Inspiration zu schwarzen Augen

https://www.amazon.de/Die-Zahlentheoretikerin-Frank-Autzen-ebook/dp/B07D762T9M
Ja, ich habe es nach der Fertigstellung erst einmal als eBook bei Amazon eingestellt. Viel Spass beim Lesen!

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Ich finde schon, dass es wichtig so etwas zu wissen, für mich gehört das zur (meinetwegen drögen) Theorie des Schreibens dazu.
Das Schreiben ist nunmal auch ein Handwerk und ein Handwerker sollte sein Werkzeug schon beim Namen nennen können und dessen genaue Funktion kennen. Wenn man diese versteht kann man diese Werkzeuge auch mal für andere Zwecke benutzen, als sie eigentlich gedacht sind, aber ich kann den Ausspruch bekannter Schriftsteller nur beipflichten: Ein Autor sollte zuerst die Regeln beherrschen, bevor er sie bricht.

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Ok, der Autor liest solange die Regeln, bis er bricht. :cool:

Da hast Du recht NinaW. Man sollte sein Handwerkszeug kennen. Doch hier verschwimmen die Grenzen etwas.
Wir kamen in dem Thread recht schnell von schwarzen Augen zu Hexen. Für mich ehere Klischee als Typisierung.
Im Film sind die blonden Hexen meist die Guten, die schwarzhaarigen die Bösen. Das geht für mich eher in Typisierung, um die helle von der dunklen Seite abzugrenzen. Oder doch nur ein Klischee?

Meine eigenen Erfahrungen (südländisches Äußeres und seine Begleitumstände) Klischee.
Das ich in südlichen Ländern auf Landessprache angesprochen werde, bedeutet, dass ich einem Typus entspreche. Oder doch ein Klische?

Was ich eigentlich sagen wollte, es ist dem Autor mit Hinblick auf seine Zielgruppe überlassen, welches Stilmittel er einsetzt. Sie alle führen zum gleichen Ziel. Manipulation des Lesers. Sei es, um Spannung zu erzeugen, oder die Figuren sympathisch/unsympathisch erscheinen zu lassen.

Kein Leser wird bei der puren Erwähnung von schwarzen Augen die Protagonistin in eine Schublade stecken. Das restliche Aussehen, Kleidung, Verhalten, … gehören dazu. Nicht zu vergessen das Genre, in dem die Figur interagiert.
Die Worte, die der Sutor wählt, machen den Unterschied zwischen Klischee und Typisierung. So zumindest meine Meinung.

Ich finde den Unterschied zwischen Klischee und Typisierung hat @Raya Mann sehr gut beschrieben und meine Meinung ist mit ihrer identisch: Klischee und Typisierung sind zwei unterschiedliche Dinge und ich finde auch nicht, dass die Reaktion des Lesers wirklich die gleiche ist. Ich persönlich habe auch wenig Motivation ein Buch zu lesen, wenn ich auf den ersten Seite mit einem klischeeüberladenen Hauptcharakter konfrontiert werde. Etwas Typisierung, okay. Das hilft bei der Vorstellung der Person.
Aber Klischees sind nun mal genau das: Klischees. “Eine eingefahrene, überkommene Vorstellung”. Das hat nichts mit Realität zu tun. Wenn ich über hunderte von Seiten mit Klischees beworfen werde, ist es recht egal, wenn auf Seite 400 die Klischees aufgelöst werden. So lange tue ich mir Klischees nicht an. Wenn ich einen Hauptcharakter habe, der gewisse Klischees erfüllt und ab Seite 30 dagegen ankämpft wie andere ihn wahrnehmen, ist das etwas anderes. Aber dann ist der Charakter nicht klischeehaft und der Autor bedient auch nicht Klischees, sondern er benutzt Klischeedenken. Auch das ist ein Unterschied.

Ich weiß, dass wir von schwarzen Augen recht schnell zu Hexen gekommen sind, allerdings fand ich es davor sehr schön, dass jeder andere Beispiele für schwarze Augen gefunden hat und so würde wohl auch niemand die anfänglich genannte Audrey Hepburn als böse Hexe wahrnehmen, obwohl sie schwarze Augen hat.

Ich habe mal gelesen, dass die wenigsten Menschen sofort die Augenfarbe analysieren, das kann man auch einfach überprüfen, indem man das testet. (am besten nicht am langjährigen Ehemann). Augen schließen und den Gegenüber fragen, welche Augenfarbe man hat. Vielleicht “Ich will mal kurz was testen.” voranstellen. Die wenigsten können das sofort und korrekt beantworten.
Schon allein das sagt ja auch etwas über die Wichtigkeit der Augenfarbe aus. Ich persönlich finde schwarze Augen einfach insgesamt interessant, oder besser gesagt markant, weil sie dort wo ich lebe selten sind. In anderen Ländern ist das wieder anders, auch das ist ein wichtiger Faktor, meiner Meinung nach.

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Stimme ich zu. Habe auch nicht behauptet, dass es das Gleiche ist.

Auch hier Zustimmung. Sonst sind wir beim Groschenheftroman oder der Zeitung mit den 4 großen Buchstaben.

Okay! Zugegeben, da habe ich mich vielleicht ungenau ausgedrückt. Aber ist man selber frei von Klischees oder Klischeedenken? Ich werfe den Stein nicht zuerst.

Ich bleibe dennoch dabei, dass es nicht so leicht in schwarz und weiß aufteilbar ist.
Ich bin in der Halbleiterei/Digitaltechnik unterwegs. Sollte man meinen, alles einfach. AN/AUS, nur 0en und 1sen. Wenn es denn so einfach wäre. Die Physik bewegt sich hier in Grauzonen.

Was dem einen sein Klischee, dem anderen eine Typisierung.
Beispiel, die bayerische Asylpolitik. (ich bin hier geboren und lebe hier, darf also abkotzen)
Die Ansicht der Herren ist, gelinde gesagt:

Zugegeben, meine persönliche Meinung, doch für die bitterer Ernst. Jeder Asylant ist Typ Verbrecher.

Du sagst:

Anderen machen sie Angst. Aus dem selben Grund.
Warum ist das eine Klischeedenken, dass andere jedoch nicht.
Ich weiß schon, was Du sagen wirst. Weltoffenheit und so. Doch das liegt im Auge des Betrachters.

Meine Frau sagt, ‘typisch Mann’, wenn ich mal ein Fussballspiel sehe. Für sie die Erfüllung eines Klischees. Wenn sie ‘Pretty Woman’ zu x-ten Mal sieht, ist es Bildungsfernsehen.

Ich habe beruflich mit um die 100 verschiedenen Nationen zu tun gehabt. Auch wenn ich versuchte, unvoreingenommen an die Leute heranzutreten, hielten sich hartnäckig ein paar Klischees. Nicht wenige wurden auch bestätigt. Das ist auch nicht negativ gemeint, denn viele dieser Dinge sind liebenswert.

Regelwerke sind Leitfäden. Mit einem gewissen Spielraum interpretieren Menschen sie unterschiedlich. Auf diese differenzierte Denkweise einzugehen ist meiner Meinung nach, das Handwerkszeug. Nicht die strikte Auslegung. Im Rahmen des Erlaubten versteht sich.

Gruß
Matt

Ein blonder Mensch in Asien fällt auf wie ein bunter Hund, ein blonder Mensch in Island geht in der Menge unter. Das hat nichts mit Klischee zu tun, sondern mit objektiver Wahrnehmung.
Wie wir Menschen subjektiv wahrnehmen (also fühlen, wenn wir einen Menschen sehen) ist durch Klischees, eigene Erfahrung und ein paar weitere Dinge gesteuert. Wir entscheiden z.B. innerhalb eines Augenblicks, ob wir einen Menschen sympatisch finden oder nicht. Das entscheiden wir jedoch nicht (nur) auf Basis gängiger Klischees, sondern auf Basis der eigenen Meinung und ein paar biologischen Einflüssen.
Und natürlich stecken wir Menschen gerne sofort in Schubladen und manche sind etwas flexibler damit Personen später in andere Schubladen zu stecken (oder auch in mehrere) als andere.
Ich habe mich nicht darüber ausgelassen wie wir Menschen die Welt wahrnehmen und behaupte auch nicht das ändern zu wollen (auch wenn es natürlich schön wäre, wenn die Welt anders wäre). Ich finde es nur nicht sinnvoll sich als Autor mit klischeehaften Charakteren zu beschäftigen.

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Allerdings ist das, was wir wahrzunehmen glauben, ein Vielfaches von dem, was wir wahrnehmen können. Bei der Lektüre eines literarischen Textes läuft etwas Ähnliches ab, wie wenn wir es mit realen Menschen zu tun haben.

„Er erblickte rote Lippen und schwarze Augen.“ Glaubt jemand, Rot und Schwarz seien Farben, die wir sehen? Nein, es sind Wörter, lexikalische Zeichen, die mit einem semantischen Code verknüpft sind. Aber wir stellen uns nicht nur *Lippenrot und Augenschwarz *vor: Lippen haben auch eine Form, eine Textur und einen Ausdruck, Augen haben Lider, Wimpern, Brauen und eine Ausstrahlung.

Die Figurenvorstellung des Lesers ist immer umfassender und vielfältiger als die Figurendarstellung des Autors. Vier höchst banale Alltagswörter (rote Lippen, schwarze Augen) regen die Fantasie jedes Lesers an und lösen eine Lawine von Assoziationen aus, von denen nichts im Text steht. Das ist die Kunst der Typisierung.

Sogar aus lauter Null-Informationen kann der Autor eine Typisierung formulieren, die die Imagination des Lesers in Schwung setzt: „Yvette war mittelgroß und mittelschlank, mit mittellangem mittelbraunem Haar. Selbst ihr Busen hatte mittleres Volumen. Es gab nichts Besonderes an ihr. Was ihn an ihr berührte, war die vollkommene Harmonie all ihrer unauffälligen Eigenschaften und Merkmale.“

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