Mein Hauptprojekt ist eigentlich ein medizinisches Sachbuch bzw. ein Ratgeber, dafür habe ich mir Papyrus ursprünglich zugelegt.
Gleichzeitig juckt es mich in den Fingern, einen Roman zu schreiben. Ich habe ein paar grobe Ideen für Thriller und Mystery/Fantasy-Geschichten, ertappe mich aber jedesmal dabei, einen Plot gleich wieder verwerfen zu wollen, weil es etwas Ähnliches dann ja doch schon gibt. Das verunsichert mich dann geradezu, weil ich befürchte, am Ende nur billige Kopien zu erzeugen, die keiner lesen will. Mir ist schon klar, dass ich das Rad nicht neu erfinden werde können und, dass es immer Parallelen zu anderen Geschichten geben wird, nur wie geht ihr damit um?
Mach einfach eine gute Kopie, die es wert ist sie zu lesen. Und wer weiß, vielleicht ist es am Ende doch gar keine Kopie, weil sich die Geschichte beim Schreiben/Planen unerwartet ändert (das passiert fast immer, denke ich).
Wir sind Menschen und seit tausenden von Jahren mögen wir auch sich ähnelnde Geschichten, wenn sie gut neu erzählt werden. Wir wechseln nur das Lagerfeuer alle paar Jahre.
Es kommt ja auch auf die Ebene an. Ich bin mir nicht bewusst, dass mein Projekt eine Kopie wäre, denn die Wesen, die ich mir ausgedacht habe, habe ich noch nie in einem Buch angetroffen. (Aber das muss ja nichts heißen. Immerhin kenne ich nicht alle Bücher der Welt.)
Natürlich geht es bei mir auch um Gut gegen Böse. Auf dieser Ebene spielen sich wohl alle Geschichten ab.
Shakespeares “Romeo und Julia” ist auch nicht neu. Den Stoff gab es seit der Antike immer wieder. Oder was ist mit Pretty Woman (mit Julia Roberts und Richard Gere)? Ist doch auch nur eine neue Form von Aschenputtel. Und Goethe hat den Stoff für Faust auch irgendwo “geklaut”. Trotzdem haben die Leute es nicht als Kopie empfunden, die keiner lesen oder hören will.
Du musst für deine Geschichte brennen, denn sie wird dich unter Umstände Monate oder gar Jahre beschäftigen. Du musst dich von der Geschichte packen lassen. Und du musst ihr Zeit geben zu reifen. Dann werden sich schon neue Ideenkombinationen ergeben, die die Chance auf ein Alleinstellungsmerkmal bieten.
Wie kommst Du denn da drauf? Natürlich kann man das Rad neu erfinden, natürlich gibt es Geschichten, Plots etc., die noch nicht erzählt wurden. Du musst sie nur finden. Also: Augen auf, Recherche is allways and ervrywhere.
Abgesehen davon gibt es sicherlich - wie Pamina22 so nett andeutet - sicherlich einige Millionen Versionen von Liebe. Warum nicht noch ein paar dazu schreiben? Und es geht nicht nur um das WAS, sondern auch um das WIE. Also: Neu erzählen! Anders, ungewohnt, aus einer anderen Perspektive.
Ein Regisseur aus einem etwas irren Film - „Wag the dog“, grob übersetzt „Wenn der Schwanz mit dem Hundwedelt“, 1997, absolut sehenswert - behauptet, er könne Moby Dick Teil zwo verfilmen, diesmal aus der Sicht des Wales, und es würde einen Oscar wert sein. Ich schreibe derzeit an einem Roman, den es meines Wissens so in dieser Art auch noch nicht gegeben hat, weder in der Story, noch - und gerade - in der Erzählform. Ich muss allerdings wahrscheinlich nach Veröffentlichung in den Zeugenschutz und die Insel verlassen….
Aber was tut man nicht alles für die Kunst…
Ich habe so einen Liebesroman geschrieben. Anders als üblich. Bin grob kritisiert worden. Da sei nichts mit Liebe. Ich könne kein Deutsch. Es gäbe keine Identifikationsfigur. Vielleicht stimmt es. Na und? Ich mag diesen Roman. Und wenn es auch nur eine einzige Person gibt auf dieser Welt, die ihn auch mag, habe ich die Arbeit nicht umsonst auf mich genommen.
Mein Letzter - Du weisst, wovon ich schreibe, liebe Suse - hat auch Meinungen hervorgebracht von „Absolut genial!“ über „Klischeehafte Darstellungen“ bis „Du bist ja nicht ganz klar im Kopf!“ Ja, alle mit Ausrufungszeichen. Ich komme gut damit klar. Polarisation, was will ich denn noch? Den Roman zu schreiben, also** ich meine: den** Roman - da wüßte ich gar nicht, wie das geht. Wenn ichs wüßte, hätte ich es wahrscheinlich bereits getan. Aber so schreibe ich das, worauf ich Bock habe. Und es gibt ein paar Menschen, die es mögen. Da stimme ich der unglaublichenSuse absolut zu, auch wenn ich doch deutlich mehr will.
Insofern ist die Botschaft relativ einfach:Peterchen, schreib!
Und dann schau mal, was so geschieht, um Dich herum und ganz vorne mit Dir.
Ihr habt nicht nur DEN Roman geschrieben, sondern DIE.
Und Narratöör, du weißt wie man schreibt und Leser fesselt. Und Sluga ist immer noch eins meiner Lieblingsbücher.
Verwerfe es nicht einfach. Lass es einfach stehen und vielleicht wächst es mit der Zeit. Vielleicht wird es ja dann eine ganz andere Geschichte. Das war bei mir dann so. Teilweise schreibe ich nur eine grobe Idee auf und dann irgendwann später kommen ein paar neue dazu. Wenn ja dann ja, wenn nicht dann nicht.
Jedes Bild wurde schon gemalt, jedes Lied gesungen und jeder Roman geschrieben.
Wenn mir solche Zweifel kommen, sehe ich mir auf YouTube das ‘4 Chords Video’ von ‘The Axis of Awesome’ an, amüsiere mich und schreibe weiter.
Aus dem Buch Rette die Katze von Blake Snyder habe ich mir folgendes gemerkt:
Mach dasselbe - nur anders.
Nach diesem Prinzip werden Hollywoodfilme gemacht. Hänsel und Gretel: Hexenjäger Aus einem Kindermärchen wird ein blutiger Actionfilm. Abraham Lincoln Vampirjäger Die Lebensgeschichte von Lincoln wird zu einem durchgeknallten Vampirfilm. Roman und Drehbuch stammen von Seth Grahame-Smith. Stolz und Vorurteil und Zombies Basierend auf Jane Austens Roman schrieb Seth Grahame-Smith seinen Roman.