@-prh Man sollte es dann aber schon wissen. Also sollte man als Schriftsteller wissen, was man tut. Und ich für meinen Teil bin manchmal echt erstaunt, wie viele Leute gar keine Ahung haben, was Eigennamen sind und was nicht. Natürlich kann man Nylonstrümpfe verwenden (örks), kaum ein Erotikautor scheint ohne sie auszukommen. Dass **Nylon **ein Eigenname von DuPont ist, sollte man aber wissen. Ich habe vor etlichen Jahren mal was geschrieben. Keine Textarbeit bitte, es geht hier nur um die Eigennamen. Findet einer von euch wirklich alle? Wer hätte Nylonstrümpfe erkannt?
Die Leuchtziffern meines Weckers blinkten, in der Nacht musste ein Stromausfall gewesen sein. Automatisch fasste ich mir an die Ohren, um das Ohropax zu entfernen, ohne welches ich eigentlich nicht mehr schlafen konnte, aber allem Anschein nach hatte ich es doch gekonnt, entweder zu viel Bacardi oder Wodka-Bull, selbst das wusste ich nicht mehr.
Auf meinem Nachttisch stand ein Wasserglas und noch halb benommen nahm ich einen Schluck, den ich aber sofort wieder ausspie. Himmel was war denn das? Ich fischte eine Zahnspange aus dem Glas und sah im selben Augenblick das Röhrchen Kukident daneben, deswegen der widerwärtige Geschmack. Bevor ich mir ansah, wer da neben mir lag, schluckte ich erst einmal trocken zwei Aspirin.
Neben mir konnte ich nichts erkennen, zu eingewickelt war die Person in die Bettdecke, ich beschloss, erst einmal aufzustehen. Ich trat auf einen Wonderbra und war ein bisschen beruhigt, immerhin schien Sie kein Kind mehr zu sein, was mir die Zahnspange suggeriert hatte. Daneben lagen zwei gebrauchte Kleenex und eine leere Valiumschachtel. ›Wenigstens kein Viagra, dachte ich bei mir und ging ins Bad. Auf dem Weg sah ich noch eine Unterhose (von mir) Nylonstrümpfe (ihre, nahm ich an), und eine halbvolle Flasche Selterswasser – ein Lichtblick, ich spülte den Geschmack aus meinem Mund.
Ein Blick in den Alibert bestätigte meine schlimme Vermutung, ein Spritzer Kölnisch Wasser vermochte hier nichts mehr auszurichten, also startete ich das volle Programm. Duschen, Zähne putzen, selbst den Ohren gönnte ich einen Q-Tipp, Nivea auf die Hände, nur Bepanthen, mit der ich meine gesprungenen Lippen besänftigen wollte, war nicht aufzutreiben, na ja, dann musste es eben der Labello meiner Tochter tun. Ich überlegte sogar eine Sekunde, den Fön zu benutzen, entschied mich dann aber doch dagegen.
Ich ging barfuß in die Küche, wo ich endlich die Birkenstocks fand. Ich überlegte kurz, ob ich mich auf meine Vespa werfen sollte, um Brötchen zu holen, entschied mich aber nach einem Blick ins Freie dagegen. Selbst der Knirps hätte nichts gebracht, denn er lag natürlich in meinem Auto und wo das stand, war in dem Regen nicht auszumachen. Demnach mussten wir uns mit den Resten begnügen, ich machte erst einmal einen Carokaffee und tat ein paar Spritzer Tabasco hinein, damit er nach was schmeckte.
Im Kühlschrank war noch eine Tupperschüssel mit einem Rest Sanella und daneben ein Büschel vertrocknetes Maggikraut und ein halbvolles Nutellaglas. ›Tolles Frühstück‹, dachte ich bei mir. Im Vorratsschrank war eine mottenverseuchte Packung Mondamin und eine Packung Marshmallows. Auf dem Ceranfeld stand eine Teflonpfanne mit zwei schrumpeligen Nürnberger Würstchen darin. Daneben eine leere Fantaflasche. So wie es aussieht, muss ich wohl doch noch los, Scheiße.‹
Während ich ihn trank, sah ich weiter nach draußen. Auf dem Rasen vor dem Haus lag ein umgekipptes Bobbycar, daneben eine Styroporplatte von der Baustelle gegenüber. Immerhin war es nicht so windig, dass sich die Rigipsplatten selbständig gemacht hatten, auch das Dixieklo stand noch. ›Bei dem Wetter wäre ein Neoprenanzug nicht schlecht‹, dachte ich bei mir und hoffte, dass der Regen nachließe. Die Bauarbeiter waren schon zugange und ich sah gelangweilt zu, wie einer stumpfsinnig Stahlträger abflexte, während ein anderer mit seiner riesigen Hilti Löcher in den Beton eines werdenden Balkons hämmerte.
Aus meiner Wohnung drang nach wie vor kein Geräusch und nachdem ich vergeblich einen Post-It gesucht hatte, nahm ich einen Zettel, schrieb mit dem Edding ein paar Zeilen drauf und klebte ihn mit Tesafilm an die Schlafzimmertür. Ich schnappte mir den Walkman, die Goretexjacke und verließ die Wohnung. Im Halbdunkel des Flurs fiel ich wie so oft über den Maxi-Cosi meiner Nachbarin. ›Irgendwann zünde ich ihn an, oder ich setze ihr den Colt auf die Brust und beende ihr armseliges Leben.‹
Ich hatte das Schiebedach einen Spalt offengelassen und im Auto war es feucht, ich ließ den V8 meines Jeeps erst einmal aufbrüllen und fuhr dann gemächlich los. Auf der Hauptstraße schaltete ich den Tempomat an während ich verzweifelt nach dem Viledatuch für meine immer undurchsichtigeren Scheiben suchte. Alles, was ich fand, war ein Tempotaschentuch, besser als nichts, eine Rolle Zewa wäre mir lieber gewesen.