Zum Jahresbeginn habe ich ĂŒberlegt, wie die perfekte Liebesszene aussehen könnte. Aber mir will nichts Originelles einfallen. Irgendwie ist es immer dasselbe langweilige Spiel. Oder?
Habt ihr selbst schon Mal eine perfekte Liebesszene erlebt? Und was hat sie fĂŒr dich so besonders gemacht?
Was ist perfekt? Ich denke, da gibt es keine allgemeingĂŒltige Beschreibung (um es so nĂŒchtern auszudrĂŒcken). Die âQualitĂ€tâ einer Liebesszene ergibt aus den UmstĂ€nden, die zu eben dieser gefĂŒhrt haben.
Ist es allerdings auch nicht. Zumindest nicht in meiner (lange zurĂŒckliegenden) Zeit der Jugend. Da hatte jede Nummer ihre eigene QualitĂ€t und keine war, wie die vorhergehende oder nachfolgende. Selbst wenn der Gedanke gekommen sein sollte - jetzt hab ich aber wirklich schon alles erlebt - Ăberraschungen waren immer möglich und es hat sie auch gegeben (ich könnte mich deutlicher ausdrĂŒcken, aber dann wĂ€re es nicht mehr jugendfrei)
Ich stimme @nolimit zu. Die Art und Weise, wie sich die âRomanzeâ aufbaut, ist entscheidener als die Liebesszene selbst. Also, wer sind deine Beteiligten? Ich beispielsweie deute Liebesszenen nur an und blende dann ab (wie ein ab 14 Film ) Man kann auch mit Weltbildern arbeiten (erstes Mal? Eher zaghaft) (oder Wild Bikerromantisch) muss aber schauen, dass man nicht unbedingt ein Klischee bedient.
Wenn du allerdings fragst, wie man den perfekten Akt formuliert - keine Ahnung - ich fand sĂ€mtliche prĂ€zisen Beschreibung innerhalb von BĂŒchern - unpassend, und oft unfreiwillig komisch
Kommt vermutlich sehr auf das Genre an - und die Erwartung der Leser.
Ich habe mal irgendwo eine nette Selbstbeschreibung von Barbara Cartland gelesen - das war die StiefgroĂmutter von Lady Di und laut Wiki eine der bedeutendsten Autorinnen von Liebesromanen im 20. Jahrhundert. Sie hat sinngemÀà gesagt: âMein Erfolgsrezept? Meine Kolleginnen gehen mit ihren Protagonisten immer nur bis zum Schlafzimmer. Ich gehe mit rein âŠâ
Ich hatte mal fĂŒr eine Ausschreibung âromantischer Vampirromanâ fĂŒr Beispielliteratur umgehört und eine Kollegin empfiehl mir BĂŒcher. Unter anderem die Black Dagger Reihe - oh man, das Buch musste ich im extra Schutzcover in der S-Bahn lesen, weil es eigentlich ein schriftlicher Porno war tatsĂ€chlich gab es eine Handlung, die recht einfach, aber gewissen Sinne auch interessant: doch gewiss 4-5x um die 10 Seiten nicht jugendfreier Inhalte, sehr unterschiedlicher Art. Da ich die Buchserie dann hin und wieder in der S-Bahn bei anderen Menschen entdeckte, musste ich schmunzeln. Es gibt sicher Leute, die das genau in dieser Art haben wollen âŠ
Also, es ist ja relativ leicht einen Akt zwischen Menschen von AuĂen zu beschreiben. Aber die inneren AblĂ€ufe sind doch das, was wirklich berĂŒhrt, oder?
Ein Beispiel: Er presste seine Ohren zwischen ihre BrĂŒste und dachte, âdas Essen brennt gleich an.â -
So etwas kann doch im richtigen Leben passieren, ohne, dass es lustig ist, weil es auĂer dem Denkenden niemand mitbekommt.
Aber wie bekommt man technisch so eine Situation authentisch in ein Buch eingefangen?
Zur Ausgangsfrage: Ja, ich habe mehrfach die perfekte Liebesszene erlebt. Was sie fĂŒr mich so besonders gemacht hat, steckt im ersten Wort des Begriffs.
FĂŒr den Schriftsteller in mir: wenn ich ĂŒber etwas schreiben will, lese ich zunĂ€chst darĂŒber. Ich schreibe ungern Erotikszenen - wenn ich das ausbauen wollte wĂŒrde ich bei Klassikern starten. Henry Miller zum Beispiel.
Oops, Henry Miller geht aus meiner Sicht weit ĂŒber das hinaus, was man als klassische Liebesszene bezeichnen kann. Klar denke ich dabei zuerst an âOpus Pistorumâ, aber auch in anderen sind die âLiebesszenenâ sehr deutlich beschrieben ⊠aber gut, es sind ebensolche, eben nur ohne Weichzeichnung dargestellt
Ich hatte den Eindruck im Laufe der Diskussion, dass explizite Beschreibung gewĂŒnscht ist. Nur ohne unfreiwillig komisch zu wirken.
Hatte gestern nochmal â10besten Liebesszenen in BĂŒchernâ gegoogelt. Da findet man viele TextauszĂŒge renommierter Literaten. Explizit aber selten plump.
Ja. Weil man das im Porno nicht zeigen kann. Das ist die StĂ€rke der Literatur. Das Innere. Das ĂuĂere kann man auch einfach Filmen. Die Verdrahtung von Empfinden und Geschehen ist wichtig. Das FeinfĂŒhlige.
Ich wĂŒrde mich aber immer als erstes Fragen: âWie erlebt es meine Figur?â + âWelche Geschichte erzĂ€hle ich?â Nach diesen Antworten wĂŒrde ich es dann schreiben. Jede Figur erlebt es anders.
Hm, mein erster Roman, der im Mai 23 beim Weltenbaumverlag veröffentlicht wurde, ist ein erotisches MĂ€rchen. Da weiche ich auch 15 Tage lang meiner Protagonistin nicht von der Seite, wenn sie mit ihrem Zaubermeister prickelnde Spielchen treibt. Ich bin da also ganz bei Barbara Cartland. Es ist ein Buch ab 18. Aber ich wĂŒrde nicht behaupten, dass jede Szene das Gleiche wĂ€re. Mir war es wichtig, eine ansprechende (Fantasy-)Geschichte zu schreiben, die nicht nur heiĂ, sondern auch spannend und abwechslungsreich ist.
Beim Schreiben habe ich festgestellt, dass Erotik eine hohe Kunst ist. Schreibt man zu platt, ist es eine Vorlage, bei der irgendwann die Seiten zukleben (durch die Blume gesagt). Schreibt man zu vorsichtig, wirkt es verklemmt und unprofessionell (oder eben nicht erotisch).
Jeder hat da so seine eigene Schmerzgrenze. Und ein Autor sollte sich eine Grenze setzen, die dann eben die Leser findet. Denn es gibt fĂŒr alle âHĂ€rtegradeâ eben einen Leserstamm. Man sollte nur eins nicht machen: schlecht recherchieren. 50 Shades of Gray soll ziemlich schlecht recherchiert sein. Ich habe es nicht gelesen, weil ich schon vorgewarnt wurde.
Hier gibt es auf der Verlagsseite eine XXL-Leseprobe
Allerdings geht es hier noch nicht sehr explizit zu. Das wird erst im Folgekapitel ein Thema.
Ob in meinem Buch die perfekte Liebesszene drinsteht? Das weiĂ ich nicht. Und das kann ich auch nicht wissen. Jeder Mensch hat einen anderen Geschmack. Was fĂŒr den einen funktioniert, kann fĂŒr den anderen unterirdisch sein. Ich denke tatsĂ€chlich, dass es hier wie beim Essen ist: entweder es schmeckt oder es schmeckt nicht. Manche sind schon bei einer Prise Pfeffer raus, manche machen sich noch extra Tabasco ĂŒber die Mahlzeit. Da gibt es kein Falsch.
Aber wie gesagt: Recherche ist wichtig! Ich wollte mit meiner Geschichte kein Fastfood servieren und habe sehr lange dran gesessen und recherchiert, um âgute und ansprechende Gerichteâ zu servieren, auch wenn ich an Chili bzw. Ingwer nicht gespart habe.
Ăbrigens âmeine eigenen erlebten Liebesgeschichtenâ wĂŒrde ich nie in einem öffentlichen Text oder Buch niederschreiben. Das ist mein verschlossener privater Bereich. Bei mir liest man nur extra dafĂŒr konzipierte Szenen. Deswegen finde ich die Eingangsfrage auch recht unpassendâŠ
Innere AblĂ€ufe sind eigentlich gar nicht so schwer. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive meiner Protagonistin geschrieben. Ich kann also gar nicht von auĂen auf sie draufschauen. Und mir war es auch wichtig, ihre GefĂŒhle darzulegen, der Zwiespalt zwischen ihrer Begierde und der Sorge, die JungfrĂ€ulichkeit zu verlieren.
Die perfekte Liebesszene einzufangen, ist kaum möglich. Unsere Erfahrungen oder manche Vorgeschichte prĂ€gen unsere sexuelle Orientierung. Das kann auch sehr schrĂ€g sein. In einer Doku erklĂ€rte mal ein junger Mann, er werde nur erregt, wenn er nackt zwischen zwei Glasscheiben steht. In der Kindheit hat er sich immer hinter groĂen, abgestellten Bildern versteckt, wenn seine Mutter Besuch bekam. Das waren seine ersten erotischen Erinnerungen.
Daher schreibe, was dir gefÀllt. Dann ist es authentisch.
Ich persönlich mag eher Andeutungen, fĂŒr das Finale habe ich meine Fantasie.
Dazu braucht es, wie gesagt, viel Ăbung und Ausprobieren. Einfach mal machen und bei Betalesern schauen, wie es wirkt. Dabei auch mal Niederlagen einstecken können und dran denken, dass sich GeschmĂ€cker stark unterscheiden können. Da muss man halt sehen, welche Kritik man an sich heranlĂ€sst und welche nicht. Nur so findest du deinen Stil.