Kann man so sehen, muss man aber nicht.
Gut, es ist eine Kurzgeschichte und in einer solchen werden die Protagonisten nur kurz angerissen. So heißt es jedenfalls. Andererseits schadet ein wenig Tiefe auch einem Charakter in einer kurzen Geschichte nicht, sofern die Beschreibung nicht langweilt. Das ist meiner Meinung nach hier nicht der Fall. Im Gegenteil.
Ich finde die Beschreibung wichtig. Schon weil wir fast nichts über die anderen Protagonistinnen erfahren. Dort ist die geforderte „Sparsamkeit“ ja umgesetzt. Aber die Geschichte braucht eben auch eine Art Fixpunkt, also etwas, was der Leser erkennt oder womit er sich identifizieren kann.
Für mich ist das Cem, der als „sanfter Riese“ der Geschichte diesen weihnachtlichen Geschmack verleiht. Er ist damit natürlich ein Archetypus (oder auch klischeehaft, wenn man es negativ ausdrücken möchte), aber es ist eben eine Kurzgeschichte und da hat mich nicht den Raum, einen Charakter vielschichtig zu gestalten. Also ist er groß und schwer.
Dass er (vielleicht) schwul ist, verstärkt die Vorstellung vom „sanfter Riese“. Natürlich klischeehaft, aber wie gesagt: Kurzgeschichte. Dann erzählt es aber auch etwas über das Verhältnis der Erzählerin und ihrer Freundinnen zu Cem, was auch stimmungsbildend ist.
Was den Migrationshintergrund angeht, hat die gesamte Beschreibung offenbar zu dieser Annahme verleitet. Zu Cem selbst erfahren wir nicht, woher er kommt. Nur, dass er für „Dragan“ arbeitet, einen Bart und Glatze hat und wegen Totschlag im Gefängnis war. Und seinen Namen natürlich. Der könnte aber auch ein Spitzname sein.
Grundsätzlich ist das Prinzip von Tschechows Waffe sicher sinnvoll. Und wenn eine Pistole an der Wand hängt, sollte sie später eine Rolle spielen. Aber nicht alles, was an der Wand hängt, muss eine Pistole sein. Es kann auch ein Pferdehalfter sein, der dort hängt, weil die Wand zu einem Pferdstall gehört und dort hängen nun Pferdehalfter an der Wand. Einfach für die Stimmung. 
Mir hat die Geschichte jedenfalls sehr gefallen. 