Vielleicht sollten wir an dieser Stelle klarstellen, was eine Ligatur eigentlich ist und was keine Ligatur ist:
Eine Ligatur ist ein eigenes Zeichen!
Dieses Zeichen ist zwar des öfteren aus dem „zusammenrücken“ von zwei Buchstaben entstanden, wie bei fi oder fl. Der geck an der Sache ist aber gerade, das über das bloße Zusammenrücken hinaus die Verbindung der beiden Buchstaben „perfektioniert“ wurde. Denn Ziel einer (guten) Ligatur ist die Verbesserung der Lesbarkeit.
Dazu sollte man wissen, wie Lesen (grob umschrieben) funktioniert: wir Buchstabieren nämlich nicht mehr, wie noch in der Grundschule, sondern unser Auge hat für Viele Worte eine Art Fotografisches Gedächtnis entwickelt, und „rastert“ die Zeile ab. „Spielentscheidend“ ist dabei in der Regel alles, was sich oberhalb der gedachten Linie eines a oder u befindet. Deswegen lesen wir bei viel Übung auch immer schneller, und „stolpern“ bei (uns) fremden Ausdrücken.
Eine funktionierende Ligatur hilft, diese Erkennung zu beschleunigen, also möglichst schnell z. B. „trefflich“ von „treff ich“ zu unterschéiden.
Das richtig gute Ligaturen aber viel viel weiter reichen, zeigen die (meiner Meinung nach) ungekrönten Könige der Ligatur, z.B. das ß und das &.
Auch hier wurden Buchstaben zusammegefügt, ss(bzw.sz) und das lateinsche et(und).
Gerade am & kann man sehen, was hier alles „ligaturiert“ wurde, bis es eine eigene Liga wurde.
Buchstaben kann man also microspacen bis die Hölle zufriert, sie werden dadurch trotzdem nie zur Ligatur…
Ich glaube, irgendwann letztes Jahr wurde hochfeierlich beschlossen, auch ein großgeschriebenes ß(sz) zu „kreiiren“. Da kräuseln sich mir persönlich die Fussnägel, denn das kleinegeschriebene ß ist ja eben aus kleingeschrieben Buchstaben entstanden! Wie glorreich diese Idee war, zeigt sich daran, das das großgeschriebene ß bisher (glücklicherweise) noch nicht aufgetaucht ist. Fürs sz kann ich auf die schnelle kein Beispiel schnitzen, aber die Entwicklung des & zeichens hab ich doch tatsächlich auf dem PC, siehe Bild.
Die blauen Linien sollen den „Eindruck“ des Wortes beim ans Auge angeschlossenen Teil des Hirns zeigen, man sieht wenigstens, das jedes Wort seinen eigenen „Abdruck“ hat und bei entsprechender Häufigkeit schneller wiedererkannt wird. Die Grafik zeigt auch, warum (zu)enge Zeilen beim Lesen stören, Warum Satzzeichen unten sind (damit sie beim „erkennen“ nicht stören, und warum Rechtschreibefehler den geübten Leser beim Lesen stören (der Wiederkennungswert geht nämlich futsch).
Aber ich glaube, ich schweife ab…