Für mich nicht unbedingt. „Beinhaltet auch Mundart“ ist ja noch mal was Anderes als komplett in Mundart geschrieben. Das ist bei diesem Cover-Text jedoch nicht unbedingt ersichtlich, ob das tatsächlich so ist.
@Suse - ich glaube wir reden aneinander vorbei. Das Buch ist nicht komplett in Mundart geschrieben, es sind nur drei Passagen wie der im Anfangsthread (und das war die längste), an manchen Stellen ergänzt durch eine einzelne Wörter auf Schwäbisch - mehr nicht
Nein, nein. Wir reden nicht aneinander vorbei. Ich hatte mich auf die Vorschläge und Hinweise auf einen möglichen Klappentext bezogen. Ich glaube eben nicht, wenn Regionalkrimi oder Regional-Irgendwas drauf steht, dass man dann zwingend davon ausgehen kann / muss, dass auch Mundart enthalten ist.
Ich denke, wenn man im Text ein Lokalkolorit aufgebaut hat, würde ich in Hochdeutsch weiterschreiben. Vielfach wurde hier schon darauf hingewiesen, dass Mundart oder auch Dialekt für die meisten Leser schwer zu verstehen ist. Aber hin und wieder später mal einen lokalen oder dem nachempfundenen Ausdruck einzuflechten, halte ich für möglich, um den Leser in Maßen daran zu erinnern, dass die Figur einen Dialekt verwendet. Beispielsweise könnte ein norddeutscher Seemann statt Kinder immer „Kinnings“ sagen. Ich glaube kaum, dass das den Lesefluss stört. - Aber: Man muss das richtige Maß finden.
Unlesbar, selbst ich, der das Schwäbische gut versteht und den schwäbischen Zungenbrecher besser spricht als die meisten Schwaben, lese darüber hinweg. Beim zweiten Dialog in Schwäbisch bin ich raus, in jedem anderen Dialekt auch.
Ich bin bei Berti, ab und an mal eine Redewendung (heiligs Blechle), ein typisches Wort (hanoi) und man ist im Dialekt. Mehr darf es nur sein, wenn du eine Lesung machst, dann dürfen die Schwaben schwäbeln und die Sachsen sächseln.
Verlautschriftliche Mundart finde ich in einem Roman problematisch. Selbst Urschwaben haben Schwierigkeiten, solche Passagen flüssig zu lesen. Wir lesen durch Erkennen von „Wortbildern“. Bei Mundart fangen wir wegen der unbekannten Wortbilder an wie Erstklässler zu buchstabieren. Dazu kommt, dass es oft einen zweiten Anlauf braucht um das Entzifferte zu verstehen. Ich sehe das wie @Nopuli, für den Kolorit sind eingestreute Mundartfloskeln (jetzetle), einzelne Spezialworte (Breschtling) oder typische Grammatik- oder andere Fehler (der Butter) völlig ausreichend. Als Beispiel sei Asterix „Tour de France“ angeführt. Die verschiedenen bereisten Gegenden werden so charakterisiert.
@nolimit
Ich muß gestehen, ich habe deine erste Version nicht komplett gelesen, weil ich überhaupt keinen Lesefluss hatte und weil ich auch fast nichts verstanden habe, geschweige denn, einen Zusammenhang. Deine zweite Version war viel besser, viel flüssiger zu lesen und auch verständlich.
Ich halte die zweite Version für eine gute Lösung. Für die Leser wird das authentisch genug sein, auch wenn das urige Schwäbisch noch authentischer wäre.
Ich persönlich finde Dialekte in Büchern ganz erfrischend, aber es darf nicht zu viel sein. Der Dialog zwischen Lämmle und Rick finde ich im Übrigen nicht zu lang, aber in der urigen Version, hat er schon a G’schmäckle.
Gruß
Helmut
Oh je , da habe ich wieder etwas ausgelöst. Aber ich bin lernfähig. Vielleicht auch zu sehr militanter Schwabe. Den längeren Dialog zwischen dem alten Lämmle und Rick lasse ich jetzt erstmal ein paar Tage sacken, dann gehe ich nochmals drüber. Bin erstaunt, wie viele hier sich darüber (sinnvolle) Gedanken machen.
Na ja. Du hast doch danach gefragt und das Thema ist ja auch sehr interessant.
… aber nur gutgemeinte Ratschläge. In anderen Foren (auch für Schreiberlinge) erntet man für Derartiges nicht selten extrem negative Kommentare
Dann stell solche Fragen einfach hier und nicht woanders.
Mach ich, seit ich hier bin, habe ich nirgends anders mehr irgendetwas gefragt
Da liegt das Problem: Dialektausdrücke, die man nicht genau kennt, interpretiert man als Leser irgendwie, und verschiedene Leser kommen zu völlig unterschiedlichen Deutungen.
Ich kenne das „G’schmäckle“ als üblen Vorwurf. Wenn ich beispielsweise sagen würde, dass ein Vertragsabschluss ein „G’schmäckle“ hat, äußere ich damit meinen Verdacht auf Korruption.
Bei HelmutB klingt das „G’schmäckle“ in seinem Zusammenhang mit dem Smiley aber freundlich, er hat also eine andere Deutung als ich.
Ganze Absätze in Dialekt würde ich nicht lesen. Wahrscheinlich würde ich aber nur diese Absätze überschlagen, nicht das Buch zuschlagen und weglegen.
In erster Linie habe ich das eher scherzhaft gemeint, aber es soll durchaus auch ausdrücken, dass es nicht optimal ist.
„G’schmäckle“ würde ich als „faden Beigeschmack“ interpretieren. Deine Interpretation von „G’schmäckle“ @_Corinna , empfinde ich als wesentlich negativer.
Gruß
Helmut
Schwäbisch ist ein vielseitiger Dialekt - ein Wort - viele Bedeutungen
G’schmäckle kann beides sein - ist kontextabhängig
Dann ist es vielleicht sogar schlau von mir, Dialekt gar nicht erst zu lesen, statt ihn zu lesen und falsch zu interpretieren.
Bestimmt sogar …
Für einen Nichtschwaben ist dieser Dialekt nicht erlernbar. Selbst ich als Urschwabe verstehe die Leute 30 km weiter auf der Alb nur mühsam - wenn sie loslegen. Das geht soweit, dass es in zwei Dörfern, die nur wenige Kilometer voneinaner entfernt sind, für ein und dasselbe total unterschiedliche Namen für manche Dinge gibt
Das kenne ich vom Niederrhein auch. Weniger mit Wörtern - da fällt mir tatsächlich nur eins ein - aber ganze Formulierungen sind anders. Hinzu kommt die Nähe zur holländischen Grenze. Auf dem Land wird bei uns von den Älteren noch Plattdeutsch gesprochen, „natürlich“ auch von Dorf zu Dorf in unterschiedlichen Ausprägungen.
So isch’s!
Es gibt regelrechte Karten (angelegt zu Zeiten, als in den Dörfern auf der Alb noch nicht so viele „Neig’schmeckte“ (= aus der Fremde Zugezogene, z.B. aus „Schtuagat“ (= Stuttgart) oder einem Ort 10 km weiter) den Slang verwässert haben), auf denen Dialektforscher festgehalten haben, wie sich die Ausdrucksweisen von einem Ort zum nächsten ändern. Und bei uns am Gymnasium gab es altgediente Lehrer, die gleich wussten, aus welchem Dorf ein Schüler kam, sobald er den Mund aufgemacht hat.
tl;dr: Dialekt ist tricky – und es ist nicht das Ziel des Dialekts, allgemein verstanden zu werden, sondern Stammesangehörige und Fremde unterscheiden zu können.
(Mein Lektor streicht mir immer meine „Schwabizismen“ an. Und – recht hat er!)
Aber nicht immer. Oder du hörst nicht auf deinen Lektor.