Da hast Du Recht. Dann wirst Du um die konjugierte Präteritum-Form von haben/sein nicht herumkommen.
Als er vor ein paar Stunden diese Halle durchquert hatte, war sie ihm vor allem weit und leer erschienen. Inzwischen hatten…
Ich denke, dass „erscheinen“ vielleicht treffend sein könnte, um die Empfindung auszudrücken.
„erscheinen“ bedeutet im Kontext, dass etwas auf Dich auf eine bestimmte Art und Weise wirkt. Also subjektiv. Wenn eine Halle aber weit und leer ist, wie kann sie dann so wirken. Zwischen sein und wirken gibt es einen Unterschied. Nur wenn es sich um eine bewusst unzuverlässige Erzählung (Perspektive) handelt, ist diese Formulierung korrekt. Meine Meinung.
Laut Eingangsthreat geht es aber doch um die Empfindung des Protagonisten. Da erschien mir ‚erscheinen‘ einfach passend.
Diese Bedenken würde ich eigentlich nur bei dem Wort „anscheinend“ und vor allem „scheinbar“ teilen. Das wäre für mich die einzigen Ausdrücke, die implizieren, dass der Anschein wohl täuscht.
Wörter wie „Eindruck“ oder „es erscheint“ finde ich ganz normal, wenn aus der Sicht einer Person erzählt wird. Da hinterfrage ich als Leser normalerweise nicht, ob etwas auch tatsächlich so ist, wie es geschildert wird.
Nun kann diese Art der Empfindung etwas mit dem Leser machen - nicht nur mit dem Protagonisten. Ich ergänze einfach mal den Halbsatz…
„Als er vor ein paar Stunden diese Halle durchquert hatte, war sie ihm vor allem weit und leer erschienen. Inzwischen hatten sich zahllose Passanten eingefunden.“ Der Halbsatz kann fast beliebig ergänzt werden - der ganze Satz wirkt auf mich als Leser seltsam. Zumal der Prota ja wohl die Halle wieder durchquert, oder zumindest an gleicher Stelle steht.
Die Empfindung wäre dann zutreffend(er), wenn die Halle zuvor im Halbdunkel war und nicht genau erkennbar, wie viele Personen sich in der Halle bewegten.
Anders ist es, wenn ich mit dem Wort „erschien/erscheinen“ die Gefühlslage eines Menschen beschreibe:
„Du erschienst mir heute morgen sehr viel fröhlicher, was ist geschehen?“
Nur so eine Überlegung - bin kein Lektor, nur meist aufmerksamer Leser …
Ja, da sagst du was. Vor allem mein Ausgangssatz. Deshalb hänge ich an der Stelle auch fest. Egal was ich probiere, immer klingt es irgendwie holprig.
Ich kreise heute vor allem um das Wort „beeindruckt“:
Als er vor ein paar Stunden die Halle durchquert hatte, war er von der Weite und Leere beeindruckt gewesen. Inzwischen …
Eine Halle muss man ja betreten, d.h., man stand zumindest einmal davor. Wenn die Halle von außen schon riesig war, dürfte die Überraschung in der Halle nicht so groß sein.
Dies gilt nur dann, wenn man von außen die gesamte Halle gesehen hatte.
Praktisches Beispiel. 1994 besuchte ich die Columbia-Studios in Culver City (mit einer Gruppe). Wir hielten vor dem Sound Stage 25, wo gerade „Congo“ gedreht wurde. Es war die Phase des Set-Aufbaus und wir durften einmal in die halbdunkle Halle schauen. Innen erschien sie riesig. Am anderen Ende der Halle sah man sehr klein einen Lastzug mit Rüstzeug stehen. In der Mitte war in Originalgröße ein Tempel aufgebaut.
Was war geschehen? Ich hatte keine Vorstellung davon, wie tief die Halle im Innern war, da ich nur eine Seite der Halle von außen sehen konnte. Nur im Kontext funktioniert die Überraschung.
Ja, das ist der Knackpunkt.
Die Leere und Weite waren gar keine Überraschung gewesen, als er vor ein paar Stunden die Halle durchquert hatte, das hatte ihn zwar beeindruckt, aber nicht überwältigt oder dergleichen.
Was ich gerne möchte, ist, seine jetzige Überraschung über den großen Vorher-nachher-Unterschied dem Leser zu vermitteln. Irgendwie gelingt mir das nicht gut.
Das kann man vermitteln. Wenn sehr, sehr viele Menschen sich später in der Halle aufhalten/bewegen und er nicht damit gerechnet hat, das die Halle so riesig ist. Dann ist das eine bekannte optische Täuschung. Parallax-View. In Augenhöhe kann eine überfüllte Halle [Edit] kleiner wirken als eine leere Halle. Zuvor fehlten die Bezugspunkte.
war er von der Weite und Leere überrascht gewesen…
Habe gerade selbst einen Knoten im Hirn. Eigentlich wirken leere Hallen größer als überfüllte. Hängt direkt ab von der Perspektive des Betrachters. Aus eigener Beobachtung - Games-Com Köln, LANXESS arena - erschien mir diese Halle am Morgen - und fast leer - nicht so riesig wie am Abend und überfüllt. Paradox.