ich weiß, dass man bei alten Skeletten manchmal Spuren von Wunden, die durch Kriegswaffen verursacht wurde, heute noch finden kann. So können Forensiker und Historiker rekonstruieren, wie bzw. wodurch ein Mensch in früheren Zeiten gestorben ist, z.B. in einer Schlacht.
Wäre es auch möglich, dass ein Mordopfer (in meinem Roman), der jedoch schon vollständig skelettiert ist, z.B. an einem Wirbel- oder Rippenknochen Spuren einer durch eine Stichwaffe verursachte Wunde aufweist?
Ich denke, dass das durchaus möglich ist. In einschlägigen Krimiserien wie etwa CSI geschieht das regelmäßig. Voraussetzung ist lediglich, dass das Messer, oder eine vergleichbare Waffe, den Knochen beschädigt hat. Die Frage ist ja auch, wie wichtig das für die Handlung insgesamt ist.
Ja, das geht.
Man kann anhand des Spurenmusters auch ggf unterscheiden, ob das Skelett nachträglich verletzt wurde (z B Zerstückelung oder das, was Metzger so machen) oder eben als Stichangriff und somit ev. Tötungsdelikt.
Auf jeden Fall, sage ich dir als True-Crime-Fan. Die Knochen weisen Kerben auf, anhand derer Forensiker erkennen können, ob sie mit einem Messer oder anderen Waffen verursacht worden sind. Die haben ja in ihrer Ausbildung unzählige Beispiele gesehen und Autopsien durchgeführt. Daran ist es ihnen teils sogar möglich die Art der Waffe zu erkennen, manchmal sogar die Unterkategorie, z.B. gibt es Unterschiede zwischen einem sehr scharfen, dünnen Skalpell, einem dickeren Fleischermesser oder einem eher stumpfen Haushaltsmesser.
Man kann an einem Skelett sogar erkennen, ob der Mensch erwürgt worden ist (Zungenbein), hingegen aber bspw. nicht, wenn er erstickt worden ist, weil das keine Spuren am Skelett hinterlässt.
Selbst bei sehr alten Skeletten ist eine Bestimmung der Todesursache möglich. Beispielsweise konnte im Grabhügel des Fürsten von Helmsdorf sogar nach über 3800 Jahren die Todesursache nachgewiesen werden. Und aus den Umständen lässt sich schließen, dass der Fürst nicht nur gewaltsam gestorben ist, sondern wohl ermordet wurde.
Ich frage mal etwas provokant worin der Unterschied zwischen gewaltsam gestorben oder ermordet ist. Vielleicht kann man ja vermuten, dass der Fürst in der Schlacht gestorben ist, wenn er mit Pfeilen gespickt neben seinem durch einen Axthieb getöteten Ross liegt und rund um ihn 20 Ritter mit ihren Waffen in Händen. Aber ob das jetzt eine reguläre Schlacht oder einfach nur ein meuchlerischer Hinterhalt während eines Jagdausfluges war?? Gewaltsam waren wohl beide Todesarten.
Liebe @Pamina22,
bin zwar weder Rechtsmediziner noch Pathologe, hatte aber als alter Notarzt rein beruflich viel mit diesen Gewerken zu tun.
ja, aber nur, wenn die Knochenstruktur bei entsprechendem Mordanschlag auch verletzt wurde. Von einer Wunde im eigentlichen Sinne würde ich in diesem Falle aber eher nicht reden, schließt diese nach meiner Meinung doch
Lieber @Miki,
nach meiner Meinung steht es @Pamina22 völlig frei, was sie mit ihrer Fantasie am Ende aus meiner Info macht. Wenn Pamina aber hier (Forum Expertenwissen) nach Mordspuren fragt, soll sie es auch bekommen.
Ja, das ist möglich. Hiebe und Stiche, die Knochenmaterial verletzen, sind noch Tausende Jahre später nachweisbar; ich habe das mal in einer Doku über ägyptische (Altes Reich) Begräbnisse gesehen.
Einen wiss. Bericht aus der Uni Heidelberg über die Untersuchung eines Skeletts von einem Menschen, der an Hiebverletzungen starb, kannst du bspw. hier nachlesen:
Vielen Dank, euch allen für die Antworten. Damit kann ich was anfangen. Und ja, ich schreibe Fantasy, aber trotzdem will ich dies möglichst an die Realität anlehnen.
Nur komplizierte forensische Analysen wird es nicht geben, denn in meiner Welt steckt die Kriminaltechnik noch in den Kinderschuhen.
Wenn von dem Toten nur noch die Knochen übrig sind - nennt man die Untersuchung dieser Knochen dann auch „Obduktion“? Oder bezeichnet man es nur als Obduktion, wenn auch die Weichteile einer Leiche vorhanden sind? Und wie würde die Untersuchung der Knochen dann heißen?
„Das wohl populärste und historisch älteste Teilgebiet der forensischen Anthropologie stellt die forensische Osteologie dar. Der Begriff wird üblicherweise auf die Untersuchung und Beurteilung von aufgefundenen Knochen zu Identifikationszwecken begrenzt. Hierbei kann es sich um überwiegend bis nahezu völlig skelettierte Leichen, vollständige oder unvollständige Skelette bis hin zu einzelnen Knochen oder sogar nur Knochenfragmente handeln.“
@oskar21 Klar wirst du keine Beweise finden, die für eine Verurteilung nach § 211 StGB ausreichen. Aber an dem Skelett finden sich Abwehrspuren (das Opfer war wohl unbewaffnet), mehrere Wunden (das Opfer war wohl unbewacht) und heftige Spuren (der Täter hat mit großer Kraft zugestochen, spricht für eine gewisse Emotionalität). Das lässt auf eine Vertrauenssituation zwischen Täter und Opfer schließen, wieso sonst war der Fürst mit dem Täter alleine und hat ihm gestattet, eine Waffe zu tragen?
Natürlich ist das nur eine Hypothese, die auch total falsch sein könnte. War ja niemand von und dabei Dennoch finde ich es spannend, was heutzutage noch aus so alten Knochen geschlossen werden kann.
@LonesomeWriter Ich würde sagen, jeder Mord ist ein gewaltsamer Tod, nicht jeder gewaltsame Tod ein Mord, siehe dein Beispiel vom Tod in der Schlacht. Der Mord ist sozusagen eine Qualifikation.
Die Untersuchung eines Skeletts qualifiziert als Obduktion, ganz normal als rechtsmedizinische Untersuchung ggf unter Heranziehung eines forensischen Anthropologen, aber das ist in D eher eine Ausnahme.
Wenn der Mediziner bei einem Messerangriff klassische Abwehrspuren an den Fingern (dabei werden durchaus mal Sehnen durchschnitten) und kleinste frische Kerben an den Fingerknochen findet, wäre das schon ein starkes Indiz für ein Tötungsdelikt. Wie es rechtlich bewertet wird (Totschlag, Mord, vielleicht und ungewöhnlich auch Notwehrexzess), ist für den Obduzenten irrelevant und für den Ermittler zunächst auch, für den geht es nur um Rekonstruktion, Identifikation des Toten und Tätersuche.
Anthropologen untersuchen auch aktuelle/ neue Skelette auf Einkerbungen. Z.B. können gegenüberliegende Einkerbungen an zwei Rippen auf eine Stichwaffe mit zwei Schneiden, wie z.B. einen Dolch hinweisen.
Auch an der Halswirbelsäule können bei Schnittverletzungen am Hals solche Einkerbungen entstehen.
Beispielsweise ein Angriff durch ein Tier (auch Tiere können ja Knochen verletzen) wäre gewaltsam, aber wir würden es nicht als Mord bezeichnen. In diesem Fall aber vermute ich, dass es sich um eine feinere Waffe handelte, die nicht auf dem Schlachtfeld oder bei einem Jagdausflug mit dabei wäre - oder vielleicht mag er auch erwürgt und der Kehlkopf oder das (weiter oben irgendwo erwähnte) Zungenbein eingedrückt worden sein.