Ich schreibe im Präteritum und möchte den Wunsch ausdrücken, jemanden zu umarmen.
„Am liebsten würde sie ihn umarmen“ oder „Am liebsten hätte sie ihn jetzt umarmt“ oder anders? Irgendwie stolpere ich bei beiden Fassungen über diesen Satz.
Bevorzugt: Am liebsten hätte sie ihn in diesem Augenblick umarmt.
Geht auch: Am liebsten hätte sie ihn in diesem Moment umarmt.
Hat sie es getan, ich meine, ihn umarmt? Denn wenn nicht, wäre diese Version möglich
Am liebsten hätte sie ihn umarmt. Das lässt offen, ob sie es getan hat oder nicht und nimmt dem Satz das journalistenhafte „jetzt“ als Dringlichkeitstrigger
Ich stolpere genauso, würde aber auch die bevorzugte Variante von @ModderWater nehmen. Oder es anders beschreiben.
„Sie stellte sich vor, wie es wäre, ihn zu umarmen.“
„Sie spürte den drängenden Wunsch, ihn zu umarmen.“
„Sie wollte plötzlich nichts anderes, als ihn in ihre Arme zu ziehen.“
Sie umarmt ihn nicht. Hier der Satz im Zusammenhang:
… dann legte sie ihre Hand genau so [„auf die gleiche Art“ würde mir besser gefallen als „genau so“, aber dann hätte ich dreimal „auf“, dabei sind zweimal eigentlich schon zu viel] auf seinen Arm, wie die andere Frau es vorher getan hatte. „Hallo, schön, dich zu sehen.“ Er verspannte sich sichtbar und trat einen Schritt zurück. Kaum merklich errötete er sogar. Na, das war ja mal interessant! Reagierte er nur auf sie allein so nervös? Wie schmeichelhaft! Sie strich ihm – vielleicht ein bisschen zu besitzergreifend – über den Arm. Er errötete noch ein wenig mehr und schluckte. Am liebsten hätte sie ihn jetzt umarmt und geknuddelt, aber das wäre natürlich zu viel, also ließ sie ihn ganz beiläufig wieder los.
Vielleicht kannst Du auch einfach schreiben: sie berührte ihn mit der Hand am Arm, genau wie es die andere … (wenn er dann zurücktritt, löst er sich ja ohnehin von ihr)?
PS: statt „verspannte sich sichtbar“ - das kann ich mir schlecht visualisieren - vielleicht einfach „er zuckte und trat einen Schritt zurück“ o.ä.?
Ich würde auch einfach das „jetzt“ weglassen. Das macht es meiner Meinung nach unnötig sperrig. Unnötig weil es für mich als Leser offensichtlich ist, dass dieser Moment gemeint ist. „Am liebsten hätte sie ihn umarmt und geknuddelt“
Ich würde außerdem das „natürlich“ streichen. Das kommt mir so belehrend vor
Das sind ihre eigenen Gedanken. Sie belehrt sich nicht selber, sondern ich habe versucht, durch das „natürlich“ einen leichten Hauch von Seufzer oder Augenverdrehen hineinzubringen.
Sie ist Physiotherapeutin von Beruf. Ich dachte, der Leser würde ihr einfach glauben, wenn sie das so beschreibt.
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„Am liebsten würde sie ihn umarmen.“ - würde
= aktueller Wunsch oder aktuelle Absicht, betont den momentanen Gedanken oder die gegenwärtige Vorstellung von etwas, das sie gerne tun würde. -
„Am liebsten hätte sie ihn jetzt umarmt.“ - hätte = Wunsch oder die Absicht, ihn zu umarmen, liegen in der Vergangenheit, sozusagen eine verpasste Gelegenheit oder eine vergangener Moment, in dem sie ihn gerne umarmt hätte.
Es kommt darauf an, welche Nuance du betonen möchtest: den aktuellen Wunsch dann 1, oder die verpasste Gelegenheit in der Vergangenheit dann 2.
Beide sind korrekt.
Den Satz im Zusammenhang betrachtet, würde ich so schreiben:
Er errötete noch ein wenig mehr und schluckte. Am liebsten würde sie ihn jetzt umarmen und knuddeln, aber das wäre natürlich zu viel, also ließ sie ihn ganz beiläufig wieder los.
Sie wollte ihn umarmen und knuddeln, aber …
…er war verschwunden, wie Brausepulver auf der Zunge.
Entschuldige, ich konnte nicht anders. Das hat nichts mit deinem Satz zu tun. Ich trainiere schon mal für Seitenwind. Und das ploppte beim Lesen auf.
Ach wie schön, wenn man mit 16 eine Freundin hatte, die es so machte wie’s Günther Grass in der Blechtrommel beschreibt: Brausepulver auf den Nabel des Jungen geben, Spucke dazu und dann gucken, was passiert …
Sowas hält bedeutend länger an. Glaubt mir, ich weiss wovon ich schreibe!
Ein Satz und das Kopfkino beginnt. Da bin ich ja auf Seitenwind gespannt und was sich für eine Gesamtgeschichte entwickelt.