Ich möchte hier mal was anregen, was ich für äußerst nützlich halten würde und das einen Missstand beheben könnte, der leider in vielen Romanen auftritt und fast gar – vom Verfasser unbemerkt und völlig unbeabsichtigt – ein ganzes Buch verhunzen kann.
Die Rede ist von „Lieblingsformulierungen“ des Autors, die dem Leser u. U. gewaltig auf den Keks gehen.
So hat nicht selten ein Autor ein besonders Faible für Fasern: „Mit jeder Faser seines Seins/Wesens/Herzens“, für Herz- oder Wimpernschläge: „einen Herz-/Wimpernschlag lang/später, für einen Herz-/Wimpernschlag“, oder sonst irgendwas (bei Oskar Maria Graf etwa „brümmeln“ die Leute reihenweise, bei Flaubert kann man nur noch staunen, was sich alles „bauschen“ kann – nur zum Beispiel, weil’s mir gerade einfällt).
Man merkt das als Schreiber nicht unbedingt, findet eine Formulierung gerade herrlich passend, und weiß nicht mehr, dass man sie an anderer Stelle nicht weniger passend gefunden hatte, und schon gar nicht, wo, und ob man sie vielleicht inzwischen wieder rausgestrichen hat. Man muss also, wenn man das Gefühl hat, sich unschön zu wiederholen, immer und immer wieder die Suchfunktion bemühen, was auf Dauer recht umständlich ist.
Sicher, die Stilanalyse von Papyrus weist auf Wortwiederholungen hin, aber eben nur im Rahmen einer (einstellbaren) Anzahl von Zeilen, und wenn ich z.B. eine Vorliebe für Wörter wie „nichtsdestoweniger“ oder „höchstwahrscheinlich“ oder „Art und Weise“ oder „differenziert“ oder irgendwas in dieser oder ganz anderer Richtung habe, möchte ich trotzdem gerne, dass dergleichen vielleicht 3x in der gesamten Geschichte vorkommt, aber dann nicht gleich auf jeder 5. Seite hintereinander. So was fällt, nein: stößt dem Leser nämlich unangenehm auf, so dass man schon beim Umblättern denkt: „Bitte, bitte nicht nochmal „alle Fasern seines/ihres Seins“ in diesem Kapitel!“
Abhilfe könnte hier eine Liste schaffen, in der jeder Autor für sich die Ausdrücke sammelt, von denen er schon weiß, dass sie ihm allzu leicht über die Tastatur kommen und bei gehäuftem Auftreten ermüdend bis peinlich wirken könnten (faser, herz, wimper, brümmel, bausch). Und per Mausklick könnte Papyrus diese selbsterstellte Liste (und nur diese!) abarbeiten und zusammenstellen, ob und auf welchen Seiten sie bereits vorkommen. Kommt ein solcher „wiederholungsgefährdeter“ Begriff bisher noch nicht vor, kann man ihn jetzt endlich verwenden, kommt er 150 Seiten vorher schon mal vor, dann darf er sich jetzt wiederholen, wird er aber bereits viermal aufgeführt und das auch noch mit Abständen von weniger als 20 Seiten, dann weiß man: Hier ist noch etwas Nachbearbeitung vonnöten.
Ich weiß, es gibt Tricks, mit denen man so etwas halbwegs simulieren kann. Aber die sind allesamt viel, viel zeitaufwändiger, mühsam und weniger übersichtlich, als wenn man seine, sagen wir mal: 30-40 „Lieblingswörter“ mit Seitenzahlen aufgelistet und so seine „Schwäche“ für diese Begriffe klar und deutlich vor Augen geführt bekäme.
Vom Vorteil eines solchen Verfahrens habe ich mich vor Jahren selbst überzeugen können. Ich hatte mir damals ein Skript gebastelt (ich konnte mal ein bisschen Perl), das eine solche Liste auf Knopfdruck abarbeitete und mir im Nu das manchmal beruhigende, manchmal erschreckende Ergebnis lieferte. Und ich denk mir, wenn ich das hingekriegt habe, müsste es für echte Programmierer eigentlich doch ein Klacks sein.
(… Ich ahne schon, was jetzt kommt: „Gibt’s doch schon seit Version 4.5! Du musst nur dies und das und da und dort ein Häkchen machen!“ Gut, dann wüsste ich das wenigstens.)
Liebe Grüße
Grudo