KI wird uns träge machen

Wir haben ja immer wieder kontroverse Diskussionen zur KI. Ich vertrete dabei regelmäßig die Pro-Haltung, weil ich glaube, dass diese Technik eben bleiben wird. Es macht einfach keinen Sinn, sich dagegen zu stellen.

Ich habe aber auch Bedenken - große sogar. Und heute bin ich über ein Video gestolpert, das diese Bedenken gerade am Schluss eindrücklich zusammenfasst. Ich persönlich sehe das Problem nicht darin, KI einzusetzen, sondern darin, was KI aus uns und unserer Gesellschaft machen wird.

Ich bin trotzdem dafür, weil sich die Uhr nicht zurückdrehen lässt. Es macht einfach keinen Sinn, etwas zu boykottieren, das sich in jedem Fall durchsetzen wird. Aber auf das, was er hier als Fazit bietet, werden wir uns einzustellen haben: Wir werden geistig träge werden - zumindest wenn wir nicht aufmerksam sind und auf uns achten.

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Das vertrat ich bereits in vielen Beiträgen, wenn ich aktive mit passiver Leistung verglich. Im Sport und in der Kunst.
Auch ich bin kein KI Gegner und setze diese beruflich ein, um Zeit zu sparen (Dokumententation per Spracherkennung), Personal zu entlasten (Rezeption KI Telefonanlage) usw…
Es gibt einen ganz einfachen Spruch, der Physiologie - also auch unsere Hirnleistung - widerspiegelt.
„Use it or loose it.“

Also: aufpassen. :upside_down_face::writing_hand::running_man:

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Vielleicht ist es das Vorrecht der Jugend sich Dingen zu widersetzen, die unausweichlich scheinen. Es stellt sich die Frage, was sinnvoller ist: Fatalismus oder Engagement wider „besseres Wissen“. Oder um es anders zu formulieren: Wer einmal die rote Pille geschluckt hat, kann nicht mehr zurück in die Matrix.

Ich halte es diesbezüglich eher mit @michel, ausser dem einen Punkt, dass ich mich grundsätzlich als „KI“-Gegner bezeichnen würde. Ich bin aber auch ein Gegner von Gewalt und würde sie dennoch in gebotenem Masse nutzen, wenn die Meinen bedroht würden. „KI“ nutze ich, wo sie mir einen Nutzen bringt. Deshalb auf den Zug der „KI“ Befürworter aufzuspringen halte ich jedoch für übertrieben.

Ich denke, dass sich KI am Ende wesentlich schneller durchsetzen wird, als zB das Internet vor 20-25 Jahren.

Beruflich haben wir vor knapp 2 Jahren angefangen, das im mehr oder weniger breiten Rahmen einzusetzen. Funktioniert mal gut, mal schlechter. Unabhängig von sehr vielen Vorurteilen gegenüber KI (die meistens von Leuten kommen, die damit so gut wie noch gar nie gearbeitet haben), funktioniert KI nur so gut, wie eben der Anwender mit ihr umgehen kann.

KI ist in vielen Branchen noch ein Nischenthema, hier bei uns im Beratungsbereich ist es ein bisschen früher aufgeschlagen, als in der großen Breite. Und eben im technischen Bereich. Eine Bekannte von mir arbeitet in einem Automobilzuliefererbetrieb (B*SCH) und ist dort KI-Softwareentwicklerin für Fahrassistenzsysteme. Also auch bereits abseits von ChatGPT ist es weit mehr ein Thema, als viele glauben.
Auch wenn ich denke, dass wir noch immer so in einer Hype-Phase sind. Vieles, was bei KI befürchtet wird („Ich will nicht die Kontrolle aus der Hand geben“), ist eine etwas (nicht böse gemeint) unqualifizierte Angst vor etwas, das es so gar nicht gibt, und auch noch längere Zeit nicht geben wird.
In den nächsten 2 Jahren wird die Ernüchterung kommen, was mit KI doch nicht möglich ist (Vergleich Platzen der dot.com-Bubble). Danach aber zündet wohl der Turbo. Aber vielleicht liege hier ja auch total daneben.

Ob es gut ist? Erst vor kurzem habe ich einen Artikel gelesen, dass viele Jüngere Probleme mit dem Vor-Ort-Einkaufen haben. Ich wollte das zuerst gar nicht glauben, aber eine kurze Umfrage bei uns hier im Büro hat ergeben, dass sie lieber tatsächlich ALLES online bestellen, weil ihnen das persönliche Einkaufen mit dem persönlichen Gespräch zB bei der Feinkost unglaublich unangenehm ist. Das Verhältnis war hier 50:50. Die einen vermeiden es, wo es nur geht (vor allem, wenn sie dabei einen direkten Kontakt mit einem Verkäufer haben), die anderen verhalten sich aus Sicht der Älteren „normal“.

Also wird uns KI träge machen? Definitiv.
Kann die Zeit zurückdrehen? Nein.
Was kann man machen? Am Ball bleiben.

Sonst ist man irgendwann wie die Oma, die nicht nur mit Internet und Smartphone überfordert ist, sondern auch mit allem anderen. Es ist vielleicht nicht lebensnotwendig, aber man macht es sich halt auch schwerer, wenn man überall dann auf jemand anderen zusätzlich angewiesen ist. Wenn ich jetzt aus lauter Berührungsängste die Augen verschließe, mache ich es mir nur unnötig schwer. Nachdem jetzt schon so gut wie jede Software entweder mit Pseudo-KIs aufgebläht wird, wird man in 5-10 Jahren gar kein technisches Gerät mehr ohne KI nutzen können. Das wird dann wohl auch gar nicht sonderlich gekennzeichnet, weil es Usus sein wird.

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Und das findet niemand bedenklich?

Ich nutze „KI“ auch. Bin ich deshalb ein Fanboy? Nein.

Was meinst du mit „am Ball bleiben“? Bevor ich jetzt etwas mutmasse frage ich lieber.

Es ist auf jeden Fall richtig, sich mit negativen Konsequenzen zu beschäftigen. Ich finde KI an sich gut, denn wenn ich einen Kumpel Frage: sag mal, was weißt du über XYZ, oder ich Frage die KI - bekomme ich von beiden eine zu überprüfende Antwort.

Die Art der Anwendung erinnert mich sehr an „Computer der Enterprise“ mit Picard und genauso lässt sie sich auch nutzen.

Sorgevoll finde ich eher, welche Quelle nutzt die KI? Brauche ich eine Whitelist für die Quellensuche, damit ich nicht Infos auf Anti-demokratischen bubble websiten ungefiltert eingetrichtert kriege?

Aktuell ist Chat gpt neutral, freundliche, christlich. Einfach zu testen mit der Anfrage: „diskutiere mit mir, was ich mir meinem Leben anfangen soll.“

Ich stelle die küne Behauptung auf: Stelle diese Frage in 5 Jahren einer Ki in einem Land mit Diktatur (China, Russland) und er wird dich schneller zur Volksarmee treiben, als dir lieb ist :smiley: sprich Ki wird von Propaganda durchsetzt sein.

Da sehe ich das Problem. Wer sagt der Ki, wie gefiltert wird?
Schaffen wir es, ähnlich wie bei Wikipedia als neutrale Informationssammelplattform, eine freie KI zu etablieren, dann kann das sogar positiv sein.

Einige Menschen lesen ja auch Boulevard Zeitung, die auch als Instanz zwischen der Wahrheit und dem Kunden steht. Die Sorge vor Informationshäppchen, die gefiltert und vorgekaut werden, existiert doch bereits mit dieser Art von Zeitung.

Ist ja eh schon so. Deepseek gibt keine Antwort, die der offiziellen chinesischen Ansicht widersprechen.

Aber ich weiß auch nicht, ob beim Thema Chatbots das nicht etwas kurz gedacht ist. Ob man in fünf Jahren auch noch groß über ChatGPT sprechen wird, oder ob das dann nicht schon obsolet ist, weil eine andere Sau durchs Dorf gejagt wird?

Naja, dass man sich eben etwas damit beschäftigt und nicht völlig links liegen lässt. Mehr war damit nicht gemeint.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass uns alle dieses ‚Schicksal‘ ereilen wird. Jede Generation ist im Laufe der Zeit vom Fortschritt überholt worden und war, je nach individueller Neugier, früher oder später auf Hilfe angewiesen.

Allzu viel sollte sich niemand auf das aktuelle Know-how etwas einbilden, denn ein Smartphone bedienen zu können, heißt nicht zwangsläufig, auch die Technologie dahinter zu verstehen. Die meisten User nutzen aufgrund immer einfacher werdendem Zugang Technologien, die sie nicht einmal im Ansatz verstehen. Ich gehöre zu denen.

Generell werden Menschen immer tun und umsetzen, wozu Einzelne in der Lage sind. Selbst wenn es uns schadet. Niemand kann diesen Prozess verhindern, allenfalls verzögern. Möge es immer andere geben, die auch die Gefahren erkennen und den metaphorischen roten Auslöse-Button schützen.

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Damit hast du natürlich absolut recht.
Ich hab das jetzt selbst nur aus dem „Jetzt“ betrachtet, aber gefeit ist niemand davor, irgendwann nicht mehr mitzukommen.

Danke, dass du mich scheinbar für die Jugend hältst :slight_smile:

Ich habe solche Diskussionen eigentlich in meinem Leben schon mehrfach geführt. Immer wieder mit relativ engagierten Gegnern. Teilweise gehörte ich selbst zu den Gegnern.

  1. Da waren zunächst die Computer der Achtziger und die Frage: wozu braucht man sowas.

  2. Das Nächste, an das ich mich erinnere, waren Zentralverriegelung und automatische Fensterheber im Auto.

  3. Danach kamen meines Wissens schon die Handys. Ich war so sehr dagegen, dass ich mir irgendwann eines kaufte und es zwei Wochen lang niemandem sagte. Ich musste erst einmal mit mir selbst klarkommen, nun dazuzugehören.

  4. Dann kam das Internet. Leute in der Kantine diskutierten mit mir, wozu man so nen Scheiß brauchen soll.

  5. Bald darauf kamen die Navis fürs Auto. Echte Männer brauchten sowas nicht. Wir Männer finden immer den Weg. Wir müssen auch niemanden fragen.

  6. Danach kam Social Media und die Leute fragten mich, wozu man Facebook brauchte. Es gab damals ja mehrere solche Portale.

  7. Dann hatten wir die Smartphones. „Beeindruckend, was das Ding alles kann“, sagte man mir. „Aber für so viel Geld …“

  8. Nun sind wir in der Instagranm/TikTok-Generation, womit ich echte Identifikationsprobleme habe.

Und wir diskutieren die KI.

Wenn ihr mich fragt: Das komplette Internet hat uns eine Menge an gesellschaftlichen Änderungen gebracht. Angefangen bei überall präsenter Pornografie bis zum Anspruch alles innerhalb Tagesfrist nach Hause geliefert zu bekommen. Auch die E-Books gehören dazu. Nahezu niemand von uns würde ohne das Internet und dessen Standards und Errungenschaften irgendwas veröffentlichen können.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass die Menschen vereinsamen, weil wir alle unabhängig werden. Alles können wir von zu Hause aus tun. Wir helfen niemandem mehr und bekommen von niemandem mehr geholfen - obwohl ich ahne, dass gerade das die stärksten Beziehungen aufbaut.

Wenn ich könnte, würde ich für uns alle mal für 3 Monate das Internet abschlalten. Einfach, um zu schauen, was passieren wird, wenn ich wirklich bewusst Musik hören kann/muss. Wenn ich abends wieder mehr lese, weil nicht ständig Youtube oder Netflix & Co schneller und einfacher verfügbar sind - und ich mich dazu auch viel weniger konzentrieren muss. Wenn ich wieder Bekannte anrufen muss, mich verabreden muss. Und wenn es eben kein Amazon mehr gibt, um zu stöbern, sondern man dazu rausgehen muss in die böse Welt, um sich dort im Einzelhandel umzuschauen.

Unsere Gesellschaft wurde durch das Internet sehr viel einfacher, aber auch sehr viel träger. Und bei der KI erwarte ich, dass sich dieser Trend fortsetzt. Und so ist KI für mich Segen und Fluch. Es ist toll, mit seinem Computer so reden zu können wie Captain Kirk. Aber es wird uns träge machen - noch mehr.

Ich ahne, dass wir als nächstes massive auf KI basierende Betrugswellen erleben werden. Es hat wohl schon jemand einen (guten) Sprachbot gebaut, der Verbrecher, die den Enkeltrick anwenden in sinnlose Gespräche verwickelt. So weit sind wir schon, dass Sprachverständnis und -ausgabe so gut sind, dass mein scheinbar schon echte Menschen damit täuschen kann.

Und trotzdem wird diese Technik bleiben. Wir werden uns irgendwie anpassen müssen - genau wie wir es schon x-mal getan haben.

Mein Vater (letzte Anekdote) wollte übrigens in den Fünfzigern keinen Fernseher haben. Er sagte: „Zuhause sterben die Leut.“ Erst als Raumpatrouille Orion kam, wurde er weich. Im letzten Abschnitt seines Lebens war er in meinen Augen fernsehsüchtig. Passen wir halt auf, dass es uns nicht genauso geht.

Ich hab eben gesehen, dass der Typ aus dem Video einen Teil 2 veröffentlicht hat. Hab ihn mir noch nicht angesehen und werde ihn hier auch nicht posten. Aber wer Interesse daran hat, findet ihn sicher.

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Ist der Typ aus dem Video nicht der CEO von Microsoft? Satay Nadella?

So lange würds gar nicht brauchen.
Wir haben uns bis Anfang/Mitte der 2010er immer für 3-4 Wochen ein Haus auf einer kleinen Insel in der Nähe von Dubrovnik gemietet. Einmal in der Woche war Markt mit frischen Sachen, da hatten wir eine Stunde Fahrzeit dorthin. Bei der Gelegenheit haben wir auch unseren Biervorrat aufgefüllt. Das Highlight der Woche war das. Internet, Fernsehen etc hatten wir dort nicht. Auf einmal merkt man, wie lange so ein Tag wirklich ist, und womit man sich nicht alles beschäftigen kann, wenn man nicht ständig von Medien bombardiert wird. Die ersten Tage sind gewöhnungsbedürftig, man muss sich wieder daran gewöhnen, an den den entschleunigten Lebensstil. Bei uns schafft man das gar nicht, selbst wenn man sagt, dass man bewusst mal eine Zeit auf Internet verzichtet.

Ab 2016/17 haben die dann dort einen Handymasten gebaut, damit gab es dann auch Internet und in den paar wenigen Lokalen gabs WLAN. Seitdem sind wir nicht mehr hin. Vorsätze hin oder her, wenn das Handy Netz hat, nimmt man es her und lässt es nicht drei Wochen ausgeschaltet liegen. „Man will ja wissen, was „draußen“ los ist.“

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Würden wir das schaffen, gäbe ich dir Recht. Wikipedia ist sicher vieles, aber nicht neutral. Da wird längst gefiltert und aussortiert, was nicht in den Kram passt (Zensur). Nicht bei naturwissenschaftlichen Themen z. B., weil da zu leicht und stichhaltig widerlegt werden kann. Aber wenn es um Personen geht traue ich der WP nicht weiter als ich sie werfen kann.

Sie existiert mit der Art, wie heute vielerorts „Journalismus“ betrieben wird. Journalismus hat als erstes die Aufgabe zu informieren. PUNKT. Meinung jenseits von Information hat als solche gekennzeichnet zu sein. Alles andere ist unseriös.
Die zweite Aufgabe des Journalismus sehe ich in der kritischen Hinterfragung der „Obrigkeit“, seinen es Firmen, Mächtige, Regierung. Der Journalismus, der zu deren Sprachrohr wird hat seine Daseinsberechtigung verloren. Passierte in letzter Zeit leider immer wieder mal.

Was die Fütterung einer „KI“ mit Informationen und wie sie damit umgeht betrifft bin ich voll bei dir. Da sehe ich auch das Problem, weshalb ich „KI“ nur mit Vorsicht und Zurückhaltung verwende.

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Freunde von uns haben ein Haus an einem See im Elsass. 3 Tage waren wir dort. Bereits am 2. Tag trat dieser Entschleunigungseffekt ein. Es war herrlich! Kein Netz, fast kein Strom, kein fliessendes Wasser … Selten bis- und seither habe ich mich in so kurzer Zeit so gut erholt. Sollte jeder gelegentlich machen.

Nur scheinbar. Ich wollte damit auf mich anspielen. Womit ich den Begriff „Jungend“ natürlich auch seeeeehr weit gefasst habe.

Die Diskussionskette und wie alles immer schlimmer wird kenne ich auch zur Genüge. Mit meinen Eltern geführt, mit meinen Kindern auch. :wink: Welche Generation tut das nicht?

Sei’s drum. Ich denke jeder zieht für sich den Schlussstrich woanders. Für mich sind „Lobhudeleien“ auf die „KI“, die um mich herum immer häufiger hervorkommen und immer normaler zu werden scheinen, ein Gräuel. Wenn jemand etwas sagt wie „Boah, KI ist soooo toll, weil … blablabla“, dann ist das mein rotes Tuch. Der Stier überlegt sich auch nicht, ob er auf das Geflatter losstürzt. Ich habe zumindest die Wahl, die sich häufig genug gegen den „Torero“ wendet.

/signed. Aber sowas von.

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Nenene, mein Freund. Lass man bloss die Kompetenzen der Omas (und Opas) unangetastet. Erstens sind die gar nicht so doof mit dem virtuellen Krempel, wie sie manchmal tun, zweitens sind sie noch immer ganz schön lernfähig und drittens können die hervorragend Dinge tun, die keine KI der Welt bringt. Hühnersuppe kochen, zB, einen Knopf annähen und ein Geschenk einpacken. Alles was wirklich wichtig ist halt!

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