Lieder schreiben - Ist das Literatur?

Sicherlich. Immer vorausgesetzt, die abgebildeten Ereignisse sind tatsächlich nicht fiktiv. Man kann ja auch auf einer Höhlenwand lügen.
Es gibt Runensteine, auf denen sich ein König - der in Wahrheit nur der Anführer einer kleinen Räuberbande war - heldenhaft darstellen ließ. Das hat die Geschichtsschreibung sehr durcheinandergebracht, besonders, was die Reihenfolge der dänischen Könige betraf. Irgendwann kam man drauf, dass der auf dem Stein erwähnte Herrscher nur ein Aufschneider war.

Im Mittelalter wurden Nachrichten von berittenen Boten weitergegeben, vom Pferde herab, von Ort zu Ort. Diese Texte waren oft improvisiert. Daher der Ausdruck “aus dem Stegreif”, also Steg-Reif, Steigbügel.

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Finde ich nicht. Es gab genug Ärger deswegen und meine spontane Reaktion als ich davon im Radio gehört hatte: Häh! Wieso der???
Gefühlsmäßig hat er ihn m. E. zu Unrecht bekommen. Eine Fehlentscheidung, wenn es denn eine sein sollte, ist für mich keine “höchstrichterliche Klärung”.

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Das ist auch eine interessante Frage. Ab wann hat der Mensch angefangen zu lügen? Und wie hat das die Literatur beeinflusst. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

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Sehr interessant!

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Sozusagen das RTL2 des Mittelalters :smiley:

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Ohne Werbeblocks. Mann, das waren noch Zeiten!

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Weißt du’s? :kissing:

"Und hier ein Zaubermittelchen von unserem lieben Quacksalber…"

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Damals hiess der (die?) Super Bowl noch Heiliger Gral und die Camelot Patriots waren klarer Favorit.

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Ja, definitiv. Einige davon erzählen von der Jagd auf Elefanten oder eventuell Mammuts. Der Teppich von Hastings ist nichts anderes nur anfälliger für Motten.

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Vielleicht nachher. Der Barde hätte was dagegen gehabt und nacher waren die so besoffen, entweder hätten die alles gekauft oder den Quacksalber aufgespießt.

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Im Prinzip beruhte die komplette Kultur früherer Jahrhunderte auf Improvisation, sowohl textlicher als auch musikalischer - ausgenommen Kirchengesänge und religiöse Texte natürlich. Aber weltliche Unterhaltung durch “fahrendes Volk” lebte vom spontanen Einfall.
Dass Texte und Musik aufgezeichnet und weitergegeben wurden, änderte sich erst mit der Entstehung der Oper und etablierter höfischer bzw. später bürgerlicher Theater. Und mit Entstehung des Kunstliedes wurden dann auch immer mehr Gedichte vertont, die eigentlich nur zum Lesen gedacht waren (“Erlkönig” u.a.).
Interessant die umgekehrte Entwicklung: Mir fällt kein Beispiel ein, wo ein von vornherein nur als Lied veröffentlichter Text nachträglich eine Karriere als eigenständiges Gedicht hingelegt hätte.
*DOZIERMODUS OFF *

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Ja, Wissen ist schon geil. es ist lediglich eine Frage der Dosierung. Ich krieg die selten hin:cry:…

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Wissen ist Macht.
Weiß nix? Macht nix.

(Klospruch, 80er) :laughing:

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Ohne zu bewerten: Die Generation Jugend erfreut sich derzeit über diese Form musikalischer Gedichtskunst mit 1,2 Millionen Follower.
Apache 207 - Brot nach Hause (Official Video)

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Ist aber strenggenommen kein Gedicht, das erst für sich allein stand und dann vertont wurde. Wenn mich meine Ohren nicht täuschen, höre ich ein Schlagzeug und einen Bass. Und der Mann singt (oder hipp-hoppt oder rappt oder was auch immer).
Also Musik.

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Die Wortwahl ist eine andere, aber die Themen sind die gleichen wie bei Shakespeare. Soziale Ungleichheit, Neid, Liebe, Konflikte und Geschlechtsverkehr. Nur Apache 207 hat mehr Doppelreime :wink:

Ganz unabhängig von diesem Beispiel kann ich jedem, der sich für Sprache interessiert (und dem nicht beim ersten Kraftausdruck die Ohren schlackern) nur empfehlen, sich mal ein paar Battlerap-Videos anzusehen. Wie kreativ da im verbalen Schlagabtausch Reimketten, Metaphern, Vergleiche und Rhythmus eingesetzt werden, ist teilweise wirklich beeindruckend (und mitunter auch sehr lustig). Man sollte allerdings im Hinterkopf haben, dass die Aggressionen i.d.R. nicht echt, sondern wie beim Boxen Teil des sportlichen Wettkampfes sind. Wem allerdings political correctness in der Kunst wichtig ist, der hat vermutlich eher wenig Freude daran.

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Zu Shakespeares Zeiten gab es noch keine 100-120Bpm :slight_smile:

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Guter Punkt!

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Man sollte auch bedenken: Die Generation hip hop findet sich auch im mittleren Alter und ist in Sachen Literatur immer noch völlig unterversorgt. Da mag der ein oder andere denken, dass es sich bei der Generation um sozial und intellektuell niederschwellig gebildete Minderheiten handelt. Aber dem ist nicht so. Diese Generation ist hoch gebildet.

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Was ihn selbst derart überraschte, dass er sich anfangs nicht einmal den Preis abholen wollte. :wink:
Wenn ich bedenke, welche Autoren ihn nicht erhalten haben, wie z.B. Philip Roth, treibt mir diese Verleihung die Zornesröte ins Gesicht. Auch der geniale Haruki Murakami wird vermutlich vor der “höchstrichterlichen Kommision” kaum Anerkennung finden. Wenigstens bislang nicht. Alleine für sein Mammutwerk 1Q84 würde ich ihm diesen Preis verleihen.