Schon wieder ich
Wie ernst muss / sollte man den Lesbarkeitsindex von Papyrus nehmen?
Ich weiß, dass es diverse Formeln(FRE, GFI usw. gibt, die diesen Index aus einem Text ermitteln, aber wie wichtig ist er wirklich?
Meine Texte kommen bisher auf einen Wert zwischen 50 und 60, vereinzelt erreiche ich auch über 80.
Kann ich in Papyrus ASL und ASW herausfinden?
Wo liegt das Geheimnis eines hohen Index?
Kürzere Sätze und/oder kürzere Worte?
Ich verwende ihn (Einstellung: Belletristik) als Indikator für Stellen, die ich mir - hinsichtlich der Lesbarkeit - noch mal anschauen sollte. Insbesondere, wenn ein größerer Abschnitt einen niedrigen Index hat. Manchmal vereinfache ich dann, manchmal nicht.
Funktionen zur Berechnung der durchschnittlichen Silbenzahl und der mittleren Satzlänge habe ich in Papyrus bisher nicht gefunden. Generell wäre mir das zu verkopft, ich würde (gäbe es die Funktion) höchstens auffällige Peaks unter die Lupe nehmen.
Kapitel 6.3 ‚Lesbarkeits-Check – wider den Bandwurm‘ im Handbuch sagt eigentlich in Kürze alles, was es für mich dazu zu wissen gibt.
Mein Text in Geschichten für enspanntes Lesen prüfe ich damit, dass es keine Absätze gibt, die einen Index unter ~35 aufweisen und in dieser Tiefe auch nur selten sind.
@misc
Dass man den Index einstellen kann, wusste ich bisher nicht.
@Waba
Na dann liege ich mit ca. 50 ja gar nicht so schlecht.
Ich habe mir in den letzten Wochen tatsächlich abgewöhnt, unendliche Schachtelsätze im Stil von z. B. Thomas Mann zu konstruieren - das konnte der sicher besser. Wobei der längste Satz, den ich in einem älteren Manu gefunden habe, gerade mal 47 Wörter hat.
Apropos - der zitierte Abschnitt 6.3 ist sehr aufschlussreich. Danke für diesen Hinweis.
Der Lesbarkeitscheck macht genau das: Du siehst, ob bestimmte Sätze leichter lesbar geschrieben werden sollten.
Das hängt natürlich von der Art der Szene ab.
Eine Liebesszene, in der die beiden noch umeinander herumtanzen, darf.
Eine Verfolgungsjagd nicht - hier muss es schnell, kurz und trocken dahergehen.
Wenn Du ein Beispiel für so nicht haben möchtest, kopiere Dir doch mal den folgenden Satz in Papyrus - schönes Knallrot:
„Es kommt natürlich bei einer Nutzbarkeitsanalyse ganz genau darauf an, ob die hochwissenschaftliche Lesbarkeitsindexierung auch bei Nichtrechtschreibexperten ein deutlich erleichtertes Lesevergnügen bereitstellen kann, das muss intensivst bekräftigt werden.“
Och … nach 5-10 Minuten Analyse sollte man ihn verstanden haben
Also „bester“ guter deutscher Lehrbuch-Stil …
Ich erinnere noch, wie in meinem Bio-Studium „Die Zelle“ herauskam. Ein hochkomplexes Buch über Zell- und Molekularbiologie fürs Hauptstudium, „harter Tobak“.
Mit einer Einleitung über den (damals) bahnbrechenden Ansatz, dass man mit diesem Werk aus dem Elfenbeinturm der absichtlichen Hochsprache, Fachsprache, heraus wollte.
Der Inhalt ist komplex genug, war der Tenor, da muss man nicht noch die Sprache absichtlich verkomplizieren.
Und heute, VIERZIG Jahre später, ist es immer noch ein Standardwerk … (in der aktuellen Auflage). Und hat die Art, wie Lehrbücher geschrieben werden sollten, ziemlich revolutioniert.
Nicht unbekannt aus dem Informatikstudium, das damals noch gar nicht so hieß, sondern eine Mischung aus Algebra, Physik, Wahrscheinlichsrechnung, Vermutungen und anderen, mehr oder weniger verständlichen Dingen war, die einen frisch von der Schule gekommenen 19-jährigen mit ihrer Wucht förmlich an die Wand, die sich vor ihm aufgetürmt hat, gedrückt haben.
Wäre vielleicht mal eine Idee, Lehrbücher auf ihre Lesbarkeit hin zu bewerten. Aber ich fürchte, die Ansprüche eines Lehrbuches für Studenten sind andere, als für die Leser eines Romans. ^^ Insbesondere wissenschaftliche Bücher.
Seitdem die Neurobiologie die Neubildung von Synapsen untersucht hat, kann es doch gar nicht mehr komplex genug sein. :>
Am schlimmsten fand ich im Job immer die im Original englischen Handbücher von Big Blue, die jemand ins Deutsche übersetzt hat. Grauenvoll ist noch untertrieben. Punkte
Gut, ich würde ihn keiner Zehnjährigen geben, aber ab vierzehn aufwärts sollte der Satz (eigentlich zwei) keine Probleme mehr bereiten. Zu schwierig für wen?
„Rot“ heißt nicht „zu schwierig“ - „Rot“ bedeutet nur, dass viele lange und komplexe Worte enthalten sind, insbesondere auch im Vergleich zur Satzlänge.
Je kürzer der Satz, desto gravierender schlagen vielsilbige Worte zu.
„Hexamethylentetramin ist ein adamantanabgeleiteter Kohlenwasserstoff“ hat nur fünf Worte, gehört aber nicht zu den leichtest verständlichen Fünfwortsätzen