Leseprobe für Testleser

Hallo! Das ist ein interessantes Vorgehen. Da stellen sich aber tatsächlich einige Fragen:

  • Kann man sich das als „normaler“ Lohnsklave leisten?
  • Hat es Dir was gebracht? Hast Du nach dem Coaching bzw. Lektorat etwas erfolgreich veröffentlicht?

Natürlich musst Du die Fragen nicht beantworten.Mir stellt sich die Frage nach dem Preis-Leistungsverhältnis…

Mein grds. Gedanke ist: Die Leute im Laden, die Dein Buch später kaufen sollen, sind schließlich auch Nicht-Autoren. Und denen soll das doch gefallen. Und wenn ich eben diesen Nicht-Autoren das Buch gebe und die mir sagen: Das ist Schrott. Dann sollte ich mir doch Gedanken machen. Oder?

Aber ich habe hier sicherlich am wenigsten Erfahrung von allen. Daher bitte nicht missverstehen. Ich bin komplett nativ, was das angeht.

Grüße und vielen Dank

Hallo, Hanna,
ich habe meinen Coach, eine Schriftstellerin, die eigentlich gar nicht im Fantasy-Bereich unterwegs ist, sich aber trotzdem total auf meine Geschichte eingelassen hat, im Internet gefunden. Sie hatte geschrieben, sie wäre auch bereit, einen Online-Kurs anzubieten, falls sich Teilnehmer fänden. Das ist aber schon ein paar Jahre her. Ein halbes Jahr später waren wir zu zweit und haben dann den Online-Kurs durchgeführt. Doch das hat nicht gut geklappt. Die andere Teilnehmerin wollte lieber Einzelcoachings. Und da hat sie den Kurs in zwei Einzelcoachings aufgeteilt - ohne Aufpreis, weil das damals noch so eine Art „Übungsphase“ war. Und da habe ich überhaupt erst die Vorteile von Einzelcoachings schätzen gelernt. Die andere Teilnehmerin und ich waren auch auf so unterschiedlichem Stand und in so unterschiedlichen Genres unterwegs, dass es einfach nicht gepasst hat.

Ich arbeite an einer Fantasy-Reihe und hatte danach je ein Coaching zum Szenenplan für Band 1 und für Band 2. Jedes Coaching hat 2000 € gekostet und wir haben pro Band 4 Sitzungen à ca. 3 Stunden gemacht. Und es hat sich total gelohnt, weil sie super Fragen gestellt und sehr konstruktive und berechtigte Kritik geübt hat. Gerade was das Verhalten der Figuren angeht (Würde er/ sie wirklich so handeln?), mögliche fehlenden Reaktionen auf bestimmte Ereignisse (Müsste X sich nicht rächen? Oder zumindest irgendwie auf die Demütigung reagieren?) und so weiter. Das war sehr hilfreich. Und ich denke, dass ein „normaler“ Hobby-Testleser, der selbst nicht schreibt, so etwas nicht leisten könnte.
Und man selbst ist irgendwann so „drin“ in seinem Manuskript, dass man solche Dinge übersieht.
Ich habe später, als ich mit der Planung zu Band 3 angefangen habe, trotzdem noch Mängel im Plan von Band 2 bemerkt und behoben. Ein Coach ist also kein Garant für ein perfektes Ergebnis. Aber mich hat das Coaching trotzdem enorm weitergebracht.
Aber man muss Glück haben und den richtigen Menschen finden. Nicht alles Coaches sind z.B. bereit, nur mit Szenenplänen zu arbeiten, wo jede Szenenbeschreibung nur aus Stichwörtern etc. besteht. Viele wollen ein mehr oder weniger fertiges Manuskript haben. Nur finde ich dann Änderungen viel aufwendiger, als wenn ich einen Plan überarbeite. Zumal es bei mir noch gar nicht um Stil und Ausdruck und solche Sachen geht, sondern nur darum: Funktioniert der Plot?

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Hallo, Franz!
Keine Ahnung, ob man sich das leisten kann (oder will?). Ich betrachte es als Hobby mit der Option auf spätere Veröffentlichung. Und es ist mir wichtig, möglichst gut zu schreiben. Aber wenn mein Hobby Reiten wäre, dann wäre das auch teuer. Oder wenn ich Segelfliegen würde. Da muss ich mir halt überlegen, ob ich mir das leisten kann und will. Beim Schreiben hat man zumindest den Vorteil, dass man das Manuskript auch mal eine Weile liegen lassen und für ein gutes Coaching sparen kann. (Weitere Infos dazu findest du bei meiner Antwort auf Hannas Fragen.)

Es hat mir auf jeden Fall etwas gebracht, denn ich habe selbst gesehen, dass meine Szenenpläne viel, viel besser geworden sind.

Und, nein, ich habe noch nicht veröffentlicht. Ich bin seit gut zwei Jahren in einer beruflichen Veränderungsmaßnahme, muss dafür sehr viel lernen und kann mich momentan nicht um das Schreiben kümmern, so leid mir das auch tut. (Ich habe es zwischendurch immer mal wieder versucht, aber mehr als 1 - 2 Szenen sind dabei nicht rausgekommen.) Deshalb kann ich zu dem Punkt nichts sagen. Aber selbst wenn ich etwas veröffentlicht hätte, könnte man immer noch streiten, ob das Coaching nun maßgeblich dafür verantwortlich war, oder ob ich es auch ohne geschafft hätte.
Es ist eine Frage, die du dir nur selbst beantworten kannst: Ist es mir persönlich das wert?
Es wird noch sehr lange dauern, bis ich etwas veröffentlichen kann, weil ich erst alle Bände planen und sie dann erst schreiben werde. Meine Plots sind so ineinander verzahnt, dass ich immer wieder etwas in früheren Bänden ändern muss, wenn ich etwas Neues in einem neueren Band plane, dass es ein viel größerer Aufwand wäre, wenn ich den Text schon geschrieben hätte.

Sicher besteht dein Publikum aus Nicht-Autoren - größtenteils. Und deren Meinung ist auch wichtig. Aber wenn du, wie du sagst, noch so wenig Erfahrung hast, dann wird die die Meinung von Laien dir nicht viel mehr bringen als ein Stimmungsbild. Aber eben keine konkreten Hinweise WARUM etwas nicht funktioniert. Oder wie du es besser machen kannst. Dazu, das zu artikulieren und wirklich in Worte zu fassen, sind Laien oft nicht in der Lage. Viele Laien beurteilen auch vom Geschmack her. Das ist dem Autor gegenüber aber nicht fair. Denn wenn einen Leser das Thema nicht interessiert, muss ja der Roman nicht schlecht sein. Gute Lektoren oder Coaches blenden das aus und beurteilen wirklich das Handwerk.
So wie mein Coach. Sie schreibt zeitgenössische Literatur, auch Kurzgeschichtensammlungen und Theaterstücke. Fantasy, so wie ich sie schreibe, ist eigentlich gar nicht ihr Ding. Trotzdem hat sie sich in meine Welt eingelesen, fair und sachkundig geurteilt und Tipps gegeben. Und wenn sie dann ein Lob ausspricht, weiß ich, dass das wirklich ein Lob ist, weil sie es einem Text spenden kann, der nicht ihrem Lieblingsgenre angehört.
Wenn du Laien als Testleser anheuerst, wirst du von Vornherein nach Leuten suchen, die dein Genre mögen, denn andere würden deinen Text wahrscheinlich gar nicht freiwillig lesen. Und damit sind sie schon voreingenommen.
Ich bin hier im Forum auch schon gelegentlich in PNs um Textbeurteilungen gebeten worden. Ich habe immer versucht, den Text und das Handwerk zu betrachten, nicht meinen Geschmack einfließen zu lassen. Auch bei der Wahl eines Namens.
Ich würde eher Fragen stellen, die möglichst objektiv sind.
Also nicht: Den Namen Volker für den Protagonisten finde ich total doof!
Sondern eher: Dein Protagonist heißt Volker und ist 11 Jahre alt. Laut Namensstatistik befindet sich dieser Namen in der Beliebtheitsrangfolge um den Platz 5.000 herum. In den 50er Jahren war er mal auf Platz 22 oder so. Wenn du also heutzutage einen elfjährigen Protagonisten Volker nennst und hoffst, deine elfjährigen Leser würden sich damit identifizieren, musst du schon einen guten Grund finden, diese Namenswahl zu rechtfertigen. Haben die Eltern deines Protagonisten einen besonderen Grund, ihren Sohn Volker zu nennen? Könnte das im Laufe der Geschichte vielleicht ein Anagramm oder ein Akronym werden, das für die Aufschlüsselung der Geschichte wichtig wird? Irgendwie so.
Solche Argumente haben Laien-Testleser meist nicht zur Hand.

Ein Kompromiss für dich wäre ein sogenanntes Schnupperlektorat. Da beurteilt ein Lektor die ersten 4 oder manchmal auch 50 Seiten für einen fairen Festpreis. Oft ist es so, dass man gravierende Fehler nicht nur schon auf den ersten 4 Seiten macht, sondern diese auch im gesamten Projekt immer wiederholt. Das kann schon einen guten Hinweis geben, woran du arbeiten kannst, bevor du dich in größere Unkosten stürzt.

Letzten Endes ist es deine Entscheidung, ob du dafür Geld ausgeben willst. Aber leider sieht man bei Amazon sehr viele Self-Publishing-Werke, denen man ein besseres (oder überhaupt ein) Lektorat gewünscht hätte. Es wird in der Fülle der Bücher auf dem Markt für Leser immer schwieriger, ein gut geschriebenes Buch zu finden.

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Hallo @Pamina22 Danke für deine ausführliche Antwort. :grinning: Ich find es toll, dass du jemanden gefunden hast, der dir beim Schreiben hilft. Es hat seinen Vorteil, einen Text im Forum zu präsentieren, weil man viele unterschiedliche Meinungen zu seinem Text hört. Doch so ein eins-zu-eins-Coaching erlaubt einen, wirklich in die Tiefe zu gehen.

schlechtes Beispiel - da wird jeder Testleser sagen: „so nennt doch heute niemand mehr sein Kind“… vllt nicht mit genauer Platzierung in der Rangliste, aber das reicht auch :upside_down_face: den Rest impliziert es dann automatisch. Idealerweise klärt sich das im Buch ja auch noch auf…

ok, dann viel Erfolg!

Vielen Dank für deine Einblicke,

Also kann man den Coach als eine Art Fahrlehrer sehen, der den eigenen Fortschritt „Roman Planung“, „kritische Frage an den eigenen Text stellen“ lehrt und direkt bewertet, aber in Zukunft steht man dann alleine im Buchverkehr und macht es selbst?

Ich glaube, dass ein Autor zweifach Feedback braucht. Einmal, ob seine Art der Szenengestaltung. „Das Publikum einfängt“, so ähnlich wie unsere Seitenwind Wettbewerbe. Ein Schnipsel Geschichte, der auf die Menschheit losgelassen wird.
So etwas lässt sich auch gut in Foren diskutieren, da es komplett verschiedene Meinungen dazu gibt, wie Texte angenommen werden.

Und als zweites Feedback benötigt ein Autor, ob die Geschichte taugt und glaubhaft ist. Eine ausgeklügelte Geschichte, mit pfiffigen Wendepunkten, wird trotzdem beim Leser durchfallen, wenn der Autor auf eine langweilige Art schreibt.
Und umgekehrt auch: zuviel Handlung und Aktion, sowie Drama, kann den Leser ermüden (außer er erwartet eine Telenovella) :wink:

Ich habe ein bisschen den Vorteil, dass ein Teil meiner Testleser selber schreibt und mir die Meinung auch entgegen pfeffert :smiley: . Hatte Yoro nicht einen Fragebogen an den Testleser?

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Ich habe meinen Testlesern immer nur ein einzelnes Kapitel gegeben, wenn sie das durchgearbeitet hatten, gab es das nächste. Damit wollte ich verhindern, dass Kapitel nur überflogen und mit einem „Kapitel 11 ist gut, das passt so“ abgehandelt werden. Außerdem gab es zu jedem Kapitel einen Fragebogen (manchmal vielleicht sogar zu ausführlich) mit einigen Standardfragen, aber auch kapitelspezifischen ("Ist das Verhalten von X in dieser Situation logisch? Wie wirkt auf dich Person Y bei ihrem ersten Auftritt im Buch? Ist die Landschaftsbeschreibung in der Mitte des Kapitels zu ausführlich oder zu knapp?).
Der Nachteil des Fragebogens ist natürlich, dass ich meine Testleser damit ein wenig ans Gängelband nehme und ihnen anderes vielleicht nicht mehr auffällt. Der Vorteil ist, dass ich zumindest zu meinen Fragen Antworten bekomme.

Beim nächsten Roman möchte ich es anders angehen:

  • Kurzzusammenfassung und Szenenplan sowie Figurencharakteristiken an Testlesergruppe A; ich hoffe, dass die mich sehr frühzeitig auf Plotschwächen aufmerksam machen
  • leicht überarbeitete Rohfassung an Testlesergruppe B; hier soll der Inhalt samt Konzept überprüft werden (der Plot ändert sich ja beim Schreiben)
  • fertig überarbeiteter Text an Testlesergruppe C; hier stehen stilistische Feinheiten im Vordergrund

Ich finde sicherlich genügend Testleser, die Frage ist nur, ob ich auch GUTE Testleser finde.
In etwa drei Jahren kann ich dann von meinen Erfahrungen berichten …

Ich hatte das riesige Glück ganz tolle Testleser hier in diesem Forum zu finden und wenn ich mir die Preisliste von selbsternannten Autorencoaches ansehe (1000,- Euronen für ein oder zwei zaghafte Tritte in meinen Hintern - echt jetzt?), dann bin ich mehr als glücklich mit denen. (Danke hier nochmal an alle, die es betrifft.)
Der Suche, bzw. dem Ansinnen voraus gingen ein paar Proben meines Schreibens, die nicht direkt mit dem Roman zu tun haben als Beiträge hier. So sahen meine Testys wie ich schreibe und auch worüber. Eine Probe des eigentlichen Textes hab ich vorab nicht versandt, weil ich fürchtete, dass die gesamte Geschichte als solches nicht rüberkommt. Die Textproben sind doch immer nur aus dem Zusammenhang gerissene Szenen. Dass die Testys mein Konvolut für ihre eigenen Zwecke verwenden könnten glaub ich nicht, dazu ist die Geschichte zu komplex und die Kollegas hier zu fair. Außerdem vertraue ich ihnen zu 100%, obwohl ich ihnen noch nie offline begegnet bin. (Ja, ich bin verrückt. So what.)
Wem ich nicht mehr in dieser Beziehung vertraue, sind Menschen, die mich kennen. Die meinen es immer zu gut mit mir, und halleluja, was meine Cheficas (Frau und Tochter) zu meiner Geschichte sagen, trau ich mir hier gar nicht wiedergeben.
Eine Ausnahme gabs dann doch: Meine 15jährige Nachbarin. Liebe Göttin, die schnalzt da rein! In einer Passage kommt es zu einer Theateraufführung von Romeo und Julia. Caroline (im O-Ton): Romeo und Julia ist echt Kacke, Das hat nichts mit der Lebensrealität von 14-jährigen zu tun. Heute nicht und nicht in der Renaissance! Ich hab den Satz exakt so in die Geschichte eingebaut.
Mehr Vertrauen in deine Testys, Franzl. Und noch mehr in dich selbst!

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