Liebe Community,
jetzt neigt sich der Seitenwind langsam dem Ende entgegen und ich möchte noch schnell die Gelegenheit nachholen, um mich kurz vorzustellen. So gehört sich das wohl. Da ich noch nie irgendwo aktiv teilgenommen habe, habe ich erst einmal fleißig mitgelesen. Das ein oder andere Mal auch meinen Senf dazugegeben.
Wie viele von euch, bin ich durch Zufall hier. Ich hatte mir das Programm im letzten Jahr gekauft und es dann verstauben lassen. Als der neue Seitenwind startete, dachte ich mir, warum nicht? Schön anonym, ohne Profilbild, ohne Wohnort. Einfach mal die Fühler ausstrecken. Denn ich habe noch nichts veröffentlicht. Das liegt eher an meinem Wesen. Wer mich kennt weiß, ich habe Humor auf den Punkt, aber ich muss nicht als erster auf die Bühne und bleibe lieber in der zweiten Reihe. Ich denke, viele Autoren haben ein ähnliches Wesen.
Ich möchte mich bei euch bedanken. Diese Wochen des Schreibens haben mir sehr viel Spaß gemacht und mich meinem Hobby wieder näher gebracht. Die Lust zu schreiben ist wieder da und ich bin mit meinem verstaubten, aber mir sehr wichtigen Manuskript, ein großen Schritt weiter gekommen. Hier wird sehr wertschätzend kommuniziert und wenn jemand ein Problem hat, kommt sehr schnell Hilfe aus dem Off. Menschen zwischen sechszehn und siebzig (A.d.R. ;)) ) jedes Geschlechts tauschen sich wertschätzend aus. Klasse!
Aber ich wollte mich ja vorstellen. Ich bin Frauke, 53 und lebe seit knapp dreißig Jahren in Hamburg. Davor ein paar Jahre in Lüneburg, aber geboren bin ich an der Oder. Die turbulente Wendezeit hat mich an die Elbe gespült. Ich habe beruflich nichts mit dem Schreibhandwerk zu tun. Ich kann aber fast Blinde wieder sehend machen. Das hat ja im weitesten Sinne auch was mit lesen und schreiben zu tun.;))
Geschrieben habe ich schon immer. Das ist aber auch dem geschuldet, dass wir früher kein Telefon hatten und Freundschaften auch in Form von vielen langen Briefen gepflegt wurden. ( Dazu hab ich eine Frage. Ich habe noch kistenweise Briefe von denen ich mich nicht trennen mag. Hat jemand vielleicht eine Idee, wie man das „schriftstellerisch verwerten“ kann?)
Was will ich hier? Ich freue mich auf Menschen zu treffen, die die gleichen Interessen haben. Bisher kam ich mir wie eine Alien vor, denn in meinem persönlichen Umfeld liest kaum einer ein Buch, geschweige schreibt eins. Nur enge Personen wissen, dass ich schreibe. Ich komme mir dann oft ein wenig belächelt vor. Kennt ihr das auch?
Über einen Austausch würde ich mich sehr freuen. Vielleicht wohnt ja noch jemand um`s Eck.
Oh ja! Mich hat man mal gefragt, warum ich in meiner Freizeit nichts Vernünftiges mache. Übersetzung aus dem Bauerndeutsch: Mach was, wobei du schwitzt und das dir anschließend Gewinn bringt. Dieselben Leute halten es aber auch für Zeitverschwendung, Sprachen zu lernen.
Ich lasse mich belächeln, aber nicht beirren.
Das stört mich nun wiederum gar nicht. Ungefiltert und ehrlich. So muss es für mich sein. Aber der Inhalt! Wie kann man Bildung (Erlernen von Sprachen) ablehnen?
Die Leute, die ich meine, halten gebildete Leute für faul, weil sie nicht arbeiten. Die halten aber auch jegliche Büroarbeit für Unsinn. Damit meine ich nicht Bürokratie sondern für die ist alles, was nicht mit Muskelkraft erwirtschaftet wird, unnütz. Aber egal. Vielleicht schreibe ich mal irgendwann einen Roman über diese Personen und wie sie am Ende … Nun ja.
Auch Moin aus Hamburch
Ah, daher die Elbtunnelanfrage
Mir geht es ähnlich wie dir, ich erzähle wenigen Menschen was ich mache. Meine Flöte quälende Nachbarin z.B. würde mich ansehen wie ein Mondkalb.
Ich sehe es sehr prakmatisch: Schreiben macht mir Freude, hat es schon immer. Wenn krude Ideen durch meinen Kopf kullern, muss ich schreiben. Ohne an Genre oder Zielpublikum zu denken. Und in dem Moment ist es mir schnurz, was andere denken, ob sie es gut finden.
Aber Seitenwind hat mich dazu gebracht, gezielt auf ein Thema zu schreiben. Und sich der Öffentlichkeit (des Forums) zu stellen. Und natürlich freu ich mich wie Bolle,wenn andere meinen Blödsinn gut finden.
Deshalb…hab super viel Spaß mit dem Programm und im Forum.
Das sehe ich genauso. Ich bleibe ganz bei mir und finde es sehr gesund, Gedanken raus zu lassen. Oft bin ich dann ganz erstaunt, was da so alles zum Vorschein kommt. Es ist auch wichtig, dass man etwas hat, was einen bereichert und glücklich macht.
Ja, das fällt alles unter die Sortierung „brotlose Kunst“. So bin ich auch aufgewachsen. Das ist auch ein Grund, warum ich nicht viel weiter gekommen bin, als bis zu meiner Schreibtischschublade. (Meine Mutter hatte eine Affinität für Zahlen. Ich eher für Buchstaben.)
Aber wo wären wir, wenn keine Bildung stattgefunden hätte?
Stark von dir, dass du dich nicht beirren lässt. Ich habe mir deine Website schon angesehen.
Ich kann weder Sudokus mit Zahlen noch mit Buchstaben. Aber ich schmeiße auch mal ein herzliches „Willkommen!“ hier herein. Was ihr da beschreibt, kenne ich auch. Ich glaube, so allein sind wir mit der Verständnislosigkeit unseres Umfelds nicht. Wenn ich nicht schreibe, bin ich am malen, zeichnen oder skizzieren, wobei ich jede neue Technik, die mir über den Weg läuft, sofort akribisch ausprobieren muss. Und das bitte am liebsten allein. Ich bin gern allein und dabei keineswegs einsam. Mein Umfeld versteht mich nicht und manchmal höre ich dann höfliche Worte wie „nicht sozial“, „soziophobisch“, „menschenscheu“ oder „gesellschaftsflüchtig“. Etliche wollen mir eine Depression unterschieben. Und während ich meine eigenen Worte so lese, hätten sie alle Recht, wenn der Rest der Welt aus solchen Schwachköpfen bestünde.
Also: einfach machen, was du magst und dir gut tut und nicht um andere kümmern.
Hab Spaß hier!
Dafür sind es aber auch genau diese Menschen, die bis zum Lebensende malochen müssen und sich wundern, warum genau die, die ständig dazulernen wollen und dahinter her sind, am Ende zu viel mehr gekommen sind. Arbeiten mit Muskelkraft sind absolut wichtig, versteht mich hier nicht falsch, das Problem ist nur, dass sie jeder ausführen kann. Die Konkurrenz ist also sehr hoch und der Profit demnach sehr gering. Je anspruchsvoller der mentale Anteil der Arbeit ist, desto höher sind auch deine Profitchancen, denn dort wird die Konkurrenz dann irgendwann sehr dünn.
Beispiel aus meinem Leben, einer meiner Mit-Azubis wollte absolut nichts dazulernen, ihm reichte was er konnte. Ich habe nach wie vor den Anspruch jeden Tag was neues gelernt zu haben, bevor ich ins Bett gehe. Wie soll ich sagen, er sortiert immernoch Grafikkarten alphabetisch im IT-Lager des gleichen Betriebs. Ich hab zig Wechsel hinter mir und musste mein Haus seit gut 3 Jahren nicht mehr für die Arbeit verlassen.
War er dumm? Nein, eigentlich war er sogar ein recht kluges Kerlchen, konnte sich einigermaßen eloquent ausdrücken und hatte passable Noten. Er war einfach nur zu faul noch weiter zu lernen und wollte lieber anpacken. Wenn wir uns unterhalten ist er aber deutlich weniger zufrieden als ich und das ist doch der Wichtigste Part von allen. Wie zufrieden bist du mit deinem eigenen Leben?
Deswegen ist mir egal, was alle anderen von mir halten und ob die Dinge die ich versuche vielleicht scheitern. Wenn meine Tage gezählt sind, kann ich zumindest sagen ich hab mich getraut und es versucht und eben nicht „Hätte ich doch nur…“.
Die Leute, die ich kenne und meine, sind alles andere als faul. Es sind sehr fleißige Menschen. Sie halten Bildung für überflüssig und sogar störend. Jeder, der gebildet ist, ist automatisch ein arroganter Besserwisser. In deren Augen verplempert so jemand seine Zeit anstatt zu arbeiten und ist somit faul. Das ist das, was mich stört.
Und wenn du dir täglich anhören musst, das du nicht weißt, was Arbeit ist, weil du keine zehn Stunden am Tag Heuballen von A nach B schleppst, dann nervt das gewaltig. Ich habe besagte Leute nach über 20 Jahren aus meinem Umfeld entfernt, d. h. ich habe den Kontakt abgebrochen, verbal sowie räumlich. Sollen sie doch vor sich hin dümpeln.
Moment, ich habe nie gesagt, dass diese Menschen faul wären. Ich sagte sie sind zu faul zum lernen, das sind zwei verschiedene Aussagen. Das es dich nervt, sowas zu hören, kann ich absolut nachvollziehen. In meiner Familie ist Akkordarbeit eher die Norm als etwas außergewöhnliches. Als ich dann um die Ecke kam und gesagt habe, ich möchte gerne in die IT, war erstmal ein großes „Hä? Kann man damit Geld verdienen?“ Körperlich gaben alle Vollgas, aber wenn es drum geht den eigenen Horizont zu erweitern ist Schluss mit lustig. Da muss alles so bleiben wie es ist, aus meiner Sicht ist das durchaus eine Form von Faulheit. Und ja ich gebe zu, ich bin auch zu faul die Heuballen umherzuschleppen, drum habe ich einen anderen Beruf gewählt.
Was leider fehlt ist die Einsicht, dass wir nicht alle gleich sein müssen. Gerade weil manche lieber das eine tun und andere das andere können wir uns ergänzen und als Gesellschaft funktionieren. Gäbe es nur Bauern auf der Welt, wem würden sie dann die ganzen Erzeugnisse verkaufen? Und wer würde die Maschinen bauen? Wer könnte sie bauen, wenn sie nicht jemand entwirft? Wir alle sind verbunden und brauchen einander. Eine Welt nur aus Autoren würde auch nicht lange funktionieren, so ganz ohne Essen ist schon etwas blöd.
Nur dass jemand mit viel Bildung, der keine Lust hat schweres Zeug zu schleppen, weil es ihn nicht erfüllen würde, durchaus in der Lage wäre, das zu tragen, wenn er müsste. Wer Bildung abgelehnt hat, kann nicht so einfach plötzlich das tun, was zuvor ein sehr gebildeter Mensch getan hat. Das allein sagt mir, dass egal was du als Beruf ausübst, deine Bereitschaft zu lernen und deine Bildung enorm wichtig sind, selbst wenn du sie für deine tägliche Tätigkeit nicht brauchst. Sie schadet nie.
„Mein geliebtes Völkchen“ weiß nicht einmal, was das ist. Die haben mich mal gefragt, was der Unterschied zwischen einer Homepage und einer eMail ist. Zugegebenermaßen ist das aber schon 20 Jahre lang her.
Außerdem: Ich glaube, wir beiden trudeln auf derselben Wellenlänge.
Das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Vielmehr wollte ich damit betonen, dass ich sie ebenfalls nicht für faul halte. Sie sind nur reichlich scheuklappig drauf.