Nutzungsweise Mehrteiler, Szenenschreiben, plotten etc.

Hallo zusammen,

ich nutze Papyrus schon seit vielen Jahren immer mal wieder. Ich schwanke meistens zwischen Papyrus und Scrivener.
Jetzt jedoch möchte ich erstmal wieder komplett auf Papyrus umsteigen, weil ich bei Scrivener inzwischen durch die unterschiedlichen Mac und Win - Versionen Probleme habe.

Jedenfalls hätte ich ein paar Fragen nach Tipps zu eurer Nutzungsweise, die mir eventuell helfen könnten.

  1. Mehrteiler

Ich schreibe einen Mehrteiler bzw. jetzt den zweiten Band einer Reihe und frage mich nun, wie ich das Handhabe. In Scrivener hab ich alles in einem Projekt gelassen, kam da aber durch das Szenenschreiben dem Alten Projekt niemals in die Quere. Bei Papyrus ist ja der gesamte Text immer zu sehen, demnach wäre ein zweites Projekt vermutlich am klügstens für den nächsten Band. Wie macht ihr das?

Das führt mich zum nächsten Thema

  1. Szenenschreiben

Ich nutze die Funktion in Papyrus eifrig. Jedoch stört es mich tatsächlich, dass ich zu jederzeit den gesamten Text des Manuskripts sehe. Ich gehe davon aus, dass ich das bei Papyrus auch nicht abschalten kann und nur meine Szene sehe, wie das bei Scrivener ist?
Die Frage, die ich für mich dann immer habe, was macht ihr dann mit Ideen, die ihr zwischendrin zu dem Projekt schreibt, die aber nicht ins Manuskript gehören? Ich habe oftmals Ideen zur Vergangenheit einiger Charas oder zum Beispiel alte Geschehnisse über die gesprochen wurde, die aber niemals im Manuskript auftauchen, die sind nur für mich, um mich tiefer hineinzuversetzen. Im laufenden Projekt stören sie mich aber dann, auch wenn ich sie als Geistertext markiere, weil sie dann einfach mitten im Projekt sitzen oder am Ende oder am Anfang und dort gehören sie nun mal nicht hin. Was macht ihr mit solchen Szenen? Macht ihr dafür einfach ein neues Projekt? Das kommt mir dann immer so weit weg von mir vor und ich vergesse manchmal auch einfach dessen Existenz.

  1. Plotten

Ich plotte seit letztem Jahr ebenfalls in Szenen, ähnlich wie J.K. Rowling das tut und das hat sich für mich sehr bewährt. Also eine Übersicht mit Charaktere, Szene/ Kapitel, und wohin die Szene gehört, also zum Hauptplot oder zu den Strängen daneben. Ich habe es noch nicht hinbekommen das im Organizer darstellen zu können. Also ich habe es mit den Handlungssträngen versucht, aber manchmal habe ich Themen die in Strang A und B aufeinandertreffen, aber ich kann mich nur für einen Strang entscheiden oder? (Hier ist mal ein Beispiel, wie ich meinen Plot aufbaue transcribed-rowling-outline.png) Ich habe das bislang handschriftlich auf dem iPad aufgebaut, es wurde dann aber irgendwann mega kritzelig und ich glaube ich seh nur einfach den Wald vor lauter Bäumen nicht, weil der Organizer da ja eigentlich recht nah dran ist. Ich wäre dankbar, wenn da jemand eine Idee hat.

Es gibt viele Möglichkeiten, nicht zuletzt die Figurendatenbank. – Sodann (z.B.) einfach ein neues Dokument innerhalb des Projekts. Man kann es so einstellen, dass es sich automatisch immer mit öffnet, und man kann es flexibel mit strukturierten Inhalten füllen. – Noch einfacher: das bereits vorinstallierte Dokument, das sich “Globale Notizen” nennt und immer über das Menü Datei bzw. Ablage erreichbar ist.

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Hallo und willkommen im Forum.

Bei Mehrteilern handhabe ich es mit mehreren Projekten, die durchaus mehrere verknüpfte Dokumente/Texte haben können. Die werden immer gleich mit dem Hauptdokument zusammen geöffnet und haben ihre eigenen Reiter, sodass man schnell wechseln kann, und z.B. neue Ideen, die momentan nicht in den Haupttext passen, in ein anderes Dokument zu tippen. Ich habe z.B. immer Extra-Dokumente für Story, Klappentext, groben Plot oder längere Notizen etc.
Auch verwende ich dieselbe Figuren-Datenbank für alle Bände/Projekte der Reihe.

Papyrus ist eher nicht für einzelne Szenen, sondern für “ganze Bücher” gedacht, deswegen gibt es den Navigator und den Organizer, damit man eben den Überblick behält. Hat auch den Vorteil, dass man Szenen oder Kapitel einfach verschieben kann. Und neue Szenen und Kapitel planen kann.

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Danke für die Antworten.
Ich wusste gar nicht, dass man die dabei verknüpfen kann, das wäre ja ziemlich praktisch.

Und ich schreibe schon ganze Bücher, ich schreibe nur von einer Szene zur nächsten und beim überarbeiten muss ich meist von der einen noch mal in die andere und dann komm ich öfter mal durcheinander, wenn ich das in einem sehe. Also ich hab Szenen schon angelegt und weiß, dass ich sie im Navigator anklicken kann, aber ich glaub da hab ich einfach noch das Scrivener denken drin.

Also dann machst du ein neues Projekt und verknüpfst einfach dieselben Datenbanken und Dokumente die du dafür brauchst? Das muss ich mir gleich mal ansehen.

Hallo, @darkZimt,

ich mache es ähnlich wie @Alex Sassland. Ich verknüpfe mehrere Dateien miteiander (in denen ich die einzelnen Bände plane bzw. schreibe), sodass sie sich beim Öffnen des Hauptdokuments automatisch ebenfalls öffnen. So kann ich bei einer Idee, die einen anderen Band betrifft, gleich den entsprechenden Reiter anklicken und die Idee dort hinschreiben. Meine Figurendatenbank ist mit allen relevanten Dateien bzw. Bänden verknüpft und ich habe dort einen Eintrag „zum 1. Mal eingeführt …“ eingefügt. Screenshots von meinen Datenblättern findest Du hier: https://papyrus.de/forum/threads/screenshot-von-ein-paar-datenbl%C3%A4ttern.8526/
So behalte ich leichter den Überblick, welche Figur in welchem Band und in welcher Szene zum 1. Mal auftaucht und die Figurendatenbank kann mit der Geschichte „mitwachsen“. Zum Verknüpfen von Dateien öffnest Du Dein wichtigstes Dokument und gehts auf Datei → Favoriten → Verknüpfte Dokumente. Hier kannst Du alle Dateien einstellen, die gleichzeitig mit Deinem Hauptdokument geöffnet werden sollen.

Ich bin nicht so ganz sicher, was Du damit meinst. Du siehst immer so viel Text, wie bei Dir auf den Monitor passt, und das dürfte auch bei Scrivener kaum eine ganze Szene sein, wenn sie nicht außergewöhnlich kurz ist. Und mit dem Navigator kannst Du die Szene, an der Du gerade arbeiten willst, gezielt ansteuern, das hat Ähnlichkeit mit der Mappe in Scrivener. Bei Papyrus wird der gesamte Text fortlaufend angezeigt und nur die lilafarbenen Szenenboxen an der rechten Seite markieren den Anfang einer neuen Szene, aber ich finde das ganz praktisch, weil man dann beim Überarbeiten einfach nur durch den Text scrollen muss. Insgesamt sehe ich in diesem Punkt keinen riesigen Unterschied zwischen beiden Programmen. Und wenn es wirklich schnell gehen soll, kannst Du Deine Idee in den Haupttext schreiben und dann als Textschnipsel auf die Pinnwand ziehen, oder auf der Pinnwand einen farbigen Notizzettel erstellen und beides später dort einordnen, wo es hingehört, Hauptsache, der Schreibfluss wird möglichst wenig unterbrochen. Auch der Notizkasten im Navigator würde sich für eine schnelle Notiz eignen. Du kannst diese ja später mit copy & paste woanders hintun.
Danke für den Link zu J. K. Rowlings Methode, ihren Roman zu planen. Ich bin Harry Potter-Fan, aber meine Methode passt für mich besser. Ich halte nicht viel davon, Tabellenspalten zu erstellen, die nicht dauerhaft im Roman eine Rolle spielen. Dumbledore’s Army, z.B. ist in der ersten Hälfte von Band 5 ja noch gar kein Thema, also würde diese Spalte ziemlich lange leer bleiben.
Ich nutze verschiedene Instrumente zum Planen, auch sehr viel Handschrift beim Brainstorming. Beschrieben habe ich das hier: https://papyrus.de/forum/threads/meine-methode-einen-roman-zu-planen.7896/
Aber von solchen Methoden kann man sich nur inspirieren lassen. Es ist selten, dass sie zu 100% auf einen anderen Schriftsteller übertragbar sind. Und wenn Du mit Rowlings Methode gut arbeiten kannst, dann bleib dabei. Wenn Dich neue Wege interessieren, kann ich Dir Katie M. Weilands „Outlining Your Novel“ und „Structuring Your Novel“ empfehlen. Damit arbeite ich sehr viel. Und auch mit den Workbooks, die ich anfangs für Unfug hielt, weil sie nicht viel Neues gegenüber den eigentlichen Büchern bieten, aber dafür Fragen und leere Linien dahinter haben, auf die man seine Antworten schreiben soll. Anfangs dachte ich: Was für eine Papierverschwendung. Und dann habe ich es ausprobiert und es war genial! Ich schreibe meine (deutschen) Antworten zu den (englischen) Fragen immer in mein Tablet, aber es ist doch hilfreich, bestimmte Fragen vorgesetzt zu bekommen und mehr oder weniger der Reihe nach abarbeiten zu können.
Was ist so schlimm daran, wenn die Handlungsstränge aufeinandertreffen? Das ist doch ganz normal, oder nicht? Wenn das nicht der Fall wäre, würdest Du doch mehrere Bücher schreiben, nicht nur eins. Die Handlungsstränge müssen doch miteinander verwoben werden. Sonst entsteht ja keine einheitliche Geschichte. Ich habe in meinem aktuellen Projekt fünf verschiedene Erzählperspektiven, die sich immer wieder abwechseln. Vielleicht ist bei Dir eher die Frage, aus welcher Sicht Du die Szene schreiben sollst, wenn die Perspektivträger von zwei oder mehr verschiedenen Handlungssträngen in dieser (Knotenpunkt-)Szene vorhanden sind? Das kann man nicht pauschal beantworten, weil das immer von der Wirkung abhängt, die man erzielen will und auch insgesamt von der Geschichte. Aber ich orientiere mich ein bisschen an der Frage: „Wer hat in dieser Szene am meisten zu verlieren?“ Wenn ich das berücksichtige, ergibt sich der Konflikt der Szene meist wie von allein. Und dann ist die Frage schon geklärt. All das, was in Rowlings Tabelle „Prophecy, Cho/Ginny, Dubledore’s Army“ etc. heißt, würde bei mir unter „Konflikt“ zusammengefasst. Und da liste ich dann die in der aktuellen Szene relevanten Aspekte auf und erkläre sie. Meistens brauche ich dann nicht mal eine Kategorie „Plot“, weil Plot und Konflikt bei mir Hand in Hand gehen. Die Zeit stelle ich bei mir meist minutengenau ein. Aber das ist auch wichtig, weil sich bei mir die Perspektiven kurz hintereinander oder manchmal auch parallel zueinander abspielen (an unterschiedlichen Orten, die z.T. mehr als eine Tagesreise voneinander entfernt sind). Als ich das noch nicht beachtet habe, hätte eine Figur beinahe an zwei Orten gleichzeitig sein müssen, aber so einen Zauber habe ich in meiner Geschichte nicht vorgesehen. Rowling erzählt ja meistens aus Harrys Sicht mit einigen auktorialen Elementen. Die Szenen, in denen Harry überhaupt nicht anwesend ist, kann man an einer Hand abzählen. Also kann sie sich leisten, die Zeitangabe auf den Monat zu beschränken.
Ich finde den Organizer extrem gut geeignet, um einen Szenenplan zu erstellen. Im Anhang findest Du ein Beispiel, wie ich es mache. Solange ich noch nicht alle Informationen habe, schreibe ich über den Szenenaufbau, was mir so einfällt. Nach und nach ergänze ich die Informationen dann und stelle auch den Zeitstrahl entsprechend ein. Den Szenentitel färbe ich gerne in der Farbe des Perspektivträgers, dann kann ich mir die Spalte „Stränge“ sparen und habe mehr Platz auf dem Monitor. Auch bei Fantasy orientiere ich mich meistens an einem echten Jahr, auch wenn ich im Roman die Jahreszahl nicht nenne. Aber dann kann ich recherchieren, wann die Sonne auf- und untergehen soll, wann Vollmond ist, etc. Aus diesem Grund würde ich wahrscheinlich auch keine andere Zeitrechnung als das uns bekannte Sonnenjahr einführen, weil mir das zu aufwändig wäre.

LG
Pamina

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Vielen Dank für deine Antwort, das hilft mir auf jeden Fall schon einmal weiter.
Mit “nur meine Szene sehen” meinte ich gerade das fortlaufende. Bei Scrivener scrolle ich nach der einen szene nicht runter in die nächste, wenn ich das nicht zwingend will. Also klar, ich kann damit leben, dass der Rest eben unten dran klebt, aber ich hab mich ein wenig wohler gefühlt, wenn ich gerade beim überarbeiten den Fokus nur auf dieser Szene habe und nicht auch auf dem was davor oder danach kommt.

Also unabhängig von dem was J.K. dort genutzt hat, habe ich letztes Jahr meine eigenen Stränge dort eingearbeitet, die für mich auch Sinn gemacht haben. Das hat unglaublich gut funktioniert, daher wollte ich versuchen, dass auf meinen Organizer zu übertragen. Mir ging es auch tatsächlich darum, dass sich eben meine Handlungsstränge begegnen und ich ich jedoch im Organizer für eine Szene nur einen Handlungsstrang auswählen kann, obwohl es manchmal in einer Szene eigentlich mehr als nur ein Strang in einer Szene sind. Ich habe das Workbook tatsächlich auch vor nem Monat etwa auf mein ipad geladen, hab es aber bislang nur grob überflogen und bislang noch nicht für sinnvoll gefunden. Aber ich werde es jetzt einfach mal ausprobieren, vielleicht werde ich ja tatsächlich auch überrascht. Aber ich glaube auch dein Szenenplan ist schon recht nah an dem, was ich mir auf dem Ipad zurecht gekritzelt hatte.

Vielen dank nochmal, dein Einblick hat mir schon mal sehr viele Möglichkeiten eröffnet. ich war auch ein wenig erschlagen von all den Möglichkeiten und dem was geht oder evtl gar nicht geht.

Ich habe manchmal den Eindruck, dass keine Einigkeit bei den Begriffen “Handlungsstrang” und “Erzählperspektive” herrscht. Vielleicht ist die Bezeichnung “Stränge” bei Papyrus auch etwas irreführend? Ich nutze den Zeitstrahl und die Kategorie “Stränge” jedenfalls für die Erzählperspektiven, nicht für einzelne Stränge. Ich habe so viele Haupt- und Nebenhandlungen, dass ich die im Zeitstrahl von Papyrus gar nicht alle unterbringen könnte. Die habe ich auch meistens im Kopf, die brauche ich gar nicht zu visualisieren. Sie ergeben sich auch aus den Szenen und aus meinem handschriftlichen Brainstorming, bei dem ich mir 1.000 Fragen stelle und Antworten suche, sodass die Handlungsstränge möglichst lückenlos ausgearbeitet werden. Ich nutze dafür auch Geistertext, um sicherzustellen, dass die Handlung im Hintergrund so abläuft, dass sie passt, wenn sie auf eine andere Szene stößt, wo die Stränge dann wieder zusammenlaufen.
Bei Harry Potter wäre ein Handlungsstrang z.B., dass Harry und Cho einander näherkommen. Anfangs sieht Cho ihn im Zugabteil, ausgerechnet, als er mit dem Stinksaft von Nevilles Mimbulus Mimbeltonia vollgeschleimt ist. Hermine organisiert das Treffen, das zur Gründung von Dubledores Armee führt. Kurz vor Weihnachten küssen Cho und Harry sich unter dem Mistelzweig. Dann treffen sich Cho und Harry irgendwann mal im Schloss und Cho erwartet von Harry, dass er sie am Valentinstag nach Hogsmeade einlädt (wobei es etwas dauert, bis Harry das kapiert). Und so geht das weiter. Zwischendurch passieren immer wieder andere Dinge, die zu anderen Handlungssträngen gehören. Und natürlich können in einer Szene mehrere solcher Handlungsstränge zusammenlaufen. Ich würde dafür nur nie einen Strang im Zeitstrahl oder Organizer nutzen, weil mir das zu unübersichtlich wäre. Wenn ich dafür eine Visualisierung bräuchte, würde ich vielleicht die Ereignisse nutzen. Oder die Notizfunktion im Organizer. Dann könnte man die Teile, die zu jeweils einem Handlungsstrang gehören, in derselben Farbe darstellen. (Da wäre es gut, wenn Papyrus im Organizer noch mehr Farben anbieten würde.) Aber wie gesagt - die Handlungsstränge stelle ich im Zeitstrahl und im Organizer gar nicht da, nur die Erzählperspektiven.

LG
Pamina