PayPal und andere Marken ersetzen

Was ist, wenn einer Figur die Marke wichtig ist? Ich selbst interessiere mich überhaupt nicht für Autos, habe aber einen Protagonisten, dem Status wichtig ist. Für ihn muss es ein ganz bestimmter Mercedes sein (nicht einfach nur eine Luxuslimousine Baujahr '89).

Unabhängig davon mag ich persönlich es durchaus, wenn Marken (sinnvoll) in die Geschichte eingebunden werden. Sie helfen dabei, ein Bild entstehen zu lassen. Zumindest wenn man etwas mit diesen Marken verbindet. Ob die Waschmaschine von Miele oder von Bauknecht ist, wäre mir egal. Aber es macht natürlich einen riesigen Unterschied, ob jemand Dr. Pepper oder Mr. Pibb trinkt (“Hell or High Water” anyone?). :wink:

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Das ist sicherlich kein Muss.
Dafür hat es sich bei manchen umgangssprachlich eingebürgert, einen bestimmten Markennamen stellvertretend für eine Produktreihe zu benutzen:

  • Papiertaschentuch: “Hast Du mal eben ein Tempo für mich?”

  • Speisewürze: “Das Essen könnte ein wenig Maggi vertragen!”

  • Schmerzmittel: “Ich brauche mal eine Ibu (Aspirin etc.)…”

Diesen Sprachgebrauch halte ich für durchaus akzeptabel. Ob das jedoch in (D)einen Roman passt, kommt aber auf sein jeweiliges Umfeld an.

Gruß

Peter

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Nochmal zum Thema: Ist es für die Geschichte wichtig, wie der Kunde bezahlt?
Reicht es nicht, wenn Du sagst, er bestellt eine Pizza? Dann sparst Du nicht nur
Verwirrung, sondern auch Wörter.

@-prh Man sollte es dann aber schon wissen. Also sollte man als Schriftsteller wissen, was man tut. Und ich für meinen Teil bin manchmal echt erstaunt, wie viele Leute gar keine Ahung haben, was Eigennamen sind und was nicht. Natürlich kann man Nylonstrümpfe verwenden (örks), kaum ein Erotikautor scheint ohne sie auszukommen. Dass **Nylon **ein Eigenname von DuPont ist, sollte man aber wissen. Ich habe vor etlichen Jahren mal was geschrieben. Keine Textarbeit bitte, es geht hier nur um die Eigennamen. Findet einer von euch wirklich alle? Wer hätte Nylonstrümpfe erkannt?

Die Leuchtziffern meines Weckers blinkten, in der Nacht musste ein Stromausfall gewesen sein. Automatisch fasste ich mir an die Ohren, um das Ohropax zu entfernen, ohne welches ich eigentlich nicht mehr schlafen konnte, aber allem Anschein nach hatte ich es doch gekonnt, entweder zu viel Bacardi oder Wodka-Bull, selbst das wusste ich nicht mehr.

Auf meinem Nachttisch stand ein Wasserglas und noch halb benommen nahm ich einen Schluck, den ich aber sofort wieder ausspie. Himmel was war denn das? Ich fischte eine Zahnspange aus dem Glas und sah im selben Augenblick das Röhrchen Kukident daneben, deswegen der widerwärtige Geschmack. Bevor ich mir ansah, wer da neben mir lag, schluckte ich erst einmal trocken zwei Aspirin.

Neben mir konnte ich nichts erkennen, zu eingewickelt war die Person in die Bettdecke, ich beschloss, erst einmal aufzustehen. Ich trat auf einen Wonderbra und war ein bisschen beruhigt, immerhin schien Sie kein Kind mehr zu sein, was mir die Zahnspange suggeriert hatte. Daneben lagen zwei gebrauchte Kleenex und eine leere Valiumschachtel. ›Wenigstens kein Viagra, dachte ich bei mir und ging ins Bad. Auf dem Weg sah ich noch eine Unterhose (von mir) Nylonstrümpfe (ihre, nahm ich an), und eine halbvolle Flasche Selterswasser – ein Lichtblick, ich spülte den Geschmack aus meinem Mund.
Ein Blick in den Alibert bestätigte meine schlimme Vermutung, ein Spritzer Kölnisch Wasser vermochte hier nichts mehr auszurichten, also startete ich das volle Programm. Duschen, Zähne putzen, selbst den Ohren gönnte ich einen Q-Tipp, Nivea auf die Hände, nur Bepanthen, mit der ich meine gesprungenen Lippen besänftigen wollte, war nicht aufzutreiben, na ja, dann musste es eben der Labello meiner Tochter tun. Ich überlegte sogar eine Sekunde, den Fön zu benutzen, entschied mich dann aber doch dagegen.

Ich ging barfuß in die Küche, wo ich endlich die Birkenstocks fand. Ich überlegte kurz, ob ich mich auf meine Vespa werfen sollte, um Brötchen zu holen, entschied mich aber nach einem Blick ins Freie dagegen. Selbst der Knirps hätte nichts gebracht, denn er lag natürlich in meinem Auto und wo das stand, war in dem Regen nicht auszumachen. Demnach mussten wir uns mit den Resten begnügen, ich machte erst einmal einen Carokaffee und tat ein paar Spritzer Tabasco hinein, damit er nach was schmeckte.

Im Kühlschrank war noch eine Tupperschüssel mit einem Rest Sanella und daneben ein Büschel vertrocknetes Maggikraut und ein halbvolles Nutellaglas. ›Tolles Frühstück‹, dachte ich bei mir. Im Vorratsschrank war eine mottenverseuchte Packung Mondamin und eine Packung Marshmallows. Auf dem Ceranfeld stand eine Teflonpfanne mit zwei schrumpeligen Nürnberger Würstchen darin. Daneben eine leere Fantaflasche. So wie es aussieht, muss ich wohl doch noch los, Scheiße.‹

Während ich ihn trank, sah ich weiter nach draußen. Auf dem Rasen vor dem Haus lag ein umgekipptes Bobbycar, daneben eine Styroporplatte von der Baustelle gegenüber. Immerhin war es nicht so windig, dass sich die Rigipsplatten selbständig gemacht hatten, auch das Dixieklo stand noch. ›Bei dem Wetter wäre ein Neoprenanzug nicht schlecht‹, dachte ich bei mir und hoffte, dass der Regen nachließe. Die Bauarbeiter waren schon zugange und ich sah gelangweilt zu, wie einer stumpfsinnig Stahlträger abflexte, während ein anderer mit seiner riesigen Hilti Löcher in den Beton eines werdenden Balkons hämmerte.

Aus meiner Wohnung drang nach wie vor kein Geräusch und nachdem ich vergeblich einen Post-It gesucht hatte, nahm ich einen Zettel, schrieb mit dem Edding ein paar Zeilen drauf und klebte ihn mit Tesafilm an die Schlafzimmertür. Ich schnappte mir den Walkman, die Goretexjacke und verließ die Wohnung. Im Halbdunkel des Flurs fiel ich wie so oft über den Maxi-Cosi meiner Nachbarin. ›Irgendwann zünde ich ihn an, oder ich setze ihr den Colt auf die Brust und beende ihr armseliges Leben.‹

Ich hatte das Schiebedach einen Spalt offengelassen und im Auto war es feucht, ich ließ den V8 meines Jeeps erst einmal aufbrüllen und fuhr dann gemächlich los. Auf der Hauptstraße schaltete ich den Tempomat an während ich verzweifelt nach dem Viledatuch für meine immer undurchsichtigeren Scheiben suchte. Alles, was ich fand, war ein Tempotaschentuch, besser als nichts, eine Rolle Zewa wäre mir lieber gewesen.

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Es geht nicht um eine Pizza, sondern um eine SMS. Dort steht:* … entweder mit Aufladebon, Kreditkarte, Paypal oder mit unserer App. *

Das ist dein großer Trugschluss. Wie ich seinerzeit schon an deinem Text anmerkte. Du erreichst ein paar wenige damit. Keinesfalls die Mehrheit. Oder um bei Andreas zu bleiben: *Sie gingen in ein neumodisches Café, mit Kaffeearten, von denen er noch nie etwas gehört hatte. Für ihn war eine Latte etwas, was besser unter der Bettdecke bliebe und nichts an eine Tafel geschrieben gehörte. Damit stößt du keine Leser vor den Kopf, machst keine Werbung für Starbuck’s, vermeidest einen Deppenapostrophen, hast die Lacher auf der Seite des Protagonisten, du charakterisierst ihn besser.

*Damit meine ich nicht unbedingt, dass die Latte lustig ist, aber es zeigt dem Leser den Humor des Protas, was nicht identisch mit dem des Autors sein muss.

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Sehr schöne und anschauliche Zusammenfassung dessen, was ich meinte. :slight_smile:

Es kommt eben auf Stil und Kontext des Romans an. Ungewöhnlich (im statistischen Sinne) jedoch ist eine Verwendung derartiger Markennamen als Platzhalter für eine gemeinte Produktfamilie nicht.

Gruß

Peter

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Da hast du völlig recht, zumal in manchen Fällen es geradezu grotesk wirken würde, wenn man den Markennamen nicht verwendet. Tesa ist so ein Fall, oder schreibt jemand, er nahm durchsichtiges Klebeband? Der Fotokopierer heißt in Amerika ja auch Xerox und *to xerox sth. *ist dort üblich. Aber man sollte es bewusst tun oder es bewusst lassen. Ein Heimwerker würde von einer *Rigipsplatte *sprechen (und sie sicher falsch schreiben), ein Trockenbauer jedoch eher von einer Gipskartonplatte. Damit kann man die beiden gut voneinander trennen.

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Das kann ich nicht beurteilen, bei mir läuft paypal über die Kreditkarte. Soweit ist es “korrekt”.

Und das hier noch:
Superperforator und Pfefferbüchse
Ist mir noch eingefallen: Streitkolben

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Das ist ein Kaffee-Ausschenkunternehmen, im Stil von McDonalds. Ist - wie McD - praktisch überall auf der Welt zu finden. Hat mit Kaffeehauskultur nichts mehr zu tun, aber alte Werte sind offenbar nicht mehr wichtig heutzutage, was ich sehr bedauere.

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Meinst du gar die “Superperforator-Werbung” vom Schuh des Manitu? gg
“Bleispritze” könnte ich noch beifügen, wenn es um Schießeisen geht.

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Wenn “Starbucks” plötzlich ein Deppen-Apostroph enthält, kann der Laden nichts dafür, sondern nur der Autor … :slight_smile:

Deswegen heißt er ja so :smiley:

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Da bin ich ganz bei dir. Diese ganze Wegwerfkultur ist mir zuwider.

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Ich mag es nicht, dass alles anglisiert wird, weil man offenbar nur mehr englische Worte benutzen soll. seufz

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Ich halte ja viel von deiner Meinung, Tilmann, aber dass du die Deutungshoheit darüber übernimmst, was ich persönlich mag und was nicht, geht mir doch einen Schritt zu weit :wink:

Ich kann mir kein Urteil über die meisten Leser erlauben, denn ich kenne die meisten Leser nicht. Ich kann aber sehr wohl einschätzen, wie Markenerwähnungen in Romanen auf mich persönlich wirken. Ich habe nicht per se eine Abneigung gegen Markenerwähnungen und nehme sie im Gegenteil - wenn passend angewendet - eher positiv zur Kenntnis. Nicht in der Häufigkeit wie in deinem Beispiel und auch nicht, wenn sie keinen Beitrag zur Geschichte leisten. Bei der Entscheidung Aspirin/Kopfschmerztablette würde ich mich i.d.R. für die Kopfschmerztablette entscheiden.

Aber man trifft als Autor so viele Entscheidungen über Dinge, die man eben nicht der Fantasie des Lesers überlässt (sonst müsste der sich im Extremfall ja die ganze Geschichte selber ausdenken), warum sollte man bei der Erwähnung von Marken dogmatisch eine Grenze ziehen? Warum macht man sich den Aufwand, komplette Biografien für seine Protagonisten zu erstellen, wo man Kleidungsstil, Geburtsort, Haarfarbe, Charaktereigenschaften, Lieblingsbücher, Beruf und die Farbe des Kühlschranks festlegt, aber bei der Frage, ob sie ein iPhone oder ein Android besitzen, ist man als Autor plötzlich außerhalb seines Zuständigkeitsbereichs?

Natürlich gebe ich dir Recht, dass man gute Gründe für die Erwähnung einer bestimmten Marke haben sollte (genauso wie für die Erwähnung einer Siamkatze als Haustier oder dass die Figur gern Dostojewski liest), aber dass tatsächlich die Mehrheit [sic] aller Leser eine Abneigung gegen Markennamen hat, würde ich ohne Zweitmeinung zumindest erst einmal mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis nehmen.

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Lasst uns doch mal locker bleiben.
Es ging ja um Marken- und/oder Eigennamen. Allerdings fällt mir dazu noch ein anderes Thema ein, weil für mich sehr aktuell und wichtig.
Gattungsbegriffe.
Wir nutzen sie alle, und trotzdem merken es die wenigsten. Und ich denke, dass ist ein Thema von Duane Tilmann.

Wir benutzen Tesa, Tempo, Duden, Jeep und andere. Das waren mal geschützte Markennamen. Sind aber durch die Marktposition und Verwendung nun als Gattungsbegriff geltend (Lego streitet deshalb gerade mit der ganzen Welt). Nun versucht man es mit verschiedenen Schreibweisen zu entzerren. Klein geschrieben als Gattung, komplett groß als Name. Komische Konstrukte aus der Welt.

Hier ist Handy (was ich hasse, weil es das Wort gar nicht gibt) auch ein Überbegriff, aber nicht aus einer Marke entstanden. Warum also **PayPal **umschreiben? Ist inzwischen auch schon so etwas wie eine Gattung. Oder eben doch **Bezahldienst **nehmen.

Zum Thema “sind Marken wichtig?”.
Manchmal sind sie als Nebenerwähnung in meinen Augen durchaus berechtigt. Harry Hole fährt einen alten Escort, das wird erwähnt um seine abgerissene Person zu verdeutlichen. Duane würde auch, wenn es besonders ist, einen Porsche erwähnen.

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Warum sollte man Markennamen vermeiden, die entweder in der Alltagssprache als Synonym für einen Gegenstand eingegangen sind (Tesa, Aspirin, Tempo) oder mit denen ein bestimmtes Bild assoziiert wird - ob zurecht oder unrecht, sei dahingestellt. Ob eine Waschmaschine von Bauknecht oder Siemens ist, interessiert niemanden, da das nichts über den Besitzer aussagt. Ein Iphone steht für hippe, trendy und technikaffine Leute mit Geld - oder solche, die es sein wollen. Aber dadurch transportiert man eben auch unterschwellig eine Aussage.
Die Gefahr besteht dann, dass diese Aussage kippen kann. Wenn vor ein paar Jahren sich der Protagonist eine Kippe anzündete, wusste man genau, aha, bad boy, Freiheit und Abenteuer. Dieses Bild hat sich aber inzwischen gewandelt, so dass mit ganz anderen Assoziationen bei den Lesern zu rechnen ist.

Ich möchte nur nicht in einem Absatz über zehn Marken stolpern oder irgendwann ähnliches wie das hier lesen müssen:
Aufgeregt sprang Detective Carmichael auf.
"Sie haben recht! Der Sache gehen wir nach! Und zwar so gründlich wie Xersinth, der WC-Reiniger mit dem frischen Duft nach Knoblauch-Nuss und Tiefenwirkung.

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Keine Sorge. Ich schätze diese Art von Gedankenaustausch hier im Forum sehr (so lange es in einem konstruktiven Rahmen bleibt). Die Formulierung der eigenen Argumente trägt bei mir dazu bei, dass ich mein eigenes Vorgehen (und meine Präferenzen) hinterfrage und ggf. bei zukünftigen Schreibprozessen bestimmte Entscheidungen nicht mehr rein intuitiv sondern bewusst treffe. Und wenn ich im nächsten Kapitel einen Tesla erwähnen möchte, dann werde ich mich fragen: “Was würde Duane tun?” und es im Zweifelsfall dann trotzdem durchziehen. Aber eben mit einer hieb- und stichfesten Begründung :wink:

Insofern gibt es gar keinen Grund, unlocker zu werden.

PS: Um trotzdem auch noch auf die Ursprungsfrage zu antworten, halte ich PayPal für ein Werkzeug, dass den globalen Zahlungsverkehr in den letzten Jahre maßgeblich mitgeprägt hat und fände die namentliche Erwähnung daher auch völlig legitim (vergleichbar mit den bereits erwähnten Gattungsstellvertretern wie Tesa für Klebestreifen, Tempo für Zellstofftaschentücher oder David Hasselhoff für amerikanische Schauspieler/Sänger, die ihre größten Erfolge ausschließlich in Deutschland gefeiert haben).

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