Lieber Grudo, da hast du wirklich Recht.
Amazon oder „Deutscher“ Buchhändler (falls man das überhaupt so trennen will):
Ich habe das „Deutscher“ in Anführungszeichen gesetzt, weil auch andere Onlinehändler/Großverlage etc. nicht mehr unbedingt in Deutschland sitzen. Deshalb hinkt die Betrachtungsweise ein wenig.
Ich habe 2016 meine „Erinysaga“ (Das Zeichen der Eriny, Die Prophezeiung der Eriny, Die Tochter der Eriny) als Print+ebook und die „Ullisten Getrillum-Trilogie“ aus dem Umfeld meiner Science-Fiction Saga als ebook bei Neobooks herausgebracht. Da mir der Pflegeaufwand Amazon dann noch selbst zu machen, zu viel war, habe ich die Amazonbände stillgelegt.
Tja, würde ich das noch einmal tun?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Für meine Verkaufszahlen war es nicht gut. Für meine LeserInnen war es gut. Ich bin Readerunabhängig damit und letztendlich kann sowohl das eBook, als auch die Printausgabe überall gekauft werden. Es muss also niemand bei Amazon kaufen, der das nicht will und auch die eBooks gibt es im stationären Buchhandel, das finde ich gut. Allerdings muss man wissen, dass Neobooks/Neopubli nur KVN/Umbreit bedient und nicht Libri. Das schränkt den Verkaufsraum ein wenig ein. Ich verstehe das, denn die Einträge kosten Geld und das bezahlt Neopubli. Sie schicken auch die Pflichtexemplare an die DNB, die man bei Amazon ja selbst bezahlen muss. Allerdings macht Neobooks nur für die Bestseller Werbung. Alle anderen fallen hinten runter. Wie andere Dienstleister agieren, kann ich nicht sagen, da ich das nicht ausprobiert habe.
Amazon tut ein wenig mehr. Meine Space Opera „Das Verlorene Siegel“, die ich ja nur bei Amazon habe, werde ich auf keinen Fall portieren. Das läuft über Mundpropaganda, langsam und zäh, aber immer wieder. Ich arbeite mich in den Listen nach oben wie eine Schnecke. Amazon schickt ab und zu ein eMail an seine Kunden. Hin und wieder ist es dort mit dabei. Das hilft dem Titel.
Verschenk-Aktionen. Gibt es nicht nur bei Amazon, sondern auch bei anderen Onlinehändlern (in Abstimmung mit dem Diensteanbieter, bei dem das Buch herausgegeben wurde, sonst gibt es Ärger). Verschenk-Aktionen können helfen. Da ich den Markt ja schon eine Weile beobachte, weiß ich, dass die Verschenk-Aktionen nur über einen enorm langen Zeitraum Ergebnisse zeigen. Sie dienen dazu, den Bestsellerrang zu verbessern. Ob der AutorIn dann auch noch irgendwann etwas damit verdient, ist schwer zu sagen. Ein paar haben es damit dauerhaft in die 100er-Bestsellerlisten geschafft und die sind wichtig. Alles außerhalb dieser **Rankinglisten **verschwindet in den Tiefen der Onlineshops (nicht nur bei Amazon, auch bei Thalia etc.). Ich mag diese Kostenlosaktionen aber nicht besonders und nutze das Instrument nicht oft.
Wenn dann versuche ich **Blogger **zu finden, die dann ein Printexemplar von mir bekommen. Das ist aber auch nicht einfach, da die meisten Blogger sehr verlagsnah unterwegs sind und SuBs haben, die sehr voll sind. Da muss man Glück haben. Es gibt ein paar Blogger, die auch Indieautoren lesen.
Der direkte deutsche Buchmarkt ist meiner Meinung nach zweigeteilt: a) Onlinehändler und b) stationärer Buchhandel. Dies erfordert unterschiedliches Vorgehensweisen.
Grundsätzlich: ohne **Werbebudget **geht nichts. (Werbeslots bei Lovelybooks, in den Shops, Leserunden, Onlinemarketing, Werbung in den Katalogen und Buchjournalen, Werbung über Onlineplattformen wie XTME etc.)
Dann hängt es auch vom **Genre ab.
Science Fiction und Fantasy (deutsche Fantasy, außer Bernhard Hennen etc., also die, die es schon lange gibt) sind beim stationären Buchhandel nicht sonderlich gefragt (Vorlieben des Buchhändlers ausgenommen). Die Genre verkaufen sich wohl nicht gut lokal. Thriller läuft schon besser (sehe ich an Plastikspur). Ich denke, dass Liebesromane und Krimis auch als Selfpublisher-Editionen laufen können. Da habe ich aber keine Erfahrung, weil ich in diesem Metier nicht schreibe.
**
Stationärer Buchhandel ist reine **Überzeugungsarbeit **und zwar persönlich. Du ahnst, was das heißt.
Das müssen übrigens auch Kleinverlage tun, aber die haben wenigstens nicht das Problem des Selfpublishings (keine Retouren, d. h. die Bücher müssen verkauft werden, sonst sind es Ladenhüter und Verlustgeschäft. Ein großes Hindernis. Vorteil ist natürlich, dass die Bücher erst gedruckt werden, wenn sie auch gebraucht werden. Umwelttechnisch gesehen auch wieder schön.)
Wer Geld hat, kann natürlich **Vertriebs-Dienstleistung **einkaufen und sein Werk einem der zahlreichen Berater mitgeben, die dem Buchhandel Werke empfehlen. Natürlich kann man ein Mailing machen und ein Leseexemplar anbieten, aber auch das geht ganz schön ins Geld, da Indieautoren ihre Bücher ja selbst kaufen müssen.
Ich habe meine beiden lokalen Buchläden besucht und meine Bücher angeboten. Mein Thriller Plastikspur liegt in einer der Buchhandlungen aus, weil der Händler **Regiokrimis **mag. Der Roman verkauft sich immer wieder mal und wenn ich mehr Buchhändler hätte, die das Buch ins Regal stellen würden, würde es auch besser werden.
Im zweiten Buchladen habe ich zu meiner Erinysaga kürzlich eine **Lesung **gehalten. Es kamen sogar Leute und ich habe Bücher verkauft und auch Einnahmen daraus gehabt. Alles in Allem müsste ich aber ganz Deutschland abklappern, was ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Deshalb habe ich im **Indiekatalog **und beim **Buchjournal **Werbung geschaltet und ein Höllengeld ausgegeben. Ob dabei etwas herauskommt, keine Ahnung. Ich vermute ohne weitere Aktionen wird das nichts. Onlinewerbung schalte ich gelegentlich über XTME. Das ist nicht schlecht, aber man braucht für größere Stückzahlen in jedem Fall eine bestehende Fanbase.
Es gibt noch eine andere Möglichkeit, auf sich aufmerksam zu machen. Wettbewerbe.
Hier würde ich persönlich aber nur noch beim Amazon Kindle Award mitmachen. Die Bücher sind dort für den Wettbewerbszeitraum sichtbar für die KundenInnen auch die, nicht auf den Shortlists landen. Das ist kostengünstiges Marketing. Beim Deutschen Selfpublisherpreis ist das leider nicht so. Da sieht man leider nur die Longlist und die Shortlist. Das habe ich mir dieses Jahr gespart, obwohl Plastikspur dafür geeignet gewesen wäre (brandaktuelles Thema Mikroplastik).
Oder: Gruppen gründen wie die „Bunte Hunde“ zum Beispiel, also sich zusammenschließen und gemeinsam aktiv werden auf regionaler Ebene. (Selfpublisher Verband!)
Fazit: Den KundenInnen zuliebe ist es gut, wenn die Bücher überall gekauft werden können. Doch Geld mit Romanen zu verdienen ist schwer. Für alle. Werbung ist teuer. Verschenken kann funktionieren. Am besten sind immer noch Kontakte zur Presse. Einmal auf der Spiegelbestsellerliste oder ähnlichem, macht es leichter! Aber das ist leider nur für ganz wenige möglich.
so, jetzt muss ich wieder arbeiten. Sonst wird mein Band nie fertig.
Liebe Grüße
Lara