Lesbarkeitsbeurteilung

Hallo!

Ich bin als Geschichtenschreiberin leider erst vor ein paar Monaten auf Papyrus gekommen und arbeitet seitdem begeistert damit. Jetzt habe ich die neue Lesbarkeitsbeurteilung als Demo ausprobiert, aber so recht erschließt sich mir der Nutzen nicht. Ich habe auch keine wirkliche Erklärung der einzelnen Stufen gefunden.

Wie berechnet sich das? Und ist die rosafarbene Markierung zwangsläufig besser als die grüne? Welche “Färbung” wäre denn erstrebenswert (für welche Textgattung)? Das liegt mir zu sehr im Dunkeln (oder vielleicht habe ich einfach die erklärende Stelle in der Hilfe noch nicht gefunden …)

Ich finde es schwierig, meine Textabschnitte nach Lesbarkeit zu beurteilen, weil letzlich jeder Abschnitt/jedes Kapitel unterschiedliche “Schreibweisen” haben kann. Wenn ich eine spannende oder hektische Szene schreibe, sind die Sätze nunmal kürzer und die Wörter andere als bei einer blumigen Landschaftsbeschreibung, und wörtliche Rede ist noch spezieller. Ich bin mir auch nicht sicher, ob es letzlich erstrebenswert ist, innerhalb eines Abschnittes die selbe Lesbarkeitsstufe zu erzielen.

Ich würde mich ja gerne davon überzeugen lassen, wäre durchaus gewillt, das Update zu kaufen (ein paar Tage Bedenkzeit bleiben mir ja noch …), aber ich warte noch auf schlagende Argumente.

LG danturell

Die Farben folgen dem Regenbogen (d.h. dem physikalischen Farbspektrum), also von rot über orange, gelb, grün, blau nach violett. Je weiter der Text vom Gesamteindruck am blau-violetten Ende liegt, desto leichter ist er lesbar.

(“Lesbar” heißt wohlgemerkt nicht zwangläufig “gut”. Ein Text, der nur aus 200 Seiten “Ha! Ha! Ha! Ha! Ha!” besteht, ist sehr leicht lesbar, aber nicht wirklich “gut”… :wink: )

In der Regel wird man beim Überarbeiten nach einem Kompromiss zwischen Lesbarkeit und anderen Notwendigkeiten streben: Manche Dinge lassen sich eben nicht auf Kinderbuch-Niveau erklären. Aber es schadet nie, sie so lesbar wie möglich zu machen.

(Wie sagte Albert Einstein? “Man soll die Dinge so einfach wie möglich erklären, aber nicht einfacher.” )

Tipp: Einfach ausprobieren! Verschiedene Versionen des Textes, die eine so, die andere anders, ausdrucken (!) – da ist die Lesbarkeitsanzeige sowieso weg – und dann im Vergleich lesen, was besser ist.

Echt? Da werde ich wohl versuchen müssen, das im Gedächtnis zu behalten - ich denke mal, gefühlsmäßig würde ich eher eine Skala von rot bis grün erwarten, und violett ziemlich nahe ans rote Ende rechnen.

Ich fürchte, diese Farbwahl wird mich noch in Verwirrung stürzen, wenn ich irgendwann mal einen Text damit betrachte … :frowning:

Schau mal unter Optionen nach - da kannst du die Farben selber einstellen :wink:

Nuuna

Das ist es auch. Violett ist an einem Ende, Rot am anderen Ende. Wenn man dies nun zu einem Farbkreis zusammenfügt, dann geht es nach Violett wieder mit Rot weiter.

Die häufig gemachte lineare aneinanderfügung der Farben kann so tatsächlich verwirren. Wenn man die Farben aber in einem Kreis auflistet, dann gibt es kein eigentlichen Anfang und Ende.

Der Grund, warum gerade Rot und Violett als Anfang und Ende definiert werden liegt darin, dass der für unser Auge sichtbare Frequenzbereich mit genau diesen Farben anfängt bzw. aufhört.

Hallo!

Danke für Eure Antworten. Unabhängig von der Farbgebung würde mich aber interessieren, auf welche Weise die einzelnen Lesbarkeitsstufen berechnet werden. Ist es die Anzahl der Wörter pro Satz, die Anzahl der Silben, Nebensätze, Fremdwörter, … Wenn es tatsächlich nur um die Anzahl der Wörter je Satz ginge, wäre ja die Frage, ob ein Text, der nur aus kurzen Sätzen besteht, wirklich lesbar ist. Eine Geschichte à la “Ich treffe Susi. Sie lebt in Scheidung. Tut mir Leid für sie. Aber der Kerl war eben blöd.” ist zwar simpel aufgebaut, aber ist das wirklich LESBAR??? Und auch kurze Sätze können schließlich gespickt sein mit Fremdwörtern.

Ich möchte einfach die Beurteilungskriterien wissen, denn vielleicht habe ich ganz andere Vorstellungen von Lesbarkeit als der Computer bzw. der Programmierer. Oder ist Lesbarkeit eine fest definierte DIN-Größe?

LG danturell

Zum Thema Violett: Das haben wir recht gut ausgespart, weil uns das auch zu sehr am „Rot“ war.

Es geht also eigentlich von Rot → Orange → Gelb → Grün (bis hier ja fast Ampel) → Hellblau → Dunkelblau.

Zum Thema „Lesbarkeit“: Wir haben uns da durch unendlich viel Fachliteratur gekämpft.

Der Schluss ist: Es gibt tatsächlich >100 Formeln. Alle davon haben hier oder da leichte Vorteile, brauchbar sind sie fast alle in ähnlichem Grad.

Wer da einsteigen - und vor allem die Feinheiten auch beurteilen können - will, kommt um eben die Arbeit, die wir uns über Monate gemacht haben, nicht darum herum.

Aus eben diesem Grunde sagen wir - erst einmal, bis wir das Gefühl bekommen, dass weitere Schritte sinnvoll wären - nicht mehr, als dass unsere Formel auf der von Herrn Flesch aufbaut und eine Weiterentwicklung davon darstellt.

Was wir vermeiden wollen, ist, dass „wir“ (unsere Papyrus-Familie von Anwendern und wir Entwickler) uns in unendlichen Diskussionen darüber verzetteln, ob jetzt bei Parameter „x“ die dritte Kommastelle vielleicht um ein, zwei Dezimalstellen hoch oder runter gesetzt werden sollte.

Lesbarkeitsanalysen an und für sich sind alle ähnlich.

Es ist vorstellbar (ohne dass dies ein Versprechen ist), dass wir später verschiedene Formeln offengelegt anbieten werden und das dann auch diskutieren. Aber dafür muss glaube ich die Funktionalität als solche erst einmal „selbstverständlicher“ werden, bis diese Feinheiten sinnvoll werden.

Zum Thema „was ist lesbar“?

„Lesbar“ heißt hier NICHT „gefällig“. Sprich, das ist nicht zwingend perfekt verkaufsfördernd und Literaturnobelpreis-würdig, wie die Beispielsätze aus einem Absatz hier klarmachen.

„Lesbar“ heißt einfach, dass die Sätze möglichst verständlich und einfach aufnehmbar sind. Das stellt eine gewisse Qualität an und für sich dar.

„Schönheit der Sprache“ ist eine andere Qualität, davon different. An Analyse-Formeln dafür arbeiten wir gerade :smirk:

Nein, das ist natürlich Quatsch, den Göttern sei Dank wird das wohl nie möglich sein.

Warum also lesbar schreiben, anhand der Kriterien der Papyrus Lesbarkeits-Einschätzung?

Ein Shakespeare oder ein Goethe haben das eher nicht nötig. Natürlich.

Aber für uns „Fußvolk“ kann es eine gewaltige Hilfe sein, eine Unterstützung zu erkennen. Sätze, die uns einfach erscheinen, da wir sie ja ERDACHT haben, mögen für andere die Hölle sein, wenn sie sie verstehen wollen.

Und selbst ein Andreas Eschbach, der es schon in die höchsten Bestseller-Listen geschafft hat, nutzt das intensiv, um besser zu werden.

Wie schon Hemingway gesagt hat: „Schreiben ist ganz einfach. Man setzt sich an eine Schreibmaschine und blutet.“

Auf dass die Lesbarkeits-Einschätzung hier und da ein schnelles Pflaster darstellen möge.

Noch eine Anmerkung zur Praxis: Die Lesbarkeitseinschätzung während des Schreibens einschalten sollte nur, wer auch imstande ist, sie zu ignorieren.

Will heißen: Die ganzen Hilfen für die Überarbeitung können enorm stören, wenn man noch am Schreiben der ersten Fassung ist. Und jeder, der schreibt, weiß, dass man Gestörtwerden soweit wie möglich vermeiden sollte, vor allem, wenn’s grade läuft. Also: Nicht zwei Schritte auf einmal machen, sondern im Zweifelsfall bei der Niederschrift Stilanalyse und Lesbarkeitseinschätzung ausgeschaltet lassen! Deren Stunde kommt bei der Überarbeitung des Geschriebenen.

Danke für den Hinweis - das werde ich mir dann anschauen und vermutlich auch anpassen :slight_smile:

Allerdings hab ich mir das Update erst vorgestern bestellt und habe darum selbst noch nichts davon gesehen.

Ich für meinen Teil bin auch erst mal neugierig auf die Funktion und mir zugleich nicht sicher, wie nützlich sie in der Praxis ist. Ich werde das also, sobald mein Update angekommen ist, recht pragmatisch überprüfen:

Ich werde einfach Passagen und Textausschnitte aus bekannten Texten ins Papyrus laden, die ich gut einschätzen kann und bei denen ich auch weiß, wie mein Schreiben verglichen mit diesen Autoren steht (oder stehen sollte ;)). Und dann mache ich die Lesbarkeitsanalyse und schaue mir an, wie Papyrus diese Texte einschätzt.

Danach kann ich vermutlich besser einschätzen als durch nähere Betrachtung der Formeln, was für Aussagen die Farbcodes mir geben - und was sie mir nicht verraten. Ich würde dir also auch erst mal raten, dass du anhand erprobter „Profitexte“ mal abschätzt, wie die Lesbarkeitsprüfung in der Praxis kalibriert ist und welche Art von Text wie darauf eingeordnet wird.

Ich nutze die Lesbarkeitsprüfung hauptsächlich an den Enden der Skala - zu leicht - bzw. hochwissenschaftlich heißt bei mir einfach - genauestens überprüfen.

Es sei denn, es ist ein Text für Kinder.

Nochmal betont:

Knallrot heißt NICHT, dass ein Text “schlecht” wäre. Der Satz ist dann formal betrachtet komplex, enthält Wörter mit vielen Silben und langen Sätzen. Er springt also beim Lesen nicht so leicht “direkt ins Gehirn”, als wenn er einfacher wäre.

Das ist alles. Sätze, bei denen man nachdenken muss, um sie zu verstehen, sind schwerer lesbar.

Sie können aber durchaus auch “schöner” sein, oder “treffender”, als ihre zusammengekürzten → besser lesbaren Varianten.

Das bedeutet allerdings auch: Der SCHRIFTSTELLER muss sich auch wirklich Gedanken gemacht haben, dass und warum dieser Satz so komplex sein soll, wie er ist!

Oftmals, das kennen wohl die meisten von uns, ist man erst einmal froh, dass man einen Gedanken überhaupt aus dem Kopf auf den Bildschirm gebracht hat.

Und DAS sind die Sätze, die gern einmal - jedenfalls bei mir - arg verschachtelt und mit komplizierten Formulierungen versehen sind.

Weiß ich genau, was ich getan habe: Lesbarkeitseinschätzung ist weniger wertvoll.

Habe ich aber so Einiges erst einmal eher ins “Unreine” geschrieben: Die Lesbarkeits-Einschätzung vermag, hier schwer verständliche Passagen aufzufinden und diese zu “entkrampfen”.

So ist’s gedacht.