Geht es Euch auch ab und zu so, dass einfach nichts „passen“ will?
Hier mal ein fiktives Beispiel:
Szene 1: Der Böse gibt einen Mord in Auftrag.
Szene 2: Die Mörder sitzen beim Bier mit dem Bösen in einer Bar und erklären ihm, wie sie das Opfer erlegt haben. Dabei haben sie viel Spaß.
Szene 1 und 2 sind absolut stimmig, harmonisch, logisch.
Nun ist mir eingefallen, dass ich ja noch Szene 1.5 einführen kann.
Szene 1.5: Es wird ausführlich geschildert, wie das Opfer erlegt wird, wie es sich dabei fühlt. AABER… es will einfach NICHTS passen. Mir fällt kein vernünftiger Satz ein, der die Szene erklärt, der die Gefühle des Opfers schön beschreibt, als ob ich plötzlich als Fünfjähriger in der ersten Klasse vor meinem ersten Aufsatz sitze.
Nicht so wie das berüchtigte weiße Blatt Papier, denn ich weiß ja, was ich schreiben will, aber es kommt nur Kauderwelsch bei raus.
Kennt Ihr das auch? Was soll ich da tun? Kill your Darlings?
Dein Kauderwelsch hinschreiben und eine Notiz an den Rand pappen. Dann woanders weiterschreiben oder ein Loch lassen und es später füllen, nur auf keinen Fall die Notiz vergessen.
Schlaf mal drüber. Mir kommen die besten Ideen oft, kurz bevor ich einschlafe. (Mir müssen sie nur am nächsten Morgen wieder einfallen.) Deshalb liegt ein kleines Notizbuch auf dem Nachttisch. Ein Stichwort genügt und der Gedanke ist morgens wieder da.Weitere folgen dann im Laufe des Tages.
Und ich kann beruhigt einschlafen, ohne Angst haben zu müssen, dass der geniale Funke wieder weg ist und es schläft sich besser.
Ein „Loch“ wäre es ja nicht direkt, weil Szene 1 und 2 ja perfekt passen. Ich würde eher noch einen Flicken drüber setzen. Aber ich mach das einfach mal so. Dank Dir!
Mir kommen die besten Ideen oft, kurz bevor ich einschlafe
Bei mir ist es unterwegs, wenn ich gehe: Solvitur ambulando.
Dabei hab ich auch stets Notizbuch und Kuli, sowie iPhone mit Diktierfunktion am Start.
Dank Dir!
Ich höre Musik. Lieder die zur Szene/Stimmung passen. Ich lass mich dann völlig treiben und meistens klappt es.
Wenn es nicht funktioniert lass ich die Szene aus und schreibe später weiter.
Manchmal schreibt man sich aber auch in ne Ecke. Dann schreib ich das davor oder danach etwas um. Meist hilft das um nen neuen Blick darauf zu bekommen.
Bilder können auch helfen. Ich such dann gerne auf Pinterest nach entsprechenden „Stimmungen“ und bekomme dadurch Ideen.
Könnte auch sein, dass sich dein Unterbewusstsein sperrt. Mal eben so einen Mord befehlen, sich hinterher drüber lustig machen - kein Problem, das ist ja nur etwas Abstraktes, vielleicht ist die Stimmung im ganzen Buch eher distanziert-sarkastisch. Aber mit deinem Kapitel 1.5 gibst du diese Distanz auf und bist emotional plötzlich ganz nahe dran am Opfer. Seinen Ängsten, seinen Schmerzen, den Qualen, dem allmählichen Versagen des Körpers, das schmatzende Geräusch, wenn das Messer durch Fleisch gezogen wird - das ist nicht jedermanns Sache. Da kann’s dann schon mal vorkommen, dass dein Unterbewusstsein sagt: „Ohne mich, Alter. Den Scheiß schreib mal alleine!“
Schreibblockanden haben viele Ursachen. Eine, die mir sehr bekannt ist, ist damit begründet, dass etwas in mir diese Szene nicht schreiben will. Womöglich aus dem Vorangegangenem gar nicht passt. Oder ich mich mit dem Thema gar nicht auseinandersetzten will, es nur ein wenig fein finde, darüber etwas zu schreiben. Es herrscht Abneigung in mir. Also was mache ich. Ich prüfe nochmals nach, was mir an dieser Szene nicht gefällt. Meistens geht uns diese am Arsch vorbei, aber aus irgendeinem verrückten Grund glauben wir – wir müssen diese schreiben. Ich rate dir lösch alles zurück bis du zu dem Punkt kommst, wo es dir Spaß gemacht hat zu schreiben. Und mach eine unerwartete Wende in der Geschichte. Dann löst sich die Blockade von allein auf. Mach was Verrücktes aus der Geschichte. In deinem Beispiel würde ich den Bösen zum Mörder sagen lassen: Ich komme wieder! Und ihn aus dem Fenster im zehnten Stock rausspringen lassen. Fertig…
Bingo!!!
Da scheint ein Perspektivwechsel vom Täter zum Opfer fällig. Denn der Täter kann nur seine Sicht mitteilen. Wie das Opfer sich dabei fühlt kann nur das Opfer selbst mitteilen.
Auf keinen Fall die Idee verwerfen oder verlieren. Platzhaltertext, also ein Phantomtext. Irgendwann, wenn Dein Kopf autonom textet, hast Du in der Sauna den perfekten Eintiegssatz…
Woher hast Du gewusst, dass ich mich am Samstag über Preise einer hiesigen Sauna informiert habe!
Da scheint ein Perspektivwechsel vom Täter zum Opfer fällig.
Ja WENN, dann sowieso!
Könnte auch sein, dass sich dein Unterbewusstsein sperrt.
Was ein GENIALER Kommentar! Womit ich natürlich die anderen nicht schlechtreden möchte!
Viele Gläubige sagen ja, dass Gott (Allah, wer auch immer…) IN DIR ist, und da bin ich tatsächlich ein wenig esoterisch angehaucht, bin der Meinung, dass das „Universum“ in mir ist, also dieses Unterbewusstsein schon „etwas Anderes“ ist, was mich hier und da mal lenkt.
Von daher sehe ich Dienen Beitrag noch viel tiefer, als Dir das eventuell lieb ist.
Auf jeden Fall 100% Zustimmung.
Es herrscht Abneigung in mir.
Ja, das meine ich mit der vorherigen Antwort in Richtung Universum. Es ist, als ob da etwas IN MIR dagegen ist. Das habe ich oft, und was dabei teilweise herauskommt, würde mir keine Sau glauben.
Ok, nun auch nicht die Schiene, die Du bevorzugst, aber auch Du hast es exakt beschrieben.
In deinem Beispiel würde ich den Bösen zum Mörder sagen lassen
Oh man… ich mach mich gerade nass
Auf keinen Fall die Idee verwerfen oder verlieren.
Das sowieso nicht. Ich habe für dieses kleine Büchlein Ideen für 1.000 Seiten notiert. Ok, da werde ich noch viele Darlings killen müssen, aber eventuell kommt ja Teil 2.
Bilder können auch helfen. Ich such dann gerne auf Pinterest nach entsprechenden „Stimmungen“ und bekomme dadurch Ideen.
Ja, genial. Fotos von zermetzelten Körpern
Spaß!!!
Mir kommen die besten Ideen oft, kurz bevor ich einschlafe.
Und tatsächlich, wie ich ja mit dem „Gehen“ schrieb, war ich grad bei Lidl und hab mir ein paar Weizen besorgt, und unterwegs sind mir ein paar Sachen eingefallen. Zwar nur ganz grob drum herum, aber immerhin. Von den Taten bin ich dennoch Tagesreisen entfernt. Und da kommen die anderen Antworten in Richtung Unterbewusstsein ins Spiel.
MAL AN ALLE:
Ich habe ja in einem anderen Thread meine Erfahrungen mit anderen Gruppen und Foren beschrieben, und es ist logisch, dass da keiner drauf antwortet, aber ich muss auch mal was Positives loswerden: Ich habe bisher (über Jahre!!!) in keiner anderen Gruppe, keinem anderen Forum so geniale, nette, positive Antworten erhalten wie hier (nicht nur dieser Thread). Ganz ehrlich nicht. Ihr seid eine Wohlfühlquelle der Inspiration!
Vielen Dank dafür!
Danke.
Das empfinde ich genauso hier. Unterschiedliche Meinungen, auch unterschiedliches Empfinden, was man mag oder auch nicht - aber bislang immer mit einem wirklich netten Umgang. Ich glaube die Grundeigenschaft „Respekt“ funktioniert hier noch wirklich gut.
Ja, das kenne ich allzu gut. Ich nehme mir was vor und es will mir einfach nicht gelingen. Vielleicht gehe ich auch zu verkrampft an die Sache heran.
Beim Schreiben habe ich zwei Methoden, wie ich an die Sache herangehe und die mir persönlich sehr helfen:
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Ich stelle mir die Szene im Kopf wie einen Film vor. Oft kommen die Dialoge dann von selbst. Auch wenn ich im Schreibfluss bin, sprudeln mir die Worte nur so aus den Fingern, aber das gelingt eben nicht immer.
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Wenn ich nichts Passendes zusammenbekomme, schreibe ich einen Text, mit dem ich nicht zufrieden bin, Hauptsache ich habe mal etwas. Ich lasse den Text dann für ein paar Tage liegen und beschäftige mich mit anderen Dingen. Beim nächsten Überarbeiten läuft es dann viel besser und es klappt einfach. Ich denke mir dann so oft: „Man, da hättest du auch gleich drauf kommen können.“ Oft sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht.
Schöne Grüße
Helmut
Wobei ich den Begriff „Respekt“ völlig überzogen finde.
Wenn Du Musik von Helene Fischer magst, dann magst Du Musik von Helene Fischer; das hat mich NULL zu interessieren, da darf ich lediglich eine Bemerkung zu abgeben, und die noch nicht einmal negativ, aber auf keinen Fall eine Meinung.
Die Realität sieht GANZ anders aus. Verstehst Du, was ich meine?
Würde man das abschalten, wäre die Welt anders!
Ich habe in einem meiner Romane eine Szene beschrieben, die das - ich sage es einfach mal so direkt - das langsame Krepieren eines Mordopfers darstellt. Die direkte, schonungslose Darstellung schien mir angebracht und das ist es bis heute. Aber es war - aus meiner Sicht - eine Gratwanderung zwischen der Genauigkeit der Darstellung und der übertriebenen Gewaltbeschreibung. Hab lange gebraucht, bis ich einen Mittelweg gefunden hatte.
Ich habe einen Roman geschrieben, der vom freiwilligen Verhungern eines Mannes auf einem Hochsitz handelt. Ich habe mich von einem echten Fall inspirieren lassen. Es gibt auch eine Doku dazu, nicht zu meinem Buch sondern zu dem, der den Freitod gewählt hat.
Bei einem solchen Thema gibt es keinen Weichspüler. Ich habe das Buch in einer Lesung vorgestellt. Die Leute waren begeistert.