Mein erstes Exposé

Hallo und einen schönen Tag.
Ich habe heute meinen mutigen Tag und möchte mein erstes Exposé zum Abschuss, also zur fachlichen und sachlichen Kritik der User hier, freigeben.
Bisher bin ich ein großer Fan der hier versammelten Expertisen.
Viel Spaß damit.

Weidmannsheil,
Dirk

Jäger_jagt_Version_2-01_Expose_3.pap (12.1 KB)

Hallo @Samurai_27
bin mal drübergeflogen :slight_smile:
Der Aufbau ist okay. Die Kontaktdaten würde ich allerdings auf ein Deckblatt schreiben.
Der allgemeine Hinweis könnte entfallen. Dass es ein Regionalkrimi ist, steht ja schon unter Genre.
Auf Unterstreichen und Doppelpunkt würde ich verzichten.
daß/muß würde ich mit doppel-s schreiben.
Ein paar kleine Fehler sind mir noch aufgefallen und irgendwo fehlt ein Wort.
Was ich nicht ganz verstanden habe: Er wartet darauf, ihn abzudrücken?
Alles in allem könnte man den Inhalt noch etwas straffen.
Liebe Grüße

2 „Gefällt mir“

Hallo, Dirk,

ich habe meine Anmerkungen (hauptsächlich Fragen) ins Dokument geschrieben.

Über zwei Dinge bin ich am meisten gestolpert:

  1. Warum hält Michael an seinem Plan, Wildschweine zu jagen, fest, obwohl er von zwei Kriminellen im Auto verfolgt wird? Egal wie sehr ich ein Hobby liebe, wenn mich jemand zu töten versucht, würde ich versuchen, so schnell wie möglich in die Zivilisation zurückzukommen, am besten gleich zum nächsten Polizeirevier. Aber ich würde nicht allein in den Wald gehen, wo ich völlig schutzlos wäre. Ob ich im Ernstfall meine Waffe rechtzeitig auf den Bösewicht richten könnte (erst recht, wenn dieser einen Komplizen hat), wäre ich mir nicht so sicher. Also würde ich den Jagdausflug lieber auf einen anderen Tag verschieben, an dem keine bösen Buben unterwegs sind. Damit steht und fällt aber Dein Plot. Ich denke, James N. Frey würde das als „Idiot-auf-dem-Speicher-Motiv“ bezeichnen. So sehr kann man ein Hobby doch gar nicht lieben, dass man dafür sein Leben riskiert.

  2. Warum ist Wüst sauer auf Michael? Gut, Michael hat zwei seiner Leute getötet, aber dafür ist er auch in den Fokus der polizeilichen Ermittlungen gerückt. Dafür müsste Wüst Michael eigentlich die Füße küssen vor Dankbarkeit. Jetzt hat er doch viel mehr Zeit und Muße, sich um seinen großen Coup zu kümmmern, oder? Wenn er nicht so viel Zeit auf die Rache verplempern würde. Diese Rachegefühle könnte ich mir höchsten vorstellen, wenn Michael seine beiden Söhne getötet hätte. Aber ich weiß nicht, ob sich ein solcher Drogenboss selbst an diese Drecksarbeit machen würde. Dafür hat er doch seine Leute! Wie hätte er es sonst zum Drogenboss gebracht? Falls er wirklich die Genugtuung haben wollte, selbst abzudrücken, wenn er Michael das Leben nimmt, dann könnte er seine Leute anweisen, Michael zu kidnappen und zu ihm zu bringen. Aber warum macht er sich selbst auf die Reise zu ihm und lässt sich dann noch von Michaels Tochter ausbooten? Ist das eines Mafia-Bosses würdig?
    Im Übrigen scheint mir die Technik hier nicht immer auf dem neuesten Stand zu sein. Von heutigen Drogenbossen erwarte ich jede Menge Know-How über technische Dinge, die dann auch den Plot beeinflussen. (Ein Grund, warum ich wohl selbst nie Krimis werde schreiben können. Die Recherche wäre für mich sehr aufwändig. Da bringe ich von mir aus zu wenige Kenntnisse mit.)

Ich denke, wenn Du ein paar Punkte präzisierst und die Motive Deiner Figuren noch einmal gründlich auf den Prüfstand stellst, könnte das eine spannende Geschichte ergeben. Aber den Kommissar würde ich auch im Exposé schon stärker herausarbeiten, damit er am Ende nicht so plötzlich auftaucht.

LG

Pamina

Jäger_jagt_Version_2-01_Expose_3 - gelesen.pap (18.9 KB)

3 „Gefällt mir“

Hallo Pamina,

vielen Dank für die umfangreiche Kritik. Bevor ich mich in Deine Textkritik einfuchse, möchte ich kurz auf Deine beiden Punkte antworten.
Zu 1:
Die Situation kommt im Exposé nur unzureichend rüber. Er fährt mit dem Auto eine Straße entlang und sieht die Tat, oder was er für eine hält, indem er den Kopf kurz zur Seite dreht. Er sitzt in einem lauten Landrover Defender und kann nicht hören. Ist mir schon öfter passiert, daß ich dann für einen Moment unsicher bin, was ich da gesehen habe. Und aus der Unsicherheit heraus fährt er weiter und denkt nach.
Er bemerkt nicht, daß er verfolgt wird. Sollte ich vielleicht im Exposé deutlicher machen. Die Männer folgen ihm mit ausreichendem Abstand, denn mitten in der Stadt wollen sie ihn nicht stoppen, zumal sie sich erst bei ihrem Boss rückversichern wollen, was sie tun sollen.

Zu 2:
Einer der beiden Toten ist die Nummer 2 in der Bande von Wüst und da reagiert er entsprechend sauer. Zudem ist er ein ehemaliger Soldat gewohnt Dinge zu lenken und zu agieren. So will er Rache nehmen, denn der Jäger hat zwei seiner Leute ermordet. So groß ist die Bande nun auch nicht. Ist eben nur eine Zusammenfassung.
Na ja, von einem Mafiaboss sind wir in Wuppertal noch etwas entfernt und die Tochter schlägt ihm mit einem Baseballschläger auf den Arm, als er ihren Vater erstechen will. Da ist die Polizei aber schon fast da und die Männer müssen türmen. Ist also eher eine schmerzhafte Aufforderung zu verschwinden. Er regiert auch sehr überrascht auf die unterwartete Störung.

An dem Kommissar muß ich noch einmal arbeiten. Der muss mehr Tiefe bekommen.

Vielen Dank für Deine Mühe und ich lese jetzt Deine anderen Anmerkungen.

Dirk

Hallo Pferdefrau,

vielen Dank für Deine Meinung. Du liegst richtig. Der Satz mit dem Abdrücken ist dämlich. Da habe ich was geändert und es als gut hingenommen. Klassischer Fall von Betriebsblindheit. Danke für den Hinweis.

Viele Grüße,
Dirk

Diesen Satz würde ich dann unbedingt ins Exposé einfügen. Mir war beim Lesen nicht klar, dass er nicht merkt, dass er verfolgt wird. Es ist auch nicht ganz so einfach, wenn es wenig Verkehr gibt (außerhalb der Stadt) und die Verfolger keinen Peilsender nutzen, sodass sie außer Sichtweite verfolgen können.

Ich denke mir, dass in solchen Banden die Leute eher austauschbar sind, weil solchen Menschen ein Menschenleben nicht viel wert ist. Aber wenn diese Nummer 2 dem Boss wie ein Bruder war, mit dem er vielleicht gemeinsam im Krieg gekämpft hat, dann würde es Sinn ergeben. Solche Beweggründe würde ich allerdings unbedingt im Exposé erwähnen. Wenn Du die weglässt, “sparst” Du an der falschen Stelle. Das sind keine Details, das sind die Motoren, die die Geschichte antreiben und die Handlungsweisen der Figuren nachvollziehbar machen. Da reicht auch eine kurze Info wie “Wüst will den Tod seines Bandenmitglieds rächen, der sein Waffenbruder im XY-Krieg war”. Oder der war sein Sohn, sein leiblicher Bruder oder was auch immer. Durch so eine kleine Ergänzung kannst Du die Figuren nachvollziehbar handeln lassen.

LG
Pamina

1 „Gefällt mir“

Sehr gute Hinweis, Pamina. Den einen Toten zum Bruder machen. Hey, warum bin ich da nicht selber drauf gekommen.
Danke Dir.

Wuppertal ist nicht New York. Da, wo ich den Jäger herfahren lasse, ist eine unauffällige Verfolgung möglich. Erst als sie außerorts sind, verlieren sie den Jäger kurz. Das gibt ihm Zeit auf den Hochsitz zu kommen.

Danke nochmal.
Dirk

Ja dann, viel Erfolg!

Hallo Samurai,
von mir nur ein paar Bemerkungen zu den allgemeinen Angaben und nicht zum Inhalt (da hast Du ja schon einige Kommentare bekommen).

Bei “Personaler Erzähler” würde ich evtl. noch vermerken, aus wessen Sicht erzählt wird.
Ein wenig hat mich der Punkt “Zeit” verwirrt, weil ich zuerst dachte, dass sich dieser Punkt sich darauf bezieht in welcher Zeitform die Geschichte erzählt wird.
Bei “Länge” (ich persönlich mag “Umfang” lieber), würde ich neben der Anzahl der Normseiten noch die Gesamtzeichenzahl (inkl. Leerzeichen) aufführen (in meinen Exposés gebe ich manchmal zusätzlich sogar die Gesamtwortzahl an, weil manche Verlage das ganz gern auch noch wissen möchten).
Die Angaben zum Autor (Name, Adresse usw.) würde ich in auf einem Deckblatt schreiben.
Schreibst Du noch ein paar Angaben zum Autor? Auch wenn Du noch keine Veröffentlichungen hast, wollen die Verlage/Agenturen doch noch ein paar Autoreninfos. Wenn Du noch keine Veröffentlichungen vorzuweisen hast, würde ich denn Punkt ganz einfach komplett weglassen.

Das sind natürlich meine persönlichen Vorlieben.
Meine Exposés baue ich wie folgt auf. Vielleicht gibt das ja die ein oder andere Anregung für Dich.

  1. Seite: Allgemeine Angaben zu Name, Wohnort, Telefon, E-Mail
  2. Seite: Thema (ca. 1 Satz Superkurzzusammenfassung - hier bin ich flexibel und es kann auch eine Kurzzusammenfassung in 2 - 3 Sätzen sein) und Umsetzung (dazu schreibe ich dann 1 - 3 Sätze, z.B. was mich zu dem Roman inspiriert hat), Arbeitstitel (evtl. Untertitel) und 1 - 2 Vorschläge für einen Alternativtitel, Zielgruppe, Genre, Umfang, Erzählperspektive, Perspektivträger, Erzählstil, Fortsetzungsoption (die Punkte werden alle tabellarisch aufgeführt)
  3. Seite: Hauptpersonen
  4. Seite: Handlungsabriss (ca. 1- 2 Seiten)
  5. oder 6. Seite: Vita und bisherige Veröffentlichungen

Viel Glück bei der Such nach einem Verlag oder einer Agentur.
Liebe Grüße

2 „Gefällt mir“

Lieber Duane und wie auch immer es weiter geht. Ich wäre Dir sehr verbunden, wenn Du diesen Beitrag hier nicht weiter mit Deiner Meinung behelligen würdest. Auf Deine Meinung lege ich keinen Wert.

Und Du benutzt das Wort „Weidmannsdank“ im falschen Zusammenhang.

Und ja, ich bin Jäger.

Und was ich schreibe, solltest Du ruhig mir überlassen.

Äußere Dich bitte wo Du magst, aber nicht in diesem Beitrag. Danke.
Dirk Osygus

Laut Duden kann man Waidmann oder Weidmann schreiben …

LG
Pamina

2 „Gefällt mir“

Gerade einmal nachgeschaut: Die Schreibweise “Weidmann” mit “ei” ist die etymologisch ältere, weil der Begriff aus dem Althochdeutschen “weida” entstanden ist. Mit “ai” wird es eigentlich erst seit dem Reichsjagdgesetz von 1934 geschrieben, während das moderne Bundesjagdgesetz wieder auf die Schreibweise mit “ei” zurückgreift :slight_smile:

2 „Gefällt mir“

Offensichtlich schon …

Wirf doch nicht gleich die Flinte ins Korn, wenn Du Schüsse hörst. Das Mindeste was man beim veröffentlichen im Lesezirkel mitbringen sollte (neben der geforderten Mindestqualität), ist ein dickes Fell.

Wenn etwas im hier veröffentlicht wird, sollte das immer einen Mehrwert für alle Interessierten haben. Jemanden hier den “Mund zu verbieten” finde ich ziemlich schwach und nimmt uns allen den Lernfaktor, den uns dieses Forum und besonders der Lesezirkel bietet.
Ich fand Duanes Kommentar Objektiv und vermutlich hat er den gegenwärtigen Stand von Heimatromanen in der Literaturwelt wiedergegeben. War es eine Kritik an Dich? Für mich liest es sich nicht so. Und selbst wenn: Meinungen, die ein Scheitern vorhersagen und sonstige Vorbehalte, sollten man weglächeln können und den Autor in einen Kampfmodus versetzen … so ist es zumindest bei mir.

Sei ein mutiges Reh und begib Dich in den Wald … trotz der Gefahr einem Jäger zu begegnen :slight_smile:

3 „Gefällt mir“

Mal ehrlich, das finde ich aber auch.

Sei nicht so dünnhäutig, das hast du gar nicht nicht nötig! @DuaneHanson ist bisweilen vielleicht ein wenig ungeschminkt, was aber nicht bedeutet, dass er völlig falsch liegt. Was er nun hier von sich gegeben hat, habe ich gar nicht so sehr als Angriff gegen dich gesehen …

Bei der Gelegenheit stelle ich fest, dass der nun wieder seinen Beitrag überschrieben hat. tztztz

mfg os|<ar

3 „Gefällt mir“

Es mag Wahrheit enthalten haben, was Duane geschrieben hatte, aber ich hätte einen Kommentar, der sich stärker auf Dirks Text bezogen hätte und vielleicht auch den einen oder anderen Verbesserungsvorschlag enthalten hätte, hilfreicher gefunden. Wenn man nur davon ausgeht, dass es sich eh nicht mehr lohnt, einen Regionalkrimi (oder was auch immer) zu schreiben, lohnt sich dann das Schreiben überhaupt noch?
Hans-Peter Roentgen schreibt, man solle eine schlechte Idee nicht gleich verwerfen, sondern sie lieber besser machen. Und ich denke, es ist immer leichter, etwas Bestehendes besser zu machen, als alles zu löschen und etwas völlig Neues zu beginnen. Beim ersten Mal hat man selten *die *geniale Idee. Da steckt ein ständiger Verbesserungsprozess dahinter und da wären konkrete Vorschläge zum Text viel hilfreicher.

LG

Pamina

7 „Gefällt mir“

Ich verstehe die Reaktion nicht.
Wenn man hier einen Text einstellt und um Feedback bittet, dann schaue ich mir die Antworten an und sortiere sie nach “Oh, da hat der/die Kritiker(in) recht” und ändere es im Text oder “Nö, sehe ich anders” und gehe darüber hinweg (solange es nicht beleidigend ist, was ich in Duanes Antwort absolut nicht erkennen kann). Warum man dann eine Antwort à la “Mit Dir spiele ich nicht mehr, Dir gefällt meine Sandburg nicht” verfassen muss und auch noch vorschreiben will, dass Duane sich in einem bestimmten Thread eines öffentlichen(!) Forums nicht mehr äußern darf, erschließt sich mir nicht, sorry.

3 „Gefällt mir“

Lieber Ralf,

ich finde die kleine – m.E. aber sehr signifikante – Ebenen-/Perspektiven-Konversion in deiner Initialaussage (hier zitiert) so … ähm … hüpppsch, daß mich etwas anhält, dazu eine Anmerkung zu machen, also mit Betracht auf die Kritik von @DuaneHanson sowie den Einwurf des Threaderstellers darauf.
Schon im zweiten Halbsatz gehst du vom verallgemeinernden ‘man’ auf die persönlich-subjektive Ebene über. – Dann kommentiertst du aus dieser Perrspektive das Geschehene und schließt deinen Beitrag mit wiederum neuerlichem Rekurs aufs ‘Man’. – Auf eine gewisse Weise, so sehe ich es in der vorliegenden causa, kann das Grundlegende daran gar nicht sinnfälliger deutlich werden! Konkret: Wenn ein Autor etwas zur öffentlichen [sic] Diskussion stellt, ist es quasi unmöglich – das liefe ansonsten auf eine contradictio in adiecto hinaus! --, dann jemandem das Wort verbieten zu wollen (der formal bittende Sprechakt ist hier natürlich trotz der kaum gut gelungenen Verkleidung in seiner wirklichen Intention deutlich identifizierbar). Denn was sich daran kundtut, ist, was in der Apel-/Habermasschen Theorie des Kommunikativen Handelns als Diskursverweigerung bezeichnet wird.
Etwas dezidierter formuliert: Wer sich unfähig zeigt oder nicht willens ist, im Fall des Bestreitens von erhobenen Geltungsansprüchen durch Alter Ego auf diese Einwände einzugehen, erweist sich in diesem (Sprech-)Handlungsmodell als nicht kommunikationsfähig in genau jenem Sinn, daß Kommunikation (i.S. intersubjektiven Handelns) u.a. substantiell darauf abzielt, die eigenen Überzeugungen auf dem Prüfstand öffentlich vorgetragener Argumente im Modus der Pro & Contra sich entweder bewähren zu lassen oder eben als zu korrigierende anzusehen!

I.S. der transzendentalphilosopischen Position Karl-Otto Apels (von dem Habermas so einiges abkupferte, ohne es immer ganz klar deklariert zu haben) befindet sich ein Kommunikations-Agent, der so reagiert wie @Samurai_27 es nach Duanes Einlassung getan hat, sogar in einem Performativen Selbstwiderspruch (PSW)!
Nur angedeutet (das Thema ist duchraus diffizil[er]): Wenn ich den öffentlichen Raum umwillen einer kommunikativen Reaktion (potentiell aller sprachkompetenten Alter Egos) auf die eigene Meinungsäußerung o.ä. hin okkupiere, aber gleichzeitig bestimmte Reaktionen ignoriere, jedoch nicht etwa aufgrund objektivierbarer Sachlagen (z.B. im Fall bestimmter, unabweisbarer Argumente), sondern wegen persönlicher Animositäten oder Verwandtem, und das dann auch noch öffentlich deklariere, indem solche Reaktionen (unabhängig vom Inhalt [sic]) als unerwünscht ausgeschlossen werden sollen, zerstöre ich damit die Grundlage meines (normalerweise legitimen) eigenen Anspruchs, von anderen Alter Egos überhaupt als kompetenter Sprecher in einer kommunikativen Situation angesehen zu werden: Mal platt formuliert: Ich mache mich damit zum Idioten (wobei hier auf die gr. Etymologie dieses Begriffs zu achten ist – sein heutzutage eingeschliffener Gebrauch würde die Sachlage verzerren), weil ich – mindestens “unbewußt” – zum Ausdruck bringe, daß mich die Stellungnahmen anderer gar nicht wirklich interessiert, womit sich die Frage erhebt (das ist der Kern des PSW), warum ich mit meinen idiosynkratischen Ansichten überhaupt an die Öffentlichkeit trete …

Aus einem etwas anders geeichten – aber zu ähnlichen Ergebnissen führenden – sprachphilosophisch/linguistischen Paradigma heraus wäre hier auch zu fragen (vgl. etwa Donald Davidson dazu), inwiefern eine Position wie jene des Threaderstellers mit dem principle of charity (PoCh) vereinbar ist, dessen Absenz – also wenn wir es nicht pflegen würden (ohne daß es uns unbedingt bewußt sein müßte) – die MenschenWelt schlicht und ergreifend kollabieren ließe (was dabei passiert, hat uns z.B. die Trump-Ära in den USA die letzten vier Jahre sehr eindrucksvoll vor Augen geführt [wobei Trump selbst nur ein Symptom des Phänomens ist und nicht seine Ursache [allerdings ein arg signifikantes!]), weil ohne die elementaren Unterstellungen des PoCh letztlich überhaupt keine symbolisch strukturierte Kommunikation i.S. von vernunftgeleiteter Handlungskoordination mehr möglich wäre.
Der Rekurs von @Pamina22 auf ‘Wahrheit’ zeigt das übrigens an (das PoCh impliziert u.a. den “Vertrauensvorschuß” von Ego, daß eine Meinungsäußerung Alter Egos vom Prinzip her etwas Wahres und Richtiges in sich birgt sowie aufrichtig [sic] gegeben wird), auch wenn sich damit keineswegs schon erledigt hätte, was unter ‘Wahrheit’ zu verstehen sei in derlei Belangen; die meisten Menschen hegen dabei mehr oder weniger korrespondenztheoretische Überzeugungen, die jedoch auf quasi unlösbare Probleme führen (aber das nur nebenbei).
Was allerdings wichtiger ist als die Wahrheit in diesem Kontext, wird davon markiert, was bei Apel und Habermas ‘Wahrhaftigkeit’ heißt (ich selbst verwende dafür lieber den Ausdruck ‘Aufrichtigkeit’): D.h., es geht darum, daß man überhaupt nur aus dem vollkommen elementaren Grund sinnvoll miteinander kommunizieren kann, sofern Ego einem beliebigen Alter Ego vom Prinzip her unterstellt, aufrichtig zu sprechen (also schlicht gesprochen: nicht zu lügen [was heißt: andere Intentionen vorzutäuschen als die in der Rede je deklarierten]). – Denn mal kurz das Gedankenexperiment durchgeführt, es würde so zwischen (sprech-)handelnden Menschen nicht laufen, ließe sich schnell zeigen, daß weder Erkenntnisfortschritt möglich noch zielführende Handlungskoordination praktikabel wären. – Auf den hiesigen Fall umgelegt: Niemandem würde offenbar werden können, wie ein Expose eigentlich auszusehen habe (so vage das im je konkreten Fall sowieso immer bleiben mag) – ja, paradoxerweise würde es sogar völlig gaga sein, überhaupt erst eins zu schreiben …
… denn ohne das PoCh – also daß ich daran glaube, daß ein Verlagsmitarbeiter mein Expose ernstnimmt (woraufhin auch immer) – wäre es natürlich völlig irrsinnig, es zu verfassen und abzuschicken! – Weiter oben habe ich von einem “Kollaps der Welt” gesprochen: Nimmt man nun dieses Beispiel und macht sich daran klar, was das – übertragen auf unzählige andere kommunikative Akte, die täglich milliardenfach praktiziert werden – bedeutet, mag vielleicht etwas deutlicher werden, daß das keinesfalls eine überdramatisierte oder theatralische Phrase ist, sondern knallhart angewendete Sprachphilosophie bzw. Linguistik!

An dieser Stelle schließe ich den (Argumentations-)Kreis: Ich hatte zuerst deinen Initialsatz analysiert mit der Diagnose, daß du vom Allgemeinen ins Subjektive wechseltest, dabei das Erstere durch die Walkmaschine deiner eigenen Kenntnisse und Erfahrungen geschoben und schließlich wieder ins Allgemeine zurücktransferiert hast, nun sozusagen legiert mit deinen spezifischen Kenntnissen und Erfahrungen zur Sache. Und ja: Kurz gesagt ist eben das der Weg! Denn – abgezogen auf der Folie des eben Angedeuteten im Feld der Theorie – wirst du an den Reaktionen diverser Alter Egos deine eigenen Überzeugungen entweder bestätigt oder von anderen Argumenten bestritten finden, womit sich der Vorgang wiederholt und du gleichzeitig nicht nur “dich selbst schlauer machst”, sondern ebenso die anderen, die ja auch an deinen Gedankengängen qua Kommunikation partizipieren, womit sich mindestens die Chance erhöht,** für alle** einen Erkenntnisgewinn zu erreichen, gleichwohl das kaum automatisch so passieren muß (bei Habermas ist insinuiert, als gäbe es diese “Automatik” – aber dagegen läßt sich vielerlei einwenden, nicht zuletzt auch, weil er einen Fetisch aus seiner … ähm … “Wahrheits”-Theorie macht).
Betrachtet man den hiesigen Vorgang aus dieser Perspektive, erweist sich klar, daß nicht-sachlich fundierte Kommunikationsausschlüsse absurd und selbstwidersprüchlich sind. Sie verstoßen gegen das PoCh und sind damit auch inhuman!
Andererseits wäre es lächerlich, die subjektiv-persönliche Komponente an derlei Vorgängen einfach zu ignorieren. Und da sie auch ein Eigenrecht hat – ich muß mich nicht “mit jedem/r” immer “gut verstehen” müssen! --, liegt der damit angezeigt Konflikt auf der Hand. Nur ist eben die Lösung nicht in expliziten Ausweisungsprozeduren zu finden (s.o.), sondern z.B. im “stillen Ignorieren” (du deutest es auch so an, wenn ich dich da richtig verstehe). Einfach, weil niemand gezwungen werden kann, auf die Argumente eines bestimmten Alter Ego einzugehen. So etwas kommt nur in der Theorie vor: Bei Habermas heißt das dann “ideale Sprechsituation” o.ä. – Im praktischen Leben hat das nur selten Relevanz, weshalb dieser Teil der Veranstaltung nicht einfach untern Tisch fallen sollte! Womöglich fährt man dann am besten, wenn einem nicht aus dem Sinn gerät, was man selbst von Alter Ego nicht angetan oder auch nur gesagt bekommen mag. Wer dessen inne bleibt, zeigt sich m.E. immer “auf der richtigen Seite” der kommunikativen Veranstaltung …

Viele Grüße von Palinurus

4 „Gefällt mir“

Hallo Palinurus,

ja, genau so habe ich es gemeint.

Eine kleine Ergänzung noch:
Eigentlich sollte aber aus rein praktischen Erwägungen heraus die Beziehung zum *Alter Ego *nicht die Beurteilung seiner Argumente beeinträchtigen - schließlich besteht immer das Risiko, dass auch jemand, den ich absolut nicht leiden kann, mal Recht hat bzw. dass jemand, den ich sehr schätze, auch mal völlig daneben liegt. Aber wir Menschen verhalten uns manchmal eben manchmal irrational …

1 „Gefällt mir“