Ein Keks fürs Leben
Die Freundinnen Michaela, Christa und Tina saßen in ihrer Stammkneipe. Christa und Tina waren gespannt auf Michaelas neuen Freund. Sie wussten nur, dass er Tim hieß und ihrer Freundin gehörig den Kopf verdreht hatte.
“Wann kommt er denn, Michi?”, fragte Tina.
“Er müsste gleich hier sein.”
Christa zog an ihrem Röhrchen, schlürfte den letzten Rest ihres Cocktails aus und stellte das Glas auf den Tisch. “Wie ist er denn so?”, fragte sie.
“Total süß! Mit ihm ist es immer lustig. Er ist der netteste Mann, den ich je kennengelernt habe”, antwortete Michaela ganz begeistert.
“Wow, hört sich ja nach einem tollen Typ an.” Tina legte den Kopf schief und musterte Michi lächelnd. “Kann es sein, dass du rot wirst?”
Verlegen steckte Michaela ihre Nase in den Kaffeebecher und trank einen Schluck.
Die Bedienung kam und stellte ein Stück Kuchen vor Christa ab.
Tina rollte die Augen.
Die pummelige Christa sah ein wenig schuldbewusst drein. “Ja, ich weiß, was du sagen willst: Wenn du so weiter futterst, wirst du noch ganz dick.”
Tina grinste.
“Aber ich liebe Kuchen und Gebäck nun mal über alles”, verteidigte sich Christa.
In dem Moment kam Tim zur Tür herein. Bei seinem Anblick schlug Michaelas Herz schneller.
“Hallo. Ich bin Tim. Freut mich, euch kennenzulernen”, sagte er freundlich. Er gab Tina und Christa die Hand und bedachte sie mit einem strahlenden Lächeln. Die beiden machten große Augen. Solch eine nette Begrüßung kam nicht so oft vor.
Tim ließ sich neben Michaela auf das Sitzpolster fallen und gab ihr einen Kuss. Sie erwiderte den Kuss.
“Hi, Keks.”
“Keks?”, fragte Christa erstaunt.
“Mein Spitzname”, erklärte Tim mit einem Augenzwinkern.
“Wie kommt man denn zu so einem Namen?”, wollte Tina wissen.
“Tja, den haben mir meine Schulkameraden gegeben. Meine Oma hat eine Bäckerei. Statt Pausenbrote gab sie mir immer süße Teilchen vom Vortag mit in die Schule. Meine Freunde haben mich damit aufgezogen. Irgendwann war ich halt der Keks.”
“Eine eigene Bäckerei”, schwärmte Christa.
“Mein Traummann muss ein Bäcker sein”, zog Tina die Freundin auf.
Christa schmollte.
“Wie habt ihr euch kennengelernt”, fragte Tina.
Tim lachte. “In der Bäckerei meiner Oma. In den Semesterferien helfe ich oft im Verkauf aus.”
“Tim studiert Maschinenbau”, warf Michaela ein.
“Ja. Und eines schönen Tages kam Michaela in den Laden. Sie kaufte Brötchen bei mir und hatte nicht genug Geld dabei.”
Michi unterbrach Tim. “Natürlich wollte ich die Brötchen zurückgeben, aber er ließ mir das fehlende Geld nach und legte noch eine Apfeltasche obendrauf.”
“Die war aber nicht vom Vortag. Oder?”, meinte Tina schelmisch.
Tim schüttelte lachend den Kopf. “Zum Dank hat sie mich nach Ladenschluss zu einem Kaffee eingeladen.” Er bedachte Michaela mit einem liebevollen Blick.
“Da hat man mal nicht genug Geld dabei und schwupps hat man einen Freund”, meinte Tina.
“Wenn ich mit der Schule fertig bin, mache ich eine Ausbildung zur Bäckereifachverkäuferin”, erklärte Christa mit fester Stimme.
“Bewerb dich bei meiner Oma. Sie freut sich bestimmt über einen Azubi.”
“Ja, das mach ich. Danke für den Tipp.” Christa nahm die Kuchengabel auf und begann, ihren Kuchen zu essen. Während sie ihren Kuchen aß, rückte Tim näher an Michaela. Er verschränkte seine Finger mit ihren und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
Tina räusperte sich. “Beeil dich mal, mit deinem Kuchen.”
“Wischo?”, antwortete Christa mit vollem Mund. Dann verstand sie. “Ja, also … ich geh dann mal. Ich muss noch lernen. Wir schreiben morgen eine Klassenarbeit, glaub ich.”
“Ich muss morgen auch früh raus.” Tina winkte der Bedienung.
“Das übernehme ich. Ihr seid eingeladen.” Tim setzt sich auf. Er ließ die Einwände der Freundinnen nicht gelten und zahlte.
Vor der Kneipe verabschiedeten sie sich.
“War echt nett mit euch”, sage Tim. Während er Christa die Telefonnummer seiner Oma aufschrieb, zog Tina Michaela zur Seite.
“Ich wünsche dir viel Spaß beim Vernaschen deines süßen Teilchens. Jetzt kannst du mal was Süßes mit ins Bett nehmen, ohne dass es krümelt”, raunte sie ihr zu.
Michaela rollte die Augen, konnte sich ein Grinsen aber nicht verkneifen. Tim und Christa sahen die zwei fragend an.
“Nicht so wichtig”, meinte Tina. “Also los Leute, gehen wir.”
Ein paar Jahre später, bei der Hochzeit von Tim und Michaela, erinnerten sich die Freundinnen an jenen Abend zurück. Tina hob ihr Glas und prostete dem Brautpaar zu.
“Auf Micheala und Tim, dem Keks fürs Leben.”