Hallo Connie und willkommen im Forum.
Vielleicht magst Du Dich auch kurz vorstellen in der “Who is Who”-Abteilung? Wir wissen doch immer gerne, mit wem wir es zu tun haben - jedenfalls in etwa. Du bist Schweizerin, soviel ist klar - Edit: Ah, hast Du schon, prima!
Vielen Dank fürs Teilen Deiner Leseprobe. Das kostet Mut. Insgesamt könnte mir das gefallen …
Zu Deinem Text:
Generell ist der Text ziemlich fehlerfrei, außer der Zeichensetzung, da fehlen so einige Kommata, und ein paar sind zuviel.
Das “ss” anstelle “ß” ist für mich als Deutsche an vielen Stellen ungewohnt.
Relativsätze mit “welche” klingen für mich etwas gestelzt. Der, die das liest sich flüssiger, finde ich.
Das wiederholte Feststellen des zu frühen Unterwegsseins - da stolpere ich über die Satzstellung (die wiederholte Handlung ist eher der Blick auf die Uhr, und sie könnte es immer wieder feststellen).
Bei den Uhrzeiten im ersten Absatz würde ich eher “halb acht” und “sechs” verwenden.
<… doch Polizisten waren eine eigene Spezies und hielten sich nicht an die ungeschriebenen Regeln der Allgemeinheit. … Diese Stelle bot ihr alle Möglichkeiten, die sie sich nur wünschen konnte …>
Woher weiß sie das?
Die Nähte des Blazers reißen, da erwarte ich, dass es nicht nur ein kleines Loch unter einem Arm ist …
<Dank dem Sprint, …> - nenn’ mich altmodisch, ich würde den Genitiv verwenden. Der ganze Absatz ist mehr tell als show.
<Ihre Begeisterung für diese Arbeitsstelle, legte sich sofort ein wenig.> Komma zuviel. Von Begeisterung war bisher nicht viel zu spüren, finde ich. Sie ist müde und grumpfig, ihr Blazer geht kaputt, die Haare hängen im Gesicht …
<Mit einem beklemmenden Gefühl trat sie in den Aufzug und drückte den Knopf für den ersten Stock. Doch erst als sie den Besucherpass auf den Scanner gehalten hatte, setzte sich der Aufzug in Bewegung.>
Das Gefühl ist m.E. eher angespannt, nervös, bedrückt oder mulmig, oder vielleicht sogar besser aktiv formulieren: Nervös oder angespannt betrat sie den Aufzug. Und dann fährt das Ding nicht los! Das muss sie doch wahnsinnig machen …
Dann trat sie in den Flur - doppelt getreten. Du verwendest auch sehr oft Konstruktionen mit “sodass”.
Sie schläft trotz Nervosität ein? Mehrfach. Dann ist sie verärgert und konzentriert sich einfach? Nur erzählt, nicht gezeigt.
<Wie Sie bestimmt wissen, …" Info, die ganz am Anfang sinnvoll wäre (diese Stelle bot …), hier wirkt es ungelenk. Auch ihre Antwort wirkt arg gestelzt - ok, es ist ein Bewerbungsgespräch, aber trotzdem. Ich dachte, sie hätte schon studiert …
Sie sagt selbstbewusst, dass sie für sich selbst stehen möchte. Dann fürchtet sie, dass das “dumm” aussähe, beißt sich auf die Lippen, stammelt, starrt vor sich hin … passt für mich nicht so recht zusammen.
Herr Schmidt verzieht sein Gesicht, das verbinde ich eher mit Grimasse als fröhlichem Lächeln. Er steht entschlossen wozu auf?
Andrejew horcht an der Tür? Er hat keine Ahnung von ihr und hat ein Thema. Unglauben, Erstaunen, Verwunderung - innerhalb ein paar Worten - und er sagt nur lahm, dass er vergessen haben muss, sie zu kennen? Diese ganze Passage wirkt blutleer auf mich.
Ihr tun die Füße weh, sie dreht sich unbeholfen um und dann rennt sie ohne Probleme mit ihm los? Die mehrfach erwähnten “hohen Schuhe” könnten also schicke, hochhackige Pumps sein, natürlich zu hoch und eng und unbequem, aber was tut man nicht alles …
“Ausbildner” ist ein ungewöhnliches Wort. Ausbilder oder Vorgesetzter?
<Sie hatte in den letzten Jahren bedauerlicherweise eine Selbstbeherrschung erlangt, welche es ihm nicht leicht machen würde, seine Praktikantin einzuschätzen.>
Woher weiß er das? Von den wenigen Augenblicken? Der restliche Text liest sich für mich recht sprunghaft. Erst sagt er, sie bekäme die Stelle, dann wieder nicht, dann wieder doch … hier wechselt auch die Blickrichtung mehrfach zwischen ihm und ihr.
Die Szene am Schießstand erschließt sich mir nicht.
<In ihren Augen sah er das stumme Flehen, ihr die Stelle doch zu geben. Recht so. Sie sollte nicht meinen, hier Ansprüche stellen zu können. Schliesslich bewarb sie sich um diese Stelle und hatte ihren Vorgesetzten zu akzeptieren, wer es auch sein würde.>
Hm. Das … passt weder zu ihr noch zu ihm, nach den vorigen Textstellen jedenfalls, meine ich. Arrogant und überheblich.
Zum Prolog: kurz genug und doch zu lang - in der Situation würde ich eher kurze knackige Sätze erwarten, ggfs. unterteilt in kurze Absätze. Eher ein Stakkato. Nebensätze und Einschübe verlangsamen das (nötige) Tempo.
Bitte bedenke, alles meine persönliche Meinung.