Moin, Ihr Abgrundguten!
Meine Nr. 7: „Golden Morning“. Schwer verspätet, sollte eigentlich vor Ostern raus. leider war ich beinahe den ganzen Sch…ß-Winter krank, mit uffsäbel, und all dem, was man nicht mag. Whatever. Erster Versuch bei AMAZON zu veröffentlichen, die Margen sind einfach krass.
Ich gebe Euch mal den Klappentext.
„2016 verschwindet die alternde Diva Yasmin Levy spurlos.
Ihre Leiche wird nie gefunden. Dann macht der Nachbar, ein verwirrter, junger Mann, überraschend ein Geständnis. Adrian Birkholtz wird daraufhin in die Geschlossene Psychiatrie gesteckt. Acht Jahre später wird das Urteil aufgehoben, und Adrian zieht exakt wieder in das gleiche Haus.“
Ich gestehe, dass die Bilder und Szenen der jungen Yasmin angelehnt sind an Esther Ofarim. Wer erinnert sich? Esther und Abi Ofarim, was für eine Stimme! Was für ein Timbre! Was für eine Mühelosigkeit! Schaut sie Euch an, empfehlenswert „Morning of my life“, 1967. Leider ist diese ehrenwerte Dame z. Zt. nur noch bekannt durch den Sohn Gil Ofarim. Egal, tolle Musikerin, toller Mensch, tolle Frau, mittlerweile 84 Jahre alt. Gott, es gibt Sachen, für die ich einfach zu jung bin…
Bei diesen Dingen muss man natürlich vorsichtig sein, allzu ähnlich darf die Beschreibung natürlich nicht sein. Ich habe die Figur lediglich zur Inspiration benutzt.
Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen, 2016 und 2024. Die Kapitel sind jeweils abwechselnd, und es baut sich langsam und stetig (so die ewige Hoffnung, schluchz…!) eine logische Handlung auf. Es ergibt sich von Kapitel zu Kapitel ein Gesamtbild, sie fließen sozusagen zusammen, und aus Rot und Blau wird violett, so das Bild. Die letzten Kapitel spielen 2024, also in der Gegenwart.
Ich hoffe, ich überfordere den/die/der/das geneigten Leserinnen und so (hab ich wen vergessen?) nicht. Meine Testleser (Zwei an der Zahl) hatten kein Problem mit den Zeitwechseln, das ist ja auch nicht neu. Ich lasse es darauf ankommen. Und es war nicht einfach. Bei näherer Betrachtung gibt es den einen vielzitierten roten Faden nicht, nicht in meinem Leben. Es sind immer mehrere.
Aber einfach kann ja jeder.
Ich habe mich köstlich ausgetobt in den Beschreibungen der unerträglichen, alternden Diva. Tagsüber bin ich aber ziemlich nett.
„Yasmin schwebte zum nächsten Beet. Schweben, das war einmal, dafür hätte sie schon die Schwerkraft überwinden müssen. Fett war sie geworden, fett und schwammig, und ihr Doppelkinn hatte mit den Jahren Kinder geboren, viele Kinder. Daran gemessen war sie sicherlich mehrfache Groß und – Urgroßmutter. Ihre Brüste, die Erwin Gott sei Dank lange nicht gesehen hatte, mussten sich derweil in Kniehöhe eingependelt haben; ihr dicker Bauch war so mit blauen Flecken und Adern durchzogen wie eine Wanderkarte der Mecklenburger Seenplatte. Wenn sie etwas aus den oberen Schränken in der Küche holen wollte, waberten ihre Unterarme wie Wäsche im Wind. Ihre orkähnlichen Pratzen zeichneten für Schuhgröße 44, was 5 Nummern größer war als die von Erwin, und unter den Armen trug sie seit Jahren zwei tote Grizzlys spazieren, aus deren Fell es im Sommer unentwegt tropfte.“
Wer der Mörder der Diva ist, wird ziemlich schnell klar, aber ich will nicht spoilern. Wie ihr natürlich wißt, verehrte, wohlgesonne Kollegen/innen/keine Ahnung, ist es ungemein von Vorteil, wenn man das, was man beschreibt, auch erfahren hat, also er — fahren. Meine Erfahrungen mit der „Klapse“ waren mir da sehr von Vorteil. Nicht, weil ich selbst eingesessen habe, sondern weil ich einige Jahre jeden Monat einen alten Kumpel in der JVA/Forensic in Straubing besucht habe. Krass, krass.
„Pikazismus nennt man das. Es ist eine Störung, die besonders bei vernachlässigten Kindern vorkommt. Wir haben dem Herrn Schmidt bereits acht Mal den Magen ausgepumpt.“, dozierte Prof. Heidenreich.
„Aha.“ Dr. Sandmann war mäßig interessiert.
„Er stopft einfach alles in sich hinein, Pflaster, Münzen, Steine, Zigarettenkippen, sogar seinen eigenen Kot. Oder den von Anderen. Auf diese Weise ist wahrscheinlich auch Ihr Kugelschreiber verloren gegangen. Wir haben alles fotografisch dokumentiert, wollen Sie mal sehen?“
Dr. Sandmann wollte nicht, sogar auf gar keinen Fall. Er würde gern zum Thema kommen, aber genau dies gestaltete sich äußerst schwierig. Prof. Heidenreich schien etwas selbstverliebt.
„Nicht? Höchst interessant. Wir sehen, was wir tun können, aber es ist nicht einfach.“ Prof. Heidenreich öffnete eine kleine Dose und streute etwas vom Inhalt in ein Aquarium. Er betrachtete die kleinen Fische, die sich auf die Futterbrocken stürzten.
„Sehen Sie mal diese kleinen Geschöpfe hier. Sie sind eingesperrt, seit Generationen. Sie bekommen ihr Futter, sie verrichten ihre Notdurft, und ihr Lebensraum wird regelmäßig gereinigt. Ja, sie werden sogar medizinisch versorgt.“ Der Professor wiegte sich in den Knien, und tippte mit einem Fingernagel gegen die Glasscheibe.
Ein schöner Vortrag, dachte Dr. Sandmann, wollte nichts sagen, glaubte aber, er müsse.
„Und sie vermehren sich.“
„Neinnein, das sind alles Männchen. Und keiner kommt hier lebend raus.“ Prof. Heidenreich sagte dies versonnen, und irritierend liebevoll. Aber es schien exakt die, zugegeben etwas morbide, Überleitung zu sein, die Dr. Sandmann brauchte.
„Tja, dann haben wir heute einmal eine Ausnahme.“ Dr. Sandmann zog eine flache Mappe aus seiner ewigen Aktentasche. Prof. Heidenreich verzog das Gesicht.
„Ist das denn wirklich vernünftig? Der kleine Adrian ist doch ganz gut bei uns aufgehoben?“
„Sicher, sicher, daran habe ich keinerlei Zweifel. Der Punkt ist: Er ist zu Unrecht hier an diesem Ort. Und ich habe die entsprechenden Papiere des zuständigen Richters. Ich habe Sie im Vorfeld informiert.“
Der Professor wand sich.
„Ja, sicher, aber wird der junge Mann da draußen denn auch zurechtkommen?“
Dr. Sandmann war zuversichtlich.
„Dafür ist gesorgt. Adrian muss sich um nichts sorgen, es ist genug Geld da, um ihn sein Leben lang zu finanzieren. Ich handele im Auftrag seines verstorbenen Vaters.“ Er hoffte, dass der Herr Professor mit dieser ehrenwerten Vorlage Gnade walten lassen würde.
„Nun, gut, es soll eben so sein.“
„Wie ist die derzeitige Medikamentation?“
Der Professor zögerte und zog seinerseits eine Mappe hervor. „Das habe ich nicht im Kopf, wir haben gut zweihundert Insassen.“
„Wie lautet denn eigentlich die Diagnose?“
Der Herr Professor blätterte sich durch die Akte.
„Ja, die, äh, die Diagnose. Schwierig, schwierig. Bei Herrn Adrian Birkholz gibt es eine unklare Gemengelage, aber das ist es ja immer. Es gibt selten einen klaren Sachbestand. Adrian trägt manisch-depressive Züge, aber er leidet auch an mehreren Psychosen. Er zeigt ein autistisches Verhalten, und es gab ein paar rezidive Rückschläge. Und er neigt zu einer Art Besessenheit.“
Die Besessenheit wedelte Dr. Sandmann weg.
„Und wie wird er behandelt? Ich frage das nur, weil wir nach seiner Entlassung ja nicht alle Medikamente einfach absetzen können.“
„Ach, darum kümmert sich ein Kollege, er ist bereits kontaktiert. Adrian wird in erster Linie sediert, um ihn vor sich selbst zu schützen. Und sicherheitshalber haben wir noch die chemische Kastration angesetzt.“
Dr. Sandmann war entsetzt. „Aber warum das? Es gab keinerlei Anhaltspunkte für ein sexuelles Fehlverhalten.“
„Nein, aber direkt neben dem Block der Herren haben wir den Block der Damen. Alle unsere männlichen Patienten bekommen diese Medikamente.“ Dr. Sandmann schluckte schwer. Aber der Herr Professor konnte sich immer noch querstellen, und eine Entlassung verhindern, also Füße stillhalten."
Hey, ich glaube, das ist schon beinahe zuviel. Aber so bin ich eben. Über das Cover und den Zeitpunkt der Veröffentlichung werde ich Euch natürlich informieren.
Hier auf der Insel gehts wieder los und ich stehe ziemlich unter Strom. Ich bitte also um Nachsicht, wenn ich verzögert auf Euch reagieren sollte.