Hallo,
ich bin ein mittelalterlicher Schreiber. Allerdings beschränken sich meine Bonmots eher auf Schriftstücke im beruflichen Umfeld. Mit einem Hang zur Verbesserung meiner grammatikalischen, syntaktischen und stilistischen Fähigkeiten. Ich versuche immer wieder meinen Schreibstil zu prüfen und gegebenenfalls auch daraus zu lernen. Also stelle ich nicht so den klassischen Autor, der sich hier herumtummelt, dar.
Nicht nur die Rechtschreibung hat sich in den vergangenen Jahren geändert. Auch der Schreibstil ändert sich kontinuierlich. Waren früher längere Schachtelsätze auch in der Belletristik angesagt, geht heute der Trend zu kurzen, prägnanten und eher einfachen Worten. Ein Pars pro Totum ist gerade noch im gehobenen belletristischen Umfeld gerne gesehen. Fremdwörter vergangener Zeiten werden fast ausschließlich durch Anglizismen ersetzt.
Gelegentlich blitzt in meinen Texten ein leichter Sarkasmus durch. Manchmal freue ich mich sogar wie Rumpelstilzchen, wenn der eine oder andere Leser diesen Sarkasmus auch erkennt.
Ansonsten freue ich mich von euch den einen oder anderen Tipp mitzunehmen.
Na komm, vielleicht solltest du deine Leseliste überarbeiten? Ich teile deine Einschätzung nicht, das was du da schilderst, sind vermutlich viele aus der Groschenromanfraktion bei Amazon und viele Selfpublisher. Liest man normale Bücher deutschsprachiger Autoren, ich lese gerade »Was man von hier aus sehen kann« von Marina Lecky und kann nichts finden, schon gar keine Anglizismen.
Aber ich habe nach langjähriger Abstinenz mal wieder Privatfernsehen ansehen müssen und was da läuft, quillt über vor Anglizismen. Da gebe ich dir recht. Aber es ist leicht, diese Programme zu boykottieren, ganz leicht.
Immerhin hast du mich heute amüsiert, denn dein Nickname erscheint in einem ganz neuen Licht, wenn du Anglizismen anprangerst. Willkommen im Forum!
Herzlichen Dank für deine netten Willkommensgrüsse!
Wie du zitiert hast, schrieb ich, es werden Fremdwörter durch Anglizismen ersetzt. Das ist nicht weiter schlimm und bezog sich auch nicht ausschließlich auf meine Leseliste. Vielmehr auf den allgemeinen Sprachgebrauch. Je nach Genre, das man sich ansieht ist das natürlich dann auch noch verschieden. Die Groschenromane a la Perry Rhodan oder Selfpublisher haben da auch einen anderen Sprachgebrauch als etwas ältere Bücher. Ein Originaltext von Thomas Mann, Bert Brecht hat eine andere Sprache als der neueste Roman. Jussi Adler Olson wird eine andere Sprache verwenden als Hans Dominik.
Über das Fernsehprogramm habe ich mir auch schon so meine Gedanken gemacht. Das Christkind verschwindet und wird durch den Weihnachtsmann ersetzt. Die Heiligen drei Könige durch Rudi das Rentier. Der Nikolaus und der Krampus sind auf einmal deprecated. Eherne Rüstungen sind nichts für geharnischte Standpauken mehr. Weltuntergangsromane heißen heute Dystopien. Lokale Spracheigenheiten (Dialekte) werden durch das deutschsprachige Fernsehen glattgebügelt. Quark verdrängt Topfen. Aprikosenkonfitüre ersetzt die altmodische Marillenmarmelade. Heute ist jeder alt und mit mir verwandt (Alter und Bruder). Sprache ändert sich und Gross- und Kleinschreibung wird zunehmend abgeschafft. Die Zeichensetzung reduziert sich immer mehr auf den Punkt. Beistriche werde, wenn überhaupt, nach dem Zufallsprinzip gesetzt - ja auch ich kenne längst nicht alle Regeln. Ein Ausrufezeichen gilt als altmodisch und ein Fragezeichen beinahe schon ein optionales Accsessoire.
Ist was für das Feuilleton, ganz klar. Sehr sophisticated aber nicht ohne Reiz geschrieben. Also alles künstlich und überhöht, aber schön zu lesen. Keine Leute, wie man sie kennt, keine wie du und ich, aber man kann nicht alles haben. Mir gefällt es trotzdem ich weiß, dass es solche Gegebenheiten eigentlich nicht gibt. Musste mehrfach heulen, schon sehr schön.