Ihr seid schuld

… dass ich meine häuslichen Pflichten vernachlässige. Ihr mit euren Adventskalender- und Seitenschlüpfer-Dingern. Macht, dass ich noch eine Weihnachtsgeschichte geschrieben habe. Außer Konkurrenz zum bisherigen. Dabei bin ich alles andere als ein Weihnachtsgschichtldrucker.
Habt euch lieb, bitte. Ich tus auch.

Die Frau im Bordell.pdf (42,4 KB)

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Schon die erste Geschichte für den Adventkalender 2026. Fehlen nur mehr dreiundzwanzig Geschichten. :ok_hand:

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Was für eine Geschichte :heart:

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Heidewitzka, Applaus für diese Geschichte :+1:

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Wow, was für eine atemberaubende Geschichte! Ein gewagtes Setting in dem du wunderbar beschrieben hast, dass man auch in den sogenannten Randgruppen unserer Gesellschaft große Herzen finden kann. Vielleicht sogar eher, als anderswo. Danke hierfür!

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Lies mal über Tschechows Waffe nach. Er schreibt (und hat damit in meinen Augen recht): Wenn du im ersten Akt eine Pistole an die Wand gehängt hast, dann soll sie im nächsten abgefeuert werden. Ansonsten hänge sie nicht dort hin.

Gleich zwei wichtige Elemente, nimmt man den Migrationshintergrund noch mit dazu, sind es drei, die für die Geschichte irrelevant sind. Warum ist er so groß und schwer? Wird nicht aufgelöst. Warum wird erwähnt, ob er sicher oder vielleicht schwul ist? Wird nicht aufgelöst. Zwei oder drei Elemente, die für die Geschichte nicht nötig sind und die am Ende hilflos und sinnlos in der Luft hängen.

Da hast du natürlich recht. Also weg damit. Oder doch weiterschreiben? Vielleicht erfahren wir ja noch, wieso Cem wegen des gelähmten Jungen so depressiv zu sein scheint. Was hatte Claire mit ihm laufen? Warum war Melli so angepisst, als die Frau in den Puff kam. Und welche Rolle spielt die Erzählerin?
Fragen über Fragen …

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Ganz ehrlich? Nicht weg damit.

Braucht man die Informationen bei dem kurzen Ausschnitt? Nein. Tut es weh, sie da zu haben? Ebenfalls nein.

Steht doch nirgends, dass jetzt Schluss ist. Es ist eine Szene, die so bleibt oder eingebettet wird. Und passiert letzteres, wird vielleicht alles aufgelöst. Oder auch nicht.

Man muss nicht ALLES auflösen. Meine Romane haben ebenfalls offene Enden gelassen, wenn auch nur kleine. Hat mir aber keine Kritik eingebracht bisher.

Schreib wie du willst, nicht wie Andere es wollen oder es vermeintlich besser machen würden.

Fakt ist: SIE haben es gar nicht gemacht :wink:

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Kann man so sehen, muss man aber nicht.

Gut, es ist eine Kurzgeschichte und in einer solchen werden die Protagonisten nur kurz angerissen. So heißt es jedenfalls. Andererseits schadet ein wenig Tiefe auch einem Charakter in einer kurzen Geschichte nicht, sofern die Beschreibung nicht langweilt. Das ist meiner Meinung nach hier nicht der Fall. Im Gegenteil.

Ich finde die Beschreibung wichtig. Schon weil wir fast nichts über die anderen Protagonistinnen erfahren. Dort ist die geforderte „Sparsamkeit“ ja umgesetzt. Aber die Geschichte braucht eben auch eine Art Fixpunkt, also etwas, was der Leser erkennt oder womit er sich identifizieren kann.

Für mich ist das Cem, der als „sanfter Riese“ der Geschichte diesen weihnachtlichen Geschmack verleiht. Er ist damit natürlich ein Archetypus (oder auch klischeehaft, wenn man es negativ ausdrücken möchte), aber es ist eben eine Kurzgeschichte und da hat mich nicht den Raum, einen Charakter vielschichtig zu gestalten. Also ist er groß und schwer.

Dass er (vielleicht) schwul ist, verstärkt die Vorstellung vom „sanfter Riese“. Natürlich klischeehaft, aber wie gesagt: Kurzgeschichte. Dann erzählt es aber auch etwas über das Verhältnis der Erzählerin und ihrer Freundinnen zu Cem, was auch stimmungsbildend ist.

Was den Migrationshintergrund angeht, hat die gesamte Beschreibung offenbar zu dieser Annahme verleitet. Zu Cem selbst erfahren wir nicht, woher er kommt. Nur, dass er für „Dragan“ arbeitet, einen Bart und Glatze hat und wegen Totschlag im Gefängnis war. Und seinen Namen natürlich. Der könnte aber auch ein Spitzname sein.

Grundsätzlich ist das Prinzip von Tschechows Waffe sicher sinnvoll. Und wenn eine Pistole an der Wand hängt, sollte sie später eine Rolle spielen. Aber nicht alles, was an der Wand hängt, muss eine Pistole sein. Es kann auch ein Pferdehalfter sein, der dort hängt, weil die Wand zu einem Pferdstall gehört und dort hängen nun Pferdehalfter an der Wand. Einfach für die Stimmung. :wink:

Mir hat die Geschichte jedenfalls sehr gefallen. :+1:

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Ich dachte, es wäre eine Kurzgeschichte. Hatte keine Ahnung, dass es der Auftakt zu was Größerem ist.

Ich dachte, es wäre eine Kurzgeschichte. Hatte keine Ahnung, dass es der Auftakt zu was Größerem ist.

Ja, ich ehrlich gesagt auch nicht. Das weiß ich eigentlich nie, wenn ich zu schreiben beginne, was dann daraus wird. Und eine Geschichte zu planen wie einen Hausbau, das mag ich nicht so.

Wer hier einen Text reinstellt, so nehme ich an, setzt sich (hoffentlich bewusst) der Kritik aus, was impliziert, dass er oder sie auch auf Fehler hingewiesen wird, aus denen dann zu lernen ansteht. Das hast du gemacht und dafür bin ich dir dankbar - auch und gerade weil deine Kritik gerechtfertigt ist.
Ich widme der Nebenperson Cem für eine Kurzgeschichte sehr viel Text. Warum weiß ich gar nicht, wahrscheinlich weil ich das Klischee des bösen bärtigen Türkenglatzkopfs brechen wollte, vielleicht schlummert aber in meinem Hinterkopf tatsächlich eine ganz andere Geschichte, die ich noch schreiben müsste, in der er eine bedeutendere Rolle spielt, als hier nur angedeutet. Keine Ahnung was in meinen kleinen grauen Zellen abgeht, nur dass ich nicht der einzige bin, dem es so geht.

Was das Klischee der Migras angeht: Das ist in diesem Setting keines. Ich weiß nicht, wie vertraut du mit der Prostitutionsszene bist, aber ich kann dir aus meiner beruflichen Tätigkeit versichern, dass diese in Wien seit zwanzig Jahren fest in serbischer Hand ist. Zumindest was Bordelle betrifft, am Straßenstrich sieht es etwas anders aus. Serbische Zuhälter stellen gerne türkische Bodyguards mit krimineller Vergangenheit an - zum einen weil sie loyal sind, zum anderen, weil ihnen sonst kaum wer nach einem Knastaufenthalt Arbeit gibt. Und in den einschlägigen Etablissements sind es oft Männer aus der Schwulenszene oder Familienväter, weil sich die eher selten was mit den Sexarbeiterinnen anfangen. Wobei in der Geschichte lediglich die Vermutung ausgesprochen wird, nicht die Behauptung, Cem sei schwul.
Die Sexarbeiterinnen selbst kommen (in Wien) meist aus aus den östlich angrenzenden Staaten (Ungarn, Tschechien, Slowakei) oder aus Thailand und stehen unter amtlicher Kontrolle (das heißt sie sind registriert und müssen monatlich zu einer ärztlichen Untersuchung. Am Straßenstrich sieht es anders aus, dort sind viele Mädchen (und Jungs) krank (meist Hepatitis, aber auch HIV) und - wieder anders als in den Bordells - der Brutalität von Freiern und Zuhältern jeder Nationalität ausgeliefert. Alles Dinge, die Familie Normalverbraucher unterm Weihnachtsbaum nicht brauchen kann.

Jo, was soll ich sonst noch sagen, @Nopuli - du hast mich erwischt. Zwar nicht auf meiner Achillessehne, der Grammatik - aber doch. Danke nochmal für deine Kritik. Vielleicht sollte ich doch wieder mehr sozialpsychiatrische Fachliteratur schreiben als belletristisch zu dilettieren.
Schönen Advent auch dir! Und lass Tschechows Gewehre ruhig mal an der Wand hängen.

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Ich glaube, das ist kein Grund mehr Fachliteratur zu schreiben. Ich habe mir diese Fragen gar nicht gestellt. Vielleicht, weil ich verstanden habe, was du sagen willst? Für mich war es eindeutig, dass du den vermeidlich bösen ein Herz geben wolltest. Jeder liest/empfindet, interpretiert, Geschichten ja auch anders.
Was mich vielmehr interessieren würde, wäre: Warum saß sie auf dem Sozius? War es Liebe oder nur Sex?
Gibt es vielleicht eine dramatische Liebesgeschichte? :wink:

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Tja, das alles wissen wir leider genauso wenig wie ihre Kolleginnen.

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Zeit, die Geschichte weiterzuführen

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Liebe natürlich!!!

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Hoffentlich ironisch oder kokett gemeint und nicht wirklich wegen ‚Nörgeli‘. :wink:

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