ich arbeite an einer Hochschule und verfasse für die Homepage oder unser Magazin gelegentlich kurze Texte mit Wissenschaftsbezug. Dabei habe ich eine gewisse Freude erfahren und bin bei der Recherche zu Schreibprogrammen bei Papyrus gelandet. Während des Lockdowns habe ich erste Versuche mit der Testversion unternommen und aus purem Vergnügen am Programm (Figurendatenbank, Denkbrett etc.) angefangen eine Abenteuergeschichte zu verfassen.
Da mir bewusst ist, dass Belletristik etwas anderes ist, als das schreiben von Nachrichten für eine Webseite, würde mich eure Einschätzung zum angehängten Text interessieren. Wie ist der Schreibstil? Sind die Figuren interessant und ist die Geschichte nachvollziehbar?
Ich bedanke mich bei allen, die sich die Mühe machen, den Text zu lesen und mich „kritisieren“.
Hallo @DONDE_21 … ganz schön lang. Ich habe deshalb nur mal in das erste und zweite Kapitel hineingelesen und nur kleine Anmerkungen.
Super erster und zweiter Satz! Beide umschreiben gleich den Charakter deiner Handlung und machen neugierig auf die Geschichte.
In der zweiten Hälfte des zweiten Abschnitts im ersten Kapitel, würde ich ein paar “und” entfernen. Die kannst du gegen Punkte tauschen. Das bringt mehr Tempo. Ich schätze an anderen Stellen könnte das ähnlich aussehen.
Ist “Hubbrücke” ein fachlicher Ausdruck? Ansonsten würde ich da bei Zugbrücke bleiben. Da kann sich jeder was drunter vorstellen und der Lesefluss wird nicht durch Grübelei gebremst.
Deine Erzählweise gefällt mir. Sehr bildhaft. Wenn ich mehr Zeit habe, lese ich gerne noch ein bisschen weiter.
Eine so schnelle Antwort hatte ich nicht erwartet … und sorry für die Länge des Textes.
Ich freue mich über Deine Korrekturhinweise, die passend sind. Zugbrücke ist natürlich viel besser, ich bin da als Kind meiner Heimatstadt Magdeburg unserer „berühmten“ Hubbrücke zum Opfer gefallen.
ich habe deine Geschichte gelesen, sie gefällt mir. Du hast Zug drin, es ist actionlastig, sehr fokussiert. Dennoch sind mir ein paar Sachen aufgefallen, durch die deine Geschichte noch gewinnen könnte:
mehr das Setting beschreiben. Ich kann mir beispielsweise die Stadt nicht richtig vorstellen. Wie groß ist die Stadt? Gibt es Stadtmauern? Ist sie flach oder hügelig? Sind es sauber nebeneinander gebaute Steinhäuser oder windschiefe, zusammengeschusterte Holzbuden? Etc. Hier merkt man glaube ich etwas deine Sach- bzw. Wissenschaftstextherkunft, es ist sehr straight to the point, bei Belletristik darf man auch mal etwas abschweifen.
die Art der Beschreibungen variieren. Gefühlte 90% deiner Beschreibungen sind visuell. Deine Welt lädt mehr zum Eintauchen ein, wenn du auch die anderen Sinneskanäle ansprichst: Der Gestank des Hafens nach Salzwasser, Fisch, Abwässern und dem nahegelegenen Gerber, das Brüllen der See im Sturm, der raue Fels der Mauern unter Tarots Finger, als er den Kanzler belauscht, die klatschnassen Klamotten nach dem Sturm, die sich wie kalte Leichenfinger an den Leib klammern.
Nebencharaktere etwas vertiefen und Persönlichkeit geben. Tekye bspw. bleibt farblos, ein reiner Sidekick. Man erfährt wenig über ihre Ziele, Charakter etc. Ist sie ein schüchterner Feingeist oder ein resoluter Wildfang?
Das waren jetzt mal so meine Eindrücke auf die Schnelle. Bedenke, dass die jetzt nur auf den paar Kapiteln der Leseprobe beruhen und vielleicht im Lichte späterer Kapitel gegenstandslos sind. Wie üblich: Nimm dir, was du brauchst, ignoriere was nicht passt. Aber schreib auf jeden Fall weiter, würde mich freuen, mehr zu lesen.
Danke RalfG für Deine Kritik, mit der ich sehr viel anfangen kann. Einiges ist absolut einleuchtend.
In allen drei von Dir angesprochenen Punkten kann ich bestimmt nachbessern – sehr hilfreich.
Danke fürs lesen und vor allem für den Zuspruch, der mich motiviert weiter zuschreiben.
Hallo, @DONDE_21,
Du findest meine Anmerkungen zu Deinem Text im Anhang. Ich habe mich allerdings auf zwei Kapitel beschränkt, weil der Text recht lang ist. Ich nehme an, dass sich die meisten Kritikpunkte wiederholen werden.
Ich würde Dir vorschlagen, mehr an den Figuren und dem Flair zu arbeiten.
Außerdem wäre es gut, die auktoriale Erzählweise zu überdenken und eine personale Erzählweise in Erwägung zu ziehen. Mir fehlen in dem Text die Emotionen. Das heißt, die Emotionen, die der Leser spüren soll. Die nicht per “tell” transportiert werden.
LG
Pamina
P.S.: Es wäre gut, eine pap-Datei einzustellen, weil man dann am Text arbeiten kann.
Hallo Pamina22,
krass wieviel Arbeit Du in die Antwort zu meinem Text investiert hast. Und sehr vieles davon ist einleuchtend, richtig und kann meine Geschichte besser machen. Ich danke Dir dafür und werde gleich noch einmal Deine Anmerkungen durchsehen.
Den Hinweis mit der pap-Datei werde ich mir merken (sorry für den Mehraufwand, es ist mein erster Tag hier im Forum).
Nochmals Danke, dass Du meine Geschichte gelesen hast.
Für den ersten Versuch ist das super. Unbedingt dranbleiben. Da du an der Hochschule eh schon Texte schreibst, kannst du zwischendurch an deinem Roman schreiben. Fällt nicht auf und ich sage nix.
Hallo Milar,
danke für den Tipp und fürs nicht verpetzen. Vor allem aber danke für die motivierenden Worte.
Ich wünsche Dir einen guten Start in die neue Woche.
Das wäre eine ausgezeichnete Idee, so du sie umsetzt. Dann könnte man Korrekturvorschläge, wie unterhalb, direkt im Text platzieren.
Zitat: Die Schlange der Fuhrwerke mit den Toten und Verwundeten reichte von den Schif-
fen im Hafen und die verwinkelten Straßen der alten Stadt bis hinauf zur Festung.
… über die verwinkelten Straßen … bis hinauf zur Festung.
Gefällt mir sehr! Ich war sofort an Ort und Stelle und würde gerne weiterlesen. Man kann, wie @RalfG schon schrieb, mehr beschreiben, viel gefehlt hat mir aber nichts.
Was mir auffiel: wörtliche Rede. Die wird immer mit Komma abgeschlossen, wenn ein Inquit folgt. „Meine Königin", sagte er.
Vielen Dank an alle, die meinen Text gelesen haben und vor allem für die vielen und durch die Bank stimmigen und hilfreichen Kritiken. Ich weiss das sehr zu schätzen!
Sehr angetan bin ich von der angenehmen Kommunikation hier im Forum, die sich wohltuend von dem unterscheidet, was einem oft in den sozialen Netzwerken angeboten wird.
auch mir gefällt Deine Geschichte sehr gut und ich würde sie gerne weiterlesen. Den o.g. Verbesserungsvorschlägen schließe ich mich an.
Einen Punkt möchte ich aber hervorheben: Der Konflikt von Tarot ist, dass er jetzt plötzlich in der Thronfolge an erster Stelle steht und genau das hat er nie gewollt. Habe ich das richtig verstanden?
Wenn ja, gehst du da für meinen Geschmack ein bisschen zu schnell drüber hinweg; Tarot wirkt geradezu unbeteiligt auf mich, trotz dieser alles verändernden Entwicklung. Ich würde mir wünschen, noch viel tiefer in die Gefühle und Gedanken von Tarot einzutauchen. Was löst diese Veränderung bei ihm aus? Ist er verzweifelt? Verflucht er alle Mächte, die sich gegen ihn verschworen haben? Wird er dagegen ankämpfen, einem anderen die Führung überlassen? Oder nimmt er sein Schicksal an?
Diese Konflikte sind es ja, die Geschichten ins Rollen bringen, ihnen Energie liefern, sie interessant machen. Und bei dem Konflikt Deiner Geschichte ist sehr viel Potenzial, das kann eine lange, wilde Reise werden. Mich würde es freuen.
Du hast den Konflikt der Hauptfigur und auch das Problem meines Textes sehr gut erkannt. An der Beschreibung von Gefühlen muss ich arbeiten, wenn ich irgendwann gut schreiben will.
Ich lerne hier im Forum eine Menge dazu und kann das hoffentlich gut umsetzen.
Hallo @DONDE_21 und herzlich Willkommen im Forum. Vielen Dank für Deine Leseprobe. Im Großen und Ganzen hast du ja (zurecht) schon viel positives Feedback bekommen.
Ich wollte allerdings noch einmal den Punkt von @Pamina22 zur Erzählperspektive aufgreifen. Auch ich könnte mir vorstellen, dass eine personale Erzählweise mehr Nähe schaffen könnte. Du beschreibst ausführlich den Schrecken und die kommende Bedrohung, aber es wirkt beinahe unbeteiligt. Indem du Tarot auf die Zinnen der Festung stellst und die Szene aus auktorialer Sicht beschreibst, zoomst du maximal weit heraus. Dadurch bekommt man einen guten Überblick, was passiert, aber es ist dadurch etwas schwieriger Nähe und Emotionen zu erzeugen. Es gäbe m.E. die Möglichkeit sehr viel tiefer in die Szene einzudringen. Die Verletzten, die Angst vor den Feinden, die Nachricht über den Tod des Königs. Das sind ja alles für sich einschneidende, hoch emotionale Ereignisse, die du viel stärker auskosten könntest. Vielleicht weiß Tarot nicht, wo Teyke ist und fürchtet, dass ihr im Chaos etwas passiert sein könnte. Vielleicht war er selbst am Hafen und muss sich erst einen Weg durch die Schlange von Fuhrwerken bahnen. Vielleicht fällt dir eine Aufgabe oder ein Ziel für Tarot ein, damit er nicht nur passiv die Szene in beobachtet (mir fällt das lediglich deshalb so stark auf, weil mir das beim Schreiben ständig selber passiert, dass mein Protagonist zu passiv ist).
Und ein zweiter kleiner Punkt: mir fiel es schwer die vielen Eigennamen in den ersten drei Kapiteln zuzuordnen (Colok, Doron, Teyke, Tarot, Buba, Fisir, Moldai, Wani). Wenn du dir ein bisschen mehr Zeit nimmst, fällt es vielleicht auch leichter die vielen neuen Charaktere und Völker einzuordnen.
Das sind nur ein paar kleine Punkte und auch nur aus meiner Sicht. Vielleicht hilft es dir ja ein wenig.
Hallo CaptGregSparrow vielen Dank. Nachdem auch Du mir den Rat gegeben hast mehr Emotionen einzubauen und der Geschichte mehr Zeit zu lassen, werde ich bei der Überarbeitung daran arbeiten. Vielen Dank. Ich weiss zu schätzen, dass Du es gelesen und eingeschätzt hast.