Grüße euch.
Wenn erlaubt würde ich hier mal gerne etwas einstellen und eure Meinung dazu hören.
Es handelt sich um so etwas wie ein 1. Kapitel. Ich hatte da einmal eine Idee, aber dann verworfen.
Mich würde eher interessieren wie die etwas geübteren das sehen. Ist mit Sicherheit auch nicht perfekt.
Aber mit jedem mal lesen verschlimmbessere ich das glaube ich nur noch.
Also ganz kurz gesagt, wäre lieb wenn jemand was dazu sagt. Auch wenn das Ergebnis lautet lass es lieber.
Dann mal danke sehr vorab für eure Zeit.
Der Vollmond erhellte die Straße, ehe die Wolken das Antlitz des Mondes bedeckten. Kurz schien ein Lichtblitz über das nachtblaue Firmament zu huschen, oder ein Komet fiel vom Himmel auf die Erde zu. Nein, zu winzig für eine Sternschnuppe, und zu rasch vergangen, um die Existenz zu bestätigen. Eher würde das Gesehene, sofern man es bemerkt hätte, als Trugbild abgetan.
Lange nach Mitternacht fuhr ein einzelnes Auto zielstrebig Richtung Stadt. Am Lenkrad saß ein breit grinsender Mann, der den lieblichen Geschmack des Sieges voll auskostete.
Seine Gedanken kreisten um die soeben beendete letzte Wahlkampfparty. Der Wahltag nächste Woche würde dann zeigen ob, sich sein Einsatz auszahlen würde.
Ein gutes Konzept kombiniert mit seinem Wissen und Können seiner Einsicht und Tadaa, dem Wahlsieg stand nichts mehr im Weg. Seine Umfragewerte sprachen auf jeden Fall dafür. Ein anderer Ausgang wäre für ihn absolut unvorstellbar.
Das Fahrzeug erreichte einen kleinen Vorort und hielt Kurs auf ein idyllisches Wohnviertel. Er bog ab, am Straßenrand sah er einer großen Plakatwand ein adrettes gleichmäßiges Antlitz eines weißen Mannes in seinem besten Alter. Das Gesicht hatte hohe Wangenknochen, ein Auge war zu einem Zwinkern geschlossen, das andere schaute auf die Straße. Der Mann lächelte freundlich und mit einer Hand führte er die Daumen nach oben Geste aus. Darunter stand ein flotter Slogan, der zur Wahl des netten blonden Kandidaten mit den blauen Augen riet.
Mit Koios in eine florierende sichere Zukunft wo es Wohlstand für alle gibt!
Er sah sich gerne auf diesen Plakaten, so ganz war er wohl auch nicht vor Eitelkeit gefeit. Erinnerungen an seine Wahlkampfparty schossen durch seinen Kopf. Sein Interview, von dem er annahm, es untermauere seinen Sieg, zumindest hoffte er es, spielte er wiederholt in seinem Geist ab. Er lächelte verträumt.
Aber es wäre eine sinnvolle Sache niemals das übergeordnete Ziel, aus dem Fokus zu verlieren, ermahnte er sich selbst streng. Dennoch gratulierte er sich selbstverliebt für seinen Plan. Eine klassische Flucht nach vorne. Erneut schlug seine Eitelkeit zu. Trotzdem, die Probleme und die Machtkämpfe hatten seither merkbar abgenommen. Seine Idee sich mitten in der Öffentlichkeit zu verstecken schien bisher absolut aufzugehen. Er setze seinen Weg fort und bog um die letzte Kurve zu seinem Haus. Nur wenige Meter bis er sein Ziel erreichen würde. Sein Blick fiel auf die Anwesen links und rechts des Weges, da stellten sich ihm die Haare an den Armen und im Nacken auf. Sein Magen wurde flau und er fröstelte sogar ein bisschen. Solche Empfindungen von drohender Gefahr hatte er lange Zeit nicht mehr wahrgenommen. Ein Brennen in seinem Geist gesellte sich dazu. So urplötzlich das Ganze über ihn gekommen war, so schnell verschwanden diese seltsamen Reize wieder. „Hatte er sich alles nur eingebildet?“ fragte er sich. Nein, dafür war es zu intensiv und zu merklich aufgetreten. Er ließ das Automobil auf seine Einfahrt rollen, schaltete das Licht aus und stoppte den Motor. Der Wagen rollte ein kleines Stück weiter, bis er kurz vor dem geschlossenen Garagentor zum Stillstand kam.
Er öffnete die Wagentür und stieg alarmiert und kampfbereit aus. Er musterte seinen Vorgarten, die Blumenbeete, das von seiner Tochter gefertigte Türschild. Nichts davon war in irgendeiner Form auffällig. Er schmunzelte einen Moment lang. Ein Kind haben, etwas das vor Kurzem unmöglich schien. Jetzt stellte das niemand infrage oder verbot es ihm sogar. Die anderen hatten das mit größter Wahrscheinlichkeit ebenfalls schon versucht. Er spie verächtlich aus bei dem Gedanken. Die seltsamen Ereignisse, welche soeben an seiner Fassung gerüttelt hatten, rückten in den Hintergrund. Es sprach alles dafür, dass er nur überdramatisiert hatte und seine alte Paranoia kurz die Kontrolle übernommen hatte. Letztlich fand er keinen Auslöser für seine Empfindungen. Die Gefahr war vergessen. Mach wie vor erstaunt über sein offenes öffentliches Leben fiel seine Wahrnehmung auf den für einen Moment durch die Wolken brechenden Mond. Mondlicht umhüllte ihn und sein gesamtes Haus, in dem er wohnte. Das Schauspiel wirkte gleich einem Scheinwerfer, welcher von oben das Areal ausleuchtete. Am liebsten hätte er in diesem Moment die Arme ausgebreitet und sich bejubeln lassen. „Bald würden es nicht nur ein Tagträume sein.“ sagte er zu sich selbst. Wenn alles wie geplant umgesetzt wäre, würde er sich mit seinem Wiedereintritt in das große Spiel befassen. Sofern er es dann nötig sein würde. So wie einst in besseren Tagen welche viele Jahrhunderte vergangen waren. Ein letztes Mal schweifte sein Blick über die Nachbarschaft um ihn herum. Alles sah exakt so aus, wie er es erwartet hatte. Genau die Vorstadtidylle, für die er sich entschieden hatte.
Urplötzlich überkam es ihn, Härchen stellten sich auf, ein Gefühl gleich einer Faust in die Magengegend. Augen hatten ihn sicher schon fest im Blick. Eine Leugnung des Problems war jetzt unmöglich.
„Einatmen“ sagte er sich und nahm einen tiefen Atemzug. „Ausatmen“ fuhr er fort und blies dabei die Luft aus seinen Lungen. Seine Sinne waren in voller Bereitschaft, doch seine Nase meldete keine ungewöhnlichen Gerüche, keinerlei Spuren, offene Fenster und Türen oder fehlende Gegenstände wären zu sehen. Schritte waren ebenfalls nicht zu hören. Alles war Still um ihn herum. Die Erkenntnis kam spät. „Also stimmt wirklich etwas ganz und gar nicht!“ stellte er für sich fest. „Solch unvorsicht gemahnt mir nicht zu größe“. Damit sendete er seine ätherischen Sinne aus um seine Wahrnehmung zu erweitern.
Vertraute Energien wirbelten um ihn herum. Muster die er aus seiner Vergangenheit kannte. Seine Beunruhigung wuchs, das waren keine positiven Anzeichen. Mit größter Vorsicht schloss er die Türe zu seinem Domizil auf, gefasst auf einen gestellten Hinterhalt. Das ungute Gefühl verstärkte sich stetig. Die Verriegelung sprang mit einem leisen Klicken auf. Seine Nackenhaare stellten sich augenblicklich auf. Er öffnete die Türe, und sofort schlug ihm ein seltsamer Geruch nach Eisen und verbranntem entgegen. Im Schleichtempo bewegte er sich vorwärts. Vorsichtig, um niemanden zu alarmieren, verschloss er die Türe leise hinter sich. Aus dem Wohnzimmer vernahm er Stimmen. Das Mondlicht erhellte den Gang ausreichend für ein wenig Orientierung. Alles war hier sauber und aufgeräumt, nichts lag auf dem Boden herum. Er lauschte angestrengt und hielt den Atem an, dann endlich war er in der Lage das Gesprochene zu verstehen. Das Gespräch handelte vom Wahlprogramm und den Zielen einer Regierung mit ihm an der Spitze, womit der Nachrichtensprecher im Fernseher ihm ebenfalls schon indirekt zu dem erwartenden Sieger erklärte. Normalerweise hätten die Sendung ihn erfreut, wäre die Situation nicht so bedrohlich. Eine kurze Woge der Erleichterung löste es dennoch in ihm aus, es hatte sich nur eine Nachrichtensendung gehandelt, und keine Eindringlinge unterhielten sich in dem Raum. Vorsichtig bewegte er sich durch die Türe. Das Programm lief weiter. Er sah sich panisch in dem Zimmer um. Zum Glück war nichts Ungewöhnliches zu sehen. Alles schien oberflächlich normal, außer das niemand da war und dieser seltsame Geruch nach Eisen. Nein Blut dämmerte es ihm. So roch der Lebenssaft, nachdem er vergossen worden war.
Panik durchflutet ihn. Wo waren seine Liebsten? Zorn explodierte in ihm. Womit nahmen sie sich das Recht für derartige Schritte? War sein Plan sich in der Öffentlichkeit zu verstecken doch nicht aufgegangen? Er stürmte nach oben zum Kinderzimmer. Sein Zukunftsprojekt war hoffentlich unversehrt ebenso wie seiner fotogenen Frau. Ihre Auswirkung auf die Zustimmungswerte waren nicht zu vernachlässigen. Sie komplettierte seine allgemeine Wahrnehmung. Nicht zu vergessen den Spaß, den man mit ihr hatte. Ihr Verlust wäre nur unter großen Aufwand ersetzbar.
Seine Gedanken wurden beim betreten des Kinderzimmers jäh unterbrochen. Der widerwärtige Geruch war hier unerträglich. Die Wände waren voller feiner Blutspritzer. Das Muster deutet auf einen in der Mitte des Raumes explodierten Körper hin. Alles war mit einer Mischung von Blut und Gewebe überzogen. Sein Blick fiel auf das Kinderbett. Seine Tochter, seine Schöpfung lag tot darin. Kein Leben steckte mehr in dem kleinen Körper. Seine Hände ballten sich vor Wut zu Fäusten. „Eine der anderen Parteien hatte einen Zug begonnen und ihn doch angegriffen“, sagte er sich. „War seine Taktik wirklich fehlgeschlagen?“ Fragte er sich selbst. „Wurde er zum Ziel auserkoren bevor er zu unantastbar wurde?“, begehrte er zu wissen. Unter keinen Umständen hätte er einen derart direkten und brutalen Angriff erwartet. Nein, das trug nicht die Handschrift der anderen. Zornig stampfte er zum Telefon, Tränen rannen seine Wangen herab. Seine gesamte Arbeit war vernichtet worden. Dafür würde jemand büßen. Er knurrte schon vor Wut und Zorn. Aber wer würde das Ziel seine Rache sein? Seine Gedanken kreisten und er fing an, seine Umgebung zu sondieren und Spuren zu suchen. Im Flur beim Telefon angekommen nahm er den Hörer auf. Schnell wählte er den Notruf, um die nächsten Schritte einzuleiten. Bald würde es von Reportern und Polizisten nur so wimmeln. Wenn er mit Bedacht vorging, war das Geschehene in einen Vorteil umwandelbar. Das Freizeichen erklang, und sein Kopf arbeitet fieberhaft daran, den Plan umzumünzen. Das Massaker würde ihn dabei unterstützen den Schild der Öffentlichkeit zu stärken. Folgende Angriffe würden so leichter abzuwehren sein. Zumindest lange genug um sich den Schutz der gesamten Ordnungsmacht des Staates zu sichern. Seine Experimente würde er eben Neustarten. Er verfügte dadurch über einige Erfahrungswerte und würde damit schneller Ergebnisse erzielen. Wen das Ganze dann subtiler und vorsichtiger geschehen würde, hätte er sogar kaum Zeitverluste. Konnte es sich um eine Warnung der anderen handeln? Das Freizeichen erklang erneut und er intensivierte seine mentale Sondierung seines Umfelds und setzte zu genaueren Beobachtungen an. Seine ätherischen Finger tasteten die Umgebung ab und alle seine Sinne wurden schärfer. Er griff nach den Essenzen der Welt und es wurde ihm einiges klarer. Er hörte auf die Geräusche um ihn herum und schärfte seine Wahrnehmung weiter.
Er wurde sich des Flusses der Energien bewusst, der Bahnen und der Wirbel. Ein heftiger Schmerz schoss in seinen Kopf. Die Empfindung, die ihn seit seiner Heimkehr begleitete, dominierte sein gesamtes Erleben. Die überschlagenden jüngsten Ereignisse hatten es überschattet, doch es meldete sich zurück. Die Herkunft des Gefühles offenbarte sich ihm. Er erkannte ebenfalls die Energien um ihn herum ebenso wie die Ströme, die gegen ihn wirkten. Blankes Grauen bemächtigte sich seiner. Seine Haut prickelte aufgrund der Machtfülle, die sich ihm offen zeigte und nicht mehr zurückgehalten wurde. „Das kann nicht sein“ stammelte er vor sich hin. Aus dem Telefonhörer erklang eine weibliche Stimme: „Sie sprechen mit dem Notruf, um welchen Notfall handelt es sich?“ Der Hörer entglitt seiner Hand und er wendete sich der Quelle des Ganzen zu.
Sein Blick fiel auf ein flirrendes Chaos direkt vor ihm. Rapide bildete die Wolke aus hochfrequent summender Energie eine stabile menschliche Erscheinung.
Ein blasses eingefallenes Gesicht war direkt vor ihm. Eine leere Augenhöhle und ein goldenes Auge starrten ihn durchdringend an. Der Rest des Körpers wirkte zerschunden und in ständiger Agonie. „Es tut mit leid Prometheus“, sagte er zu seinem alten Weggefährten von Trauer und Schuld erfüllt, die der Anblick in ihm auslöste. „Noch nicht“, erwiderte dieser nur abfällig. Koios verstand, und seine Welt versank für in Feuer und Schmerz.