Kennzeichnung der Gedanken

Jetzt stehe ich vor einem Problem: Wie kennzeichne ich Gedanken? In Büchern habe ich folgende Varianten gefunden:

  • Anführungszeichen

  • einfache Anführungszeichen

  • Gedankenstrich (ähnlich der wörtlichen Rede in Spanien)

  • kursiv

  • ungekennzeichnet

Wie löst ihr das in Papyrus?

Das ist kein programmtechnisches Problem.

Wenn der Gedanke wie eine innere Stimme ist, schreiben ihn die meisten Autoren in kursiv:

Er öffnete die Bierflasche. Ich sollte nicht so viel trinken. Das ist das fünfte heute Abend. Das reicht eigentlich. Dann setzte er die Flasche an die Lippen.

Man kann einen Gedanken auch explizit kennzeichnen, dann nicht kursiv:

Ich sollte nicht so viel trinken, dachte er und öffnete die Bierflasche.

Wenn der Gedanke nur geschildert wird, wird er auch nicht kursiv:

Er öffnete die Bierflasche. Die fünfte heute Abend. Eigentlich genug, oder? Er setzte die Flasche an die Lippen.

Gedanken in Anführungszeichen sind eher unüblich.

Danke, das hilft mir weiter.

Danke von mir auch!

Ich hatte das Problem zwar nicht bewusst, aber nach der fachmännischen Erhellung war es dann da!

Ich hatte einer alten Intuition folgend einfache Anführungszeichen genommen.

Aber, Andreas, habe ich Dich recht verstanden, dass Varianten eins, zwei und drei durchaus in einem längeren Text alle vorkommen können, wenn der Kontext es anbietet. Also mal kursiv und mal mit: dachte er. Das ist doch möglich, oder muss man da einen Stil durchziehen?

Das heisst natürlich auch, dass Ausdruckshilfen wie: ’ … ?‘, stutzte er; und … !’, schwor er sich … verloren sind. Fragezeichen und Ausrufezeichen vor einem (notwendigen) Komma gehen ja nur mit Ausführungszeichen. Ich empfinde das als Verlust.

‘Früher war eben alles besser, selbst die Zukunft!’, durchzuckte es ihn.

Einfache Anführungszeichen sieht man auch manchmal, stimmt.

Der Charme daran ist, dass sie gewissermaßen symbolisieren, dass der Gedanke der kleine Bruder des Dialogs ist: Man spricht mit sich selbst, unhörbar außerhalb des eigenen Kopfes.

Dennoch habe ich den Eindruck, dass diese Kennzeichnungsweise etwas aus der Mode ist.

Aber machen kann man’s. (Überhaupt kann der Autor alles* machen. Es sind die Schriftsteller, die die Sprache und ihre Ausdrucksweise entwickeln!)


  • Wirf mal einen Blick in Arno Schmidt, „Die Gelehrtenrepublik“: Dagegen sind wir alle Waisenknaben! :laughing:

Wie akzeptiert sind Fußnoten in Romanen? Pratchett ist damit recht großzügig, um noch einen Extraschlenker zu machen, der den Haupttext stören würde.

Sehr unakzeptiert. Meine Fußnoten in “Ein König für Deutschland” haben mir einen ordentlichen Schwung erboster Lesermails eingebracht, und auch in Rezensionen werden sie fast nur als Negativpunkt erwähnt.

Keine Ahnung, wieso, mich stören Fußnoten in Romanen nicht.

Als Alternative böte sich hinten ein Anmerkungs-Apparat an. Keine Kennzeichnung im Text, aber hinten Aufreihung nach Seiten. (z. B. U. Eco, “Der Name der Rose”)

Und damit kommen wir in den Bereich der persönlichen Vorlieben: Ich lese lieber einen Text in einer Fußnote, da mich eine solche Anmerkung weniger aus Lesefluss und Kontext reißt, als jedesmal ans Ende des Buches blättern zu müssen – vor allem dann, wenn es im Haupttext noch nicht einmal Hinweise gibt, dass es überhaupt ergänzende Informationen gibt.

Ralf

Ich lese auch lieber Fußnoten in Romanen, wenn es denn sein muss.

Wenn es zur Erklärung dient und sparsam eingesetzt wird!

Manchmal ist es aber so überlaufen, dass die Übersichtlichkeit leidet und der Lesefluß sowieso. (Wenn soviel mit Fußnoten geklärt werden muss, sollte man sich sowieso fragen, ob man diesen Roman lesen sollte. :wink: ) Was anderes wäre es bei Fachliteratur.

Aber, wie schon gesagt wurde, alles Geschmacksache.

Moin!

Ich würde das hier übrigens hier auch kursiv schreiben:

Ich sollte nicht so viel trinken, dachte er und öffnete die Bierflasche.

Ansonsten denke ich, könnte man den Leser zu stark verwirren, insbesondere, wenn anhand der Formulierung nicht sofort klar ist, dass es sich um einen Gedanken handelt.

Aber zum Technischen:

wie würdest Du es in Papyrus setzen? Einfach nur kursiv ist blöde, finde ich. Per Formatvorlage vielleicht?

Und um abzuschweifen: Wie sollte man Betonungen machen? Auch kursiv?

Er wollte nicht glauben, er wollte wissen, was die Welt zusammenhält.

Auch hier die Frage nach dem technischen Vorgehen.

Und abschließend:

Wie gehe ich mit Bezeichnungen um?

Er drückte auf “Start”, um den Rechner zu beenden.

Wäre das mit den normalen Anführungszeichen richtig?

Und:

“Du musst auf ‘Start’ drücken, um den Rechner zu beenden.”

Wäre das mit den einfachen Hochkommata richtig? Oder was ist da ideal? (Vom Lesefluss und von der Anwendung)

Kann man auch machen, wird auch oft so gemacht; ich bin da selber nicht eindeutig. Ein Grenzfall. Die Puristen sagen, “so wenig Kursiv wie möglich”, da ist es dann hier nicht nötig, weil eindeutig. (Aber manche Puristen lassen ja auch Anführungszeichen um Dialoge weg …)

Das wäre natürlich die reine Lehre: Textformat “hervorgehoben”. Aber ehrlich gesagt mach ich das nicht. Ich mach’s einfach kursiv. Und da man in Papyrus ja alles Kursive markieren kann, setze ich es dann vor der Abgabe zusätzlich auf unterstrichen. (Kursivformate verschwinden auf dem Weg durch verschiedene Programme am leichtesten; unterstrichen sei haltbarer, meint mein Lektor.)

Genau dasselbe wie oben. Es gibt nur ein Kursiv.

Ja, ist die beste Lösung. (Im Grunde haben wir einen Satzzeichenmangel! Aber daran lässt sich schwer was ändern …)

Anführungszeichen innerhalb von Anführungszeichen werden einfach, stimmt also.

Naja, es wäre ja auch möglich, Zitate mit « und » zu machen. Also:

»Du musst auf “Start” drücken!«

Wobei das irgendwie übel aussieht :slight_smile:

Da bleibe ich wohl lieber bei den “normalen” Satzzeichen, auch wenn es viele Romane mittlerweile anders machen. Aber ich denke, dass es die Lesbarkeit nicht erschwert.

Das ist halt eines der Probleme, wenn man alles alleine machen möchte - man muss alles ein wenig können, auch Typographie.

:thumbsdown: Nee, zwei verschiedene Anführungszeichen, das sieht echt übel aus. Wäre für mich ein Sofort-Wegleger, wenn ich ein Buch aufschlage und das sehe.

Sowas hatte ich bei „Solaris“. Die Dialoge waren extrem mies markiert. Das in Verbindung mit der echt schweren Kost von Lem haben mich dazu gebracht, das Buch nie zu Ende zu lesen.

P.S.: Deine Meinung zu Lem kenne ich ja von Google+ :slight_smile: