Lesbarkeitseinschätzung wie umsetzen? Welche Farbe anstreben??

“Ist hier jemand, der das Pendel mit Genuss und am Stück hat durchlesen können?”

wink hier. Ich. Ich hab es sogar zweimal gelesen. Einmal während einer 8-stündigen Zugfahrt, die dadurch wie im Fluge vergangen ist und dann etwas später sogar ein zweites Mal, dann noch intensiver und aufmerksamer.
Ist zwar schon eine Weile her, aber ich fand das Foucaultsche Pendel richtig klasse und es hat mir von der Thematik her sogar besser gefallen als der Name der Rose. In letzterem fand ich z.B. die Lateinischen Passagen viel viel schlimmer (auch wenn sie gut zum Roman passten).
Ob es mir einen “hochgestochenen” Genuss verschafft hat? Weiß ich nicht, glaub ich aber nicht. Mir hat es einfach nur Spaß gemacht zu lesen.

Edit: Noch mein bescheidener Gedanke zum Thema: Ich denke,man kann halt einfach nicht so pauschal sagen, der Text muss in dem oder dem Farbbereich geschrieben sein. Dafür sind die Geschmäcker, Vorlieben und die Stile, in denen verschiedene Autoren schreiben, einfach viel zu verschieden - halt genauso wie unterschiedliche Leser den selben Text unterschiedlich bewerten.

Schöne Grüße
Bianca

Ich habe das Pendel ebenfalls gelesen und mochte es. Auch wenn ich es eben anspruchsvoll - schwierig - zu lesen fand. Für mich als Schnell-Leser, der gerne auch mal Passagen überspringt, war das nicht einfach und es entspricht auch nicht dem Schreibstil, den ich eigentlich bevorzuge. Aber ich mag den Plot der Geschichte. Die ganzen Verschwörungen und Geheimgesellschaften. Das hat mich bei der Stange gehalten.

Und ich verweise gerne - weil ich diejenige war, die “anspruchsvoll” gesagt hat - darauf, dass es mir bei der Erwähnung dieses Wortes nur darum ging aufzuzeigen, was die verschiedenen Farben der durchschnittlichen Lesbarkeitseinschätzung aussagen würden. Das Pendel habe ich erwähnt, um einen eher zeitgenössischen Autor mit schwieriger Lesbarkeit ins Spiel zu bringen und natürlich ist mir auch klar, dass sich das Buch schlechter verkauft hat als “Der Name der Rose”. Unabhängig davon, dass Verfilmungen Buchverkäufe antreiben.

Das Pendel ist sicher in einem eher fiesen Bereich der Lesbarkeit, aber wenn das jemand so haben möchte, soll er es halt tun. Dass er es wahrscheinlich nicht oft verkaufen wird? Ja, wahrscheinlich. Und? Die Lesbarkeitseinschätzung geht nicht von “wird sich gut verkaufen” bis “wird sich schlecht verkaufen”.

OK, spannend, dass es Euch anders ging. Frage dazu - habt Ihr Übersetzungen für die langen Textpassagen in all den Sprachen gehabt? Ich hatte wie gesagt gleich bei der allerersten gebundenen Auflage zugeschlagen, und da war nix mit Übersetzungen. Ich hab’ mich hinsetzen müssen und hatte bei meinem lausigen Französisch schon Probleme, und beim Griechischen war’s mir dann irgendwann zuviel.
Passt hier natürlich nur bedingt, da derlei von der Stilanalyse oder Lesbarkeit überhaupt nicht erkannt werden würde, dient mir aber als Beispiel, dass man es mit einem - für mich hier übertriebenen - Anspruch auch etwas übertreiben kann.
Ich will mir nicht anmaßen, warum hier - meiner Einschätzung nach - mit Eco die Pferde durchgegangen sind, ob aus “ich will den ‘hohen’ Roman schreiben” oder einfach aus Wollust an komplexer Sprache. Oder aber ob der Verlag hier Mist gebaut hat und einfach nicht schnell genug für Auflage 1 Übersetzer am Start hatte und daher den Leser wie mich, mit nur gesunder halbsprachlicher Bildung, aber ich fühlte mich mit “nur” Latein und Englisch abgehängt und genervt.
Was, um den Bogen zu schließen, auch in Ansätzen bei zu komplexer deutscher Sprache so passieren mag.

Meine Hardcover-Ausgabe von 1989 hat im Anhang eine Liste mit den Übersetzungen.
Ich gebe aber auch offen zu, dass ich diese Passagen - soweit ich mich erinnere - oft übersprungen habe.

Hab’ schnell mal nachgeschaut: Habe auch die Hardcover-Ausgabe von 1989, mit dem Hinweis “Übersetzungen der fremdsprachigen Zitate finden sich im Anhang” (Seite 8).
Ich bin ja auch eher der “Springer” bzw. denke mir “Mut zur Lücke”, solange ich noch weiß, worum es geht (Vorteil: Ich kann Bücher mit Genuss 2 x lesen). Soweit ich mich aber erinnern kann, haben mich die fremdsprachigen Passagen nicht so arg gestört, kann aber sein, dass ich da wirklich dann beim Lesen darübergehuscht bin.
Den spannenden Teil um Verschwörungen oder Bezahlverlage (!) habe ich, denke ich zumindest, trotzdem verstanden.

Ich habe ‘Der Name der Rose’ damals im Deutschgrundkurs am Gymnasium gelesen. Das muss so um 1986 gewesen sein. Das Buch gab es damals schon als Paperback, dazu gab es eine Pappkarte mit einer kurzen Zusammenfassung der Personen und der Handlung.
Begleitend gab es damals sogar ein weiteres dünnes Buch mit Hilfsmaterialien zur Besprechung im Schulunterricht. Die Übersetzungen waren alle im Anhang aufgeführt.
Es war auf jeden Fall eines der schwierigsten Bücher, die ich je gelesen habe. Durch die langen Sätze wurde man meiner Meinung nach immer im Lesefluß unterbrochen. Aber ich habe es danach noch mehrmals gelesen, genau wie ‘Das foucaultische Pendel’. Man wusste, worauf man sich bei Eco einlässt :wink:

Komisch, ich finde, dass zwischen der “Rose” und dem “Pendel” in der Lesbarkeit Welten liegen. Vielleicht genau meine persönliche Schwelle, wo’s mir zu viel wird.
Ich bin aber auch ein in sowas fast schon manischer Perfektionist, die Fremdsprachen-Teile NICHT zu lesen, sowas geht für mich gar nicht …

In Star-Trek-Filmen bekomme ich immer den Druck, mein Klingonisch aufzufrischen, wenn Worf mit seiner Spezies redet … X-)

TaH pagh taHbe

:wink:

Dann gibt’s bestimmt bald auch ein Klingonisch-Lexikon für Papyrus, hmm? :kissing:

Und die entsprechende Stilanalyse. :scream:

Dann wäre ich dafür, auch Sindarin und Quenya mit aufzunehmen (Elben-Dialekte, für alle, die in der Tolkien-Welt nicht so heimisch sind).

Dann aber auch Rohirrisch. Das hatte Tolkien an Altenglisch angelehnt. Liest sich in etwa so spannend wie Mittelhochdeutsch. Für mich als Hobbyentymologe allerdings sehr hilfreich. :smiley:

Dann will ich aber auch Schwäbisch, Sächsisch und Hessisch. :cool:

Genau das, finde ich, macht die Lesbarkeitseinfärbung aus: Wenn man sich die Stellen ansieht, die aus dem vorherrschenden Farbschema der Einschätzung herausstechen, denn sie zeigen an, dass hier deutlich die Sprache wechselt. Wenn es eine Szene ist, in der sich z.B. zwei Fachanwälte über einen Fall auslassen, kann die Roteinfärbung sehr passend sein - ebenso wenn eine Figur in ihrer eigenen “Sprachwelt” lebt, die sich von dem Sprachumfeld der anderen unterscheidet. Passt es eigentlich nicht, sind es die farblich alarmierend aufleuchtenden Stellen, denen man sich in der Überarbeitung besonders widmen sollte.

Noch zum Pendel: Ich habe es im dritten Anlauf geschafft, es zu lesen, dann wirklich genossen und fand es im Gegensatz zum “Baudolino” fast noch einfach zu lesen.

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Ging’s da jetzt um Fische, oder waren das Schmetterlinge?

Alex, das fand ich so treffend formuliert, dass ich es einfach nochmal als Zitat hervorhebe!

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Danke Ulli :slight_smile:

Im Klingonischen ist das noch nicht einmal eine Dublette! :slight_smile:

Bei Papillons kenne ich mich nicht aus, aber bei Fischstäbchen wär’s der Ichthyologe.

Was heißt das denn?
„Sein oder nicht sein?“