Neue Herausforderung

Ich habe in meiner Rolle als Lese-Opa eine neue Herausforderung erhalten: mit einer kleinen Gruppe 14-jähriger ein Buch in einfacher Sprache zu lesen. Zur Auswahl stehen Tschick oder Die Welle.
Ich kenne das Konzept der „Einfachen Sprache“ noch aus meiner Zeit in der Psychiatrie und halte es auch im Unterricht für durchaus zielführend, Kinder mit nicht-deutscher Muttersprache oder besonderen Lernbedarfen ans Lesen komplizierterer Texte heranzuführen, aber ich frage mich auch, wie gehts Schreibenden damit, wenn ihr Original doch ziemlich „simplifiziert“ wird - auch wenn die Message der Story bleibt. Bzw., wie geht es einem, wenn man sowas dann selbst schreibt und durch diese Ausdrucksform doch ziemlich eingeschränkt ist. Habt ihr da schon Erfahrungen dazu gemacht?

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:+1: für deinen Einsatz.

Darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht.
Ich fände das gut, glaube ich. Selbst, wenn dabei die eine oder andere Textstelle etwas den Sinn ändert.
Brächte ein Buch von mir nur einen Jugendlichen aus deiner Gruppe zum Lesen, wäre das mir lieber, als wenn es ein Bestseller wird.

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Das ist auf jeden Fall wertvolle und gut genutzte Zeit. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt.

Ich denke, jeder Autor, dessen Bücher so verwendet werden, kann sich doch glücklich schätzen. Beide Bücher tragen ja auch eine Message. Klasse Sache, das …

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Ich fände es gut…Es bringt Menschen zum Lesen, was will man mehr

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Spannend, dass du so etwas machst. Beide Bücher sind natürlich keine einfache Lektüre.

Ich glaube, dass ist gar nicht so einfach, komplexe Romane „gut“ in einfacher Sprache zu schreiben.

Denn um Spannung zu erzeugen, muss ich mich bestimmten Wörtern bedienen und nur weil die Sprache einfach ist, ist es nicht die Emotion in den Köpfen der Lesenden/Zuhörer. Das ist ja auch der alte Irrtum, dass es „einfach wäre“ gute Kinderbücher zu schreiben. Es gibt in meinen Augen wirklich viele schlechte Kinderbücher. Hier vergleiche man Michael Ende Kinderbücher vs. random Thalia Fund :wink:

Ich glaube, der Trick ist es, vieles nur angedeutet im Kopf der Lesenden abspielen zu lassen, da mit einfacher Sprache, nur einfache Sätze möglich sind.

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Tschick in einfacher Sprache:
tschick
:laughing:

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Ja, Isa ist schon ein eigener Fall. Herrndorf wollte ihr ganz zum Schluss noch einen eigenen Roman widmen (Bilder deiner großen Liebe). Wurde als Romanfragment veröffentlicht und ist auch als solches an Empathie für die Protagonistin kaum zu übertreffen.

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Ich habe mal an einem Schreibwettbewerb teilgenommen, bei dem Geschichten in einfacher Sprache verfasst werden sollten. Das war eine echte Herausforderung. Es scheint nahezu unmöglich zu sein, wenn man sich sonst einer komplexeren Sprache bedient.
Bei dem Wettbewerb habe ich nicht punkten können. Allerdings habe ich die Geschichte einem Zwillingspärchen zu Weihnachten geschenkt. Sie waren zu dem Zeitpunkt 40 Jahre alt und geistig etwa auf dem Stand von vielleicht 6-jährigen. Auf jeden Fall haben die beiden sich gefreut.
Eine konnte ein ganz klein wenig lesen, die andere gar nicht. Zusammen mit ihren Eltern haben sie dann unter dem Weihnachtsbaum meine Geschichte gelesen.
Ich hatte mich wahnsinnig gefreut, dass meine kleine Geschichte auf diesem Weg ganz unerwartet zu einem Familienspaß an Weihnachten geworden war.

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Genauso wie dein Engagement begrüße ich das Konzept der „vereinfachten Sprache“, wie beispielsweise für die Nachrichten der „Tagesschau“ oder, bitte lacht mich nicht aus, auf den Infoseiten des Steuer-/Finanzwesens oder dergleichen, wo ich die Option selbst schon aufrief.

Insbesondere Menschen mit einer anderen Muttersprache (vermutlich sind ‚deine‘ Kinder, lieber @Gschichtldrucker u.a. deshalb schon vergleichsweise alt) finden damit leichter den Einstieg und den Zugang zu medialen Inhalten, und das ist ja der Sinn. Vor allem Kindern sollte unbedingt wieder die Freude am Leseerlebnis nahegebracht werden, wobei zunächst natürlich die Geschichte selbst den Grundbaustein liefern muss.

Doch im nächsten Schritt sollte sich unserer Bildungssystem Gedanken machen, wie es weitergeht. Ist die bspw. die Sprachhürde genommen, muss der Wortschatz Erweiterungen erfahren, Inhalte müssen erfasst werden u.s.w. Wenn ich höre, dass Fünftklässlern immer häufiger Texte für die ersten Klassen vorgelesen werden, weil sie aufgrund fehlenden Wortschatzes in ihrer Alterskategorie nicht ‚abgeholt‘ werden können, macht mich das einfach nur traurig. Und ich rede nicht von Kindern aus schwierigen Verhältnissen oder mit Migrationshintergrund oder mit Lernschwächen.
Es findet sogar eine partielle Umkehrung statt: So fiel mir neulich auf, wie anbiedernd simpel Werbeslogans geworden sind, die in vereinfachter Jugendsprache ihre Zielgruppe anvisieren. Auf welchem Weg sind wir, wo wollen wir hin, frage ich mich dann. Und für wen schreiben wir in der Zukunft?

Vielleicht hältst du uns mit deinem :books:-Projekt ein wenig auf dem Laufenden. Viel Erfolg und noch mehr Freude!

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Inzwischen haben diese Lücke auch Andere (leider hauptsächlich AI-authored) erkannt, aber als ich vor vielen Jahren nach Literatur für Demenzerkrankte suchte, wurde ich nicht fündig. Als ich darüber mit Therapeuten/Pflegern sprach, wurde mir das mit der Aussage bestätigt, dass häufig auf Vorschulmaterial zurückgegriffen werden muss. Aber Erwachsenen mit ‚Entchen Quak, Schäfchen Bäh‘ oder ‚Karla geht schwimmen‘ zu unterhalten fand ich damals unwürdig und machte den Betroffenen auch wenig Freude. Da wir uns in einem demografischen Wandel befinden, wäre auch hier eine Möglichkeit einfache, gut nachzuverfolgende und kurze Geschichten zu schreiben, um etwas Freude zu bereiten.

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Also ich schreibe überwiegend in „leicht verständlicher“ (einfacher) Sprache, damit es junge Leute auch verstehen, was ich meine. Zum Beispiel die Themen Nächstenliebe und Respekt finde ich zum Vermitteln sehr wichtig. Deswegen kommen diese Themen auch in vielen Buchprojekten von mir vor.
Mir geht es vor allem darum, die nächsten Generationen anzusprechen und diese zum Nachdenken zu bewegen und das verpackt in einer (hoffentlich) spannenden Story. Ich arbeite auch stets an meinem Schreibstil, damit er auch wirklich „einfach“ bleibt und dennoch Themen vermittelt, die meines Erachtens im Leben wichtig sind. Zum Beispiel weniger Hass in der Welt und dafür mehr Frieden. Ich finde für solche Themen lohnt es sich am Ball zu bleiben und Geschichten zu schreiben!

Das waren meine 2 Cent dazu!

Gruß

Super Girl

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