Hallöchen!
ich habe mir die Leseprobe angesehen und möchte dir gerne ein Feedback aus Sicht einer Person geben, die gerne schreibt aber weit, sehr weit davon entfernt ist ein „Profi“ zu sein und gleichzeitgi weniger liest als sie lesen sollte. Ich würde mich daher als 0815 Leser bezeichnen.
„Ein junges Mädchen wurde in den Wald gebracht. Das gesamte Dorf war auf den Beinen. Der Priester erteilte ihr den Segen, als sie an den Baum gebunden wurde. Sie war zu kraftlos sich zu wehren und sie war wunderschön. Ihre Kleidung war zerrissen. “Möge der Allmächtige sich ihrer erbarmen!”, meinte der Priester, dann entfernten sich die braven Dorfbewohner nach Hause.“
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Hier hättest du eine wunderbare Chance eine düstere Szene zu basteln, eine Prozession die, vermutlich mit Fackeln durch den dunklen Wald wandert. Die Stimmung unter den Dorfbewohnern (aufgeregt mit Fackeln & Mistgabeln wie in „die Schöne und das Biest“ als der Mob auf dem Weg zum Schloss ist, oder doch eher gedrückte/ehrfürchtige Stille, da die Bewohner wissen was sie tun bzw. was passieren wird?)
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„Sie war zu kraftlos sich zu wehren“ und gleich danach „sie war wunderschön“ und danach wieder „Ihre Kleidung war zerissen“
Laut deiner Erzählung stelle ich mir die Frau völlig erschöpft vor (verständlich wenn man bedenkt was passiert). Die Info darüber das sie wunderschön ist finde ich hier störend. Wenn sie sich gewehrt hat, wovon ich ausgehe, erwarte ich keine jungfräuliche Schönheit sondern ein verzweifeltes Geschöpf dem man ansieht das es Angst hat. Zerzaustes Haar, schweißgebadet, fluchend. Wie auch immer.
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Die „braven“ Dorfbewohner entfernen sich dann gleich wieder.
Sind sie denn wirklich brav? Ich meine sie haben gerade eine wunderschöne Frau mit zerissenen Klamotten zum sterben an einen Baum gekettet. Ich weiß was du damit ausdrücken möchtest, es passt mMn aber nicht hier hin.
„Doch er hob die Hände. “Du brauchst keine Angst zu haben!”, meinte er und legte seine übernatürliche Charmeattacke in seine Stimme. Er spürte, wie das Mädchen sich beruhigte. “Ich binde dich los”, erklärte er ihr. Sie wehrte sich nur halbherzig. Der Junge roch sehr gut, er schien öfter zu baden. “Keine Angst. Ich weiß, dass du unschuldig bist. Die Bauern sind halt einfach gestrickt und leicht zu beeindrucken. Komm mit. Ich bringe dich auf mein Schloss und dort können wir reden, in Ordnung?”, fragte er. Das Mädchen schien nichts dagegen zu haben. “Halte dich an mir fest!”, bat er sie und er umschlang ihren Körper. Sie tat es ihm nach und dann erhoben sie sich. Noch stärker umklammerte sie ihn und verbarg ihr Gesicht auf seiner Brust.“
- Ich stolpre zum 2. Mal über das Wort „meinte“. Liest sich für mich nicht schön. Gefolgt von der „übernatürlichen Charmeattacke“ welche in seiner Stimme zu hören ist. Da kann ich mir nichts darunter vorstellen.
Das arme Ding hängt mit ihren 15 Jahren & in einem zerissenem, dünnem Hemd an einem Baum und dann kommt ein charmanter Vampir aus dem Wald und sie beruhigt sich? Weiß ich nicht.
Vielleicht sieht er gut aus aber das Mädchen weiß, dass die Leute die an einen Baum gebunden werden verschwinden, vermutlich sterben. Ich erwarte Todesangst. Das der Fremde gut riecht und oft badet passt für mich nicht rein.
- Der Fremde bittet sie mitzukommen damit sie reden können und dann fliegen sie davon. Das Mädchen mag 15 sein aber es kommt mir ein wenig naiv vor. Du nimmst später kurz Bezug darauf und erklärst wie und warum sie sich im Dorf nicht wohlfühlt aber hier an dieser Stelle halte ich es für unglaubwürdig und hätte eine Erklärung für ihren nicht vorhanden Selbsterhaltungstrieb.
„Ganz waren ihre Zweifel nicht verstummt, doch sie folgte Bella, da sie unbedingt das Schloss kennenlernen wollte. Vielleicht suchte er eine neue Küchenhilfe oder eine Zofe oder so etwas. In jedem Falle besser als das Dorfleben. Sie hatte dort nie Freunde gehabt, da sie anders war. Selbst wenn er eine Bettgespielin suchte, war dies immer noch besser, als gemieden zu werden. Alles würde er zum Dank von ihr verlangen können.“
- Hier steht das ihre Zweifel noch nicht ganz beseitigt waren doch würde sie gleichzeitig „Alles“ für den jungen Vampir tun weil „Alles“ besser wäre als „gemieden“ zu werden? Ich weiß nicht aber eine 15 jährige die sich vorstellen kann die „Bettgespielin“ eines Fremden und zugleich Vampirs zu sein, nur weil sie keine Freunde hat, beunruhigt mich.
Ich weiß, welches Bild du aufbauen möchtest, wie schwer es sein kann nur verachtet zu werden und niemanden zu haben der einen liebt, aber genau das vermisse ich in der Geschichte und daher wird es (für mich) unglaubwürdig und seltsam. Du gehst hier davon aus das der Leser schon weiß und sich denken kann was du damit meinst, aber genau das ist was hier fehlt. Ihre Motivation und warum sie handelt wie sie es eben tut.
"Er lächelte herzlich und brachte sie an ihren Platz, wo er ihr – gentlemanlike – den Stuhl zurechtrückte. “Ich muss mich gleich entschuldigen, aber ich werde nicht mitessen. Doch du lang ruhig zu. Und habe keine Angst”, erklärte er. “Mein Name ist Hendrik von Bachstein, ich denke, den Namen wirst du wohl gehört haben. Nenn mich bitte Hendrik.” “Darf ich eine Frage stellen?”, fragte sie. “Natürlich”, meinte er. “Warum habt ihr mich gerettet?”, wollte sie wissen, “und wie kann ich euch danken?”
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Er nennt ihr seinen Namen und so wie er es sagt erwartet man eigentlich eine Reaktion darauf doch da kommt nichts. Hier hätte ich eine kurze Info erwartet oder ein „Aha- Moment“ von dem Mädchen, warum sein Name bekannt sein sollte oder ich hätte den Zusatz „den Namen wirst du wohl gehört haben“ weglassen wenn da sowieso nichts kommt.
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Darf ich eine Frage stellen?”, fragte sie. das ist doppelt gemoppelt und stört den Lesefluss.
„Er behandelte sie als Gleichgestellte. Er wollte keine Bettgespielin. Das beruhigte sie – aber gleichzeitig bedauerte sie es.“
- Warum bedauert sie es? Ich meine sie darf in diesem kleinen Paradies leben ohne dem Fremde etwas dafür geben zu müssen. Sie und auch ich kennen den Kerl erst seit einer kurzen Zeit und bis auf die Tatsache das er wie 17 aussieht, gut riecht und charmant sein kann, weiß man nichts über den Jungen mit einem (scheinbar) großem Namen. Mit fehlt hier komplett der Zusammenhang warum sie ihm nach nur einem halben Tag schon verfallen ist.
„Sie unterhielten sich eine Zeitlang, wobei er kaum etwas von sich preisgab.“
- hier wird die Chance verschwendet etwas über beide Charaktere zu erfahren. Wer sind sie, wie sieht die Welt aus in der sie leben und warum sie dort sind wo sie sind? Das hätte einen schönen Dialog geben können doch so fühlt es sich an als wollte man die Handlung schnell vorantreiben und das geht leider zu Lasten der Geschichte.
„Sie fühlte mehr für ihn, und dies schien ebenso auf Hendrik zuzutreffen.
Später sassen sie beide am Kamin und schwiegen. Sie fröstelte und rückte instinktiv näher an den Jungen heran. Er legte – schüchtern – seinen Arm um sie. Cai kuschelte sich noch näher. Sein warmer Atem umschmeichelte ihr Haar und er roch angenehm. So sassen sie lange. Irgendwann blickte Cai Hendrik ins Gesicht. Instinktiv wusste sie, dass er sie küssen wollte – und hatte nichts dagegen“
- Hier wird mir erzählt das beide Gefühle füreinandern entwickeln aber ich, als Leser, fühle nichts dabei. Ich sehe zwei Personen die miteinander sprechen aber ich weiß nicht über was. Man sagt mir das sie sich gerne haben aber ich weiß nicht warum. Als Cai in sein Gesicht sieht, was sieht sie genau? Ist es sein Blick der immer wieder zu ihren Lippen wandert? Seine Hand die immer wieder absichtlich ihre streift? Sein Körper der sich immer mehr zu ihrem neigt? Was löst diesen Instinkt in ihr aus? Es muss Anzeichen dafür geben, sonst würden wir schließlich jedem Gesprächspartner unterstellen uns küssen zu wollen. Lass uns sehen was die beiden sehen und spüren was sie spüren.
„Ihre Lippen berührten sich erst scheu, dann immer fordernder. Es war wie eine Befreiung. Glücklich tanzten sie zu einem langsamen Walzer.“
- tanzen ihre Lippen/Zungen einen langsamen Walzer oder die beiden Protagonisten? Gerade saßen sie noch da und haben sich erst langsam und dann fordernder geküsst.
„Am nächsten Morgen meinte Bella zu ihr: “Ich glaube, du tust ihm gut. Ich habe ihn noch nie so ausgelassen und glücklich erlebt.” Cai strahlte. “Und du scheinst dich hier wohl zu fühlen. Das freut mich. Denn der Herr hat sonst keine Freunde”, erklärte sie ihr“
- Das wäre ebenfalls ein schöner Dialog, der aufzeigen könnte wer Hendrik genau ist und warum er sich dazu entschlossen, hat eine fremde Dorfbewohnerin aufzunehmen.
„Sie zählte die Stunden bis zum Abend. Sie war so glücklich. Hendrik holte sie diesmal selber ab. “Sag mir, was möchtest du heute machen?”, fragte er sie. “Alles, solange es mit dir zusammen ist!”, meinte sie.
Es gewitterte. Donner und Blitze zuckten über den Himmel und hallten in den Bergen wider. Sie spielten nach dem Abendessen Schach. Und schließlich fragte sie ihn: “Warum kann ich dich nur nachts sehen, mein Geliebter?” Hendrik sah sie verdutzt an. “Weißt du es nicht? Was die Leute im Dorf über mich erzählen?”, erkundigte er sich. “Doch, ist das denn wirklich wahr? Bist du ein – Vampir?”, fragte sie. Er nickte. “Ja, die Leute im Dorf haben recht. Ich habe es nie jemandem erzählt, selbst Bella weiss nicht alles, sonst würde sie nicht hierbleiben. Ich habe ihr von einer seltenen Krankheit erzählt – und das ist es auch.“
- Ich war etwas überrascht darüber das Cai ihm diese Frage stellt. Ich dachte spätestens als die beiden zusammen am Baum abgehoben sind, war klar das er ein Vampir ist bzw. dass das was die Dorfbewohner sich erzählen, wahr ist. Der Dialog kommt zu spät.
"Ich liebe dich, Hendrik. Und niemand – nicht Alter, Krankheit und Tod – und ebenso nicht die Vampirjäger sollen uns trennen.”
- Die beiden kennen sich zwei oder drei Tage. Cai weiß kaum etwas über den Mann und hat gerade erst erfahren (oder bestätigt bekommen) das er ein Vampir ist. Hier merkt man, dass die Geschichte zu schnell gerschrieben wurde denn auch hier kommt es mir so vor als sollte die Story so schnell wie möglich abgehandelt werden damit es weitergehen kann.
Grundsätzlich finde ich deine Geschichte nicht völlig uninteressant, aber leider lieblos, was sehr schade ist.
Ich hätte gerne mehr Informationen gehabt, mehr Tiefe und vor allem: mehr Gefühl. Ich kann mich nicht hineinfühlen und es kommt daher leider auch oft zu fragenden Blicken.
Die Rechtschreib- & Grammatikfehler sind schade denn sie zerstören den Lesefluss ungemein. Zusammen mit der schwächelnden Story ist das schwierig.
Ich hoffe du nimmst es mir nicht übel aber ich denke Kritik ist wertvoll, egal ob von einem Profi oder „0815“ Leser.
Viel Erfolg!