Ich erlaube mir mal ein Feedback: (Das ist nur meine persönliche Wertung, nicht böse sein):
Vorab erst einmal ein großes Lob dafür, dass du dich hier bewusst der Kritik aussetzt. Nicht jeder macht das. Ich habe es wirklich intensiv gelesen und mir einige Gedanken gemacht. Ich glaube zwar nicht, dass sie dir gefallen werden, aber wer hier schreibt, bittet um ehrliches Feedback, nicht um Schleimen.
Mir fällt Folgendes auf: Sie fragt, ob er die **Stille **erträgt. Dann kommt gelegentlich Lärm von vorne. Der dann wiederum aus sanftem Rauschen besteht?
Ist es denn nun so still, dass man sich fragen muss, ob jemand die Stille ertragen kann oder gibt es wirklich Lärm? Sanftes Rauschen ist dann aber sicher kein Lärm.
“Der Straße hinter der Außenmauer und den Nadelbäumen, die das großzügige und beeindruckende Anwesen umgaben.” Die willkürliche Satztrennung vom vorherigen Satz klingt für mich ein bisschen seltsam. Alleine betrachtet ist das kein Satz.
»Natalie **hat **sich sicher darüber gefreut, nun auch dein altes Zimmer zu haben« 2x haben im gleichen Satz ist nicht wirklich spannend: zumal haben ein (schwaches) Hilfsverb ist. Wie wäre es z.B. mit: “… nun auch dein altes Zimmer zu besetzen zu dürfen.”
Die surrende Fliege beim Küssen verscheuchen finde ich persönlich unromantisch und die Szene störend. Mir würde ein flatternder Schmetterling oder eine bunt-schillernde Libelle besser gefallen. Das ist aber Geschmacksache.
Du schreibst von “dem **Rascheln der Blätter **der Ahorn- und Kastanienbäume im heißen Wind”. Einige Sätze weiter erfahren wir aber, dass das **Fenster geschlossen **ist. Stürmt es? Dann raschelt aber nichts, dann reißen Blätter und Äste ab. Ansonsten rascheln Blätter nicht so laut, dass man sie bei geschlossenem Fenster hört.
“Aus Gewohnheit berührten meine Fingerspitzen das polierte Walnussholz und wartete darauf, etwas von seinen früheren Besitzern zu sehen.” Der Satz macht keinen Sinn: **Fingerspitzen **(Plural) wartete (Singular, statt: warteten) darauf etwas zu sehen? Wenn ich jetzt nicht davon ausgehen soll, dass du Science Fiction schreibst und außerirdische Protagonisten hast, dann dürfte hier etwas nicht passen, oder gucken die mit den Fingerspitzen?
Mir ist nicht klar, warum sie ein Gewohnheitsmensch ist. Klärt sich das noch? Ansonsten: weg damit, das bringt das Thema nicht weiter.
Ebenso wenig wird mir klar, warum ihre Intuition ihre natürliche Grenze erreicht haben sollte. Zum einen ist unklar, was du damit sagen willst, zum anderen: Wo liegt denn bitte die “natürliche Grenze” von Intuition? Intuition ist doch gerade etwas nicht vom Verstand Gesteuertes. Wo sollte hier eine natürliche Grenze liegen? Du schreibst das, als ob jeder weiß, wo diese Grenze liegt.
“Beim Schreiben auf seinem Telefon” klingt seltsam.
“Ich kicherte. Vor einem Jahr hatte ich nicht die Absicht, Luke wiederzusehen, als wir uns voneinander verabschiedeten. Doch genau diese Art von Fassungslosigkeit in seinem Gesicht brachte mich dazu, ihm doch meine Telefonnummer zu geben.” Wo ist da der Zusammenhang? Warum war er vor einem Jahr fassungslos? Das würde ich doch schon gerne wissen. Du kennst deinen Plot. Deine Leser nicht. Ich bekomme dauernd nur Teilinformationen, denke dann, da kommt noch was … und dann lässt du mich hängen. Das frustriert.
Trägt Hannah ein Bikinioberteil unter einem weißen Kleid? Wäre ungewöhnlich, aber ok.
“Klang, als kam sie aus einem Traum.” Es müsste m.E. “käme” heißen.
“Luke stand verschwommen vor mir.” Nicht Luke steht verschwommen vor Hannah, er steht ganz normal vor ihr, sie aber nimmt ihn verschwommen wahr. Ich rege an, dass du das dann aber auch so ausdrückst, so klingt das lustig.
“als wäre eine kalte Kompresse darauf gelegen”. Hier wäre m.E. “hätte” statt “wäre” zu verwenden.
“flüssiger Schmerz” … Ich zitiere Mark Twain: “Triffst du ein Adjektiv, erschlage es.” Zumal es nicht wirklich passt. Lass den Schmerz schwappen, oder dich überrollen, aber ich würde anregen, “flüssig” wegzulassen.
“Lächeln auf meinen Mundwinkeln”? Klingt seltsam
Unlogisch finde ich es, dass Hannah erst so wahnsinnige Kopfschmerzen hat, dass ihr schlecht ist und sie sich hinlegen muss und dann brüllt Ruth quer durchs Haus und die Kopfschmerzen sind verschwunden? Also ich weiß nicht, wie es anderen geht, aber wenn ich solche massiven Kopfschmerzen habe, dass Punkte vor meinen Augen tanzen, dann lässt eine Stimme die “wie ein scharfes Beil” ist, meine Kopfschmerzen sicher nicht verschwinden, verstärkt sie allenfalls.
»Auf Hannah aufpassen«, **sagte **Luke. Und wer hört das? Ruth nicht, sie ist doch in einem ganz anderen Raum? Und vorher rief er doch auch (laut), damit sie ihn hörte.
Insgesamt fehlen dem ganzen Text Absätze. Das ist so recht schwer lesbar. Insbesondere dann wenn du von Hannah zu Luke wechselst und umgekehrt, müssen da Absätze rein.
“Er ließ mich sogar Paul, der neben mir stand vergessen und mein bester Freund war, solange ich mich zurückerinnern konnte.” Das ist grammatikalisch falsch: “Er ließ mich sogar Paul vergessen, der neben mir stand …”
Warum denkst du bei einer Beerdigung an Paul? Gibt es einen Grund dafür?
“Fünf Jahre jünger wie meine Mutter.” Nicht “wie”, sondern “als”.
“Ihre Augen glänzten unnatürlich, …” “und **trüb **braunblauen Augen” Was denn jetzt? Glänzend oder trüb?
"Ruth war sechzig Jahre alt."Mit ihrem glattgebügelten Porzellangesicht sah Ruth jedoch fünfzehn Jahre jünger aus. (also 45) " (… als Hannahs Mutter, die aber 5 älter, also 65 ist.)
“Nur ihre faltigen Hände und trüb braunblauen Augen, verrieten ihr wahres Alter. (Also 60) Miese Tage, wie dieser, **gaben Ruth ein gutes Jahrzehnt mehr. **(also über 70)”. Wie alt sieht sie denn nun aus? Das ist extrem widersprüchlich.
“Ruths Stimme lallte” Hier lallt eher Ruth, als ihre Stimme.