Anbei meine Version von dem historisch-fantastischen Projekt, von dem ich bereits berichtet habe. Über Feedback würde ich mich sehr freuen!
Gruß
Super Girl
Hochzeitspläne (Kapitel 1 - Episode 1)
Ein lautes Geräusch weckte mich aus einem tiefen Schlaf. Sofort sprang ich auf und blickte aus dem Zimmerfenster nach draußen. Doch dort war nichts zu sehen, was ein derartiges Geräusch verursachen könnte. Achselzuckend wandte ich mich meinem Bett zu. Ich stellte fest, dass das Kissen feucht war. Jetzt erinnerte ich mich an den Streit vom Vortag, den ich mit Vater hatte. Es ging mal wieder um das Gleiche. Ich hatte mit den älteren Kindern auf die Jagd gehen wollen. Doch Vater war strikt dagegen. So verbot er mir, weiterhin davon zu sprechen. Daraufhin wurde ich sehr wütend und rannte auf mein Zimmer. Ließ mich auf mein Bett fallen und heulte ins Kissen. Irgendwann musste ich wohl eingeschlafen sein.
Ich hatte schon mit sieben Jahren keinen Reitunterricht bekommen. Stattdessen sollte ich nähen lernen, wie es sich für eine Grafentochter gehörte. Mit elf Jahren wollte ich Fechten lernen, aber Graf Engelbert, mein Vater, war strikt dagegen. Stattdessen sollte ich den höfischen Tanz lernen, der in unserer Veste unterrichtet wurde. Ich blieb dem Unterricht oft fern, was Vater noch zorniger machte. Und jetzt durfte ich mit fast vierzehn Jahren noch nicht mal mit auf die Jagd gehen. Ich fand mein Leben ungerecht. Nie bekam ich das, was ich wollte.
All diese Erinnerungen kamen mir in diesem Augenblick hoch, als ich auf mein unordentliches Bett starrte. Ein zweites lautes Krachen riss mich aus meinen Gedanken. Das Geräusch musste aus dem Nebenzimmer kommen, denn es klang ganz nah. So schaute ich vorsichtshalber nach, was dieses Geräusch verursachte. Ich entdeckte meinen vier Jahre jüngeren Bruder Meinhard, der mit einem Holzschwert Ritter spielte und gegen eine merkwürdige Konstruktion Angriffe führte. Ich durfte Meinhard dabei zusehen, wie er noch weitere Male seine Konstruktion attackierte. „Mach nicht so viel Krach, sonst schimpft Vater wieder“, ermahnte ich ihn. „Lass uns lieber etwas gemeinsam spielen.“
„Wie bitte? Du willst mit mir spielen? Wer bist du und was hast du mit meiner Schwester gemacht?“
„Doch, du hörst richtig. Ich habe jetzt gerade Zeit. Lass uns Wurfzabel spielen. Ich bin ziemlich gut darin.“
So eilte ich in mein Zimmer, durchsuchte eine Schublade, fand, wonach ich suchte und huschte in Meinhards Zimmer.
„Na gut, wenn du meinst. Du hast schon lange nicht mehr mit mir gespielt, Magdalena.“
„Da hast du Recht. Aber heute ist Feiertag. Ich habe noch nichts weiter vor.“
Wir spielten so lange, bis unsere Mutter, rief: „Es ist Zeit fürs Abendessen. Magdalena, Meinhard, runterkommen. Und zieht euch etwas Anständiges an, wir erwarten heute Gäste!“
So eilte ich zurück in mein Zimmer, verstaute das Brettspiel mit den Würfeln und den Holzsteinen in meiner Schublade. Zog mir mein bestes Sonntagskleid an und stürmte gleich nach Meinhard die Treppe hinunter. Meinhard hatte sich nur ein neues Hemd angezogen. Denn sein altes war durchgeschwitzt. Ihm blieb nicht mal Zeit sich zu waschen. Er versprach mir seine seltsame Konstruktion später aufzuräumen. Denn auch er wollte keinen Ärger mit Vater und Mutter.
Unsere Gäste saßen bereits im großen Speisesaal. Mir wurde Graf Emanuel, seine Frau Agnes sowie der Grafensohn Eckbert vorgestellt.
„Wenn ich groß bin, will ich Ritter werden“, meldete sich Meinhard mitten im Gespräch zu Wort. „So wie Sir Gerfried!“
Sir Gerfried war nicht nur Ritter, sondern auch Befehlshaber unserer Leibgarde. Das wusste jeder in unserer Grafschaft.
Im Gespräch ging es um Erwachsenensachen wie Weltwirtschaft, diplomatische Bündnisse und Handelsverträge mit Nachbargrafschaften. Mein Bruder Meinhard kannte einen Trick, um sich all das nicht länger anhören zu müssen. Er nörgelte so lange, bis man es ihm gestattete aufzustehen und auf sein Zimmer zu gehen. Ich fragte Vater vorsichtig, ob ich auch auf mein Zimmer gehen dürfte. Doch er antwortete: „Du bleibst hier, Magdalena. Wir haben noch einige Worte miteinander zu wechseln!“ Ich schluckte. Wenn Vater den kleinen Wasserbottich über der Tür zum Waschraum meinte, für diesen Streich war nicht ich verantwortlich, sondern Meinhard. Doch ich hatte Glück. Es ging um etwas ganz anderes.
„Wie bitte? Ich soll an meinem vierzehnten Ehrentag den Grafensohn Heinrich von Arenberg heiraten? Ich bin noch viel zu jung dafür! Vater, muss das sein?“
„Ja, Magdalena, ich bestehe darauf! Deine große Schwester Annalena hat auch mit vierzehn Jahren geheiratet. Ich möchte, dass du diese Tradition fortsetzt! Und das ist mein letztes Wort!“
Entsetzt starrte ich zwischen unseren Gästen hin und her. Da ich vor Schreck meine Gabel fallen gelassen hatte, bückte ich mich nun, um sie aufzuheben. Doch Eckbert war schneller. Er griff zuerst nach der Gabel. Unsere Blicke trafen sich. Der Grafensohn zwinkerte mir zu, ich zwinkerte zurück. Ich entschuldigte mich für das Missgeschick. „Mein Eckbert wird schon bald die Grafentochter Luitgard heiraten“, fügte Graf Emanuel in diesem Moment hinzu, als wir beide wieder auf unseren Plätzen saßen. Eckbert legte einen Zeigefinger vor seinen Mund, um mir damit zu zeigen, dass auch ich zuhören sollte. Doch ich wollte von diesen Hochzeitsplänen nichts mehr hören. Ich war wütend auf meinen Vater. Wie konnte er mich nur so jung verheiraten? Tausend Gedanken schossen mir in diesem Augenblick durch den Kopf. Dann hörte ich Eckbert sagen: „Dieser Heinrich soll sehr tyrannisch sein.“ Doch Vater winkte ab. „Das sind sicher nur üble Gerüchte.“ Er ließ sich nicht davon abbringen mir die Vorteile einer Heirat zu erörtern.
Irgendwann konnte ich dem Gespräch nicht länger zuhören. So stand ich mitten im Gespräch der Grafen auf und rannte auf mein Zimmer.
„Und? Was haben die Erwachsenen sonst noch besprochen?“ Neugierig geworden schlich sich Meinhard in mein Zimmer.
„Ach, nichts von Bedeutung“, erwiderte ich rasch. „Nur Erwachsenensachen.“ Meinhard bestand jedoch darauf, dass ich ihm alles erzählte. Nur widerwillig verriet ich meinem Bruder die Hochzeitspläne unseres Vaters.
„Bist du nicht zu jung zum Heiraten, Magdalena?“
„Dasselbe habe ich auch gesagt. Aber Vater wollte nichts davon hören. Er sagte, dass eine Hochzeit die Verbindung unserer Familie mit der Grafschaft Arenberg stärken würde. Dabei kenne ich diesen Grafensohn nicht einmal.“ Ich seufzte leise und drückte meinen Bruder einmal kurz. "Da kann man wohl nichts machen. Vater hat das letzte Wort!“