Anbei mal das erste Kapitel von „Mondengel - Ein Blick in deine Seele“.
Über Rückmeldungen gleich welcher Art würde ich mich sehr freuen.
Ist der Einstieg spannend genug? Wollt ihr wissen, wie es weiter geht?
Gruß
Super Girl
Mondengel - Ein Blick in deine Seele (Kapitel I)
Er kniete neben der leblosen Frau, als es passierte. Ihr schlanker Körper begann auf dem Asphalt zu erschlaffen. Dann umgab sie ein schillerndes Leuchten. Parell wusste, was das bedeutete. Eine neue Seele würde neben ihn treten. Und er, der junge Mondengel würde diese Seele in die jenseitige Zone begleiten.
„Was ist passiert? Wo bin ich hier? Und wieso liegt dort jemand, der aussieht wie ich?“, sprudelte es aus dem Wesen heraus, das sich neben Parell manifestiert hatte, kaum, dass das Leuchten verblasste.
„Du bist tot!“, bemerkte Parell trocken.
„Kann nicht sein! Wie und wann ist das passiert?“
„Woher soll ich das wissen. Mein Auftrag ist nur, dich abzuholen!“
„Abzuholen? Wohin denn? In den Himmel? Oder in die Hölle? Ich verstehe das alles nicht!“
Parell, der das körperlose Wesen musterte, konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
„Weder in den Himmel noch in die Hölle. Mir wurde nur gesagt, dass ich in die Pandora Straße gehen soll. Dort würde meine nächste Zielperson liegen und auf ihr Schicksal warten!“
„Mein Schicksal? Was genau ist mein Schicksal?“
„Du stellst aber viele Fragen. Und nun komm endlich, ich habe nicht den ganzen Tag Zeit!“
Parells Lächeln wich einer Grimasse. Er wollte das körperlose, weibliche Wesen an der Hand nehmen, doch diese schlug sie ihm einfach weg.
„Und wenn ich nicht will? Was tust du dann? Wer bist du eigentlich, dass du meinst, über mein Schicksal entscheiden zu können? Bist du ein Dämon oder Teufel aus der Hölle?“
„Weder Dämon noch Teufel“, erwiderte Parell.
„Ich bin ein Mondengel, mehr musst du nicht wissen. Komm jetzt endlich, meine Liste an Seelen, die ich ins Jenseits begleiten soll, ist heute sehr lang!“
„Was kümmert mich deine blöde Liste? Weißt du eigentlich, wen du hier vor dir hast? Ich bin Lenora, die… oh nein, das verrate ich dir ganz sicher nicht. Die aus irgendeinem Grund keinen Körper mehr hat“, ergänzte das weibliche Wesen stattdessen.
Im nächsten Moment fuhr eine schwarze Limousine mit getönten Scheiben vor. Zwei Frauen mittleren Alters stiegen aus. Sie waren in dunkle Kutten gekleidet, genau wie die tote junge Frau.
„Oh nein, das ist Lenora! Das bedeutet, sie konnte ihren Auftrag nicht erfüllen. Los schnell, lass sie uns von hier wegschaffen, bevor die Polizei kommt!“, hörten Parell und die Seele von Lenora die erste Frau flüstern. Sie zog einen mitgebrachten Hut mit breiter Krempe aus dem Wageninneren und verdeckte damit ihr schulterlanges, rabenschwarzes Haar.
„Gute Idee, Swellna. Also los, pack mal mit an!“, raunte die Zweite. Sie hatte ihren Hut bereits auf, als sie sich zu Lenora bückte. „Das ist echt schade um Lenora. Sie ist, ich meine war viel zu jung zum Sterben. Ich weiß, sie kannte das Risiko, hat jede Hilfe bei ihrem Auftrag aber strikt abgelehnt. Sie ist ja schon von Anfang an so stur gewesen. Ich habe irgendwie geahnt, dass diese Sturheit ihr irgendwann zum Verhängnis werden wird!“
„Nun beruhige dich, Mirabella. Sie war ein gutes Mädchen, mit gerade einmal 21 Jahren. Für eine Neue war sie sehr gut in ihrem Handwerk. Das musste man ihr lassen. Jetzt aber los, bevor die Polizei eintrifft und unangenehme Fragen stellt!“
So hievten die in schwarz gekleideten Frauen den leblosen Körper ihrer Bekannten in die hinterste Reihe der Limousine. Sie beseitigten die Blutspuren vor Ort, indem sie einen sonderbaren Spruch in einer fremden Sprache murmelten, woraufhin alle Blutflecken wie durch Zauberhand verschwanden.
Nachdem alle Spuren eines möglichen Kampfes beseitigt waren, stiegen die beiden Frauen zurück in die Limousine. Eine auf der Fahrer- und eine auf der Beifahrerseite. Mit hoher Geschwindigkeit brausten sie auf und davon. Die Seele von Lenora und den Mondengel hatten sie offenbar nicht bemerkt.
„Siehst du? Ich kann hier nicht weggehen. Meine Bekannten brauchen mich doch! Das waren Swellna und Mirabella, Mitglieder meines… Freundeskreises!“ Lenora wollte eigentlich etwas anderes sagen, beließ es aber bei dieser Notlüge. Denn sie konnte dem Mondengel ja schlecht sagen, dass sie ein Geheimnis hatte, an das sie sich erinnerte.
„Komm jetzt, Lenora!“, brummte Parell schließlich. „Wie gesagt, ich habe noch viele andere Seelen zu holen. Und es werden immer mehr!“
„Kannst du bei mir nicht eine Ausnahme machen und deine anderen Seelen zuerst holen?“
„Ich muss sie der Reihenfolge nach holen und du stehst ganz oben auf meiner Liste. Irrtum ausgeschlossen. Also zick hier nicht rum und komm endlich mit!“
Lenora merkte, wie Parells Ungeduld wuchs. Dennoch dachte sie nicht daran, nachzugeben.
„Nein, ich gehe nicht, ohne ein paar Antworten. Warum wurde ich getötet? Wie ist das passiert? Und vor allem, wer hat mich getötet? Ich bleibe hier, Ende der Diskussion!“
Da riss Parell der Geduldsfaden. Er packte die körperlose Lenora kurzerhand an der rechten Schulter und schubste sie in die Richtung, wo sich das Portal in die andere Zone geöffnet hatte. Direkt in der dunklen Seitengasse nahe der Pandora Straße. Lenora weigerte sich weiterzugehen, so schob Parell die sture Frau vor sich her. Ihre Seele war so leicht, dass sie mühelos in die Pappelgasse glitt. Lenora protestierte immer noch. „Was ist, wenn meine Bekannten mich wieder zum Leben erwecken? Was tust du dann, Mondengel?“
„Können die das denn? Die sind doch nicht etwa…?“
„Du willst es unbedingt wissen, also gut. Ich verrate es dir, wenn du mich hier lässt. Sie sind Magierinnen eines geheimen Magierinnenzirkels. So, jetzt ist es raus. Und ich bin eine von ihnen. Sie werden mich sicher wiederbeleben, wie ich sie kenne. Dann kannst du deinen Auftrag getrost vergessen!“
Über diesen Kommentar verschlug es Parell glatt die Sprache.