluft sich auf der Haut anfühlt, wie der Protagonist Menschen bei alltäglichen Dingen beobachtet, oder wie das Licht zwischen den Blättern eines Baumes durchbricht usw.) Die Sätze dürfen dann gerne etwas länger und filmischer sein.
Bei actionreichen Szenen begrenze ich äußere Beschreibungen auf nur das notwendigste und fokussiere mich eher auf innere Wahrnehmungen (z. B. bei einer Verfolgungsjagd wären die Menschen nichts was mein Protagonist beobachten würde, sondern ein aktives Hindernis gegen das er ggf. mit der Schulter stößt, wodurch ggf. die Panik größer wird, weil er sich nicht frei bewegen kann usw.). Die Sätze dürfen hier kürzer sein um die Hektik der Szene auch im Lesefluss zu verdeutlichen.
In meiner Geschichte habe ich zudem eine zweite POV die nur als innerer Monolog existiert und wiederum einen anderen Stil hat. Dementsprechend muss man schon mehr als eine Seite lesen, wenn man eine Gesamtübersicht über meinen Stil haben möchte und ich denke, das wird auch bei vielen Autoren so der Fall sein.

:joy:

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