Das kommt darauf an, “wo Du hinwillst” mit Deinem Schreiben. Wer nur das eine Buch publiziert sehen will, das schon immer schreiben wollte, und sich danach nur noch um seine Rosenbeete zu kümmern gedenkt, braucht keine Agentur und wird auch keine finden, denn sowohl Agenten als auch Publikumsverlage wollen Autoren, die viele Bücher schreiben wollen (noch lieber wollen sie Autoren, die dasselbe, erfolgreiche Buch in Variationen immer wieder neu schreiben …).
Man verbaut sich auch nichts mit einem Kleinverlag. Schon ein mäßiger Erfolg bei einem kleinen Verlag kann, wenn man es darauf anlegt, ein Sprungbrett in einen großen Verlag sein (in meinem Fall war es z.B. so).
Was Zauberfrau sagte, trifft auch auf viele Agenturen zu. Die bekommen ebenfalls Massen unangeforterter Manuskripte, die sie unmöglich alle lesen können. Besonders in den letzten zehn Jahren ist die Anzahl der Einsendungen explodiert.
Unabhängig voneinander bekam ich von verschiedenen Agenten (inoffiziell) eine Beschreibung der Abläufe.
Lesen des Anschreibens:
Wenn langweilig (90%) → runde Ablage
Lesen des Autorenprofils
Ingenieur wie in meinem Fall → runde Ablage
Der Schreibstil ist im Allgemeinen zu sachlich für Romane
Mit einer Lüge an dieser Stelle kann ich aber eine mögliche Geschäftsbeziehung nicht beginnen
Die restlichen Manuskripte, die immer noch um die 100+/Tag sind, werden gelesen.
Ich kann den Ablauf verstehen und nachvollziehen, bei der zu bewerkstelligen Menge.
Es bedeutet nur, dass viel zusammenkommen muss, um Erfolg bei einer Agentur zu haben.
Ein toller Text alleine reicht nicht!
Im Verlauf der Diskussion kristallisiert sich langsam eine empfohlene Reihenfolge für die Erstpublikation eines Buches aus:
Suche nach einer geeigneten Literaturagentur. Es sollte natürlich auch eine Agentur sein, die das angebotenen Genre vertritt.
Bei Misserfolg mit Agenturen, Anschreiben von Kleinverlagen.
Wenn auch das nicht von Erfolg gekrönt ist, Self-Publishing als eBook. Wobei da nicht nur Layout und Publishing zu bewältigen sind, sondern auch Werbung und Positionierung im Web.
Der Erfolg hängt im Wesentlichen von der Qualität des eigenen Manuskriptes und des Exposés ab.
Habe ich das so richtig verstanden?
Das Autorenprofil entspricht ja (zumindest meinen bisherigen Recherchen nach) keinem Lebenslauf, wie er in Bewerbungen üblich ist. Niemand zwingt einen doch dazu, den Beruf im Autorenprofil zu erwähnen, wenn er im Zusammenhang unerheblich ist und von der Hinsicht ist eine Lüge ja gar nicht erst notwendig.
Wenn weder das Anschreiben, noch das Autorenprofil oder das Exposé inkl. Leseprobe zu langweilig oder zu sachlich ist, wird die Agentur sicherlich nicht nach einer ersten Zusage unter Unwissen des Berufes später sagen: “Oh, Sie sind ein Ingenieur? Na, dann ist ihr Schreibstil ja eigentlich zu langweilig, auch wenn uns ihr Manuskript bis jetzt so gut gefallen hat, dass wir eine Zusammenarbeit mit Ihnen in Erwägung gezogen hätten.”
Man muss sich vergegenwärtigen, dass hauptberufliche Autoren die absolute Ausnahme sind. Der weitaus größte Teil aller Bücher wird von Menschen verfasst, die nebenher schreiben und ihren Lebensunterhalt mit ordentlichen Berufen verdienen. Der Buchhandel dürfte die einzige Branche sein, die hauptsächlich mit nebenberuflichen Lieferanten arbeitet.
(Ich bin ja eigentlich auch Ingenieur, oder wäre es zumindest geworden, wenn ich nicht auf Abwege geraten wäre. ;))
Nicht unbedingt. Der erwähnte Daniel Naber war Kältetechnik-Ingenieur, AFAIR (nicht, wie in der Presse steht, Sozialarbeiter, wenn ich nicht sehr irre).
Warum auch? Warum sollten Ingenieure nicht gute Bücher schreiben können? “Zu technisch” erscheint mir hier etwas arg weit hergeholt.
Ich glaube nicht, dass es einen spezifischen Brotberuf gibt, der einem per se die Chancen verbaut. Agenten, die mit derartigen Brettern vor dem Kopf arbeiten, würden es nicht weit bringen.
OK. Ich versuche jetzt mal zwischen den Zeilen dieser wirklich interessanten Diskussion zu lesen, um das Thema für mich besser einordnen zu können:
Es scheint also erstens sehr schwierig zu sein, das eigene Werk bei einem seriösen Verlag direkt zu positionieren, weil diese mit Anfragen zugeschüttet werden und möglichst effizient in den Papierkorb aussortieren müssen.
Zweitens gibt es Agenturen, die diese “Papierkorbauswahl” etwas professioneller lösen und im günstigsten Fall die Interessen des Autors als eine Art Anwalt und Vermittler in einer win-win-Situation vertreten. Aber auch sie werden hoffnungslos mit Anfragen und Exposés überflutet. Die Chance, dass sich mit meinem Erstlingswerk überhaupt jemand beschäftigen würde, ist also extrem gering und letztendlich auch von einem Quäntchen Glück abhängig.
Drittens bliebe mir dann noch der Weg, alles selbst in die Hand zu nehmen und die Sache richtig gut aufzuziehen mit Webseite, Selbstmarketing und so weiter. Ich denke, diesen dritten Weg werde ich in den nächsten Monaten versuchen zu gehen, soweit es mir die Zeit erlaubt. Nebenei kann ich ja auch ein Exposé an ein paar Agenturen schicken und auf ein wenig Glück hoffen.
Bisher habe ich mich noch nie damit befasst, irgendwann einmal von Schreiberei zu leben. Aber der Gedanke gefällt mir langsam und ich könnte mir durchaus ein Leben mit Buchstaben, Text und meinen Ideen vorstellen. Warum also nicht?
Kling immer toll, man sollte allerdings darüber nachdenken, dass - ich hab keine hochaktuellen Zahlen, aber das hier sind die letzten Zahlen, die ich so gehört habe - in Deutschland nur etwa 10% der Autoren tatsächlich vom Roman-Schreiben leben. Und das beinhaltet nicht nur durch das Schreiben selbst, sondern auch durch die Teilnahme an Konferenzen etc pp.
Andreas hat da allerdings sicher einen viel besseren Überblick.
Super! Optimismus ist immer erfrischend! Ich fürchte allerdings auch, bei den 10 % liegt eher ein Kommafehler vor und es müsste 1 % heißen. Mal sehen, ob Andreas was dazu sagt, der hat ja immer solche Zahlen parat …
Kommt halt darauf an, was man als “… aller Autoren” festsetzt. Zählt Opa, der seine Memoiren bei BoD eingesetzt hat, um seine Familie zu beglücken, mit? Dann sicher <1%.
Wer es aber ernsthaft versucht, braucht das von Andreas schon zitierte Glück - und Standhaftigkeit und aktives Bemühen.
Matthias Wenzel bspw. macht zwar im Moment andere Dinge wie Familie etc., und wir hoffen alle auf sein nächstes Buch (go, Matthias, go!), er konnte aber eine bemühte Zeit lang einigermaßen von seinem ersten Buch (“Chronist”) leben, und das sogar im Selfpublishing via Amazon.
Er hat halt aber enorm Mühe hineingesteckt. Das Buch an bekannte Rezensenten geschickt, um es “hoch” zu bekommen. Alle Bäcker und Fleischer und Büchereien in der Nähe mit selbst gemachten Plakaten (mit Hilfe eines Grafikers) in den Schaufenstern bestückt. Probeleser gefunden, die mit ihren Bewertungen geholfen haben. Lesungen gemacht. Und, und, und.
Selbstvermarktung ist definitiv ein Teil des Erfolgs. Das wissen auch die Verlage, zerren ihre Autoren auf die Buchmessen und zu Lesungen etc.
Nur “Ende” darunter schreiben und drei Wochen später (ein bisschen Zeit braucht das Drucken ja) berühmt sein funktioniert nur in Hollywood. Die Realität kostet Mühe …
Dumme Frage: Sind “bekannte” Rezensenten der Bekanntenkreis, oder ist das eine weitere, mir unbekannte Spezies im Buchgeschäft, die bekannt dafür ist, Bücher professionell und unvoreingenommen zu rezensieren?