Es ist ja nicht so, dass ein Buch, welches grundsätzlich in der Gegenwart geschrieben ist, keine Vergangenheitsformen enthalten dürfte.
Ich könnte alles in Präsens setzen. Außerdem den letzten Satz, den lasse ich so.
In diesem Fall hat der Protagonist es nicht mitbekommen, wie jemand ihn gefunden und nach Hause gebracht hat.
Es ist also aus dem Präsens heraus eine Schlussfolgerung, die erklärt, was passiert sein muss.
Oder liege ich falsch?
Im Übrigen würde ich auch in der Vergangenheit schreiben…
Ich schreibe, wie es meine Geschichte verlangt. Mal sind Dinge besser im Rückblick, manchmal in der Gegenwart, kommt halt auf die Story an.
Und: ich habe bisher auch mit Rückblenden gearbeitet. Ich glaube, die Leseprobe von „Frag mich morgen nochmal“ müsste das sogar zeigen.
Das Buch beginnt im Präsens, heute, in einer für die Protagonistin abstrusen Situation und wechselt dann in die Vergangenheit (sowohl auf dem Zeitstrahl als auch in der Zeitform), um zu zeigen, wie sie überhaupt dahin gekommen ist. Auch das funktioniert, wenn man sich darauf einlässt.
Ist für den Leser erstmal verwirrend, gerade, wenn er den Wechsel in dem Genre vielleicht nocht kennt. Aber solang am Ende alle wichtigen Fragen beantwortet werden, ist das Publikum zumeist glücklich.
Hi,
allein die Idee zum Titel ist schon witzig. Der erinnert er mich an einen Meat Loaf Song. Du hast eine ganze Hochzeitsreihe geschrieben? Auch witzig. Die Leseprobe ist gut. Funktioniert.
Ich verspüre einen stechenden Schmerz im Rücken, langsam umhüllt mich Dunkelheut, die letzte Wahrnehmung erreicht mich in Form des Gefühl eines dumpfen Aufschlag auf den Boden.
Im Bett, es scheint meins zu sein, erlange ich erstes Bewußtsein zurück. Wieviel Zeit ist vergangen? Die Sonne ist untergegangen. Auf dem Nachttisch liegt eine Notiz: „Ich habe dich gefunden und nach Hause getragen - dank mir später.“
Wenn ich vor Schmerz bewusstlos würde, wäre der letzte Gedanke in meinem Kopf sicher auch „die letzte Wahrnehmung erreicht mich“, nicht etwa so etwas wie „Aua“, „Hilfe!“ oder „Was für eine Scheiße?“
Ich verabscheue geradezu das Präsens als Erzählzeit. Viele Autoren* tun derzeit so, als erreichte man nur auf diese Art den Leser. Um dann zig bedeutend klingende Filterwörter einzusetzen … „Ich bemühe mich, mich darauf zu konzentrieren, nicht die Beherrschung zu verlieren“ - Da klappt einfach das Buch zu. Wer so schreibt, braucht natürlich wenigstens das Präsens, um vermeintlich Kontakt zum Leser zu halten.
*Anwesende ausgenommen
Präsens wäre für mich sonst kein Problem. Muss halt jemand schreiben, der auch im Präteritum unmittelbar den Leser erreichen kann. Poe. King. Und so.
Hast du einen speziellen Grund dafür? Ich mochte das auch nie besonders. Bei mir war es allerdings eine Gewohnheitssache. Ich habe es dann selbst mal bei einem Roman von mir ausprobiert und hatte tatsächlich das Gefühl, dass ich dann näher dran bin (und der Leser hoffentlich auch). Dazu habe ich die Ich-Form gewählt. Eine Kombi, die ich früher auch „tödlich“ fand. Ich habe mich allerdings geöffnet und bin nun überzeugt davon, dass die Erzählperspektive und die Wahl der Zeit vollkommen egal sind, wenn die Geschichte gut erzählt ist und der Inhalt dazu passt.
Könnte sein. Doch Präsens ist nicht unbedingt nicht unkompliziertere Form. Wie kommst du darauf?
Derzeit – empfinde ich so – ersetzt das Präsens, das vermeintlich Nähe zum Leser erzeugt, andere Schreibskills, die eben nicht beherrscht werden. Daher das Beispiel mit den Filterungen, die wieder Distanz zwischen Leser und Figur herstellen. Könnte so in vielen aktuellen NA-Büchern zu lesen sein.
Im Präsens zu schreiben, ist nicht einfacher oder unkomplizierter, aber es verdeckt die unglückliche Wortwahl besser, als wenn man den Text im Präteritum schriebe. Wer im Präteritum, das die Distanzierung durch zB Filterwörter weniger verzeiht, die Leserbindung erfolgreich meistert, kann es auch im Präsens.
Ich habe mich allerdings geöffnet und bin nun überzeugt davon, dass die Erzählperspektive und die Wahl der Zeit vollkommen egal sind, wenn die Geschichte gut erzählt ist und der Inhalt dazu passt.
Also, ich hab jetzt nicht so ein Problem mit Präsens. Der Hochwasserroman, an dem ich grade arbeite ist vollständig in Gegenwart geschrieben, weil ich damit das Tempo auf Dauer hoch halten kann (im Mix mit kurzen, rasch wechselnden Szenen und Protagonisten). Allerdings vermeide ich dabei die Ich-Perspektive, das holpert mir dann doch zu sehr.
Ich-Perspektive und Präsens im Wechsel, da hab ich mich nur in zwei Kurzgeschichten drüber getraut. Bei der einen war es eine immer wieder kehrende Traumsequenz der Protagonistin, beim zweiten Mal ein Switchen zwischen Jetzt-Zeit (Präsens) und Rückblende (Präteritum). Ich glaube, es ist in beiden Fällen gelungen.
Wo ich manchmal Probleme habe, ist wenn ich im Präteritum auf das Plusquamperfekt wechseln muss. Das fordert meine Konzentration echt.
Auch beim Lesen ist mir beides (Präsenz oder Präteritum) recht. Hauptsache, es ist nicht langweilig.
Ich habe nicht behauptet, dass es perfekt ist, nur Präsens.
Ohnmächtig werden habe ich erlebt, ich habe nicht „Aua“ oder „Hilfe“ gedacht, da war nichts an Gedanken, ich habe es nur „erlebt“.
Ich schreibe immer nur in der Ich-Form und es gibt auf beiden Seiten immer Gegner, die das jeweils andere bevorzugen. Ich bin ein großer Fan davon, dass du dich in Ruhe hinsetzen tust und dir beiden Zeitformen mal anschaust. Dann überlege dir genau, was braucht meine Geschichte, was will ich bezwecken. Spannung schließt das eine noch das andere nicht aus.
Aber in Fragen wie: Soll es von Anfang an klar sein, das der Protagonist überlebt oder nicht ?
Denn logischerweise ist eine Geschichte in der Vergangenheit vom Ich-Erzähler überbracht und damit lebt der Chatakter noch.
Aber als wichtigster Tipp: Entscheide du, was für DEINE Geschichte am Besten ist. Nicht was andere lieber haben.