Kapitel II von Coloria (Band I)

So, anbei nun Kapitel II. Feedback nehme ich auch hier gerne entgegen!

Gruß

Super Girl

Luks erster Kampf (Kapitel II)

Als ich aus der Taverne nach draußen trat, erwartete mich eine böse Überraschung. Auf der Straße vor der Taverne kämpften Personen, die ich vom Sehen her kannte, gegen weitere Speerträger. So hatten sich zum Beispiel die Bauern Clark und Mark mit Mistgabeln bewaffnet. Doch ihre Chance, die Schlacht zu gewinnen, stand sehr gering, zumal ihre Kontrahenten mit ihren Speeren weitaus überlegen waren und nicht davor zurückschreckten mit ihren Waffen zuzustechen. Es war das reinste Gemetzel.

Ein schrecklicher Anblick bot sich mir, als ich eine unserer Marktfrauen, Agila Rose, verletzt auf dem Schlachtfeld erblickte. Aus einem Reflex heraus rannte ich sofort zu ihr. Dabei hielt ich das Schwert meines Großvaters fest umklammert.

Ich half Agila auf die Beine. Sie nahm meine Hilfe dankbar an.
„Luk! Dich schickt der Himmel!“
„Was um La’Dins Willen ist hier los?“
„Lord Fethelins Männer sind wie aus dem Nichts erschienen und haben sofort angegriffen. Einige Dorfbewohner konnten sie zurückdrängen, aber sie haben Verstärkung mitgebracht. Du siehst ja, was hier los ist. Das reinste Chaos!“

Agila hustete und spuckte dabei Blut. Ich stellte mich schützend vor sie. Dann stellte ich ihr eine spontane Frage, die mir durch den Kopf geisterte: „Agila, hast du zufällig mitbekommen, wohin Lord Fethelins Männer meine Freunde verschleppt haben? Ich bin auf der Suche nach Kaspar, Niko, Filip und Ed“.
„Jetzt wo du es sagst, als ich gekommen bin, habe ich zehn Personen weggehen sehen. Sie sind auf Pferde gestiegen und davongeritten, weswegen ich sie bald aus den Augen verloren habe“.
„Super, danke für den Tipp. Ich will meine Freunde retten. Und ich werde sie retten“, fügte ich sogleich hinzu, mehr an mich selbst gewandt, um mir Mut zu machen.

Mehr Zeit zum Plaudern blieb uns nicht, da die Angreifer uns bemerkten. „Da ist noch so ein Halbstarker! Schnappt ihn euch, Männer!“, brüllte sogleich der „Kommandant“ der vordersten Front. Das ließen sich seine Begleiter nicht zweimal sagen. Schon stürmten drei Krieger auf uns zu.
„Oh nein, den Luk kriegt ihr nicht!“, donnerte sogleich Waffenschmied Frank. Er schwang seinen großen Hammer. Sofort wich der erste Angreifer erschrocken zurück. Dann zog ich das Schwert meines Großvaters aus der Scheide und rief: „Das ist nett gemeint, aber ich kann mich selbst verteidigen!“ Darüber staunte Frank sehr. „Junge, du hast eine Waffe? Woher hast du denn die?“
„Lange Geschichte, keine Zeit zum Plaudern. Muss Agila beschützen!“, brachte ich mühevoll heraus. Denn auf einmal fiel mir das Atmen schwer. Lag das daran, dass ich zum ersten Mal mit einer richtigen Waffe kämpfte?“ Ich verdrängte diese Frage, atmete dreimal tief durch und schwang dann das Schwert aus einem weiteren Reflex heraus. Der Wunsch alle Menschen, die mir wichtig waren, zu schützen, war in diesem Augenblick stärker als mein Unbehagen.

Metall klirrte gegen Metall. Mit voller Wucht schlug ich immer wieder zu. Dann tat es einen lauten Rumms. Mein Kontrahent war rücklings zu Boden gefallen. Die Waffe rollte ihm aus der Hand. Erst jetzt realisierte ich, dass mir Frank zur Hilfe gekommen war, nachdem er seinen Hammer abermals geschwungen hatte.

„Tolles Schwert, Luk! Und nun sag, wo hast du das her? Aus meiner Schmiede ganz bestimmt nicht!“
„Von einem Freund meines Großvaters“, erwiderte ich, was nicht gelogen war.

Dann hörte ich Agila schreien. Denn jemand hatte sie ziemlich grob angepackt. Sofort eilten Frank und ich herbei. „Agila!“, riefen wir beide gleichzeitig und eilten herbei. „Keine Sorge, ich rette dich!“, fügte ich hinzu. Als ich Franks ernstem Blick begegnete, korrigierte ich mich: „Äh, ich meine natürlich, wir retten dich!“

Wieder schwang Frank den Hammer und ich führte mit meinem Schwert einige Hiebe aus. Dann machte mir mein Kampfgefährte ein nettes Kompliment: „Aus dir wird ein stattlicher Bursche, Luk. Das lobe ich mir!“ Und fügte mit einem Flüstern, das nur ich hören konnte, hinzu: „Dann wird es Zeit, dass du etwas erfährst. Dein Großvater war ein echter Held. Dazu musst du wissen, dass nicht viele an die alte Prophezeiung glauben. Aber eine alte Schrift, die ich in der Schmiede gefunden habe, besagt, dass fünf Helden jeder Generation Coloria vor dem Untergang bewahren sollen. Dein Großvater war einer davon!“

Frank legte eine Gesprächspause ein, da er immer noch mit unserem Gegner beschäftigt war. Unser Gegenüber wechselte seine Waffe und hielt wenig später statt seinem Speer ein Schwert in der Hand. Ich war froh über diesen Waffenwechsel. So konnte ich mich nun mit dem Erwachsenen per Schwert duellieren.

„Geh beiseite, Junge! Ich will dir nur ungern wehtun!“, rief der Kerl in Kriegerrüstung.
„Nein, ich werde nicht zur Seite weichen! Ich habe mir geschworen, meine Leute aus dem Dorf zu beschützen! Und das werde ich auch tun!“
„Geh beiseite, Junge!“, wiederholte der Krieger.
„Nein!“ Ich blieb hartnäckig.
„Wer sich Lord Fethelin in den Weg stellt, wird gnadenlos niedergemetzelt. Willst du das wirklich? Nun geh schon beiseite, Junge!“, versuchte es der Krieger erneut.
„Ich bleibe dabei. Nein heißt Nein!“
Und da keiner von uns nachgeben wollte, kam es schließlich zum Schwertkampf.

Ich machte den Anfang und schwang mein Schwert, so stark ich konnte. Metall klirrte auf Metall.
„Du bist ganz schön stur, Junge, weißt du das?“
Mein Gegner hatte die Attacke mühelos pariert.
„Das sind Sie aber auch!“, entgegnete ich gelassen.
Dieser Schlagabtausch ging noch eine Weile so weiter, bis mir eine geniale Idee kam. Ich täuschte einen Frontalhieb vor und erwischte meinen Gegner dann unerwartet von der Seite. Damit landete ich meinen ersten Treffer. Ich erwischte den Krieger an der rechten Schulter. Blut tropfte auf den Asphalt. Und der Typ schrie vor Schmerzen auf.

„Du kleine, miese Kröte! Na warte, wenn ich dich erwische! Dann mache ich dich fertig!“ Sofort machte ich mich auf einen Gegenangriff bereit. Und dieser kam schneller als erwartet. Schon schwang der Krieger sein Schwert und ließ dieses mit voller Wucht auf mich herabsinken. Ich parierte die Attacke, denn ich hatte sie aus einem Reflex heraus richtig kommen sehen. Sie kam von vorne oben. Dass ich kleiner war als mein Gegner, kam mir nun zugute. Ich wich weiteren Versuchen meines Gegners aus, mich zu treffen. Dann setzte ich zu einem Gegenangriff an. Wieder klirrten unsere Schwerter aufeinander. Frank griff nun nicht mehr ins Geschehen ein, stattdessen feuerte er mich an und hielt einen Arm schützend über Agila. Das sollte eine Warnung an alle sein, die ihr zu nahe kommen würden. Er rief mir zu: „Keine Sorge, Luk! Ich kümmere mich um Agila. Kämpf du ruhig gegen diesen Typen. Bring ihm Manieren bei. Zeig ihm, dass wir auf dem Dorf alle zusammenhalten, wenn es ernst wird! Mach ihn fertig!“

Diese aufmunternden Worte von Frank gaben mir die nötige Kraft, um weiterzukämpfen. In der Zwischenzeit hatte sich eine große Menschentraube um uns gebildet. Einige Krieger ließen ihre Waffen sinken. Ich brauchte nicht lange, um zu verstehen, dass ich ausgerechnet ihren Anführer vor mir hatte. Doch ich ließ mich von dieser Tatsache nicht einschüchtern. Viele Dorfbewohner riefen mir zu: „Komm schon, Luk! Du packst das! Glaub an dich!“
„Du kommst ganz nach deinem Großvater! Du bist ein Kämpfer! Also kämpfe!“
Oder: „Schnapp ihn dir! Mach ihn fertig!“

Dann hörte ich eine weitere Stimme rufen: „Das ist mein Junge! Warum unternimmt denn keiner was?“ Ich konnte sie meiner Mutter zuordnen.
„Der Junge ist alt genug, er weiß schon was er tut!“ Diese Stimme gehörte eindeutig zu meinem Vater.

„Mutter! Vater!“, schoss es mir durch den Kopf. „Ich werde euch nicht enttäuschen!“ Diesen fixen Gedanken weiter verfolgend schwang ich abermals mein Schwert. „Ich werde nicht aufgeben!“, verkündete ich dann lautstark. „Ich werde kämpfen! Für mein Dorf und für meine Familie! Für alle Menschen, die mir wichtig sind!“

Ich sammelte all meine Kraftreserven und drosch dann auf meinen Kontrahenten ein. Aber nicht wie ein Wilder, sondern gezielte Schläge. So wie es mir meine Freunde Kaspar und Ed beigebracht hatten. So wanderten meine Gedanken zu meinen Kumpels. „Das ist für Kaspar! Das ist für Filip! Das ist für Ed! Und das ist für Niko! Ihr werdet es noch bereuen, meine Freunde entführt zu haben!“
„Gefühlsduselei!“, erwiderte mein Gegenüber.
„Typisch Dörfler! Gefühle machen euch schwach!“
„Total falsch! Gefühle machen uns stark!“
Ich wich einer weiteren Attacke meines Gegners aus und setzte dann selbst zu einem Schwerthieb an. In diesen Hieb setzte ich all meine Gefühle: Wut, Trauer, Hass, aber auch Liebe und Leidenschaft.

Und dann passierte das Unglaubliche. Das „Schwert des Mutes“ leuchtete zum ersten Mal hellrot auf. Und ich wurde in ein gleißend helles Licht getaucht. Darüber staunte ich sehr.

Das Kettenhemd meines Gegners zerbarst bei meinem letzten Angriff mit Großvaters Schwert. Darüber staunte nun der „Kommandant“ der Kriegertruppe. „Wie kannst du es wagen, Bursche? Das war mein bestes Kettenhemd!“
„Dann hätten Sie nicht kämpfen sollen!“
„Frecher Bengel!“
„Besser frech als tot!“

Der Kommandant sah mich grimmig an. Dann ordnete er einen Rückzug an. Aber nicht ohne ein „Wir kommen wieder!“ an mich gewandt zu rufen.
„Ach ja und deine sogenannten Freunde werden dafür büßen, was du mir angetan hast!“
„Wagen Sie es ja nicht, meine Freunde auch nur anzurühren!“, zischte ich zurück. Ich schwang ein letztes Mal mein Schwert. Der Kommandant versuchte auszuweichen, stolperte dabei jedoch über seine eigenen Füße und kam mit einem lauten Rumms auf dem Boden auf.

Sofort lachten viele Dorfbewohner. „Unser Luk ist ein echter Kämpfer! Ich habe gleich gewusst, dass er gewinnt! Er hat ein gutes Herz am rechten Fleck. Und ist genauso stur wie sein Großvater!“ Diese Worte kamen von Frank, der Agila aus der Gefahrenzone weggebracht hatte. Somit hatte ich meinen ersten Kampf gewonnen. Der Kommandant zog sich beleidigt zurück.

Zum Schluss wandte ich mich an Agila. „Du wolltest mir noch irgendetwas über meine Freunde sagen!“
„Diese Krieger sind mit ihnen in Richtung Norden davongeritten. Zu den „Blauen Bergen“ also!“
Ich bedankte mich anständig für diese Information. Dann rannte ich zu meinen Eltern. Denn ich wollte meine Mutter beruhigen, dass sie sich um mich keine Sorgen machen musste.

Dieses Mal war die Taverne rappelvoll, als ich sie gemeinsam mit meinem Vater betrat. Nur widerwillig hatte ich ihm gestanden, dass ich an meinem fünfzehnten Ehrentag mein erstes Bier probiert hatte, obwohl er es mir verboten hatte. Ich erzählte ihm, wie ich Neppo kennengelernt hatte und auch, wie meine besten Freunde entführt wurden. Daraufhin lobte er mich für meine Ehrlichkeit. Wir trafen Neppo trotz der Tatsache, dass die Taverne voll war mitten im Gedrängel. Mein Vater unterhielt sich mit Neppo über alles und ich durfte sogar ein Bier genießen. Ich wurde von allen als Held gefeiert. Denn nicht jeder hatte den Mut, sich Lord Fethelins Kriegern zu widersetzen. Neppo und ich einigten uns darauf, Opa Fredric am nächsten Tag zu besuchen. Und zwar an seinem Grab am Küstenfriedhof!

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Ich finde, nahtloser Übergang :slight_smile: Bin gespannt auf Kapitel 3.
Wird das ein Buch für Jugendliche ?

Es soll für ältere Jugendliche, junge Erwachsene und solche Menschen werden, die sich noch jung fühlen! :slight_smile:

Gruß

Super Girl

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