Ui - die Frage ist kompliziert (für Windows), da Windows da wilde Dinge treibt (auf dem Mac ist es so präzise wie nur irgend möglich, also letztlich besser und vor allem viel weniger aufwendig gelöst).
Ich versuche mich mal an einer nicht zu technischen Erklärung.
Die Buchstabenpositionierung unter Windows wird auf dem Bildschirm herumskaliert, wenn man über die Windows Buchstabenausgabe-Routinen geht (was wir in Papyrus seit einigen Jahren tun, mit einem “aber” für Qualität, aber dazu später). Das hat den Vorteil, dass es ein sehr viel ruhigeres, besser lesbares Schriftbild am Bildschirm gibt.
Nun ist der Bildschirmausgabe unter Windows aber relativ schnurz, ob das einer Buchstaben-Positionierung im späteren Ausdruck entspricht. Buchstaben sind sogar auf dem Bildschirm etwas in die Länge gestreckt. Es gilt also auf dem Bildschirm “Lesbarkeit vor Genauigkeit” (keine Angst, nicht bei Papyrus, aber dazu komme ich noch).
Intern hat ein Papyrus-Text eine extrem hohe Auflösung für die Buchstabenpositionierung. Daher kann man sich auch darauf verlassen, dass bspw. ein Wechsel des Druckertreibers (bei Papyrus und nur da) niemals ein Umformatieren des Texts auslöst.
Bei anderen Textverarbeitungen ist das durchaus nicht so - da kann man finstere Überraschungen erleben.
Erst einmal das eigentliche Problem:
Ausdrucke haben eine viel höhere, feinere Genauigkeit als Bildschirme. Die Punkte (dots), aus denen die Buchstaben etc. “gemalt” werden, sind feiner, mindestens 300 dpi (dots per inch, also 300 Punkte pro 2,54 cm), oft noch viel feiner, 600 dpi und mehr.
Monitore haben Pixel, und dabei kommen erst sehr moderne Bildschirme über die üblichen 72 ppi (pixel per inch) bis meist 96 ppi hinaus. So sind Monitore also mindestens grob ein Drittel ungenauer als Ausdrucke.
Wenn man (was wir früher mal getan haben) die Buchstabenpositionierung einzig an der hohen Positionierungs-Genauigkeit des späteren Ausdrucks orientiert, kann das “krumpelig” aussehen.
Hier und da im Text resultiert dann die geringere Auflösung darin, dass die Position von sagen wir mal einem “a” rechnerisch genau zwischen zwei der “gröberen” Bildschirm-Pixel liegt. Da es nun keine halben Pixel auf dem Monitor gibt, können so “komische” Lücken oder zu eng aneinander positionierte Buchstaben auf dem Bildschirm erscheinen.
Zum Wohle der Lesbarkeit haben wir vor einigen Jahren daher auf die Windows Systemausgabe für den Bildschirm umgestellt. Die greift hier ein und sorgt für vernünftige Abstände der Buchstaben. Das Ergebnis ist ein ruhigeres Schriftbild.
Was aber ist mit der Sicherheit, dass es auf dem Papier hinterher auch so aussieht? Weichen dann nicht Monitor und Ausdruck voneinander ab? Normalerweise ja. Nicht aber, wenn man hier heftig Arbeit investiert (was wir getan haben).
Die gute Lesbarkeit der gering aufgelösten Monitore hängt im Wesentlichen von den Buchstabenpositionen innerhalb der Wörter zueinander ab.
Wir verlassen uns in Papyrus nun nicht auf die von Windows erzeugte komplette Ausgabe der Zeilen inklusive der Leerzeichen, sondern schauen dann für jedes Wort nach, wo es in der Zeile sitzen sollte. Dann manipulieren wir in Papyrus nachträglich bei der Ausgabe der Zeilen die Breiten der Leerzeichen, die für die Lesbarkeit weniger wichtig sind.
So ist jedes Wort genau mittig an seiner Position in der Zeile (von den randständigen natürlich abgesehen). Nur innerhalb des Wortes nutzen wir die “lesbarere” Positionierung der Buchstaben zueinander, so dass jedes Wort sauber aussieht.
Diese mühevolle Prozedur machen wir übrigens nur bei Zoomstufen von um die 100% - bei tieferem Zoom, wo man der Druckerauflösung nahekommt, sieht man tatsächlich die genaue Position der Buchstaben im späteren Ausdruck zueinander.
Nutzt man in Papyrus die Zoomstufe “Druckerauflösung”, liest Papyrus aus, was denn der Druckertreiber an dpi hergibt, und bildet jeden Druckpunkt für den Ausdruck auch auf genau 1:1 ein Monitorpixel ab. Feinere Kontrolle geht nicht.
Mit dieser Mühe, von der man als Anwender nichts merkt, hat man gut lesbaren Text am Bildschirm und trotzdem die Sicherheit, dass das Bild am Monitor dem späteren Ausdruck entspricht.
Uff, lang geworden - aber das spiegelt viele Monate von Gehirnschmalz hier in der Entwicklungsabteilung wieder, um sich dem typischen Problem “Perfektion ist unerreichbar, aber angestrebt” anzunähern 